De viris illustribus urbis Romae

Ornament

Übersetzung

[Sextus Aurelius Victor1: Von den berühmten Männern der Stadt Rom]

Procas, König der Albaner2

1 (1) [32] Procas, König der Albaner, hatte zwei Söhne, Amulius und Numitor, denen er das Reich mit der Bestimmung hinterließ, daß sie es abwechselnd, allemal ein Jahr lang, beherrschen sollten. Allein Amulius trat seinem Bruder die Herrschaft nicht ab und machte, um ihn auch der Nachkommenschaft zu berauben, dessen Tochter Rea Silvia zur Priesterin der Vesta, damit sie an ewige Jungfrauschaft gebunden sein sollte, sie wurde jedoch vom Mars geschwängert und gebar den Romulus und Remus. (2) Amulius ließ sie selbst in’s Gefängniß setzen und ihre Knäblein in die Tiber werfen, das Wasser aber ließ sie auf dem Trockenen zurück. (3) Auf ihr Gewimmer eilte eine Wölfin herbei und nährte sie an ihrem Euter. Bald darauf nahm sie der Hirt Faustulus an sich und übergab sie seiner Frau Acca Laurentia, um sie aufzuziehen. (4) Später tödteten sie den Amulius, setzten ihren Großvater Numitor wieder auf den Thron und erbauten im Verein mit Hirten eine Stadt, welche Romulus als Sieger bei der Vogelschau3, da er selbst zwölf, Remus aber nur sechs Geier erblickt [33] hatte, Roma nannte; und um sie früher durch Gesetze, als durch Mauern zu befestigen, erließ er den Befehl, daß Niemand den Wall überspringen sollte, Remus aber übersprang ihn, den Befehl verlachend, dennoch und soll vom Hauptmann Celer mit einem Grabscheite erschlagen worden sein.

Romulus, erster König von Rom

2 (1) Romulus eröffnete allen Ankömmlingen eine Freistätte, und da er nach Zusammenfluß einer großen Volksmenge sah, daß es ihr an Ehefrauen fehle, so erbat er sich solche durch Gesandtschaften von den benachbarten Staaten. (2) Als sie ihm abgeschlagen wurden, stellte er zum Scheine consualische Spiele4 an, und wie nun eine große Menge Menschen beiderlei Geschlechts dazu herbeigekommen war, wurden auf ein gegebenes Zeichen die Jungfrauen [von den Römern] geraubt. Da Eine derselben von außerordentlicher Schönheit unter großer Bewunderung Aller hinweggeführt wurde, erhielt man die Auskunft, sie werde zum Talassius geführt. (3) Weil nun diese Ehe sehr glücklich ausfiel, so wurde festgesetzt, daß bei allen Hochzeiten der Name des Talassius angerufen werden sollte. Als so die Römer die Mädchen der Grenznachbarn mit Gewalt geraubt hatten, ergriffen zuerst die Einwohner von Cänina5 gegen sie die Waffen. (4) Romulus zog ihnen entgegen und besiegte ihr Heer, sowie in einem Zweikampfe ihren Heerführer Acron. (5) Die erbeutete Rüstung desselben weihte er dem Jupiter Feretrius auf dem Capitolium. [Auch] die [Antemnaten, Crustuminer, Fidenaten, Vejenter6 und] Sabiner griffen der geraubten Jungfrauen wegen gegen die Römer zu den Waffen; (6) und da sie, sich Rom nähernd, eine Jungfrau Namens Tarpeja antrafen, welche, um Wasser zu einer Opferhandlung zu schöpfen [von der Burg] herabgestiegen war, so stellte ihr Titus Tatius frei, sich [34] irgend ein Geschenk auszubitten, wenn sie sein Heer auf’s Capitolium führen würde. Jene verlangte, was sie am linken Arme trügen, – sie meinte nämlich Ringe und Armspangen – und als man ihr dieß trügerisch versprochen hatte, führte sie die Sabiner auf die Burg, wo Tatius befahl, sie unter Schilden zu begraben7, denn auch diese trugen sie ja am linken Arme. (7) Romulus rückte gegen den Tatius, welcher den Tarpejischen Berg besetzt hielt, aus und lieferte ihm an der Stelle, wo sich jetzt das Forum Romanum8 befindet, ein Treffen. Hier fiel heldenmüthig kämpfend Hostus Hostilius, und über seinen Tod bestürzt fingen die Römer zu fliehen an. (8) Da gelobte Romulus dem Jupiter Stator einen Tempel, worauf sein Heer, sei es durch Zufall, sei es durch göttliche Schickung, wieder zum Stehen kam. (9) Nun stürzten die Geraubten mitten unter [die Kämpfenden], beschworen hier ihre Väter, dort ihre Gatten, und vermittelten den Frieden. (10) Romulus schloß einen Vertrag mit den Sabinern, nahm sie in die Stadt auf und nannte nun das Volk nach Cures, einer Stadt der Sabiner, Quiriten. (11) Hundert Senatoren gab er ihrer väterlichen Fürsorge [für den Staat] wegen den Namen Väter; auch errichtete er drei Reitercenturien, die er nach sich Ramnenses, nach Titus Tatius Tatienses und nach Lucumo Luceres nannte, (12) und theilte das Volk in dreißig Curien, die er mit den Namen geraubter Jungfrauen bezeichnete. (13) Während er am Ziegensumpfe das Heer musterte, verschwand er plötzlich, und als es hierauf zu tumultuarischen Auftritten zwischen dem Senate und Volke kam, trat Julius Proculus, ein angesehener Mann, in der Volksversammlung auf und bekräftigte durch einen Eid, er habe den Romulus auf dem Quirinalischen Hügel in majestätischer Gestalt erblickt, wie er sich eben zu den Göttern erhoben habe, und er ließe ihnen befehlen, sich des Aufruhrs zu enthalten und die Tugend zu lieben; dann werde es kommen, daß sie die Herren aller Völker würden. (14) Man glaubte der Aussage des Mannes, errichtete dem Romulus auf dem Quirinalischen Hügel einen Tempel, verehrte ihn als Gottheit und nannte ihn Quirinus.

Numa Pompilius, zweiter König der Römer

3 (1) [35] Als nach der Vergötterung des Romulus längere Zeit eine Zwischenregierung bestand und Zwistigkeiten sich erhoben, wurde Numa Pompilius, ein Sohn des Pompo, aus Cures, einer Stadt der Sabiner, [auf den Thron] berufen, der nach seiner von günstigen Vogelzeichen begleiteten Ankunft in Rom viele religiöse Einrichtungen traf, um das noch wilde Volk durch Religiösität sanfter zu machen. Er erbaute einen Tempel der Vesta, wählte Vestalische Jungfrauen, stellte drei Flamines9 an, für den Jupiter, Mars und Quirinus, ferner bis zwölf Salier oder Priester des Mars, deren erster Präsul heißt, ernannte einen Pontifex Maximus10 und erbaute die Pforten des zweiköpfigen Janus11. Das Jahr theilte er mit Hinzufügung des Januar und Februar in zwölf Monate ein12; (2) auch gab er viele zweckmäßige Gesetze und stellte sich, als ob er Alles, was er vornähme, auf Befehl der Nymphe Egeria, seiner Gemahlin, thäte. Wegen dieser seiner außerordentlichen Gerechtigkeitsliebe überzog ihn auch Niemand mit Krieg. Er starb von Krankheit aufgerieben und wurde auf dem Janiculus begraben, wo nach vielen Jahren von einem gewissen Terentius ein Kästchen mit Schriften herausgeackert wurde, welche aber, da sie nur einige geringfügige Angaben über die Gründe der Religionsgebräuche enthielten, auf Anordnung des Senats verbrannt wurden.

Tullus Hostilius, dritter König der Römer

4 (1) Tullus Hostilius, dessen Großvater13 gegen die Sabiner gute Dienste geleistet hatte, kündigte, zum König gewählt, den Albanern [36] den Krieg an, welcher sich mit dem Kampfe der Drillingsbrüder14 endigte, (2) zerstörte Alba wegen der Treulosigkeit des Feldherrn Metius Fufetius und befahl den Albanern, nach Rom überzusiedeln, (3) erbaute die Hostilische Curie und fügte den Berg Cölius der Stadt bei. (4) Während er beim Opfern dem Numa Pompilius nachahmte, konnte er einst bei einem dem Jupiter Clicius15 dargebrachten Opfer keine günstigen Vorzeichen erhalten, sondern wurde vom Blitze getroffen und verbrannte sammt seiner Königsburg16. (5) Als zwischen den Römern und Albanern ein Krieg ausgebrochen war, so beschlossen die beiden Heerführer Hostilius und Fufetius, die Sache durch den Kampf einiger Wenigen zu beendigen. (6) Bei den Römern befanden sich Drillingsbrüder, die Horatier, und ebenso drei bei den Albanern, die Curiatier. Als nun diese nach getroffener Uebereinkunft mit einander kämpften, fielen sogleich zwei der Römer, die drei Albaner waren verwundet. (7) Der [noch übrige] einzige Horatier war zwar noch unverwundet, weil er aber dem Kampfe mit Dreien nicht gewachsen war, so stellte er sich, als ob er fliehe, und tödtete die ihn in Zwischenräumen, wie Jedem der Schmerz seiner Wunden es erlaubte, Verfolgenden einzeln nach einander. (8) Wie er mit den erbeuteten Waffen beladen zurückkehrte, begegnete ihm seine Schwester, die, sobald sie das Kriegsgewand ihres Verlobten, der einer der Curiatier war, erblickte, zu jammern begann, worauf sie ihr Bruder tödtete. (9) Deshalb von den Duumvirn17 verurtheilt, appellirte er an das Volk, welches ihn, durch die Thränen seines Vaters erweicht, begnadigte und [nur] unter das Balkenjoch schickte18, welches, am Wege aufgerichtet, noch jetzt der Schwestergalgen heißt. (10) [37] Da sich Metius Fufetius, der Feldherr der Albaner, von seinen Mitbürgern gehaßt sah, weil er den Krieg blos durch den Kampf der Drillinge beendigt hatte, so reizte er, um die Sache wieder gut zu machen, die Vejenter und Fidenaten19 zum Kriege gegen die Römer auf. (11) Er selbst führte, vom Tullus zu Hülfe gerufen, sein Heer auf einen Hügel, um dem Kriegsglück zu folgen20. (12) Als Tullus die Sache durchschaute, rief er mit lauter Stimme, Metius thue dieß auf seinen Befehl, und dadurch wurden die Feinde erschreckt und besiegt. (13) Wie nun Metius am folgenden Tage kam, um dem Tullus Glück zu wünschen, wurde er auf dessen Befehl an vier Pferde gebunden und in Stücke zerrissen.

Ancus Marcius, vierter König der Römer

5 (1) Ancus Marcius, ein Enkel Numa’s von mütterlicher Seite, seinem Großvater an Gerechtigkeitsliebe und Religiösität ähnlich, bezwang durch einen Krieg die Latiner, (2) fügte die Berge Aventinus und Janiculus der Stadt bei und umgab diese mit neuen Mauern. Die Waldungen machte er zum Nutzen für den Schiffsbau zu Staatgut, führte eine Salzsteuer ein und erbaute das erste Gefängniß. (3) Nach Ostia, das an der Mündung der Tiber für die Zufuhr zur See sehr günstig gelegen war, führte er eine Colonie. (4) Das Fetialrecht21, dessen sich Gesandte bedienen sollten, um Rückerstattung des Eigenthums zu verlangen, entlehnte er von den Aequiculern, wo es Rhesus22 zuerst ausgedacht haben soll. (5) Nachdem er alles dieß in kurzer Zeit ausgeführt hatte, ward er durch einen zu frühen Tod hinweggerafft und konnte sich als König nicht ganz so zeigen, wie man von ihm erwartet hatte23.

Tarquinius Priscus, fünfter König der Römer

6 (1) [38] Lucius Tarquinius Priscus war ein Sohn jenes Damaratus aus Corinth, welcher, der Tyrannei des Cypselus entfliehend, nach Etrurien auswanderte. (2) Er selbst hieß [eigentlich] Lucumo und wandte sich aus der Stadt Tarquinii24 nach Rom. (3) Bei seiner Ankunft nahm ihm ein Adler den Hut vom Kopfe, flog damit in große Höhe und setzte ihm denselben dann wieder auf. (4) Seine der Vogelzeichen kundige Gemahlin Tanaquil erkannte daraus, daß ihm die Regierung prophezeit werde. (5) Tarquinius erwarb sich durch sein Geld und seine Thätigkeit großes Ansehen und auch die vertraute Freundschaft des Königs Ancus, riß aber, von diesem als Vormund seiner Kinder hinterlassen, die Regierung selbst an sich und führte sie dann so, als ob er sie mit Recht erlangt hätte. (6) Er wählte hundert Senatoren in die Curie, welche die der jüngeren Geschlechter genannt wurden, (7) verdoppelte die Zahl der Reitercenturien, deren Namen er aber nicht ändern konnte, da ihn das Verbot des Attius Navius, eines Augurs25, zurückschreckte, der die Untrüglichkeit seiner Kunst durch ein Scheermesser und einen Schleifstein erhärtete26. (8) Er bezwang die Latiner, erbaute „die größte Rennbahn“27 und [39] führte die großen Spiele28 ein. Ueber die Sabiner und alten Latiner hielt er einen Triumph, und umgab die Stadt mit einer steinernen Mauer. (9) Seinem dreizehnjährigen Sohne schenkte er, weil er im Treffen einen Feind durchbohrt hatte, ein mit Purpur verbrämtes Kleid und ein Halsgehenke29, von welcher Zeit an dieß die Auszeichnungen freigeborner Kinder geworden sind. (10) Später wurde er von den Söhnen des Ancus durch gegen ihn gedungene Mörder verrätherisch des Thrones beraubt und getödtet.

Servius Tullius, sechster König der Römer

7 (1) Als Servius Tullius, ein Sohn des Tullius Corniculanus und einer Gefangenen, Namens Ocresia, im Hause des Tarquinius Priscus erzogen wurde, umstrahlte einstmals ein flammenartiger Glanz sein Haupt. (2) Tanaquil erkannte, daß ihm durch diese Erscheinung die höchste Würde im Staate vorherverkündigt würde, (3) und rieth daher ihrem Gemahl, ihn wie seine eigenen Kinder zu erziehen. (4) Als er herangewachsen war, machte ihn Tarquinius zu seinem Schwiegersohne, und nach der Ermordung dieses Königs rief Tanaquil von einem erhöhten Platze herab dem Volke zu, Priscus, der eine zwar schwere, aber nicht tödtliche Wunde empfangen habe, wünsche, daß sie bis zu seiner Wiederherstellung den Befehlen des Servius Tullius gehorchen sollten. (5) Somit fing dieser gleichsam bittweise zu herrschen an, führte aber die Regierung auf gehörige Weise. (6) Er schlug öfters die Etrusker, zog die Hügel Quirinalis, Viminalis und Esquilinus mit zur Stadt und umgab diese mit Wall und Graben. (7) Das Volk theilte er in vier Tribus30 und vertheilte später Getreide unter den niedern Stand desselben. (8) Auch führte er Maße, Gewichte, Classen und Centurien ein. (9) Die Völkerschaften der Latiner beredete [40] er, nach dem Beispiel derer, welche der Diana zu Ephesus einen Tempel erbaut hätten, gleichfalls der Diana einen Tempel auf dem Aventinus zu erbauen. (10) Als dieser zu Stande gekommen war, wurde einem Latiner ein Kalb von wunderbarer Größe geboren und im Traume die Weissagung ertheilt, daß dasjenige Volk die Oberherrschaft erhalten würde, von welchem ein Bürger jenes Kalb der Diana geopfert hätte. (11) Der Latiner trieb das Kalb auf den Aventinus und erzählte die Sache dem römischen Priester. (12) Dieser, ein schlauer Mann, sagte ihm, er müsse vorher die Hände in fließendem Wasser waschen. (13) Während nun der Latiner zur Tiber hinabstieg, opferte der Priester das Kalb. (14) So erwarb er durch dieses kluge Verfahren seinen Mitbürgern die Herrschaft, sich aber großen Ruhm. (15) Servius hatte zwei Töchter, die eine von heftigem, die andere von sanftem Charakter31. Da er nun sah, daß die Söhne des Tarquinius32 von gleicher Gemüthsart waren, so gab er, um die Sinnesart Aller durch Verschiedenheit der Charaktere zu mildern, die Heftige dem Sanften, die Sanfte dem Heftigen zu Gemahlinnen. (16) Allein die Sanften starben, sei es durch Zufall, sei es durch Nachstellungen, und die Heftigen vereinigte die Aehnlichkeit ihrer Charaktere. (17) Sogleich fing nun Tarquinius Superbus, von [seiner Gattin] Tullia aufgereizt, vor dem versammelten Senate den Thron seines Vaters zurückzufordern an. (18) Als Servius auf erhaltene Kunde davon nach der Curie eilte, wurde er auf Befehl des Tarquinius die Treppe hinabgestürzt und, nach seiner Wohnung zurückfliehend, ermordet. (19) Tullia eilte sogleich auf den Marktplatz und war die Erste, welche ihren Gemahl als König begrüßte. Von ihm aufgefordert, sich aus dem Getümmel zu entfernen, gewahrte sie, nach Hause zurückkehrend, den Leichnam ihres Vaters und befahl dem Kutscher, welcher ihm ausweichen wollte, mit dem Wagen gerade über den Leichnam hinwegzufahren, weshalb jene Straße „die verfluchte“33 [41] genannt wurde. Tullia wurde später zugleich mit ihrem Manne in die Verbannung getrieben.

Tarquinius Superbus, siebenter König der Römer

8 (1) Tarquinius erwarb sich durch sein Betragen den verdienten Beinamen „der Uebermüthige“. (2) Nach der Ermordung des Servius Tullius riß er die Regierung durch ein Verbrechen an sich, zeigte sich jedoch im Kriege unternehmend und bezwang die Latiner und Sabiner, entriß den Volskern Suessa Pometia und brachte Gabii durch seinen Sohn Sextus, der sich für einen Überläufer ausgab, in seine Gewalt. Er führte zuerst die latinischen Feiertage34 ein (3) und erbaute die Sitze in der Rennbahn und den großen unterirdischen Abzugskanal35, wobei er die Kräfte des ganzen Volks in Anspruch nahm, weshalb man jenen Kanal auch „die Gräben der Quiriten“ nannte. (4) Als er den Bau des Capitoliums begann, fand er einen Menschenkopf, woraus man erkannte, daß jene Stadt das Haupt der Völker werden würde. (5) Da sein Sohn bei der Belagerung von Ardea36 die Lucretia geschändet hatte, wurde er sammt diesem in die Verbannung getrieben und floh zum Porsenna, dem Könige von Etrurien, mit dessen Hülfe er den Thron wieder zu gewinnen versuchte. (6) Aber geschlagen, begab er sich nach Cumä37, wo er seine übrige Lebenszeit in der größten Verachtung hinbrachte.

Lucius Tarquinius Collatinus und seine Gemahlin Lucretia

9 (1) [42] Tarquinius Collatinus, ein Schwestersohn des Tarquinius Superbus, befand sich als Zeltgenoß der königlichen Prinzen vor Ardea. Als daselbst bei einem ziemlich lustigen Gelage ein Jeder seine Frau pries, beschloß man, eine Probe anzustellen. (2) So ritten sie denn nach Rom, wo sie die Schwiegertochter des Königs bei einer Schmauserei und in Ueppigkeit antrafen. Von hier begaben sie sich nach Collatia und fanden hier die Lucretia unter ihren Mägden, mit Wollarbeit beschäftigt. Daher wurde sie für die ehrbarste erklärt. (3) Sextus Tarquinius kehrte, um sie zu verführen, bei Nacht nach Collatia zurück, trat, das Recht der Verwandtschaft benutzend, in das Haus des Collatinus, drang in das Schlafgemach der Lucretia ein und schändete sie durch Gewalt. (4) Diese berief am folgenden Tage ihren Vater und ihren Gemahl zu sich, erzählte ihnen den Vorfall und erstach sich mit einem Messer, das sie unter dem Gewande verborgen gehalten hatte. (5) Jene Männer aber verschworen sich zum Verderben der königlichen Familie, und rächten durch deren Vertreibung den Tod der Lucretia.

Junius Brutus, erster Consul der Römer

10 (1) Lucius Junius Brutus, ein Schwestersohn des Tarquinius Superbus, stellte sich blödsinnig, weil er dasselbe Schicksal fürchtete, dem sein Bruder anheimgefallen war, welchen sein Oheim seines Reichthums und seiner Klugheit wegen hatte tödten lassen, und wurde daher Brutus38 genannt. (2) Als die königlichen Prinzen nach Delphi reisten, wurde er zur Kurzweil als Begleiter mitgenommen und brachte dem Gotte einen mit Gold ausgegossenen Hollunderstab zum Geschenke dar. (3) Da hier der Orakelspruch erfolgte, derjenige werde in Rom zur Oberherrschaft gelangen, welcher zuerst seine Mutter küssen werde, so küßte er die Erde. (4) Dann verschwor er sich wegen der Schändung der Lucretia mit Tricipitinus und Collatinus zum Verderben der königlichen Familie. (5) Nach Vertreibung derselben zum Consul [43] erwählt, ließ er seine eigenen Söhne mit Ruthen peitschen und mit dem Beile hinrichten, weil sie sich mit den Aquiliern und Vitelliern zur Zurückführung der Tarquinier nach Rom verschworen hatten. (6) Darauf trat er in einem Treffen, das er gegen diese lieferte, mit Aruns, einem Sohne des Tarquinius, in einem Zweikampfe zusammen, und beide verwundeten und tödteten sich gegenseitig. (7) Sein Leichnam wurde auf dem Marktplatze ausgestellt, sein Amtsgenosse hielt eine Lobrede auf ihn und die edlen Frauen betrauerten ihn ein Jahr lang.

Horatius Cocles

11 (1) Als Porsenna, der König von Etrurien, bei dem Versuche, die Tarquinier nach Rom zurückzuführen, das Janiculum auf den ersten Angriff genommen hatte, stellte sich Horatius Cocles39 (diesen Beinamen führte er, weil er in einem andern Treffen ein Auge verloren hatte) vor die Pfahlbrücke und hielt allein das Heer der Feinde so lange auf, bis die Brücke hinter seinem Rücken abgebrochen war, worauf er mit dieser zugleich in die Tiber stürzte und in seiner Waffenrüstung zu den Seinigen hinüberschwamm. (2) Dafür schenkte ihm der Staat so viel Land, als er an Einem Tage hatte umpflügen können; auch wurde ihm im Tempel des Vulcan eine Bildsäule errichtet.

C. Mucius Scävola

12 (1) Während Porsenna Rom belagerte, trat Mucius Cordus, ein Mann von römischer Unerschrockenheit, vor den Senat und bat um die Erlaubniß, [zum Feinde] überlaufen zu dürfen, indem er die Ermordung des Königs versprach. (2) Nach erlangter Genehmigung kam er in das Lager des Porsenna, tödtete aber hier aus Irrthum statt des Königs einen von dessen Hofleuten. (3) Ergriffen und vor den König geschleppt, hielt er seine Rechte in das Feuer des Altars (4) und strafte sie so für ihre Schuld, daß sie beim Morde gefehlt hatte. (5) Als ihn der König aus Mitleid davon wegreißen ließ, versicherte [44] er, gleichsam um dieß durch eine Wohlthat zu vergelten, daß sich dreihundert ihm ähnliche Männer gegen denselben verschworen hätten. Hierdurch erschreckt, gab der König, nachdem er Geißeln empfangen hatte, den Krieg auf. (6) Mucius empfing dafür eine Wiese zum Geschenk, welche nach ihm die mucische heißt; (7) auch wurde ihm eine Ehrensäule errichtet.

Die Jungfrau Clölia

13 (1) Porsenna empfing unter den Geißeln auch eine edle Jungfrau, Namens Clölia, welche mit Hintergehung der Wächter bei Nacht sein Lager verließ, sich eines Pferdes bemächtigte, das ihr der Zufall dargeboten hatte, und über die Tiber schwamm. (2) Von Porsenna durch eine Gesandtschaft zurückverlangt, wurde sie ihm auch zurückgegeben; (3) er jedoch gestattete ihr voll Bewunderung ihres Heldenmuthes, mit allen [Geißeln], die sie mitnehmen wollte, in ihre Vaterstadt zurückzukehren. (4) Sie wählte [nur] Jungfrauen und Knaben aus, weil sie wußte, daß deren Alter Mißhandlungen [besonders] ausgesetzt war. Es wurde ihr auf dem Marktplatz eine Bildsäule errichtet, die sie zu Pferde sitzend darstellte.

Die dreihundert und sechs Fabier

14 (1) Als die Römer gegen die Vejenter Krieg führten, verlange die Familie der Fabier, man solle ihr allein diese Feinde zu bekämpfen überlassen, und so zog sie denn, dreihundert und sechs Mitglieder stark, unter Anführung des Consuls Fabius [zum Kampfe] aus. (2) Nachdem sie schon mehrmals Sieger gewesen waren, schlugen sie beim Flusse Cremera40 ihr Lager auf. (3) Die Vejenter nahmen nun ihre Zuflucht zur List und trieben auf der entgegengesetzten Seite vor ihren Augen Vieh ein; die Fabier gingen auf dasselbe los, fielen in einen Hinterhalt und fanden bis auf den letzten Mann ihren Untergang. (4) Der Tag, an welchem dieß vorgefallen, wurde unter die Unglückstage gerechnet, (5) und das Thor, durch welches sie ausgezogen waren, [45] das Unheilsthor genannt41. (6) Nur Einer von dieser ganzen Familie war seines noch unreifen Alters wegen zu Hause zurückgeblieben und dieser pflanzte sein Geschlecht bis auf den Q. Fabius Maximus fort, welcher den Hannibal durch sein Zaudern schwächte und deshalb von seinen Neidern der Zauderer genannt wurde.

P. Valerius Poplicola

15 (1) Publius Valerius, ein Sohn des Volesus, hielt zuerst über die Vejenter, dann wieder über die Sabiner und zum dritten Male über beide Völker zugleich einen Triumph. (2) Weil er keinen andern Consul an die Stelle seines Amtsgenossen Tricipitinus wählen ließ und sein Haus auf der Velia, einem sehr geschützten Platze, hatte, kam er in den Verdacht, nach der Regierung zu streben. (3) Als er dieß erfuhr, beklagte er sich beim Volke, daß man so etwas von ihm befürchtet habe, und schickte Leute ab, die sein Haus niederreißen mußten; (4) auch ließ er die Beile aus den Stabbündeln42 herausnehmen und in der Volksversammlung zur Erde neigen. (5) Ferner gab er ein Gesetz über die Appellation von den obrigkeitlichen Behörden an das Volk; weshalb er den Beinamen Poplicola43 erhielt. (6) Als er gestorben war, wurde er auf Staatskosten beerdigt und durch ein Jahr lange Trauer der edlen Frauen geehrt.

Postumius

16 (1) Der vertriebene Tarquinius nahm seine Zuflucht zu seinem Schwiegersohne Mamilius von Tusculum44. Da dieser ganz Latium aufwiegelte und die Römer hart bedrängte, wurde Aulus Postumius zum Dictator gewählt und kämpfte mit den Feinden am See Regillus45. (2) Da der Sieg schwankte, befahl der Anführer der Reiterei, [46] den Pferden die Zügel abzunehmen, damit sie unhemmbaren Laufes dahinstürmten, und so wurde die Schlachtreihe der Latiner geworfen und ihr Lager erobert. (3) Unter den Reitern zeigten sich zwei Jünglinge auf weißen Rossen mit außerordentlicher Tapferkeit kämpfend; der Dictator ließ sie aufsuchen, um sie durch ihrer würdige Geschenke zu ehren, man fand sie aber nicht. Postumius hielt sie für den Castor und Pollux und weihte ihnen gemeinschaftlich einen Tempel.

L. Quinctius Cincinnatus

17 (1) Lucius Quinctius Cincinnatus verstieß seinen höchst leichtfertigen Sohn Cäso, der, auch von den Censoren bestraft, zu den Volskern und Sabinern floh, welche unter Anführung des Clölius Gracchus Krieg mit den Römern führten und den Consul Quintus Minucius sammt seinem Heere auf dem Berge Algidus46 eingeschlossen hielten. Der zum Dictator ernannte Quinctius, den die an ihn abgeordneten Gesandten nur halb bekleidet jenseits der Tiber ackernd antrafen, legte die Zeichen seines Amtes an und befreite den Consul aus der Einschließung; (2) weshalb er vom Minucius und dessen Heere mit einem goldenen Entsetzungskranze47 beschenkt wurde. (3) Er schlug die Feinde, zwang ihren Feldherrn, sich ihm zu ergeben, und ließ ihn am Tage des Triumphs vor seinem Wagen herführen. (4) Sechzehn Tage nach Empfang der Dictatur legte er sie wieder nieder und kehrte zur Bestellung seines Feldes zurück. (5) Nach Verlauf von zwanzig Jahren abermals zum Dictator ernannt, ließ er den Spurius Mälius, der nach königlicher Gewalt strebte, durch den Befehlshaber der Reiterei, Servilius Ahala, tödten und sein Haus dem Erdboden gleich machen, wovon jener Platz den Namen Aequimälium48 erhielt.

Menenius Agrippa Lanatus

18 (1) [47] Menenius Agrippa mit dem Beinamen Lanatus wurde zum Heerführer gegen die Sabiner gewählt und hielt einen Triumph über sie. (2) Als das Volk der Abgaben und Kriegsdienste wegen, die es ertragen sollte, sich vom Senate getrennt hatte49 und nicht zur Rückkehr bewogen werden konnte, erzählte ihm Agrippa Folgendes: „Einst entzweiten sich die menschlichen Glieder mit dem Magen, weil sie denselben müssig sahen, und versagten ihm ihre Dienste. (3) Wie sie aber auf diese Weise selbst auch hinfällig wurden, erkannten sie, daß der Magen die empfangenen Speisen durch alle Glieder vertheile, und versöhnten sich wieder mit ihm. (4) So gehen Senat und Volk, die gleichsam Einen Körper bilden, durch Zwietracht zu Grunde, durch Eintracht aber sind sie stark.“ (5) Durch diese Fabel [überredet] kehrte das Volk zurück; (6) wählte sich jedoch Volkstribunen, welche seine Freiheit gegen den Uebermuth des Adels schützen sollten. (7) Menenius aber starb in solcher Armuth, daß ihn das Volk durch eine Pfennigsammlung50 mußte beerdigen lassen und der Senat einen Begräbnißplatz auf Kosten des Staats hergab.

C. Marcius Coriolanus

19 (1) Cajus51 Marcius, nach der Einnahme von Corioli, einer Stadt der Volsker, Coriolanus genannt, dem vom Postumius seiner ausgezeichneten Kriegsthaten wegen die Wahl von Geschenken freigestellt wurde, wählte – ein Muster tapferer und freundschaftlicher Gesinnung – blos ein Pferd und einen gefangenen Gastfreund. (2) Als Consul betrieb er es, daß das bei einer großen Theuerung aus Sicilien herzugeführte Getreide dem Volke nur für einen hohen Preis abgelassen wurde, um durch diese Unbill zu bewirken, daß es sich dem Ackerbaue, [48] nicht Parteiungen hingäbe. (3) Wie er deshalb vom Volkstribunen Decius vor Gericht geladen wurde, begab er sich zu den Volskern, reizte dieselben zu einem Kriege gegen die Römer unter Anführung des Attius Tullius auf und schlug vier Meilen52 von der Stadt sien Lager auf. (4) Nachdem er sich durch keine Gesandtschaft seiner Mitbürger hatte umstimmen lassen, gab er doch, von seiner Mutter Veturia und seiner Gattin Volumnia, die von einer Schaar edler Frauen begleitet [zu ihm gekommen] waren, bewogen, den Krieg auf und wurde [deshalb von den Volskern] als Verräther getödtet. (5) An jenem Orte53 wurde dem Glücke der Frauen ein Tempel errichtet.

C. Licinius Stolo

20 (1) Fabius Ambustus hatte von seinen zwei Töchtern die eine dem Licinius Stolo, einem Plebejer, die andere dem Aulus Sulpicius, einem Patricier, zur Frau gegeben. Als die an den Plebejer Verheirathete ihre Schwester besuchte, deren Mann Kriegstribun mit consularischer Gewalt war, erschrak sie vor den an die Thür angelehnten Beilen und Stabbündeln der Lictoren54. Von ihrer Schwester deshalb auf unschickliche Weise ausgelacht55, beklagte sie sich bei ihrem Manne, der, sobald er das Amt des Volkstribunen angetreten hatte, unter Mitwirkung seines Schwiegervaters ein Gesetz in Vorschlag brachte, daß stets der eine der beiden Consuln aus dem Bürgerstande56 gewählt werden sollte. (2) Der Gesetzesvorschlag ging trotz des Widerstandes des Appius Claudius durch, und Licinius Stolo ward der erste [plebejische] Consul. (3) Eben derselbe gab ein Gesetz, daß Niemand57 mehr als fünfhundert Morgen Landes besitzen dürfe; (4) weil er aber selbst fünfhundert Morgen eigenen Landes hatte und andere fünfhundert im Namen seines bereits aus der väterlichen Gewalt [49] entlassenen Sohnes besaß, so wurde er vor Gericht geladen und als der Erste von Allen nach seinem eigenen Gesetze bestraft.

Der Centurio L. Virginius

21 (1) Das römische Volk, welches die parteisüchtigen Umtriebe der obrigkeitlichen Beamten nicht länger ertragen konnte, wählte ein Collegium von zehn Männern zur schriftlichen Abfassung von Gesetzen, und diese stellten selbige, die sie aus den Gesetzbüchern Solons entlehnt hatten, auf zwölf Tafeln öffentlich aus. (2) Während sie sich nun aber nach getroffener Verabredung, die Herrschaft völlig an sich zu reißen, ihre Machtvollkommenheit verlängerten, verliebte sich einer derselben, Appius Claudius, in die Virginia, eine Tochter des Virginius, der als Centurio58 bei dem Heere auf dem Algidus stand. Als es ihm nicht gelang, sie zu verführen, stiftete er einen Clienten an, welcher sie als seine Sclavin zurückfordern sollte59, indem er sehr leicht zu siegen hoffte, da er ja Kläger und Richter in Einer Person war. (3) Ihr Vater, der den Vorgang erfahren hatte, erschien noch am Gerichtstage selbst [in Rom], da er aber seine Tochter bereits dem Kläger zugesprochen fand, ihm jedoch noch eine letzte Unterredung mit ihr zugestanden wurde, so führte er sie an einen abgelegenen Ort und tödtete sie, floh dann, ihren Leichnam auf den Schultern tragend, zum Heere und entflammte die Soldaten, die Uebelthat zu rächen. Diese wählten zehn Tribunen, besetzten den Aventinus, befahlen den Zehnern, ihr Amt niederzulegen und bestraften sie alle entweder mit dem Tode oder mit Verbannung. Appius Claudius wurde im Kerker hingerichtet.

Der nach Rom geholte Aesculapius

22 (1) Die Römer schickten wegen einer Pest auf Ermahnung des Orakels eine Gesandtschaft von zehn Männern, an deren Spitze Quintus [50] Ogulnius stand, nach Epidaurus60, um den Aesculap herbeizuholen. (2) Als diese dort angekommen waren und das Riesenbild des Gottes bewunderten, schlüpfte eine Schlange, Ehrfurcht, nicht Schrecken erregend, unter dem Fußgestell desselben hervor, nahm zur Verwunderung Aller ihren Weg mitten durch die Stadt nach dem römischen Schiffe und rollte sich in der Kajüte des Ogulnius zusammen. (3) Die Gesandten segelten, den Gott mit sich führend61, bis Antium62. Hier schwamm die Schlange über die ruhige Meeresfläche nach dem in der Nähe gelegenen Tempel des Aesculap und kehrte nach wenigen Tagen auf das Schiff zurück; als dieses aber die Tiber hinauffuhr, glitt sie auf die nächste Insel herab, wo ihr ein Tempel errichtet wurde, und die Pest verlor sich mit wunderbarer Schnelligkeit.

M. Furius Camillus

23 (1) Als Furius Camillus die Stadt der Falisker63 belagerte und ein Schulmeister die Söhne der vornehmsten Einwohner ihm zugeführt hatte64, ließ er ihn binden und übergab ihn den Knaben, um ihm unter Schlägen in die Stadt zurückzuführen. (2) Einer solchen Gerechtigkeit wegen ergaben sich ihm die Falisker auf der Stelle. (3) Veji bezwang er nach zehnjähriger Belagerung im Winter65 und hielt deshalb einen Triumph. (4) Später wurde es ihm zum Vorwurfe gemacht, daß er sich beim Triumphe weißer Rosse bedient und die Beute ungleich vertheilt hätte; und nachdem er vom Volkstribunen Lucius [51] Appulejus vor Gericht gezogen und verurtheilt worden war, begab er sich nach Ardea. (5) Als bald darauf die senonischen Gallier, welche ihre Ländereien der Unfruchtbarkeit wegen verlassen hatten, Clusium66 belagerten, wurden von Rom aus drei Fabier an sie abgesendet, welche sie auffordern sollten, von der Belagerung abzustehen. (6) Einer von ihnen mischte sich gegen das Völkerrecht in den Kampf und tödtete einen Anführer der Senonen. (7) Hierüber erbittert, drangen die Gallier auf die Auslieferung der Gesandten, und da sie dieselbe nicht erlangten, zogen sie gegen Rom und schlugen das römische Heer am 17. Juli67 am Flusse Allia68, ein Tag, der unter die unglücklichen gezählt und der alliensische benannt wurde. (8) Die Gallier rückten nun als Sieger in Rom ein, wo sie die Edelsten der Greise, die in ihrer Amtstracht auf curulischen Stühlen saßen, ermordeten, nachdem sie selbigen erst wie Göttern Verehrung, dann wie Menschen Verachtung bewiesen hatten. (9) Der Rest der jungen Mannschaft floh mit dem Manlius auf das Capitolium, wo er belagert, aber durch die Tapferkeit des Camillus gerettet wurde. Dieser nämlich, in seiner Abwesenheit zum Dictator ernannt, hatte die Reste des Heeres gesammelt, überfiel unversehens die Gallier und bereitete ihnen die vollständigste Niederlage. (10) Die Bevölkerung Roms, welche nun nach Veji auswandern wollte69, hielt er zurück, und gab so die Stadt den Bürgern und die Bürger der Stadt zurück.

M. Manlius Capitolinus

24 (1) Manlius, wegen seiner Vertheidigung des Capitoliums Capitolinus genannt, nahm, erst sechzehn Jahre alt, als Freiwilliger Kriegsdienste. (2) Er wurde von seinen Anführern mit sieben und dreißig militärischen Auszeichnungen beschenkt und hatte drei und zwanzig Narben auf Brust. (3) Nach der Einnnahme Roms70 war er es, [52] der den Rath gab, auf’s Capitolium zu fliehen. (4) Einst in der Nacht durch das Schnattern einer Gans aufgeweckt, warf er die [das Capitol] erklimmenden Gallier wieder hinab. Seine Mitbürger nannten ihn daher „Beschützer“ und beschenkten ihn mit Mehl; auch empfing er vom Staate eine Wohnung auf dem Capitolium. (5) Dadurch aber übermüthig gemacht, beschuldigte er den Senat, die den Galliern abgenommenen Schätze unterschlagen zu haben, und kaufte die ihren Gläubigern Verfallenen71 mit seinem eigenen Gelde los. Deshalb des Strebens nach der Regierung verdächtigt, wurde er in’s Gefängniß geworfen, jedoch auf das einstimmige Verlangen des Volks wieder freigelassen. (6) Da er sich aber nochmals und jetzt noch schwerer derselben Schuld verdächtig machte, wurde zwar die Sache des vor den Blicken liegenden Capitoliums72 wegen vertagt, (7) er aber doch später an einem anderen Orte verurtheilt und vom tarpejischen Felsen73 herabgestürzt, sein Haus aber niedergerissen und sein Vermögen vom Staate eingezogen. (8) Sein ganzes Geschlecht schwur den Beinamen Manlius ab.

A. Cornelius Cossus

25 (1) Die Fidenaten, Feinde eines Bunders mit den Römern74, hatten, um ohne Hoffnung auf Gnade desto tapferer kämpfen zu müssen, die an sie abgeschickten [römischen] Gesandten ermordet. Daher wurde der Dictator Quinctius Cincinnatus gegen sie abgeschickt und hatte als Befehlshaber der Reiterei den Cornelius Cossus bei sich. Dieser tödtete den [feindlichen] Heerführer Lars Tolumnius mit eigener Hand, (2) und weihte, der Zweite nach Romulus, die erbeutete Waffenrüstung desselben dem Jupiter Feretrius.

P. Decius Mus, der Vater

26 (1) [53] Publius Decius Mus, der im samnitischen Kriege unter den Consuln Valerius Maximus und Cornelius Cossus Kriegstribun war, erbat sich, als das Heer in den Engpässen des Gebirges Gaurus75 durch einen Hinterhalt der Feine eingeschlossen worden war, eine Hülfsschaar, erstieg, als er sie erhalten hatte, eine Anhöhe und schreckte die Feinde. (2) Er selbst entkam in tiefster Nacht mitten durch die von Schlaf überwältigten Wachen [der Feinde] unversehrt. (3) Deshalb wurde er vom Heere mit einer Bürgerkrone beschenkt76. (4) Im Kriege mit den Latinern schlug er als Consul mit seinem Amtsgenossen Manlius Torquatus das Lager am Flusse Veseris77 auf. Hier träumte beiden Consuln, daß derjenige Theil als Sieger hervorgehen würde, dessen Anführer in der Schlacht gefallen wäre. (5) Als sie nun einander den Traum mitgetheilt hatten und übereingekommen waren, daß derjenige, dessen Flügel in der Schlacht bedrängt werden würde, sich den Göttern der Unterwelt weihen sollte, ließ Decius, da sein Flügel zu wanken begann, sich und die Feinde durch den Priester Valerius den unterirdischen Göttern weihen, und hinterließ, sich unter die Feinde stürzend, den Seinigen den Sieg.

P. Decius, der Sohn

27 (1) Publius Decius, der Sohn des Decius, hielt in seinem ersten Consulate einen Triumph über die Samniter und weihte die ihnen abgenommene Beute der Ceres. (2) Zum zweiten und dritten Male zum Consul gewählt, führte er sowohl zu Hause, als im Felde viele Unternehmungen aus. (3) Als er mit Fabius Maximus sein viertes Consulat bekleidete, verschworen sich die Gallier, Samniten, Umbrier [54] und Tusker gegen die Römer. Wie nun das Heer zur Schlacht herausgeführt war und der eine Flügel wankte, ließ Decius, das Beispiel seines Vaters nachahmend, den Priester Marcus Livius rufen, sprach, auf einem Speere stehend, die feierliche Weiheformel nach und weihete sich und die Feinde den Göttern der Unterwelt. (4) Darauf stürzte er sich in die Feinde und hinterließ den Seinigen den Sieg. (5) Sein Leichnam wurde glänzend bestattet und sein Amtsgenosse hielt ihm dabei eine Lobrede.

T. Manlius Torquatus

28 (1) Titus Manlius Torquatus war der Schwerfälligkeit seines Geistes und seiner Zunge wegen von seinem Vater auf’s Land verwiesen worden. Wie er hörte, daß dieser vom Volkstribunen Pomponius vor Gericht geladen worden sei, kam er Nachts in die Stadt, (2) erlangte vom Pomponius eine geheime Unterredung und zwang diesen mit gezücktem Schwerte und durch viele Drohungen, von seiner Klage abzustehen. (3) Kriegstribun unter dem Dictator Sulpicius, tödtete er einen zum Zweikampf herausfordernden Gallier und schlang die ihm abgenommene Halskette um seinen eigenen Hals. (4) Als Consul ließ er im latinischen Kriege seinen eigenen Sohn mit dem Beile hinrichten, weil er sich gegen den Befehl in einen Kampf eingelassen hatte, und schlug die Latiner am Flusse Veseris in Folge der Selbstaufopferung seines Amtsgenossen Decius78.

M. Valerius Corvinus

29 (1) Camillus verfolgte eben noch die Ueberreste der Senonen, da rief ein riesiger Gallier zu einem Zweikampfe auf, und der Kriegstribun Valerius trat, während Alle erschrocken zurückbebten, dazu hervor. (2) [55] Ein von Morgen her fliegender Rabe setzte sich auf seinen Helm und schlug während des Kampfes in das Gesicht und die Augen des Galliers. Nach Besiegung des Feindes gab man dem Valerius den Beinamen Corvinus79. (3) Als eine große Menge [römischer Bürger], von Schulden gedrückt, sich Capua’s zu bemächtigen suchte und den Quinctius gezwungen hatte, ihr Anführer zu werden, unterdrückte Valerius durch Tilgung ihrer Schulden den Aufruhr.

Sp. Postumius

30 (1) Die Consuln Cajus Veturius und Spurius Postumius, welche Krieg gegen die Samniter führten, wurden vom Pontius Telesinus, dem Heerführer der Feinde, in einen Hinterhalt gelockt. (2) Dieser schickte nämlich Leute ab, welche sich für Ueberläufer ausgeben und den Römern sagen sollten, Luceria in Apulien80 werde von den Samnitern belagert. Dorthin führten zwei Wege, der eine länger und sicherer, der andere kürzer und gefährlicher. (3) Als daher Pontius den forteilenden Römern an dem Orte, der die Caudinischen Gabeln81 heißt, einen Hinterhalt gelegt hatte, ließ er seinen Vater Herennius holen und fragte ihn, was nun geschehen sollte. (4) Dieser antwortete, man müßte entweder alle [Römer] tödten, um ihre Macht zu brechen, oder alle entlassen, um sie durch diese Wohlthat zu verpflichten. Pontius aber verwarf beide Vorschläge und schickte die Römer unter das Joch82, kraft eines Vertrages, der aber später von den Römern verworfen wurde. Postumius ward den Samnitern ausgeliefert, von ihnen aber nicht angenommen.

L. Papirius Cursor

31 (1) [56] Lucius Papirius, seiner Geschwindigkeit wegen Cursor83 genannt, kehrte, wie er bemerkte, daß er als Consul unter ungünstigen Vorzeichen gegen die Samniter ausgezogen sei, nach Rom zurück, um eine wiederholte Vogelschau84 anstellen zu lassen, und befahl dem Fabius Rullianus85, dem er [unterdessen] den Oberbefehl des Heeres übertragen hatte, sich durchaus nicht in einen Kampf mit dem Feinde einzulassen. (2) Dieser aber kämpfte, durch eine günstige Gelegenheit verlockt, dennoch. Zurückgekehrt, wollte ihn Papirius mit dem Beile hinrichten lassen; jener floh in die Stadt, fand aber trotz seines Flehens bei den Tribunen keinen Schutz. (3) Später jedoch bewirkten ihm die Thränen seines Vaters und die Bitten des Volks Verzeihung. (4) Papirius hielt über die Samniter einen Triumph. Als er einst einen Prätor von Präneste86 sehr hart angelassen hatte, rief er: „Lictor, mache die Beile zurecht!“ und wie er ihn nun von Todesfurcht ganz betäubt sah, befahl er, eine Wurzel, die den Wanderern im Wege war, auszuhauen.

Q. Fabius Rullianus87

32 (1) Quintus Fabius Rullianus, der erste dieser Familie, der seiner Tapferkeit wegen den Beinamen Maximus führte, jener Befehlshaber der Reiterei, den Papirius beinahe mit dem Beile hätte hinrichten lassen, triumphirte zuerst über die Apulier und Nuceriner88, dann wieder über die Samniter und zum dritten Male über die Gallier, Umbrer, Marser und Tuscier. (2) Als Censor entfernte er die Freigelassenen aus den Tribus. Nochmals Censor zu werden weigerte [57] er sich, indem er sagte, es gereiche dem Staate nicht zum Nutzen, wenn dieselben Männer öfter Censoren würden. (3) Er traf zuerst die Anordnung, daß die römischen Ritter am 15. Juli vom Tempel der Ehre aus einen Aufzug zu Pferd nach dem Capitolium hielten. (4) Nach seinem Tode brachte die Freigebigkeit des Volks eine so große Geldsumme zusammen, daß sein Sohn davon eine öffentliche Fleischvertheilung und ein Gastmahl veranstalten konnte.

M. Curius Dentatus

33 (1) Manius Curius Dentatus hielt zuerst einen Triumph über die Samniter, welcher er bis zum adriatischen Meere hin durchaus friedfertig machte. (2) Nach seiner Rückkehr sagte er in der Volksversammlung: „Ich habe so viel Land gewonnen89, daß eine Einöde daraus geworden sein würde, wenn ich nicht [auch] so viele Menschen gewonnen hätte, und so viele Menschen gewonnen, daß sie Hungers gestorben sein würden, wenn ich nicht so viel Land gewonnen hätte.“ (3) Einen zweiten Triumph hielt er über die Sabiner. (4) Zum dritten Male zog er nach Besiegung der Lucaner in kleinem Triumphe90 in die Stadt ein. (5) Den Epiroten91 Pyrrhus vertrieb er aus Italien. (6) Er vertheilte so viel Feld an das Volk, daß Mann für Mann vierzehn Morgen erhielt, und bestimmte auch für sich selbst nur eben so viel, indem er äußerte, es dürfe Niemanden geben, dem nicht an so viel genüge. (7) Zu den Gesandten der Samniter, die ihm Gold anboten, während er gerade Rüben auf dem Herde röstete, sagte er: „Ich will lieber diese hier in meinem eigenen Topfe haben und dabei Solche befehligen, die Gold besitzen.“ (8) Als er einer Geldunterschlagung beschuldigt wurde, holte er ein hölzernes Wassergefäß [58] hervor, dessen er sich beim Opfern zu bedienen pflegte, und schwur, daß er von der ganzen feindlichen Beute nichts weiter in sein Haus gebracht habe. (9) Von dem Ertrage der dem Feinde abgenommenen Beute ließ er das Wasser des Anio92 in die Stadt leiten. (10) Als Volkstribun zwang er den Senat, das Ergebniß der Volksversammlungen, in welchen ein Plebejer zu einem obrigkeitlichen Amte gewählt wurde, zu bestätigen. Dieser Verdienste wegen wurden ihm ein Haus bei Tiphata93 und fünfhundert Morgen Landes vom Staate zum Geschenke gemacht.

Appius Claudius Cäcus

34 (1) Appius Claudius Cäcus nahm während seines Censoramtes auch Freigelassene in den Senat auf. Den Flötenspielern entzog er das Recht, öffentlich zu schmausen und aufzuspielen. (2) Zwei Familien, die der Potitier und Pinarier94, waren zur Besorgung des Herculesdienstes bestimmt. (3) Claudius nun bestach die Potitischen Priester des Hercules, daß sie den Opferdienst dieses Gottes den öffentlichen Dienern lehrten, weshalb er erblindete95 und die ganze Familie der Potitier ausstarb. (4) Der Theilnahme der Plebejer am Consulate widersetzte er sich auf’s heftigste; (5) und sprach auch dagegen, daß Fabius allein zur Führung des Kriegs abgesendet werden sollte. Die Sabiner, Samniter und Etrusker bezwang er durch Krieg. (6) Die Straße bis Brundusium ließ er pflastern, weshalb sie die Appische Straße heißt. (7) Aus dem Anio führte er eine Wasserleitung nach Rom. (8) Die Censur verwaltete er fünf Jahre lang allein. (9) Als man über einen Frieden mit Pyrrhus unterhandelte und dessen Gesandter Cineas die Gunst der Mächtigeren durch Bestechung zu gewinnen suchte, ließ er sich, schon ein Greis und erblindet, in einer Sänfte in den Senat tragen und bewirkte durch eine glänzende Rede die Verwerfung der schimpflichen Friedensbedingungen.

Pyrrhus, König von Epirus

35 (1) [59] Pyrrhus, König von Epirus, väterlicher Seits vom Achilles, mütterlicher Seits vom Hercules abstammend96, der sich mit Plänen einer Weltherrschaft trug und sah, daß die Römer [besonders] mächtig waren, ließ den Apollo wegen eines Krieges [mit ihnen] um Rath fragen. (2) Dieser antwortete zweideutig97:
Aeacus Enkel98 vermag, ich verkünd’ es, Rom zu besiegen99.

(3) Pyrrhus, der diesen Ausspruch nach seinem Wunsche deutete, überzog mit Hülfe der Tarentiner die Römer mit Krieg und brachte das Heer des Consuls Lävinus bei Heraclea100 durch die ganz neue Erscheinung seiner Elephanten in Verwirrung. (4) Wie er die erschlagenen Römer alle mit Wunden am Vorderkörper erblickte, rief er aus: „Ich hätte mit solchen Kriegern in kurzer Zeit die ganze Welt mir unterwerfen können.“ (5) Zu seinen Freunden, die ihm Glück wünschten, sagte er: „Was ist mir mit seinem solchen Siege gedient, wenn ich dabei den Kern meines Heeres verliere?“ (6) Hierauf schlug er zwanzig Meilen von Rom sein Lager auf und gab die Gefangenen dem Fabricius ohne Lösegeld zurück. (7) Als er das Heer des Lävinus erblickte, äußerte er, es ergehe ihm mit den Römern ganz so, wie dem Hercules mit der Hydra101. (8) Von Curius und Fabricius geschlagen, floh er nach Tarent zurück und setzte nach Sicilien über. (9) Bald darauf aber kehrte er wieder nach Italien, nach [60] Locri102 zurück und versuchte den Tempelschatz der Proserpina zu entführen; doch derselbe ward durch einen Schiffbruch wieder zurückgeführt. (10) Hierauf begab sich Pyrrhus nach Griechenland zurück und wurde bei der Bestürmung von Argos durch den Wurf eines Dachziegels zu Boden gestreckt. (11) Sein Leichnam wurde zu Antigonus, König von Macedonien, gebracht und glänzend beerdigt103.

Decius Mus

36 (1) Die Einwohner von Volsinii104, einer ansehnlichen Stadt Etruriens, gingen durch ihren leichtsinnigen Uebermuth fast zu Grunde. Denn da sie unüberlegter Weise die Sclaven frei ließen und später [sogar] in den Senat wählten, wurden sie durch deren Zusammenrottung unterdrückt. (2) Als sie nun die unwürdigste Behandlung erlitten, erbaten sie sich heimlich Hülfe von Rom. Der zu ihnen abgeschickte Decius Mus tödtete theils alle Freigelassenen im Kerker, theils gab er sie ihren Herren in die Sclaverei zurück.

Appius Claudius Caudex

37 (1) Appius Claudius105, der den Beinamen Caudex führte, war ein Brudes des Cäcus. (2) Als Consul wurde er zur Befreiung der Mamertiner106 abgeschickt, deren Burg die Carthager und Hiero, König von Syracus, belagerten. (3) Er schiffte zuerst, um über die Feinde Kundschaft einzuziehen, in einem Fischernachen über die Meerenge107 und unterhandelte mit dem Anführer der Carthager, daß er das Belagerungscorps [61] von der Burg wegführen sollte. Nach Rhegium108 zurückgekehrt, eroberte er mit Landtruppen einen Fünfruderer der Feinde, setzte auf demselben eine Legion nach Sicilien über, (4) und vertrieb die Carthager aus Messina. (5) Den Hiero aber zwang er durch ein Treffen bei Syracus, sich zu ergeben. Erschreckt durch diese Gefahr, bewarb sich Hiero um die Freundschaft der Römer und war denselben später auf’s treueste ergeben.

C. Duilius

38 (1) Cajus Duilius, im ersten punischen Kriege als Heerführer gegen die Carthager ausgesendet, ließ, da er ihre große Macht zur See wahrnahm, eine mehr starke als schöne Flotte erbauen, und zum Gespött der Feinde eiserne Haken verfertigen, womit er während des Kampfes die Schiffe der Feinde enterte, so daß diese besiegt und gefangen wurden. (2) Hannibal, der Befehlshaber ihrer Flotte, floh nach Carthago und fragte beim Senate an, was er thun sollte. (3) Als ihm Alle zuriefen, er solle kämpfen, sprach er: „Das habe ich gethan und bin geschlagen worden.“ So entging er der Strafe der Kreuzigung; denn bei den Puniern wurde ein Feldherr, der unglücklich gekämpft hatte, zur Strafe gezogen. (4) Dem Duilius wurde verstattet, daß er unter Vorleuchten einer Fackel und Voranschreiten eines blasenden Flötenspielers vom Schmause öffentlich nach Hause zurückkehren durfte.

Aulus Atilius Calatinus

39 (1) Atilius Calatinus, als Heerführer gegen die Carthager abgeschickt, vertrieb aus drei sehr großen und festen Städten, Enna, Drepanum und Lilybäum, die feindlichen Besatzungen und eroberte Panormus109. (2) Nachdem er ganz Sicilien durchstreift hatte, überwand er mit wenigen Schiffen die große Flotte der Carthager unter Befehl [62] des Hamilcar. (3) Als er aber dem von den Feinden belagerten Camerina110 zu Hülfe eilte, wurde er von den Puniern in einem Engpasse eingeschlossen, doch rettete der Kriegstribun Calpurnius Flamma, der dreihundert Genossen mit sich nahm und eine Anhöhe erklomm, den Consul, während er selbst mit seinen Dreihunderten im Kampfe fiel. Später vom Atilius noch halblebend aufgefunden und wiederhergestellt, setzte er nochmals die Feinde in großen Schrecken. (4) Atilius hielt einen ruhmreichen Triumph.

M. Atilius Regulus

40 (1) Marcus Atilius Regulus triumphirte als Consul über die Sallentiner111 und war der Erste unter den römischen Feldherren, welcher mit einer Flotte nach Africa übersetzte. Mit dieser nahm er dem Hamilcar drei und sechzig beschädigte Kriegsschiffe112 und bekam zweihundert Städte und zweimalhunderttausend Menschen in seine Gewalt. (2) Während seiner Abwesenheit wurde seiner Frau und seinen Kindern, ihrer Armuth wegen, ihr Unterhalt vom Staate gewährt. (3) Bald darauf wurde er durch die List des Lacedämoniers Xantippus, eines Söldners, gefangen und in den Kerker geworfen. (4) Als Gesandter wegen Auswechslung der Gefangenen nach Rom geschickt, nachdem er hatte schwören müssen, wenn er sie nicht zu Stande brächte, zurückkehren zu wollen, widerrieth er im Senate den Antrag und kehrte, seine Gattin und Kinder von sich abwehrend, nach Carthago zurück, wo er, zur Strafe in eine hölzerne Kiste geworfen, in welche Nägel nach innen hineingeschlagen waren, durch Schlaflosigkeit und Schmerzen getödtet wurde.

Q. Lutatius Catulus

41 (1) Quintus Lutatius Catulus, der im ersten punischen Kriege mit dreihundert Schiffen gegen die Punier aussegelte, versenkte oder eroberte [63] sechshundert ihrer mit Lebensmitteln und andern Frachtgütern beladenen und vom Hamilcar befehligten Schiffe bei den Aegatischen Inseln zwischen Sicilien und Africa und machte dem Kriege ein Ende. (2) Der Bitte der Carthager um Frieden willfahrte er unter der Bedingung, daß sie Sicilien, Sardinien und die übrigen Inseln zwischen Italien und Africa räumten und auf Hispanien diesseits des Iberus113 verzichteten.

Hannibal, Heerführer der Carthager

42 (1) Hannibal, ein Sohn des Hamilcar, schwur, [erst] neun Jahre alt von seinem Vater an den Altar geführt, ewigen Hass gegen die Römer. Nachher befand er sich als Begleiter und Soldat seines Vaters im Lager. (2) Nach dessen Tode suchte er eine Veranlassung zum Kriege und zerstörte das mit den Römern verbündete Saguntum114 innerhalb sechs Monaten. (3) Darauf bahnte er sich einen Weg durch die Alpen, zog nach Italien hinüber, (4) und schlug den Publius Scipio am Ticinus115, den Sempronius Longus an der Trebia116, den Flaminius am Trasimenus117, den Paullus und Varro bei Cannä118. (5) Als er darauf drei Meilen von Rom sein Lager aufgeschlagen hatte, wurde er, durch ein Ungewitter zurückgetrieben, zuerst von Fabius Maximus zum Besten gehabt, dann von Valerius Flaccus zurückgeschlagen, von Gracchus und Marcellus zur Flucht genöthigt und nach Africa zurückberufen; hier aber von Scipio überwunden, floh er zum König von Syrien, Antiochus, und machte ihn zu einem Feinde der Römer; (6) als aber auch dieser besiegt war, begab er sich zu Brusias, König von Bithynien, und als eine römische Gesandtschaft von diesem seine Auslieferung verlangte, tötdete er sich durch Gift, [64] das er unter dem Edelsteine seines Ringes bei sich trug. Er wurde bei Libyssa119 in einem steinernen Sarge beigesetzt, auf welchem sich noch heutiges Tages die Inschrift findet: „Hier liegt Hannibal begraben.“

Q. Fabius Maximus

43 (1) Quintus Fabius Maximus, der Zauderer, auch der Warzigte genannt von einer Warze an seinen Lippen, ingleichen das Schäfchen120 wegen seines sanften Charakters, hielt als Consul einen Triumph über die Ligurier121. Den Hannibal schwächte er durch Zaudern. (2) Er duldete es, daß der Befehlshaber der Reiterei, Minucius, ihm im Oberbefehl gleichgestellt wurde, (3) und kam ihm nicht desto weniger zu Hülfe, als er sich in Gefahr befand. Den Hannibal schloß er im Falernischen122 ein. (4) Als Marius Statilius zu den Feinden übergehen wollte, hielt er ihn durch das Geschenk eines Pferdes und einer Waffenrüstung zurück, und einem sehr tapfern Lucaner, der sich aus Liebe zu einem Mädchen oft vom Heere entfernte, machte er dieses, das er gekauft hatte, zum Geschenk. (5) Tarentum nahm er dem Feinde wieder ab und ließ die von dort entführte Bildsäule des Hercules als Weihgeschenk auf dem Capitol aufstellen. (6) Wegen Loskaufung der Gefangenen schloß er mit den Feinden einen Vertrag ab, und da derselbe vom Senate verworfen wurde, verkaufte er sein Landgut für zweimalhunderttausend Sesterzien123 und erfüllte so sein gegebenes Wort.

P. Scipio Nasica

44 (1) Publius Scipio Nasica, vom Senate für den besten Mann erklärt, empfing die Göttermutter zur Beherbergung124. (2) Als er [65] erfuhr, daß er gegen die Vogelzeichen vom Gracchus zum Consul ernannt worden sei, legte er dieses Amt nieder. (3) Als Censor ließ er die Bildsäulen, die sich Jeder, dem es beliebte, aus Eitelkeit auf dem Marktplatze aufstellen ließ, wegnehmen. (4) Als Consul eroberte die Stadt Delminium in Dalmatien. (5) Den ihm von seinen Soldaten gegebenen Namen Imperator125 und den ihm vom Senate zuerkannten Triumph schlug er aus. Er war der erste Redner [seiner Zeit], ein ausgezeichneter Rechtsgelehrter und ein außerordentlich weiser Mann, weshalb man ihn gewöhnlich Corculum126 nannte.

M. Claudius Marcellus

45 (1) Marcus Marcellus erschlug den Viridomar, einen Heerführer der Gallier, im Zweikampfe, (2) und nahm ihm die Waffenrüstung ab127. (4) Daß Hannibal besiegt werden könne, bewies er, von Engpässen begünstigt, bei Nola128. (5) Syracusä129 eroberte er nach dreijähriger Belagerung, (6) und da ihm durch Kabalen der Triumph vom Senate verweigert wurde, hielt er einen solchen eigenmächtig auf dem Albanerberge130. (7) Zum fünften Male Consul, fiel er, durch Hannibals List in einen Hinterhalt gelockt, und wurde glänzend bestattet. (8) Seine nach Rom zurückgeschickten Gebeine wurden [unterwegs] von Räubern weggefangen und gingen verloren.

Die Vestalische Jungfrau Claudia

46 (1) [66] Während Hannibal Italien verheerte, wurde nach einem Ausspruche der sibyllinischen Bücher die Göttermutter aus Pessinus herbeigeholt. Als das sie tragende Schiff die Tiber herauffuhr, stand es plötzlich mittem im Flusse still, und da es sich durch keine Kraftanstrengung fortbewegen ließ, erfuhr man aus den sibyllinischen Büchen, daß es nur durch die Hand einer ganz reinen Jungfrau in Bewegung gesetzt werden könne. (2) Da flehte die Vestalin Claudia, welche fälschlisch im Verdacht der Unzucht war, die Göttin an, sie möchte, wenn sie sie keusch wüßte, ihr folgen, band ihren Gürtel an das Schiff, setzte es in Bewegung und führte das Bild der Göttermutter nach Rom. (3) Nasica, welcher für den besten Mann erklärt wurde, erbaute der Göttin einen Tempel.

M. Porcius Cato Censorinus

47 (1) Marcus Porcius Cato, aus Tusculum131 gebürtig und von Valerius Flaccus nach Rom zu ziehen veranlaßt, war Kriegstribun in Sicilien, ein sehr wackerer Quästor unter Scipio und ein sehr gerechter Prätor. Während seiner Prätur übernahm er [die Verwaltung von] Sardinien132, wo er von Ennius in der griechischen Literatur unterrichtet wurde. (2) Als Consul bezwang er die Celtiberer133 und schickte, damit sie sich nicht wieder empören könnten, an alle einzelnen Städte den schriftlichen Befehl, ihre Mauern niederzureißen; sie aber thaten dieß auch, weil eine jede glaubte, nur ihr allein werde [67] solches befohlen. (3) Im syrischen Kriege, wo er als Kriegstribun unter Manius Acilius Glabrio diente, bemächtigte er sich der Höhen von Thermopylä und vertrieb die Besatzung der Feinde. (4) Als Censor stieß er den früheren Consul Flaminius aus dem Senate, weil er in Gallien, um einer Buhldirne ein Schauspiel zu geben, einen aus dem Kerker herbeigeholten Gefangenen bei einem Gastmahle hatte tödten lassen. (5) Er war der Erste, welcher eine Basilica134 auf eigene Kosten erbaute. (6) Den edlen Frauen, welche um die Erlaubniß baten, den ihnen durch das Oppische Gesetz entzogenen Schmuck wieder tragen zu dürfen, verweigerte er dieselbe. (7) Als unermüdeter Ankläger aller Schlechten klagte er noch im achtzigsten Jahre den Galba an. Er selbst war vier und vierzigmal angeklagt, aber stets ruhmvoll losgesprchen worden. (8) Er sprach wiederholt die Ansicht aus, Carthago müsse zerstört werden. (9) Ueber achtzig Jahre alt zeugte er noch einen Sohn. Sein Bild pflegt bei Leichenbegängnissen aus der Curie geholt und vorgetragen zu werden135.

C. Claudius Nero und Hasdrubal, der Bruder Hannibals

48 (1) Hasdrubal, der Bruder Hannibals, zog mit einem ungeheuern Heere nach Italien herüber, und es wäre um das römische Reich geschehen gewesen, wenn es ihm gelungen wäre, sich mit Hannibal zu vereinigen. (2) Allein Claudius Nero, welcher sein Lager in Apulien neben dem des Hannibal aufgeschlagen hatte, ließ einen Theil seines Heeres im Lager zurück, eilte mit einer auserlesenen Schaar dem Hasdrubal entgegen und vereinigte sich mit seinem Amtsgenossen Livius bei Sena und dem Flusse Metaurus136, worauf beide den Hasdrubal [68] schlugen. (3) Nero eilte nun mit derselben Schnelligkeit zurück, womit er gekommen war, und ließ Hasdrubals Kopf vor den Wall von Hannibals Lager hinwerfen. (4) Als ihn Hannibal erblickte, gestand er, nun erliege er dem Schicksal Carthago’s. (5) Dieses Sieges wegen hielt Livius im großen, Nero im kleinen Triumph seinen Einzug in die Stadt.

P. Cornelius Scipio Africanus

49 (1) Publius Scipio, seiner Heldenthaten wegen der Afrikaner genannt, galt für einen Sohn Jupiters; denn vor seiner Empfängniß zeigte sich eine Schlange in dem Bette seiner Mutter, und auch um ihn selbst als Kind schlang sich eine solche, ohne ihm einen Schaden zuzufügen. (2) Wenn er auch tief in der Nacht auf das Capitolium ging, bellten ihn niemals die Hunde an. (3) Auch unternahm er nie etwas, ehe er lange Zeit in der Kapelle Jupiters gesessen hatte, als ob er göttliche Offenbarungen empfangen hätte. (4) Achtzehn Jahre alt, rettete er durch ausgezeichnete Tapferkeit seinen Vater am Ticinus. (5) Als nach der Niederlage bei Cannä mehrere der edelsten Jünglinge Italien verlassen wollten, brachte er sie durch seinen gewichtigen Rath davon ab, (6) und führte die Reste des Heeres unverletzt mitten durch das Lager der Feinde nach Canusium137. (7) Vierundzwanzig Jahre alt als Prätor nach Hispanien geschickt, nahm er Carthago138 an demselben Tage ein, wo er dahin gekommen war. (8) Eine Jungfrau von außerordentlicher Schönheit, zu deren Anblick Alles zusammenlief, verbot er zu ihm zu führen, und befahl, sie ihrem Vater und ihrem Bräutigam zurückzugeben. (9) Die Gebrüder Hasdrubal und Mago vertrieb er aus Hispanien, (10) schloß Freundschaft mit Syphax, dem Könige von Mauritanien, (11) und nahm den Masinissa139 zum Bundesgenossen an. (12) Als Sieger nach Hause zurückgekehrt, wurde er vor dem gesetzlichen Alter zum Consul erwählt und schiffte mit Bewilligung seines Amtsgenossen mit einer Flotte nach [69] Afrika hinüber. (13) Das Lager des Hasdrubal und Syphax durchbrach er in einer Nacht, (14) überwand den aus Italien zurückberufenen Hannibal, (15) und schrieb den besiegten Carthagern die Friedensbedingungen vor. (16) Im Kriege mit Antiochus war er der Unterfeldherr seines Bruders, und erhielt seinen gefangenen Sohn [vom Antiochus] ohne Lösegeld zurück. (17) Von den Volkstribunen Petillius und Nävius140 der Erpressung von Geldern angeklagt, zerriß er das Rechnungsbuch vor den Augen des Volks und rief: „An dem heutigen Tage habe ich [einst] Carthago besiegt. Nun denn Glück auf! Laßt uns nach dem Capitolium gehen und den Göttern unsere Dank gebeteweihen!“ (18) Hierauf begab er sich freiwillig in die Verbannung, worin er seine übrige Lebenszeit verbrachte. (19) Sterbend bat er seine Gattin, seinen Leichnam nicht nach Rom zurückbringen zu lassen.

M. Livius Salinator

50 (1) Livius Salinator hielt in seinem ersten Consulate einen Triumph über die Illyrier; darauf aus Mißgunst der Unterschlagung öffentlicher Gelder angeklagt, wurde er von allen Tribus mit Ausnahme der Metischen verurtheilt. (2) Zum zweiten Male mit seinem Feinde Claudius Nero zum Consul ernannt, schloß er Freundschaft mit demselben, damit nicht der Staat in Folge ihrer Zwietracht schlecht verwaltet würde, und triumphirte über Hasdrubal. (3) Als er mit demselben Claudius Censor war, verwies er sämmtliche Tribus, die Metische ausgenommen, in die unterste Volksklasse141 und schloß sie vom Kriegsdienste aus, unter der Beschuldigung, daß sie ihn entweder vorher ungerecht verurtheilt, oder ihm später so große Ehrenstellen gewissenlos übertragen hätten.

T. Quinctius Flaminius

51 (1) [70] Quinctius Flaminius, ein Sohn des am Trasimenus gefallenen Flaminius142, erhielt als Consul durch’s Loos den Heerbefehl in Macedonien, drang, von den Hirten des Fürsten Charopas geführt, in dieses Land ein, schlug den König Philipp in einem Treffen und beraubte ihn seines Lagers. (2) Er empfing den Sohn desselben, Demetrius, als Geißel und setzte ihn erst nach Erlegung einer zur Strafe geforderten Geldsumme wieder in die Regierung ein. (3) Den Sohn des Lacedämoniers Nabis empfing er gleichfalls als Geißel. (4) Auch ließ er zu Nemea143 die Freiheit der Griechen durch einen Herold verkündigen. (5) Desgleichen wurde er an den Prusias abgeordnet, um die Auslieferung Hannibals zu fordern.

M. Fulvius Nobilior

52 (1) Marcus Fulvius Nobilior besiegte als Consul die Vectonen und Oretaner144, weshalb er im kleinen Triumph in die Stadt einzog. (2) Ebenso nöthigte er als Consul die Aetolier, welche am Kriege gegen die Macedonier Theil genommen, später aber zum Antiochus abgefallen waren, nachdem er sie in zahlreichen Treffen besiegt und in die Stadt Ambracia145 gedrängt hatte, zur Ergebung, beraubte sie jedoch ihrer Bildsäulen und Gemälde und hielt einen Triumph über sie. (3) Diesen schon an sich glänzenden Sieg verherrlichte auch noch sein Freund Quintus Ennius durch ein Lobgedicht.

L. Scipio Asiaticus

53 (1) [71] Scipio Asiaticus, der Bruder des Africanus, von schwächlichem Körper, aber dennoch in Africa der Tapferkeit wegen von seinem Bruder belobt, besiegte als Consul, dem sein Bruder als Unterfeldherr beigegeben war, den König Antiochus von Syrien am Berge Sipylus146, weil die Bogen der Feinde von einem Regenguß erschlafft waren, und beraubte ihn eines Theils des ihm von seinem Vater hinterlassenen Reiches; weshalb er den Beinamen Asiaticus erhielt. (2) In der Folge wurde er der Unterschlagung von Geldern angeklagt, doch schlug sich der Volkstribun Gracchus, der Vater, in’s Mittel, daß er nicht in’s Gefängniß abgeführt wurde. Der Censor Marcus Cato nahm ihm, um ihn zu beschimpfen, sein Pferd147.

Antiochus, König von Syrien

54 (1) Antiochus, König von Syrien, überzog in zu großem Vertrauen auf seine Macht die Römer mit Krieg, unter dem Vorwande, sich wieder in den Besitz von Lysimachia148 in Thracien setzen zu wollen, welches, von seinen Vorfahren gegründet, jetzt die Römer inne hatten; und besetzte daher sogleich Griechenland und dessen Inseln, erschlaffte aber auf Euböa149 durch Schwelgerei. (2) Durch das Anrücken des Acilius Glabrio aufgeschreckt, besetzte er die Thermopylen und floh, durch die Thatkraft des Marcus Cato daraus vertrieben, nach Asien zurück. (3) In einer Seeschlacht, in welcher er dem Hannibal den Oberbefehl ertheilt hatte, von Lucius Aemilius Regillus besiegt, schickte er den Sohn des Scipio Africanus, den er auf einer Seefahrt gefangen genommen hatte, seinem Vater zurück, der ihm, gleichsam als Dank dafür, den Rath gab, sich um die Freundschaft der Römer zu bewerben. (4) [72] Allein Antiochus verachtete diesen Rath und ließ sich mit dem Lucius Scipio am Berge Sipylus in eine Schlacht ein. Besiegt und in die Länder jenseits des Gebirges Taurus verwiesen150, wurde er von seinen eigenen Gefährten, die er bei einem Gastmahle in der Trunkenheit geschlagen hatte, ermordet.

Cn. Manlius Vulso

55 (1) Cnäus Manlius Vulso, als Consul abgesendet, um die vom Scipio Asiaticus eroberten Ländereien zur [römischen] Provinz einzurichten, fing aus Begierde nach einem Triumphe einen Krieg mit den Pisidiern und Galatiern151 an, welche auf des Antiochus Seite gestanden hatten, (2) und besiegte sie mit leichter Mühe. Unter den Gefangenen befand sich auch die Gattin des Königs Ortiagontes, die einem Hauptmann in Gewahrsam gegeben, von diesem aber genothzüchtigt wurde. Sie verschwieg zwar [für jetzt] diese Mißhandlung, übergab aber später, als sie losgekauft war, den Ehebrecher ihrem Gemahl, um ihn zu tödten.

L. Aemilius Paullus Macedonicus

56 (1) Lucius Aemilius Paullus, ein Sohn des bei Cannä gefallenen [Paullus], triumphirte in seinem ersten Consulate, das er erst nach dreimaliger Zurückweisung erlangt hatte, über die Ligurier, (2) und stellte ein Gemälde mit seinen der Reihe nach abgebildeten Thaten öffentlich aus. (3) Zum zweiten Male Consul, nahm er den König von Macedonien Perses, den Sohn Philipps, bei Samothrace152 gefangen. Er beklagte zwar das Geschick des Besiegten und ließ ihn an seiner Seite Platz nehmen, führte ihn aber dennoch im Triumphe auf. (4) Während dieser Freude verlor er zwei Söhne und dankte, vor [73] dem Volke auftretend, dem Schicksal, daß, wenn etwa dem Staate Unheil gedroht hätte, es durch den ihn treffenden Schlag abgewendet worden sei. (5) Wegen alles dessen wurde ihm vom Volke und Senate gestattet, daß er bei den Circensischen Spielen das Triumphatorgewand anlegen durfte. (6) Seiner Verschwendung und Verarmung wegen konnte nach seinem Tode das Heirathsgut seiner Frau nicht anders, als durch den Verkauf seiner Güter, herausgezahlt werden.

Tiberius Sempronius Gracchus

57 (1) Tiberius Sempronius Gracchus, einer sehr edeln Familie entsprossen, duldete nicht, daß Scipio Asiaticus, obgleich er sein Feind war, in’s Gefängniß geführt werde. (2) Als Prätor bezwang er Gallien, als Consul Hispanien und in seinem zweiten Consulate Sardinien, und brachte eine solche Menge von Gefangenen mit [nach Rom], daß durch den lang dauernden Verkauf derselben das Sprüchwort auf kam: „Feil sind die Sarden.“ (3) Als Censor vertheilte er die Freigelassenen, welche bisher die Landtribus gefüllt hatten, in die vier Stadttribus; weshalb sein Amtsgenosse Claudius – denn ihn selbst schützte sein Ansehen – vom Volke in Anklagestand versetzt wurde. Bereits hatten zwei Klassen ihn verurtheilt, da schwur Tiberius, er werde mit ihm in die Verbannung gehen, und darauf hin wurde der Angeklagte losgesprochen. (4) Als einst im Hause des Tiberius zwei Schlangen aus dem Ehebette hervorkrochen und die Weissagung erfolgt war, derjenige von den Hausbesitzern werde sterben, von dessen Geschlecht die Schlange wäre, die man tödten würde, befahl er aus Liebe zu seiner Gattin Cornelia, die männliche Schlange zu tödten.

P. Scipio Aemilianus

58 (1) Publius Scipio Aemilianus, der vom Scipio Africanus an Kindesstatt angenommene Sohn des Aemilius Paullus Macedonicus, verfolgte, als er mit seinem Vater in Macedonien stand, den besiegten Perses so beharrlich, daß er erst um Mitternacht in’s Lager zurück kehrte. (2) Als Unterfeldherr des Lucullus in Hispanien besiegte er [74] bei der Stadt Intercatia153 einen herausfordernden Hispanier im Zweikampfe, (3) und erstieg zuerst die Mauern dieser feindlichen Stadt. (4) In Africa Kriegstribun unter Manius Manilius, rettete er durch seine Klugheit und Tapferkeit acht umzingelte Cohorten, von welchen er deshalb mit einem goldenen Entsetzungskranze154 beschenkt wurde. (5) Als er, während er sich um das Amt eines Aedils bewarb, vor dem gesetzlichen Alter und ohne sein Zuthun zum Consul ernannt worden war, zerstörte er Carthago binnen sechs Monaten. (6) Numantia155 in Hispanien bezwang er, nachdem er vorher die Kriegszucht im Heere verbessert hatte, durch Hunger; daher sein Beiname Numantinus. (7) Den meisten Umgang pflog er mit dem Cajus Lälius, und wenn er mit Aufträgen an Könige entsendet wurde, nahm er außer ihm nur noch zwei Sclaven mit sich. (8) Durch seine Thaten stolz gemacht erklärte er einst, er glaube, Gracchus sei mit Recht getödtet worden, und als das Volk seinen Unwillen darüber äußerte, sprach er: „Sie mögen ja schweigen, sie, denen Italien nur eine Stiefmutter, keine rechte Mutter ist!“156 und fügte hinzu: „sie, die ich als Sclaven verkauft habe“157. (9) Da er als Censor an Mummius einen ziemlich schläfrigen Amtsgenossen hatte, sagte er einst im Senate: „O hättet ihr mir doch entweder einen Amtsgenossen, oder keinen beigegeben!“158. (10) Als er sich der Sache der Ackerbesitzer angenommen hatte, wurde er einst in seinem Hause plötzlich todt gefunden und mit verhülltem Haupte zu Grabe getragen, damit man die [verdächtigen] blauen Flecke in seinem Gesichte nicht sehen sollte. (11) Sein Vermögen war so gering, daß er blos zwei und dreißig Pfund Silber und zwei und ein halbes Pfund Gold hinterließ.

C. Hostilius Mancinus

59 (1) [75] Cajus Hostilius Mancinus zog als Prätor trotz des Verbotes der Weissagevögel und irgend einer unbekannten, ihn zurückrufenden Stimme159 gegen die Numantiner zu Felde. Als er vor Numantia angelangt war, beschloß er, in dem von Pompejus übernommenen Heere vorerst die Kriegszucht zu verbessern, und zog deßhalb in eine abgelegene Gegend. (2) Die Numantiner vermählten gerade an diesem Tage feierlich ihre Töchter, und da sich um eine derselben von großer Schönheit zwei Männer zugleich bewarben, stellte der Vater die Bedingung, daß sie die Gattin dessen werden sollte, der die rechte Hand eines Feindes mit zurückbringen würde. (3) Die jungen Männer zogen aus, bemerkten den Abzug der wie auf der Flucht forteilenden Römer und meldeten die Sache ihren Landsleuten. Diese erschlugen sofort mit viertausend Mann zwanzigtausend Römer. (5) Mancinus schloß, auf den Rath seines Quästors Tiberius Grac chus, auf die Bedingungen der Feinde einen Vertrag mit ihnen, der Senat aber verwarf denselben und lieferte den Mancinus den Numantinern aus, die ihn jedoch nicht annahmen. In Folge eines Ausspruchs der Vogelschauer in’s Lager zurückgebracht, erhielt er später selbst noch die Prätur.

L. Mummius Achaicus

60 (1) Lucius Mummius, nach Besiegung Achaja’s Achaicus genannt, eignete sich, [zum Kampfe] gegen die Corinthier abgeschickt, den durch fremde Anstrengungen errungenen Sieg zu. (2) Denn nachdem Metellus Macedonicus jene bereits bei Heraclea160 geschlagen und ihren Feldherrn Critolaus getödtet hatte, eilte er mit den Lictoren161 und [76] wenigen Reitern in das Lager des Metellus und besiegte die Corinthier unter Anführung des Diäus bei Leucopetra162. Letzterer floh in sein Haus, zündete dasselbe an, tödtete seine Frau, stürzte sie in die Flammen und starb selbst an genommenem Gifte. (3) Mummius beraubte Corinth aller seiner Bildsäulen und Gemälde, und während er ganz Italien damit erfüllte, brachte er Nichts davon in sein eigenes Haus.

Q. Cäcilius Metellus Macedonicus

61 (1) Quinctus Cäcilius Metellus, wegen der Bezwingung Macedoniens Macedonicus benannt, besiegte als Prätor den Pseudophilippus163, der auch Andriscus hieß, (2) und schlug die Achäer in zwei Schlachten, mußte aber den Triumph über sie dem Mummius überlassen. (3) Dem Volke war er seiner übertriebenen Strenge wegen verhaßt und erlangte daher erst nach zweimaliger Zurückweisung nur mit Mühe das Consulat, in welchem er die Arbacer in Hispanien bezwang. (4) Bei der Stadt Contrebia164 befahl er einigen aus ihrer Stellung verdrängten Cohorten umzukehren und ihren vorigen Platz wieder einzunehmen. (5) Da er Alles nach ganz eigenen und plötzlichen Entschlüssen ausführte, antwortete er einst einem Freunde, der ihn fragte, was er unternehmen wolle: „Ich würde meinen Leibrock165 verbrennen, wenn ich glaubte, daß er um meinen Plan wüßte.“ (6) Er war Vater von vier Söhnen, die ihn auf ihren Schultern zu Grabe trugen. Drei von ihnen hatte er als Consuln, einen sogar als Triumphator gesehen.

Q. Cäcilius Metellus Numidicus

62 (1) [77] Quinctus Cäcilius Metellus Numidicus, welcher über den König Jugurtha triumphirte, nahm als Censor den Quinctius, der sich fälschlich für einen Sohn des Tiberius Gracchus ausgab, nicht in die Bürgerliste auf. (2) Auch weigerte er sich, das mit Gewalt durchgesetzte Appulejische Gesetz zu beschwören, wurde deshalb in die Verbannung zu gehen genöthigt, und lebte nun zu Smyrna. (3) Als er später auf einen Gesetzvorschlag des Calidius zurückberufen wurde und die schriftliche Benachrichtigung davon gerade im Theater sitzend empfing, nahm er sich nicht eher die Mühe, sie zu lesen, als bis die Vorstellung zu Ende war. (4) Dem Manne seiner Schwester Metella mochte er keine Leichenrede halten, weil derselbe allein sich den Gesetzen zuwider geweigert hatte, einen gerichtlichen Ausspruch anzuerkennen.

Q. Metellus Pius

63 (1) Quinctus Metellus Pius, der Sohn des Numidicus, Pius166 genannt, weil er die Zurückberufung seines Vaters aus der Verbannung durch unablässige Thränen und Bitten bewirkt hatte, tödtete als Prätor im Bundesgenossenkriege den Anführer der Marser, Q. Popedius. (2) Als Consul besiegte er in Hispanien die Gebrüder Herculejus167 und vertrieb den Sertorius aus diesem Lande. (3) Obgleich noch ein junger Mann, wurde er doch bei der Bewerbung um die Prätur und das Pontificat Männern, die bereits Consuln gewesen waren, vorgezogen.

Tiberius Gracchus

64 (1) Tiberius Gracchus, ein Enkel des Africanus von dessen Tochter, stimmte als Quästor in Hispanien dem schimpflichen Vertrage des Mancinus bei, (2) entging aber der Gefahr der Auslieferung durch das Gewinnende seiner Beredtsamkeit. (3) Als Volkstribun brachte [78] er ein Gesetz in Vorschlag, daß Niemand mehr als fünfhundert168 Morgen Landes besitzen sollte, (4) und entsetzte – ein noch nie da gewesenes Beispiel – seinen Amtsgenossen Octavius, der Einspruch dagegen that, seines Amtes. (5) Sodann trug er darauf an, daß über den gesammten Besitz, den die Erbschaft des Attalus gebracht hatte169, verhandelt und derselbe unter das Volk vertheilt werden sollte. (6) Als er sich darauf seine Amtsgewalt verlängern lassen wollte, trat er trotz der ungünstigen Vorzeichen vor das Volk und begab sich sogleich auf das Capitol, indem er die Hand an den Kopf legte, wodurch er dem Volke sein Leben empfahl. (7) Der Adel aber nahm dieß so auf, als ob er das Diadem forderte, und da der Consul Mucius unschlüssig zauderte, befahl Scipio Nasica allen Bürgern, die das Wohl des Staates wollten, ihm zu folgen, eilte dem Gracchus auf das Capitol nach und erschlug ihn. (8) Sein Leichnam wurde von der Hand des Aedils Lucretius in die Tiber geworfen, weshalb dieser den Namen Vespillo [d. i. Todtengräber] erhielt. (9) Nasica ward, um ihn dem Hasse [des Volks] zu entziehen, unter dem Scheine einer Gesandtschaft nach Asien geschickt.

C. Gracchus

65 (1) Cajus Gracchus, der als Quästor das ungesunde Sardinien durch’s Loos erhalten hatte, verließ dasselbe eigenmächtig, da sein Nachfolger ausblieb. (2) Der Abfall von Asculum und Fregellä170 brachte ihn in üble Nachrede171. (3) Als Volkstribun gab er Acker und Getreidegesetze und stimmte für die Absendung von Colonisten nach Capua und Tarentum. (4) Zu Mitgliedern der zur Vertheilung der [79] Aecker niedergesetzten Commission von drei Männern ernannte er sich selbst, den Fulvius Flaccus und Cajus Crassus. (5) Als der Volkstribun Minucius Rufus auf Abschaffung seiner Gesetze antrug, kam er auf das Capitol, begab sich dann, nachdem hier Antilius, der Herold des Consuls Opimius, im Getümmel erschlagen worden war, auf den Marktplatz hinab und rief hier unbesonnener Weise das versammelte Volk vom Volkstribunen hinweg. Deshalb vorgeladen, erschien er nicht vor dem Senate, sondern besetzte mit seinen bewaffneten Sclaven den Aventinus. Hier vom Opimius besiegt, verrenkte er sich, als er vom Tempel der Luna heruntersprang, den Knöchel und gelangte, während sein Freund Pomponius beim Drillingsthore172 und Publius Lätorius an der Pfahlbrücke seinen Verfolgern Widerstand leisteten, bis in den Hain der Furina. (6) Hier ward er entweder durch seine eigene Hand oder durch die seines Sclaven Euporus getödtet, sein Kopf aber soll von seinem Freunde Septimulejus dem Opimius überbracht und von diesem mit Gold aufgewogen worden sein, nachdem jener aus Habsucht durch hineingegossenes Blei ihn schwerer gemacht hatte.

M. Livius Drusus

66 (1) Marcus Livius Drusus, groß durch Herkunft und Beredtsamkeit, aber ehrgeizig und übermüthig, gab als Aedil überaus prachtvolle Spiele; (2) und als dabei sein Amtsgenosse Remmius einige Worte vom Nutzen des Staates fallen ließ, fragte er: „Was geht dich unser Staat an?“ (3) Als Quästor in Asien mochte er sich der Auszeichnungen nicht bedienen, damit nicht ein Anderer noch ausgezeichneter erscheine. (4) Als Volkstribun gab er den Latinern das Bürgerrecht, dem Volke Ländereien, den Rittern Sitze in der Curie und dem Senate die Rechtspflege. (5) Seine Freigebigkeit war allzu groß, und er gestand auch selbst, er habe Niemandem Etwas zum Verschenken übrig gelassen, als Luft und Koth; da es ihm aber in Folge davon [öfters] an Geld fehlte, that er auch vieles seiner Unwürdige. (6) So lieferte [80] er [z. B.] den Magulsa, Fürsten von Mauritanien, welcher sich vor der Feindschaft des Königs Bocchus geflüchtet hatte, für eine Geldsumme an diesen aus, der ihn einem Elephanten vorwerfen ließ. (7) Den Adherbal, einen Sohn des Königs von Numidien173, nahm er als Geißel in sein Haus auf, weil er dessen heimliche Loskaufung von Seiten seines Vaters hoffte. (8) Seinen Feind Cäpio, der sich seinen Unternehmungen widersetzte, bedrohte er damit, ihn vom Tarpejischen Felsen herabstürzen zu wollen. (9) Einem Consul, der den Ackergesetzen entgegenarbeitete, verdrehte er in der Volksversammlung die Kehle so, daß seiner Nase ein Blutstrom entfloß, welchen Drusus, die Schwelgerei des Consuls vorwurfsvoll verhöhnend, Salzlake von Meerdrosseln nannte174. (10) Später verfiel er aus der übergroßen Liebe des Volks in den Haß desselben; denn das Volk freute sich der erhaltenen Ländereien, die daraus Vertriebenen aber schmerzte der Verlust; die in den Senat aufgenommenen Ritter äußerten laut ihre Freude, aber die übergangenen beklagten sich; der Senat frohlockte wegen der ihm übertragenen Gerichte, war aber unzufrieden über die Theilnahme der Ritter daran. (11) Während nun Livius in Sorge war, wie er die Forderungen der Latiner hinausschieben könnte, welche auf das ihnen versprochene Bürgerrecht drangen, sank er plötzlich auf der Straße zusammen, sei es in Folge der Epilepsie oder getrunkenen Bockblutes175, und wurde halbtodt nach Hause getragen, (12) in ganz Italien aber that man öffentliche Gelübde für ihn. Als die Latiner den Consul Philippus auf dem albanischen Berge ermorden wollten, warnte er ihn, sich vorzusehen176. Deshalb vor dem Senate angeklagt, sank er, als er nach Hause zurückkehrte, zusammen, da sich ein Mörder [81] unter den Volkshaufen gemischt hatte. (13) Der Verdacht seines Mordes fiel auf Philippus und Cäpio.

C. Marius, der Vater

67 (1) Cajus Marius, der siebenmalige Consul, aus Arpinum177 gebürtig und von niedriger Herkunft, war, nachdem er die ersten178 Staatsämter der Stufenfolge nach bekleidet hatte, Unterfeldherr des Metellus in Numidien, und als er durch seine Verläumdungen dieses Mannes das Consulat erlangt hatte, ließ er den gefangenen Jugurtha vor seinem Wagen herführen179. (2) Ohne sein Zuthun zum Consul für das nächste Jahr ernannt, schlug er die Cimbern bei Aquä Sextiä180 in Gallien, die Teutonen auf dem raudischen Gefilde181 in Italien und hielt einen Triumph über diese. (3) Nachdem er sechsmal hinter einander das Consulat erhalten hatte, ließ er den Volkstribunen Apulejus Saturninus und den Prätor Glaucia, welche Unruhen erregten, auf Befehl des Senats tödten; (4) und als er durch den Gesetzvorschlag des Sulpicius dem Sulla den Heerbefehl182 zu entreißen suchte, wurde er von diesem in einem Treffen geschlagen und verbarg sich in den Sümpfen bei Minturnä183. (5) Allein aufgefunden und in’s Gefängniß geworfen, schreckte er den zu seiner Ermordnung hin eingeschickten Gallier durch sein Scheu gebietendes Antlitz zurück, setzte auf einem kleinen Schiffe, das er erhalten hatte, nach Afrika über und [82] lebte daselbst lange in der Verbannung. (6) Später in Folge der Gewaltherrschaft des Cinna zurückberufen, schuf er sich durch Oeffnen der Zuchthäuser ein Heer, rächte die ihm widerfahrene Kränkung durch den Mord seiner Feinde und starb in seinem siebenten Consulate, wie Einige erzählen, eines freiwilligen Todes.

Marius, der Sohn

68 (1) Cajus Marius, der Sohn, riß, erst sieben und zwanzig Jahre alt, das Consulat an sich, über welches zu so verfrühter Zeit erlangte Ehrenamt seine Mutter Thränen vergoß. (2) Seinem Vater an Grausamkeit ähnlich, umstellte er die Curie mit Bewaffneten, tödtete seine Feinde und ließ ihre Leichname in die Tiber werfen. (3) Während der Kriegsrüstungen gegen Sulla ruhte er, von Nachtwachen und Anstrengungen erschöpft, bei Sacriportus184 unter freiem Himmel aus, und in seiner Abwesenheit besiegt, war er Theilnehmer der Flucht, nicht der Schlacht. (4) Er floh nach Präneste, wo er vom Lucretius Ofella belagert wurde, und sich, da er bei einem Versuche durch einen unterirdischen Gang zu entfliehen Alles [von Feinden] umzingelt fand, vom Pontius Telesinus tödten ließ.

L. Cornelius Cinna

69 (1) Der höchst ruchlose Lucius Cornelius Cinna zerrüttete den Staat mit der größten Grausamkeit. (2) Als er in seinem ersten Consulate ein Gesetz wegen Zurückberufung der Verbannten vorschlug, aber von seinem Amtsgenossen Octavius verhindert und seines Ehrenamts entsetzt wurde, floh er aus der Stadt, setzte die Sclaven in Freiheit und besiegte seine Gegner, tödtete den Octavius und besetzte das Janiculum. (3) Dann machte er sich zum zweiten und dritten Male eigenmächtig zum Consul (4) und wurde, als er sich in seinem vierten Consulate eben zum Kriege gegen Sulla rüstete, seiner allzu großen Grausamkeit wegen von seinem eigenen Heere zu Ancona gesteinigt.

C. Flavius Fimbria

70 (1) [83] Cajus Flavius Fimbria, Cinna’s wildester Genosse, der als Unterfeldherr des Consuls Valerius Flaccus nach Asien gereist, aber eingetretener Feindseligkeit wegen von diesem entlassen worden war, verführte das Heer und ließ seinen Oberfeldherrn tödten. (2) Nun bemächtigte er sich selbst der Ehrenzeichen der Feldherrnwürde, drang in die Provinz ein und vertrieb den Mithridates aus Pergamus. (3) Ilium, das ihm nicht schnell genug seine Thore geöffnet hatte, befahl er in Brand zu stecken, doch blieb daselbst der Tempel der Minerva unversehrt stehen, so daß Niemand daran zweifelte, er sei durch göttlichen Schutz gerettet worden. (4) Ebendaselbst ließ Fimbria die vornehmsten Offiziere seines Heeres mit dem Beile hinrichten; bald darauf aber von Sulla in Pergamus belagert und von seinem verführten Heere verlassen, gab er sich selbst den Tod.

Der Lusitanier Viriathus

71 (1) Viriathus, seiner Herkunft nach ein Lusitanier185, war Anfangs aus Armuth ein Tagelöhner, dann seiner Behendigkeit wegen ein Jäger, darauf in Folge seiner Verwegenheit ein Räuber und endlich führte er als Heerführer einen Krieg gegen die Römer und besiegte ihren Feldherrn Claudius Unimanus und sodann den Cajus Vetilius186. (2) Nun wollte er lieber noch ungeschwächt, als besiegt, um Frieden nachsuchen; nachdem er aber alles Andere ausgeliefert, jedoch die Waffen zurückbehalten hatte, erneuerte er den Krieg. (3) Da ihn Cäpio nicht anders besiegen konnte, so bestach er zwei seiner Diener mit Geld, welche den Viriathus, als er auf dem Boden hingestreckt lag, ermordeten; (4) ein Sieg, der, als erkauft, vom Senate gemißbilligt wurde.

M. Aemilius Scaurus

72 (1) [84] Marcus Aemilius Scaurus war von edlem Geschlechte, aber unbemittelt, denn sein Vater trieb, obgleich ein Patricier, aus Armuth einen Kohlenhandel. (2) Er selbst war Anfangs im Zweifel, ob er sich um Ehrenstellen bewerben, oder das Wechslergeschäft betreiben sollte, da er aber in der Beredtsamkeit erfahren war, erwarb er sich durch sie großen Ruhm. (3) Zuerst verdiente er sich in Hispanien ein kleines Ehrenhorn187 und diente sodann unter Orestes auf Sardinien. (4) Als Aedil ließ er sich mehr die Rechtspflege, als die Veranstaltung von Spielen angelegen sein. Als Prätor stand er dem Jugurtha gegenüber, ließ sich jedoch durch dessen Geld gewinnen. (5) Als Consul gab er Gesetze über den Aufwand und das Stimmrecht der Freigelassenen. (6) Dem Prätor Publius Decius, der, als er vorüberging, sitzen blieb, befahl er aufzustehen, zerriß ihm das Kleid, zerbrach seinen Sessel und verordnete, daß sich Niemand mehr einen Rechtsspruch von ihm holen durfte. (7) Während seines Consulats bezwang er auch die Ligurier und Gantisker188, und hielt einen Triumph über sie. (8) Als Censor ließ er die Aemilische Heerstraße pflastern und die Mulvische Brücke erbauen; (9) und vermochte durch sein Ansehen so viel, daß er blos durch seinen persönlichen Rath189 den Marius bestimmte, die Waffen gegen Glaucia und Saturninus zu ergreifen. (10) Seinem Sohne verbot er, ihm unter die Augen zu kommen, weil er seinen Posten verlassen hatte; und dieser gab sich dieser Beschimpfung wegen selbst den Tod. (11) Wie Scaurus schon als Greis vom Volkstribunen Valerius beschuldigt wurde, die Bundesgenossen und Latium zur Ergreifung der Waffen gedrängt zu haben, sprach er zum Volke: „Varius aus Sucro190 behauptet, Aemilius [85] Scaurus habe die Bundesgenossen gedrängt, die Waffen zu ergreifen, Scaurus aber leugnet es. Wem von beiden meint ihr eher Glauben schenken zu müssen?“

Lucius Apulejus Saturninus

73 (1) Lucius Apulejus Saturninus, ein aufwieglerischer Volkstribun, machte, um sich die Gunst der Soldaten des Marius zu erwerben, den Gesetzvorschlag, daß jedem Veteranen hundert Morgen Landes in Afrika zuertheilt werden sollten, und ließ seinen Amtsgenossen Bäbius, der Einspruch dagegen erhob, durch einen Steinhagel vertreiben. (2) Dem Prätor Glaucia zerbrach er seinen Sessel, weil er an dem Tage, wo er selbst eine Volksversammlung hielt, einen Theil des Volks durch eine Gerichtsverhandlung weggerufen hatte. (3) Um als noch größerer Volksfreund zu erscheinen, stiftete er einen Freigelassenen an, sich für einen Sohn des Tiberius Gracchus auszugeben; (4) allein Sempronia, die Schwester der Gracchen, welche herbeigeholt wurde, Zeugniß dafür abzulegen, konnte weder durch Bitten, noch durch Drohungen bewogen werden, diesen Schimpf ihrer Familie anzuerkennen. (5) Nach der Ermordung seines Mitbewerbers Aulus Nonius abermals zum Volkstribunen erwählt, bestimmte Saturninus Sicilien, Achaja und Macedonien für neu [abzusendende] Colonisten und verwendete das durch List oder Verbrechen erworbene Geld des Cäpio191 zum Ankauf von Ländereien. (6) Gegen Alle, die seine Gesetze nicht beschwören wollten, sprach er die Verbannung aus; (7) und da es gerade donnerte, während viele Edle die Aushebung dieses Gesetzes verlangten, rief er: „Gleich wird es auch hageln, wenn ihr nicht Ruhe haltet.“ (8) Metellus Numidicus wollte lieber in die Verbannung gehen, als den Eid leisten. (9) Zum dritten Male zum Volkstribunen ernannt, ließ er, um seinen Helfershelfer Glaucia zum Prätor zu machen, dessen Mitbewerber Memmius auf dem Marsfelde ermorden. (10) Nun aber ergriff Marius in Folge eines Senatsbeschlusses, „die Consuln sollten Sorge tragen, daß der Staat keinen Nachtheil [86] erleide,“ die Waffen und verfolgte den Saturninus und Glaucia auf das Capitol, wo er sie belagerte und durch Hemmung des Wasserzuflusses192 bei drückender Hitze zur Ergebung nöthigte. Als sie sich aber ergeben hatten, hielt man ihnen nicht Wort, (11) sondern dem Glaucia wurde der Hals gebrochen und Apulejus, der in die Curie geflohen war, durch herabgeworfene Steine und Ziegel getödtet. (12) Seinen Kopf trug ein gewisser Senator Rabirius zur Verhöhnung bei Gastmählern herum.

L. Licinius Lucullus

74 (1) Lucius Licinius Lucullus, ein vornehmer, beredter und reicher Mann, gab beim Antritt seiner Quästur die prachtvollsten Spiele. (2) Bald darauf gewann er durch Vermittelung des Murena in Asien die Flotte des Mithridates und den König Ptolemäus von Alexandrien für den Consul Sulla. (3) Als Prätor verwaltete er Afrika mit der größten Gerechtigkeit. (4) Gegen Mithridates ausgeschickt, befreite er seinen in Chalcedon193 belagerten Amtsgenossen Cotta; entsetzte Cyzicus194, (5) schwächte das Heer des Mithridates durch Schwert und Hunger und vertrieb ihn aus seinem Königreiche Pontus. (6) Eben denselben besiegte er später nochmals zugleich mit dem ihm zu Hülfe kommenden Könige von Armenien, Tigranes, mit großem Glück. (7) In der Kleidung war er gar zu prachtsüchtig, auch brannte er von Vorliebe für Bildsäulen und Gemälde. (8) Da er später seinen Verstand verlor und unsinnig zu handeln anfing, wurde die Aufsicht über ihn seinem Bruder Marcus Lucullus übertragen.

L. Cornelius Sulla

75 (1) Cornelius Sulla, zur Zeit seines Glückes Felix195 genannt, wurde einst als kleiner Knabe von seiner Amme auf den Armen getragen, [87] als ein ihm begegnendes Weib ihn also anredete: „Sei mir gegrüßt, Knabe, der du dir und deinem Staate Glück bringen wirst!“ und da man sogleich nach der Frau suchte, die solches gesprochen, konnte sie nirgends aufgefunden werden. (2) Als Quästor des Marius bekam er den Jugurtha von Bocchus ausgeliefert. (3) Im Kriege mit den Cimbern und Teutonen leistete er als Unterfeldherr gute Dienste. (4) Als Prätor sprach er zu Rom Recht und verwaltete dann die Provinz Cilicien196. (5) Im Bundesgenossenkriege überwand er die Samniter und Hirpiner. (6) Dem Marius, der die Denkmäler des Bocchus beseitigen lassen wollte, widersetzte er sich. (7) Als Consul zum Befehlshaber in Asien bestimmt, schlug er den Mithridates bei Orchomenus und Chäronea197, besiegte dessen Feldherrn Archelaus bei Athen und nahm den Hafen Piräeus198 wieder ein. Die Mäder und Dardaner199 überwand er auf dem Marsche. (8) Als sein Oberbefehl nach dem Gesetzvorschlage des Sulpicius auf Marius übertragen wurde, kehrte er nach Italien zurück und schlug den Marius bei Sacriportus, den Telesinus aber am Collinischen Thore [Roms]. (9) Als Marius zu Präneste getödtet worden war, legte er sich durch eine Verordnung den Namen Felix bei. Er war der Erste, welcher Aechtungslisten öffentlich ausstellte, (10) und ließ neuntausend Feinde, die sich ihm ergeben hatten, in der Villa publica200 niederhauen. (11) Die Zahl der Priester vermehrte er und beschränkte dagegen die Macht der Tribunen. (12) Nachdem er die Ordnung im Staate wiederhergestellt hatte, legte er die Dictatur nieder, begab sich, da er deshalb verachtet zu werden anfing, nach Puteoli201 und starb daselbst an einer Krankheit, welche Phthiriasis202 genannt wird.

Mithridates, König von Pontus

76 (1) [88] Mithridates, König von Pontus, ein Abkömmling der sieben Perser203, besaß so große Geistes- und Körperstärke, daß er sechs zusammengespannte Rosse lenken und die Sprache von fünfzig Völkerschaften reden konnte. (2) Als die Römer im Bundesgenossenkriege mit einander selbst im Kampfe lagen, vertrieb er den Nicomedes aus Bithynien und den Ariobarzanes aus Cappadocien; (3) und sendete durch ganz Asien den schriftlichen Befehl, sämmtliche Römer [daselbst] an einem bestimmten Tage zu ermorden; was auch geschah. (4) Dann besetzte er Griechenland und alle griechischen Inseln mit Ausnahme von Rhodus. (5) Sulla besiegte ihn in einer Schlacht, nahm ihm durch die Verrätherei des Archelaus seine Flotte weg, schlug ihn selbst bei Orchomenus und würde ihn sogar zum Gefangenen haben machen können, wenn er es nicht, zum Kampfe gegen Marius eilend, vorgezogen hätte, einen Frieden auf jede Bedingung hin abzuschließen. (6) Darauf besiegte jenen Lucullus, als er ihm zu Cabira204 Widerstand entgegensetzte; (7) und später von Pompejus in einem nächtlichen Treffen besiegt, flüchtete Mithridates in sein Reich, wo er, bei einem Aufstande seiner Unterthanen von seinem eigenen Sohne Pharnaces in einem Thurme belagert, Gift nahm. (8) Da aber dasselbe zu langsam wirkte, weil er seinen Körper schon vorher durch viele Vorbeugungsmittel gegen Gift abgehärtet hatte, rief er den zu seiner Ermordung abgesandten, aber durch seine ehrfurchtvollen, Scheuer weckenden Züge abgeschreckten Gallier Sithocus zurück und unterstützte die Hand des Zitternden beim Todesstoße.

Cnejus Pompejus Magnus

77 (1) [89] Cnejus Pompejus Magnus205, der im Bürgerkriege der Partei des Sulla folgte, handelte so, daß er von diesem außerordentlich geliebt wurde. Sicilien entriß er den Verbannten ohne Krieg. (2) Numidien, das er dem Hiarbas entrissen hatte, gab er dem Hiempsal206 zurück. Sechs und zwanzig Jahre alt, hielt er [schon] einen Triumph. (3) Den Lepidus, der Sulla’s Einrichtungen abschaffen wollte, vertrieb er als Privatmann aus Italien. (4) Als Prätor statt der Consuln207 nach Hispanien geschickt, besiegte er den Sertorius, (5) und bald darauf bezwang er die Seeräuber innerhalb eines Zeitraums von vierzig Tagen. Den Tigranes nöthigte er, sich zu ergeben, den Mithridrates, Gift zu nehmen. (6) Dann durchzog er, von außerordentlichem Glück begünstigt und große Furcht vor sich verbreitend, erst im Norden das Land der Albaner, Colchier, Heniocher, Caspier und Iberier208, dann im Osten das der Parther, Araber und Juden; (7) und war der erste [Römer], der bis zum hyrcanischen209, rothen und arabischen Meere vordrang. (8) Als bei der später erfolgten Theilung des Reichs Crassus Syrien, Cäsar Gallien und Pompejus Rom erhalten hatte, befahl er nach dem Tode des Crassus dem Cäsar sein Heer zu entlassen; (9) durch dessen feindlichen Heranzug aber aus der Stadt vertrieben und in Pharsalia210 besiegt, floh er zum König von Alexandrien, Ptolemäus.

(Hier wurde vor den Augen der Gemahlin und Kinder des Königs seine Seite von dem Dolche des Septimius, eines Offiziers des Königs, durchbohrt, und dem schon Entseelten mit dem Schwerte das Haupt abgehauen, welches Verfahren man bis auf jene Zeit noch nicht gekannt hatte211. Sein [90] Rumpf ward von [den Wellen des] Nils geschaukelt, dann aber von Servius Codrus auf einem Scheiterhaufen verbrannt, [die Ueberreste] beerdigt und auf das Grabmal die Inschrift gesetzt: „Hier liegt der große [Pompejus]“212. Sein Haupt wurde, in ägyptische Linnen gewickelt, sammt seinem Siegelringe von Achillas, einem Trabanten des Ptolemäus, dem Cäsar überreicht, der es, sich der Thränen nicht enthaltend, mit einer Menge der kostbarsten Spezereien verbrennen ließ.)

Julius Cäsar

78 (1) Cajus Julius Cäsar, aus Bewunderung seiner Thaten der Göttliche genannt, reiste als Zeltgenosse213 des Thermus nach Asien, wo er durch seine häufigen Besuche beim Könige Nicomedes in den Ruf der Unkeuschheit kam. (2) Bald darauf suchte er den Dolabella durch einen Urtheilsspruch zu stürzen214. (3) Während er seiner wissenschaftlichen Ausbildung wegen nach Rhodus reiste, wurde er von Seeräubern gefangen, jedoch losgekauft, und bestrafte später dieselben, als er sie in seine Gewalt bekommen hatte. (4) Als Prätor unterwarf er Lusitanien, dann Gallien von den Alpen an, und nachdem er zwei mal mit einer Flotte über den Ozean gesetzt war, Britannien. (5) Da ihm Pompejus den Triumph verweigerte, vertrieb er ihn mit Waffengewalt aus Rom und besiegte ihn in Pharsalia. (6) Als ihm sein Haupt überbracht wurde, vergoß er Thränen und ließ es ehrenvoll beerdigen; auch brachte er bald darauf, von den Trabanten des Ptolemäus belagert, durch deren und des Königs Tod dem Pompejus ein Todtenopfer. (7) Den Sohn des Mithridates, Pharnaces, trieb er durch den bloßen Ruf seines Namens in die Flucht. (8) Den Juba und Scipio besiegte er in Afrika und die jungen Söhne des Pompejus bei Munda215 in Hispanien in einer gewaltigen Schlacht. (9) Hierauf verzieh er seinen Feinden und legte zugleich mit den [91] Waffen den Haß ab, denn er ließ nur den Lentulus, Afranius und Faustus, den Sohn des Sulla, tödten. (10) Vom Senat zum Dictator auf Lebenszeit ernannt, wurde er auf Anstiften des Cassius und Brutus, mit drei und zwanzig Wunden bedeckt, ermordet, und als sein Leichnam vor der Rednerbühne ausgestellt wurde, soll sich die Sonne verfinstert haben.

Cäsar Octavianus

79 (1) Cäsar Octavianus, aus der octavischen in die julische Familie verpflanzt216, besiegte, um Julius Cäsar’s Tod zu rächen, von dem er zum Erben eingesetzt worden war, den Brutus und Cassius, die Urheber des Mordes, in Macedonien. (2) Den Sextus Pompejus, der die Güter seines Vaters Cnejus Pompejus zurückforderte, überwand er in der Meerenge von Sicilien. (3) Den Consul Marcus Antonius, welcher Syrien inne hatte und von Liebe zu Cleopatra gefesselt war, besiegte er vollständig an der actischen Küste von Ambracia217. (4) Den übrigen Theil des Erdkreises bezwang er durch seine Unterfeldherrn. Die Parther gaben ihm die Feldzeichen, die sie dem Crassus abgenommen hatten, aus freien Stücken zurück. (5) Die Indier, Scythen, Sarmaten und Dacier, die er nicht bezwungen hatte, schickten ihm Geschenke. (6) Die Pforten des zweiköpfigen Janus, die vor ihm [nur] zweimal geschlossen gewesen waren, zuerst unter Numa, dann wieder nach dem ersten punischen Kriege, schloß er mit eigener Hand. (7) Zum Dictator auf Lebenszeit ernannt218, erhielt er seiner Thaten wegen vom Senate den Beinamen „der göttliche Augustus“.

Cato Prätorius

80 (1) Cato Prätorius219, ein Urenkel des Cato Censorius220, konnte, als er im Hause seines Oheims Drusus erzogen wurde, vom Anführer [92] der Marser, Quintus Popedius Silo, weder durch Geschenke, noch durch Drohungen bewogen werden, zu erklären, daß er die Sache der Bundesgenossen begünstige. (2) Als Quästor nach Cypern gesandt, um den Schatz aus der Erbschaft von Ptolemäus nach Rom zu schaffen, brachte er denselben mit der größten Gewissenhaftigkeit dahin; außerdem stimmte er für die Bestrafung der Verschworenen221. (3) Im Bürgerkriege schloß er sich der Partei des Pompejus an, und nach dessen Besiegung führte er das Heer durch die Wüste Afrika’s, wo er den ihm übertragenen Oberbefehl an den gewesenen Consul Scipio abtrat. (4) Nach Besiegung seiner Partei begab er sich nach Utica222, wo er sich selbst tödtete, nachdem er noch Plato’s Schrift, die vom Glücke des Todes handelt, gelesen und seinen Sohn ermahnt hatte, Cäsar’s Gnade in Anspruch zu nehmen.

M. Tullius Cicero

81 (1) Marcus Tullius Cicero, aus Arpinum gebürtig223 und Sohn eines römischen Ritters, leitete sein Geschlecht vom König Tullus Attius her. (2) Schon als sehr junger Mann zeigte er in dem Prozesse des Roscius seine Beredtsamkeit und Freimüthigkeit gegen die sullanische Partei, begab sich aber, ihren Haß deshalb fürchtend, seiner Studien wegen nach Athen, wo er ein eifriger Zuhörer des akademischen Philosophen Antiochus war. Darauf ging er der Beredtsamkeit halber nach Asien und später nach Rhodus, wo er den Griechen Molo, damals den beredtesten Redekünstler, zum Lehrer hatte, der Thränen darüber vergossen haben soll, daß durch Cicero Griechenland des Ruhmes der Beredtsamkeit beraubt werde. (3) Als Quästor hatte er Sicilien zum Wirkungskreise; als Aedil bewirkte er die Verurtheilung des Cajus Verres wegen Gelderpressungen; als Prätor befreite er Cilicien von Räuberbanden; (4) als Consul ließ er die Verschworenen224 mit dem Tode bestrafen. Später wurde er durch den Haß des Publius Clodius [93] und auf Anstiften des Cäsar und Pompejus, die er, als des Strebens nach Gewaltherrschaft verdächtig, durch dieselbe Freimüthigkeit, wie einst die Anhänger Sulla’s, verletzt hatte, und von welchen die Consuln Piso und Gabinius durch Uebertragung der Provinzen Macedonien und Asien als Lohn für ihre Mitwirkung gewonnen waren, in die Verbannung getrieben, kehrte jedoch bald nachher auf Antrag des Pompejus selbst zurück und schloß sich diesem im Bürgerkriege an. (5) Nach dessen Besiegung ward ihm Cäsar’s Verzeihung auf eigenen Antrieb desselben zu Theil, und nach dessen Ermordung begünstigte er den Augustus und erklärte den Antonius für einen Feind des Staats. (6) Als sich aber Cäsar225, Lepidus und Antonius zu Triumvirn gemacht hatten, schien die Eintracht unter ihnen nicht anders befestigt werden zu können, als wenn Cicero getödtet würde. Dieser lebte, als die Mörder vom Antonius gegen ihn abgesendet wurden, ruhig zu Formiä226, erfuhr aber den ihm drohenden Tod durch das weissagende Geschrei eines Raben, und wurde so auf der Flucht ermordet, sein Kopf aber dem Antonius überbracht.

Marcus Brutus

82 (1) Marcus Brutus, ein Nachahmer seines Oheims Cato, studirte zu Athen die Philosophie und auf Rhodus die Beredtsamkeit. (2) Die mimische Künstlerin Cytheris liebte er zu gleicher Zeit mit Antonius und dem Dichter Gallus. (3) Als Quästor mochte er nicht mit Cäsar227 nach Gallien gehen, weil dieser allen guten Bürgern mißfiel. (4) Mit dem Appius Claudius war er in Cilicien und ward, als dieser wegen Gelderpressungen angeklagt wurde, selbst auch nicht mit einem Worte verunglimpft. (5) Im Bürgerkriege von Cato dringend zur Rückkehr aus Cilicien aufgefordert, schloß er sich dem Pompejus an, nach dessen Besiegung er von Cäsar begnadigt wurde und als Proconsul Gallien verwaltete. Dennoch ermordete er zugleich mit andern Verschworenen den Cäsar in der Curie; (6) und, um dem [94] Hasse der Veteranen zu entgehen, nach Macedonien geschickt, wurde er von Augustus in der Ebene von Philippi228 besiegt und ließ sich von Strato tödten.

Cassius Longinus

83 (1) Cajus Cassius Longinus war Quästor des Crassus in Syrien, kehrte nach dessen Tode229 mit den gesammelten Resten [seines Heeres] nach Syrien zurück, (2) und schlug den Osaces, den Feldherrn des [parthischen] Königs, am Flusse Orontes230. (3) Darauf bekam er, weil er mit den in Syrien zusammengekauften Waaren einen schimpflichen Handel trieb, den Beinamen Caryota231. (4) Als Volkstribun arbeitete er dem Cäsar entgegen. (5) Im Bürgerkriege folgte er der Partei des Pompejus und befehligte die Flotte. (6) Von Cäsar erhielt er Verzeihung, und dennoch war er in Verbindung mit Brutus Urheber der Verschwörung gegen ihn, und bei der Ermordung desselben rief er Einem, der zauderte, zu: „Stoß’ zu, selbst durch mich hindurch!“ Nachdem er ein großes Heer zusammengebracht und sich mit Brutus in Macedonien vereinigt hatte, wurde er von Antonius in der Ebene von Philippi besiegt und bot, weil er glaubte, Brutus, der den Cäsar232 geschlagen hatte, habe gleiches Unglück mit ihm, seinem Freigelassenen Pindarus den Nacken [zur Ermordung] dar. (6) Als Antonius von seinem Tode hörte, soll er ausgerufen haben: „Nun habe ich gesiegt!“

Sextus Pompejus

84 (1) Sextus Pompejus, bei Munda in Hispanien besiegt, begab sich, nachdem er seinen Bruder verloren und die Reste des Heeres gesammelt hatte, nach Sicilien, wo er die Zuchthäuser gewaltsam öffnete233, [95] das Meer blokirte (2) und Italien durch Auffangen der Zufuhr bedrängte. Wegen seines Glückes zur See erklärte er sich für einen Sohn Neptuns und opferte ihm Stiere mit vergoldeten Hörnern und ein Pferd. (3) Als er nach abgeschlossenem Frieden mit dem Antonius und Cäsar auf einem Schiffe speiste, sagte er nicht unwitzig: „Dieß sind meine Schiffskiele!“ weil [damals] sein Haus in den „Schiffskielen“234 zu Rom Antonius inne hatte. (4) Als der Friedensvertrag [durch denselben Antonius]235 gebrochen und Sextus von Augustus durch den Agrippa in einem Seetreffen besiegt worden war, floh er nach Asien, wo er von den Soldaten des Antonius getödtet wurde.

Marcus Antonius

85 (1) Marcus Antonius, Begleiter des Julius Cäsar auf allen seinen Feldzügen, versuchte ihm am Lupercalienfeste236 das Diadem aufzusetzen und erkannte ihm nach seinem Tode göttliche Ehren zu. (2) Gegen Augustus handelte er treulos und floh, von diesem bei Mutina237 besiegt und zu Perusium238 durch Hunger bezwungen, nach Gallien. Daselbst verband er sich mit Lepidus und tödtete den Brutus, nachdem er dessen Heer verführt hatte. Mit frisch gesammelten Streitkräften nach Italien zurückgekehrt, versöhnte er sich mit Cäsar. (3) Als Triumvir begann er die Achtserklärungen mit der Person seines Oheims Lucius Cäsar. (4) Nach Syrien gesendet, bekriegte er die Parther, von diesen aber besiegt, führte er kaum den dritten Theil von fünfzehn Legionen nach Aegypten hinüber, und wurde hier, von Liebe zur Cleopatra gefesselt, von Augustus an der Küste von Actium besiegt. (5) Nach Alexandrien zurückgekehrt, setzte er sich in königlichem Schmucke auf den Königsthron und gab sich selbst den Tod.

Die Königin Cleopatra

86 (1) [96] Cleopatra, eine Tochter des ägyptischen Königs Ptolemäus239, wurde von ihrem Bruder und zugleich Gemahle Ptolemäus, den sie der Regierung hatte berauben wollen, vertrieben und kam während des Bürgerkriegs zu Cäsar240 nach Alexandrien, von welchem sie durch ihre Schönheit und ihren buhlerischen Umgang den Thron und Tod ihres Bruders erlangte. (2) Diese Frau war so wollüstig, daß sie sich oftmals Preis gab, aber auch von so außerordentlicher Schönheit, daß Viele eine Nacht bei ihr durch den Tod erkauften. (3) Später war sie mit Antonius verbunden und, mit ihm zugleich besiegt, starb sie in seinem Mausoleum241, worin sie ihm ein Todtenopfer zu bringen vorgab, am Bisse von Schlangen, die sie sich angelegt hatte.

Anmerkungen

1 Oder vielmehr ein unbekannter Autor. Vgl. die Einleitung.

2 Vgl. die Anmerkung am Schlusse der vorigen Schrift.

3 Vgl. oben S. 30 Note 1.

4 D. h. Spiele zu Ehren des Neptunus equester, der in früheren Zeiten Consus hieß.

5 Eine sabinische Stadt, die wahrscheinlich auf dem jetzigen Hügel von Magugliano, 10 Miglien von Rom, lag.

6 Die eingeklammerten Namen fehlen in den gewöhnlichen Ausgaben und sind erst von Schott aus Handschr. hinzugefügt worden.

7 Oder: durch auf sie geworfene Schilde zu erdrücken.

8 Der Hauptmarktplatz von Rom.

9 D. h. Priester für eine einzelne Gottheit.

10 D. h. Oberpriester.

11 Eine dieser altitalischen Nationalgottheit geweihte Thorhalle (kein Tempel), deren zwei einander gegenüberstehende Pforten in Friedenszeiten geschlossen, im Kriege aber geöffnet waren.

12 Früher hatte das Jahr blos zehn Monate gehabt und mit dem nach Mars benannten Martius oder März begonnen.

13 Nach Schröter’s Conjectur cuius avus bonam operam u. s. w.

14 Der Horatier und Curiatier (s. unten).

15 Diesen Beinamen führte Jupiter von elicere („Herauslocken“), weil man durch geheime Ceremonien den Blitz als eine Erscheinung von günstiger Vorbedeutung und als Offenbarung der Zustimmung Jupiters herablocken zu können glaubte.

16 Der nun folgende Theil dieses Kapitels enthält blos die nähere Auseinandersetzung zweier schon oben erwähnten Facta, des Zweikampfs der Drillingsbrüder und des Verraths des Metius Fufetius.

17 Die duumviri capitales, welche über Hochverrath (de perduellione) richteten, und eines solchen hatte sich auch dieser Horatius schuldig gemacht, weil er durch die Ermordung seiner Schwester dem Rechte des Staats vorgegriffen, gegen die Hoheit des Staats gesündigt hatte.

18 D. h. ihn nöthigte, unter einer Art Schnellgalgen hindurchzukriechen.

19 Veji, eine Stadt Etruriens, lag auf einem steilen Felsen beim heutigen Dorfe Isola Farnese, und Fidenä, eine Stadt Latiums unweit der Grenze Etruriens, auf dem Tufffelsen bei Castel Giubileo.

20 D. h. sich derjenigen Partei anzuschließen, für welche sich das Kriegsglück entscheiden würde.

21 Die Fetiales waren ein Priestercollegium, welches über Friedensbruch, Beleidigung von Gesandten und dergl. zu entscheiden und über Erfüllung der Friedensbedingungen, Haltung geschlossener Verträge u. s. w. zu machen hatte.

22 König der Aequiculer oder Aequer in Latium am Anio und Berge Algidus.

23 Oder: nicht allen Erwartungen genügen, die er von sich erregt hatte.

24 Deren wenige Ruinen sich auf dem Hügel Tarchino, in der Nähe von Corneto, finden, und deren Nekropole (oder Grabgewölbe) ein Fundort merkwürdiger Alterthümer ist.

25 D. h. eines Wahrsagers aus dem Fluge und Gesange der Vögel.

26 Dieser von Livius I, 36. erzählte Vorfall war folgender. Tarquinius wollte, um die zu schwache Reiterei zu vermehren, den schon von Romulus errichteten drei Reitercenturien (vgl. Cap. 2) noch einige neue beifügen und sich durch ihre Benennung nach seinem Namen ein Andenken stiften. Als nun der Augur Attius Navius behauptete, ohne Befragung und Zustimmung der Vögel dürfe keine solche Neuerung getroffen werden, spottete der König seiner Kunst und sagte: „Nun wohlan, du Mann Gottes, so befrage einmal deine Vögel, ob das möglich sei, was ich jetzt in Gedanken habe.“ Der Augur befragte die Vögel und versicherte, es sei möglich. „Nun, sprach Tarquinius, ich dachte mir, du solltest mit einem Scheermesser einen Schleifstein zerschneiden. Thue nun, was deine Vögel als möglich verkündigen!“ und ohne sich zu besinnen nahm Attius ein Scheermesser und durchschnitt den Schleifstein.

27 Den Circus Maximus, worin die großen Wettrennen gehalten wurden, zwischen dem Palatinus und Aventinus in der 11. Region der Stadt gelegen.

28 Ludi magni; dieß ist ihr sie von andern Spielen unterscheidender Eigenname. (Ebenso verhält es sich mit Circus Maximus.)

29 Eine bulla, d. h. ein am Halse getragener Schmuck von Gold oder Silber und runder Gestalt, meist in Form eines Herzens.

30 Volksabtheilungen nach ihren Wohnungen in der Stadt, sowie die gleich darauf erwähnten Classen und Centurien dergleichen Haupt- und Unterabtheilungen nach dem Vermögen waren.

31 Sie hießen beide Tullia.

32 Lucius Tarquinius, dem das Volk den Beinamen Superbus („der Uebermüthige“) gab und der sanfte Aruns Tarquinius.

33 Vicus sceleratus oder via scelerata, „die durch Frevel entweihte“.

34 Feriae Latinae, ein zur Erhaltung und Befestigung des latinischen Städtebundes alljährlich gefeiertes, vier Tage lang dauerndes Fest, wobei dem Jupiter Latialis von Abgeordneten der 47 latinischen Städtegemeinden auf dem Albanischen Berge ein feierliches Opfer dargebracht wurde.

35 Die Cloaca maxima, ein Riesenwerk der Baukunst, durch welches die unterirdischen Quellen aufgefaßt und alle stehenden Wässer und Moräste im Gebiete der Stadt, sowie alle Unreinigkeiten derselben in die Tiber abgeleitet wurden, und von so außerordentlicher Festigkeit, daß es sich bis auf unsere Tage erhalten hat.

36 Die alte Hauptstadt der Rutuler in Latium, noch jetzt unter ihrem alten Namen vorhanden.

37 Eine Stadt Campaniens an der Seeküste, deren Ruinen sich zwischen dem Lago di Patria und Fusaro finden.

38 D. h. eben der Stumpfsinnige, Blödsinnige.

39 D. h. der Einäugige.

40 Ein kleiner Nebenfluß der Tiber in Etrurien, jetzt la Barca (?).

41 Porta scelerata. Vgl. den Vicus sceleratus im 7. Kap.

42 Die Fasces, d. h. Bündel von Stäben mit einem daraus hervorragenden Beile, waren die Insignien der consularischen Gewalt.

43 D. h. Volksfreund.

44 Einer Stadt Latiums, deren Ruinen sich auf einem Berge östlich von Frascati finden.

45 Im Gebiete von Tusculum, von Neueren bald für den Lago della Cava, bald für den See von Corne, bald für das jetzt trockenliegende Thal von Isidoro gehalten.

46 Ein Berg Latiums, südwestlich von Präneste (dem heutigen Palestrina), jetzt Monte Ariano genannt.

47 Die corona obsidionalis war eigentlich nur ein Kranz von Gras, womit ein Feldherr belohnt wurde, der einen andern von der Blokade befreit hatte. Bisweilen aber wurde sie zu noch größerer Auszeichnung auch von Gold verliehen (vgl. unten c. 58,4. und Liv. III, 19, 3.), weshalb Arntzen’s Lesart corona aurea et obsidionali unnöthig ist.

48 D. h. ebener Platz [an der Stelle des niedergerissenen Hauses] des Mälius.

49 Durch die Auswanderung auf den heiligen Berg zwischen Fidenä und dem Flusse Anio.

50 Der Quadrans war = ¼ As oder 3 Unciä, nach unserem Gelde etwa 1 ½ Pfennige.

51 Dieß ist die richtigere Lesart, statt Cneus.

52 D. h. römische Meilen, von denen fünf auf eine geographische gehen.

53 Nämlich 4 Meilen von Rom, wo Veturia und Volumnia im Lager Coriolan’s erschienen waren.

54 D. h. der öffentlichen Diener, welche den Consuln die fasces (vgl. S. 45, Note 2) vorantrugen.

55 Nach der Lesart: fasces expavit. Indecenter a sorore irrisa etc.

56 Oder: aus der Classe der Plebejer (ex plebe).

57 Nach der Lesart ne cui statt ne cui plebeio, „daß kein Plebejer etc.“

58 Centurio, der Befehlshaber einer centuria oder Abtheilung von 100 Mann, läßt sich, wenn auch unsere Compagnien weit stärker sind, doch füglich durch „Hauptmann“ übersetzen.

59 Welcher vorgeben sollte, sie sei eine ihm entlaufene Sclavin, nicht die Tochter des Virginius.

60 Eine Stadt des Peloponnes in der Landschaft Argolis (noch jetzt Pidhavro oder Nea Epidavros), wo sich ein berühmter (noch in Ruinen vorhandener) Aesculaptempel befand, aus welchem die Bildsäule des Gottes nach Rom geholt werden sollte.

61 Die Schlange, das Attribut und den beständigen Begleiter des Heilgottes, für diesen selbst nehmend.

62 Eine Stadt der Volsker in Latium, von der nur noch ein alter Thurm (Torre d’Anzo) beim Capo oder Porto d’Anzo übrig ist.

63 Eine Stadt Etruriens, die eigentlich Falerii oder Falerium hieß, oft aber auch, dem Volke selbst gleichnamig, Falisci genannt wurde. Ihre Ueberreste finden sich bei Civita Castellana.

64 Um ihm als Geißeln zu dienen und so die Falisker zur Uebergabe der Stadt zu nöthigen.

65 Nach der Lesart decenni obsidione hieme domuit.

66 Eine Stadt Etruriens, in früherer Zeit Residenz des Porsenna, jetzt Chiusi.

67 Des J. 364 nach Roms Erb. oder 390 vor Chr. G.

68 Ein Flüßchen, das 6 Mill. nördlich von Rom (beim heut. Fonte die Papa) in die Tiber mündete.

69 Weil Rom von den Galliern niedergebrannt worden war.

70 Durch die Gallier.

71 Der Gläubiger hatte das Recht, einen Schuldner, der ihn nicht bezahlen konnte, zu seinem Sclaven zu machen.

72 Das er gerettet hatte.

73 Eine jähe Felswand am westlichen Gipfel des capitolinischen Berges, von welcher die Verbrecher herabgestürzt wurden.

74 Oder vielleicht auch: Feinde der Römer aus Mißtrauen. Jedenfalls ist die Lesart Fidei Romanorum hostes etwas unverständlich.

75 An der Küste Campaniens, nordwestl. von Neapel, noch jetzt Monte Gauro.

76 Die nach civica corona gewöhnlich noch folgenden Worte de quercu u. s. w. bis obsidione cives liberasset, welche in mehreren Handschriften fehlen und deutlich genug den Charakter eines Glossems an sich tragen, habe ich mit Schröter ganz weggelassen.

77 In Campanien in der Nähe des Vesuvs und Pompeji’s.

78 Hier folgen gewöhnlich noch die Worte: „Das Consulat lehnte er ab, indem er sagte, daß weder er die Fehler des Volks, noch jenes seine Strenge werde ertragen können“, die aber, als dem Vorhergehenden widersprechend und sich auf einen ganz andern T. Manlius Torquatus beziehend, der weit später, im zweiten punischen Kriege, Consul werden sollte, von den neueren Herausgebern mit Recht beseitigt worden sind.

79 D. i. der vom Raben Unterstützte. Der Rabe heißt im Lateinischen corvus.

80 Das heutige Lucera.

81 Furculae Caudinae, ein Engpaß des Gebirges Taburnus, bei der Stadt Caudium in Samnium, der noch jetzt Casale di Forchia heißt.

82 D. h. ließ sie zur Demüthigung unter einem aus 3 Speeren zusammengefügten Gestell, welches die Gestalt eines Ochsenjoches hatte, hindurchgehen.

83 D. h. der Läufer.

84 Vgl. Oben S. 30. Note 1.

85 So (nicht Rutilius, wie sonst edirt wurde) ist nach Livius VIII, 29 ff. zu lesen.

86 Eine Stadt in Latium, jetzt Palestrina.

87 Vergl. Note 3 zum vorigen Kapitel.

88 Die Einwohner der Stadt Noceria (jetzt Nocera) in Campanien.

89 Da der Verf. dasselbe Zeitwort (capere) sowohl vom Lande, als von den Menschen darin braucht, dürfte sich kaum ein passenderer deutscher Ausdruck finden lassen, als „gewinnen“; denn selbst „einnehmen“ und „gefangen nehmen“ (was nicht einmal auf die ganze Bevölkerung eines Landes paßt) sind schon zwei verschiedene Worte.

90 Bei der ovatio oder dem kleinen (dem halben) Triumphe hielt der Sieger nicht zu Wagen, sondern zu Pferd oder zu Fuß seinen Einzug in Rom und opferte auf dem Capitol nicht einen Stier, sondern nur ein Schaf.

91 D. h. König von Epirus.

92 Der bedeutendste Nebenfluß der Tiber, jetzt Teverone.

93 Einer Stadt im alten Latium. Vgl. Plin. N. H, III, 5, 9. (Außerdem ist auch ein Berg dieses Namens bei Capua bekannt.)

94 Siehe oben S. 16. Note 1.

95 Daher eben sein Beiname Cäcus, d. i. der Blinde.

96 Nach der gewöhnlichen Lesart umgekehrt, mütterlicher Seits vom Achilles und väterlicher Seits vom Hercules, was ein offenbarer Irrthum des Verf. wäre.

97 Denn das Orakel konnte auch bedeuten: Rom vermag des Aeacus Enkel zu besiegen. Im latein. Original ist die Zweideutigkeit noch größer.

98 So konnte Pyrrhus heißen, weil er sein Geschlecht vom Achilles, einem Enkel des Aeacus, Königs von Aegina, herleitete.

99 Dieser Vers findet sich bei Ennius VI, 8. p. 366. Vergl. Cicero de Div. II, 36.

100 Eine Stadt Lucaniens (in Unteritalien) am Fl. Liris, jetzt Policoro.

101 Einer Schlange mit vielen Köpfen, bei welcher an der Stelle eines jeden Kopfes, den Hercules abhieb, stets zwei neue hervorwuchsen.

102 Eine Stadt der Bruttier in Unteritalien, deren wenige Ueberreste sich beim heutigen Motta die Burzano finden.

103 In den ältern Ausgaben finden sich hier noch drei aus Eutrop. II, 8. eingeschaltete Paragraphen, die ich mit den neueren Herausg. als unächt weglasse.

104 Jetzt Bolsena.

105 Hier stehen gewöhnlich noch die unpassenden Worte victis Volsiniensibus, „nach Besiegung der Einwohner von Volsinii,“ die ich als unächtes Einschiebsel mit den neuesten Herausg. weggelassen habe.

106 Miethsoldaten aus Unteritalien, im Dienste des Tyrannen von Syracus Agathocles, nach dessen Tode sie sich in Besitz der Stadt Messana (jetzt Messina) gesetzt hatten, wo sie nun vom Hiero und den Carthagern belagert wurden.

107 Nämlich von Sicilien, die heutige Straße von Messina.

108 Das heutige Reggio.

109 Lauter bedeutende Städte Siciliens; Enna, eine Stadt im Innern der Insel, jetzt Castro Giovanni, Drepanum, Lilybäum und Panormus aber die Seestädte Trapani, Marsala und Palermo.

110 Jetzt Torre die Camerina an der Südküste.

111 Ein Volk an der Südspitze Apuliens in Unteritalien, um die heutigen Städte Taranto, Brindisi und Otranto her.

112 Nach der bessern Lesart Ea quassatas de H. naves etc.

113 Der heutige Fluss Ebro.

114 Eine Stadt Hispaniens in der Nähe der Ostküste, jetzt Murviedro.

115 Jetzt Tessino, kleiner Nebenfluß des Po in Oberitalien.

116 Noch jetzt Trebbia, ebenfalls Nebenfluß des Po.

117 Ein See in Etrurien, jetzt Lago di Perugia.

118 Ein Flecken Apuliens, noch jetzt Canne genannt.

119 Einer Stadt Bithyniens in Kleinasien.

120 Im Lateinischen lauten diese drei Beinamen Cunctator, Verrucosus und Ovicula.

121 Ein Volk Oberitaliens an der Grenze von Gallien und dem Meerbusen von Genua.

122 Einem weinreichen Gefilde Campaniens.

123 D. h. etwa 8350 Thaler unsers Geldes.

124 Das Bildniß der Cybele oder Göttermutter, ein vom Himmel gefallener Stein, wurde auf einen Ausspruch der sibyllinischen Bücher im zweiten punischen Kriege zur Befreiung Italiens von den Carthagern von Pessinus in Phrygien nach Rom geholt, wo es nach dem Orakel des Apollo von dem besten Manne in sein Haus aufgenommen werden sollte. Vgl. unten Cap. 46.

125 D. i. Oberfeldherr.

126 D. h. hier „der Kluge, Einsichtsvolle“.

127 So hat Schröter die Lesart dieser Stelle wiederhergestellt. Nach der gewöhnlichen (von Grejonius und Schott sehr interpolirten) Lesart wäre zu übersetzen gewesen: „– – und weihte die ihm abgenommene Waffenrüstung dem Jupiter Feretrius. (3.) Er lehrte zuerst, wie die Soldaten rückwärts weichen könnten, ohne dem Feinde den Rücken zu kehren. (4.) Daß Hannibal u. s. w.“

128 Eine (noch jetzt unter demselben Namen vorhandene) Stadt Campaniens.

129 Berühmte Stadt Siciliens, jetzt Siragossa.

130 Im alten Latium; noch jetzt Monte Albano, auch Monte Cavo.

131 Eine Stadt Latiums, deren Ueberreste sich auf einem Berge östlich von Frascati finden.

132 Nach Schröter’s Conjectur Sardiniam suscepit. Die gewöhnliche Lesart Sardiniam subegit („er unterwarf Sardinien“) würde einen offenbaren historischen Irrthum enthalten, da Sardinien bereits im J. Roms 537. (also 19 Jahre vor Cato’s Prätur) vom Consul T. Manlius unterworfen worden war. (Andere wollten daher ein anderes Verbum, wie obtinuit, rexit substituirt wissen, Schröter’s Conj. kommt aber der Lesart der Handschr. viel näher).

133 Ein aus Celten und Iberern gemischter, mächtiger Volksstamm Hispaniens im Innern des Landes, westlich vom Iberus (Ebro).

134 Die Basilicä waren prächtige, dem Publikum offen stehende Säulenhallen nahe beim Forum, worin besonders die Kaufleute ihre Börsengeschäfte trieben, aber auch Gerichtssitzungen gehalten wurden.

135 Nach der auch von Gruner gebilligten Conj. von Pighius: Imago huius funeris gratia e curia produci solet (vgl. Val. Max. VIII, 15, 2), die wohl auch Schröter unbedenklich hätte aufnehmen können. Gewöhnlich fehlen die Worte e curia, in welchen allein eine Auszeichnung des Cato liegt, da im Atrium aufbewahrte Ahnenbilder gewöhnlich bei Leichenbegängnissen vorgetragen wurden.

136 Sena (auch Sena Gallica) war eine Stadt Umbriens und heißt jetzt Senigaglia, der Metaurus aber Metaro.

137 Eine Stadt Apuliens, das heutige Canossa.

138 D. i. Neu-Carthago, das heutige Carthagena.

139 König von Numidien, einem Lande an der Nordküste Afrika’s, so gut wie das westlich daran grenzende Mauritanien, (ersteres jetzt Algier, letzteres Fez und Marokko).

140 Nach Schröters Conj. Petillio ac Naevio (vgl. Liv. XXXVIII, 56, 2. mit Plutarch Cat. Mai. 15). Gewöhnlich liest man Petillio et Actaeo, was ein ganz unrömischer Name wäre.

141 In die Klasse der aerarii, die nur ein Kopfgeld zahlten und kein Stimmrecht hatten. Unter sie versetzt zu werden, war eine entehrende Strafe.

142 Dieß ist ein Irrthum des Verf. Der Titus Quinctius, von dem hier die Rede ist, hieß Flamininus, nicht Flaminius, und war ein Patricier, der am Trasimenischen See gefallene Cajus Flaminius aber war ein Plebejer.

143 Eine Stadt in Argolis, bekannt durch ihre feierlichen Kampfspiele, bei denen eben auch die Freiheit Griechenlands proklamirt wurde.

144 Nach der von Schröter aufgenommenen Conj. des Pighius: Vectones Oretanosque superavit, während gewöhnlich der Name Vectones fehlt. Beides waren Völkerschaften Hispaniens, die Vectones (gewöhnlicher Vettones) in Lusitanien, zwischen den Fl. Tajo und Duero, die Oretani in Tarraconensis, um das heutige Cazlona her.

145 Eine Stadt in Epirus, das heutige Arta im Sandschak Janina.

146 In der kleinasiatischen Provinz Lydien, bei der Stadt Magnesia (j. Manissa), noch jetzt Sipuli-Dagh genannt.

147 Wem der Censor bei dem feierlichen Aufzug der Ritter in’s Capitol sein Pferd nahm, war dadurch gleichsam aus dem Ritterstande ausgestoßen.

148 Jetzt Eskemil auf der Halbinsel der Dardanellen, oder von Gallipoli.

149 Die heutige Insel Negroponte.

150 D. h. nur noch auf den jenseits des Taurus gelegenen Theil seines Reiches beschränkt.

151 Zwei Völkerschaften Kleinasiens, erstere in der Nähe der Südküste, letztere weiter im Innern.

152 Eine Insel des ägaischen Meeres, unweit des Hellesponts, noch jetzt Samothraki, oder türkisch Semendrek Adassi genannt.

153 Eine Stadt der Vaccäer in Hispania Tarraconensis, entweder in der Gegend des heut. Benavente, oder bei Rioseco, unweit Palencia.

154 Vgl. oben S. 46. Note 2.

155 Dieser Stadt gehören höchst wahrscheinlich die Ruinen bei Puente de Don Guarray in der Provinz Burgos an.

156 Oder freier: „die nicht ächte Söhne, sondern nur Stiefkinder Italiens sind.“

157 Dieß kann nichts Anderes heißen, als: die so wenig ächte Römer, als wahrhaft freie Männer, sondern nicht besser als Sclaven sind.

158 D. h. entweder einen wirklichen (thätigen), oder lieber gar keinen.

159 Als er das Schiff betrat, um nach Spanien abzusegeln, hörte man eine unsichtbare Stimme rufen: „Bleibe, Mancinus!“

160 Dieses Heraclea ist dieselbe Stadt Thessaliens im Gau Malis am Oeta und unweit der Thermopylen, die auch Trachis oder Trachin hieß, und beim heut. Dhamasta lag.

161 Den öffentlichen Dienern der höchsten Staatsbeamten, die diesen die fasces oder die Ruthenbündel mit den Beilen vorantrugen.

162 Einem Orte auf der Corinthischen Landenge.

163 D. h. den falschen Philipp. Er hieß eben eigentlich Andriscus und nahm blos den Namen Philippus an, als er, sich für einen natürlichen Sohn des Perses ausgebend, den macedon. Thron usurpirte.

164 Eine Stadt der Celtiberier in Hispanien, die wohl zwischen Saragossa und Albarracin zu suchen ist.

165 Die Alten trugen diesen (die tunica) auf dem bloßen Leibe. Wir würden passender sagen: „mein Hemde.“

166 D. h. der Zärtliche, Liebevolle.

167 Unterfeldherren des Sertorius.

168 Die gewöhnliche Lesart plus mille (mehr als tausend) würde allen Angaben anderer Schriftsteller widerstreiten, weshalb ich mit Schröter der Conj. von Schott plus quingenta folge. Da die Handschr. in den Zahlen so häufige Verwechselungen enthalten, so brauchen wir keinen Irrthum des Verf. selbst anzunehmen.

169 Attalus, König von Pergamus in Kleinasien, hatte das römische Volk zu Erben seines Reichs und seiner ganzen Hinterlassenschaft eingesetzt.

170 Jenes, in Picenum gelegen, heißt noch jetzt Ascoli, dieses, eine Stadt Latiums, ist das heutige Ceprano.

171 Oder: wurde ihm zur Last gelegt.

172 Wovon diese porta Trigemina am Fuße des Aventinus ihren Namen hatte, läßt sich nicht mit Sicherheit angeben. Gewöhnlich sagt man, das Thor sei deshalb so genannt worden, weil durch dasselbe die Drillingsbrüder Horatius zum Kriege mit den Albanern ausgezogen wären.

173 Namens Micipsa.

174 Die Salzlake, worin die Meerdrosseln, Thunfische u. s. w. eingemacht wurden – eine Delikatesse der römischen Schwelger, – hatte, weil auch das Blut der Fische dazu genommen wurde, eine rothe Farbe.

175 Welchem die Alten eine giftige Wirkung zuschrieben.

176 Hier findet sich im Texte wahrscheinlich eine Lücke. Denn wie hätte Drusus dieser Warnung wegen vor dem Senate angeklagt werden können? Auch wurde in jener von Drusus selbst veranstalteten Senatsversammlung gar keine Klage gegen ihn vorgebracht, sondern er selbst klagte vielmehr den Philippus an. Vgl. Cic. de Orat. III, 1.

177 Eine Stadt Latiums, aus der auch Cicero gebürtig war; sie lag an der Stelle des heutigen Dorfes Carnello.

178 D. h. diejenigen der höheren Staatsämter, die man zuerst erlangte, die Quästur, Aedilität u. s. w.

179 Nämlich bei seinem Triumphzuge, den er der Besiegung Jugurtha’s wegen hielt.

180 Dem heutigen Aix in der Provence.

181 In der Nähe von Verona. Cimbern und Teutonen waren bekanntlich Völkerschaften aus dem Norden Germaniens, welche auf ihren Wanderzügen gen Süden und Südwesten die römischen Heere vorher schon mehrmals geschlagen hatten.

182 Nämlich gegen Mithridates, König von Pontus.

183 Eine Küstenstadt Latiums unweit der Grenze Campaniens, deren Ueberreste sich beim heutigen Trajetta finden. Die Sümpfe werden jetzt gewöhnlich blos nach dem bei ihnen mündenden Flusse le Maremme del Garigliano genannt.

184 Ein Flecken im Süden Latiums, wahrscheinlich am westlichen Anfange des Volskergebirges und in der Nähe von Privernum (jetzt Piperno).

185 Lusitanien war der westlichste Theil des alten Hispaniens und umfaßte das heutige Portugal bis zum Duero und die spanischen Provinzen Salamanca und (die nördlichste Hälfte von) Estremadura.

186 Nach Schröter’s Conjectur statt C. Nigidium, welchen Namen sonst Niemand kennt. Vgl. dagegen Livius Epit. l. LII.; Appian. de Reb. Hisp. VI, 61. und Oros. V, 4.

187 Dergleichen Ehrenhörner gehörten zu den Belohnungen, die tapfere Soldaten der römischen Heere von ihren Feldherrn erhielten.

188 Wahrscheinlich ein verdorbener Name; wenigstens nennt sonst Niemand diese Völkerschaft, die doch wohl in Gallien zu suchen wäre.

189 Ohne Vollmacht von Seiten des Staats.

190 Eine Stadt Hispaniens, wahrscheinlich das heutige Cullera am Ausflusse des Xucar in der Provinz Valencia.

191 Dieser Q. Servilius Cäpio hatte die Stadt Tolosa (Toulouse) und den durch die Teciosagen dahin verschleppten delphischen Tempelschatz geplündert.

192 Oder wörtlich übersetzt: durch Zerschneiden der Wasserröhren.

193 Eine Stadt Bithyniens in Kleinasien, Constantinopel gerade gegenüber; noch jetzt als Dorf unter dem alten Namen vorhanden.

194 Eine feste Seestadt Mysiens in Kleinasien, jetzt Ruinen Namens Chizico in der Nähe von Aidinjik.

195 D. h. eben der Glückliche.

196 An der Südküste Kleinasiens.

197 Beides Städte Böotiens in Griechenland; die Ueberreste der ersteren finden sich beim Dorfe Skripu, die der letzteren bei Kapraina oder Kapurna.

198 Der Haupthafen von Athen.

199 Zwei einander benachbarte Völker im westlichsten Theile Thraciens und im östlichsten Mösiens.

200 Ein mit Hallen umgebenes Gebäude auf dem Marsfelde, das als Sammelplatz der Rekruten, des Volkes zum Census u. s. w., auch zur Beherbergung fremder Gesandten und zum öffentlichen Vergnügen diente.

201 Eine Stadt Campaniens, jetzt Puzzuoli.

202 D. i. die Läusesucht.

203 Die sich gegen den Pseudo-Smerdes, einen Magier, der sich für den früher ermordeten Sohn des Cambyses, Smerdes, ausgab und den Thron von Persien in Besitz genommen hatte, verschworen und Einen aus ihrer Mitte, den Darius Hystaspis, zum König machten.

204 Eine Stadt in Pontus, vielleicht identisch mit dem spätern Neocäsarea und dann das heutige Niksar.

205 Dieser Beiname, „der Große“, wurde bei ihm ebenso ein integrirender Theil seines Namens, wie bei Sulla der Beiname Felix, „der Glückliche“.

206 So edirt Schubert statt der falschen Lesart der Handschr. Masinissae.

207 D. h. als Prätor mit consularischer Gewalt.

208 Lauter Völkerschaften zwischen dem schwarzen und caspischen Meere.

209 D. i. caspischen.

210 Das Gebiet von Pharsalus, einer Stadt Thessaliens, die noch jetzt Fersala heißt.

211 In früherer Zeit wurden Enthauptungen blos mit dem Beile vorgenommen.

212 Die Inschrift lautete blos: Hic situs est Magnus. Vergl. oben S. 89 Note 1.

213 D. h. auch als Pflegebefohlener.

214 So glaubte ich oppressit übersetzen zu müssen, da Julius Cäsar zwar den Dolabella wegen Erpressungen anklagte, dieser jedoch losgesprochen wurde.

215 Wahrscheinlich in der Nähe von Cordova gelegen, schwerlich aber das heutige Dorf Monda bei Malaga.

216 Durch Adoption von Seiten seines Großoheims C. Julius Cäsar.

217 Einer Stadt der Landsch. Thesprotis in Epirus; jetzt Arta.

218 Dieß ist ein Irrthum, da Octavian, durch das Schicksal seines Großoheims gewarnt, diesen Titel verschmähte.

219 Diesen Beinamen führte er, weil die Prätorwürde die höchste war, zu der er gelangte. Häufiger erscheint er mit dem Beinamen Uticensis, nach seinem Todesorte.

220 Vgl. oben Cap. 47.

221 Nämlich der Genossen des Catilina.

222 Nächst Carthago die bedeutendste Stadt der röm. Provinz Afrika; jetzt die Ruinen von Bu-Shatter.

223 Vgl. oben Cap. 67.

224 Dieselben Catilinarier, von denen im vorigen Cap. die Rede war.

225 D. h. Cäsar Octavianus.

226 Einer Küstenstadt Latiums, unweit der Grenze von Campanien, deren Ueberreste sich zwischen Mola di Gaëta und Castiglione finden.

227 Die Worte cum Caesare hat Schröter nach Sylburg’s Conj. hinzugefügt.

228 Jetzt Ruinen Namens Filibah oder Felibejik.

229 In Parthien.

230 Ein Fluß Syriens, jetzt Aasi oder Ahssy.

231 Eigentlich der Dattelnhändler.

232 D. h. den Cäsar Octavianus, der die Mörder Cäsar’s mit Antonius gemeinschaftlich bekriegte.

233 D. h. die Sträflinge bewaffnete.

234 Carinae, Name eines Thals und einer mit vielen Prachtgebäuden bebauten Straße in Rom, zwischen dem cölischen und esquilinischen Hügel.

235 Die in Klammern eingeschlossenen Worte, die im Widerspruch mit der Geschichte stehen, sind höchst wahrscheinlich unächt.

236 Ein Fest zu Ehren des Lupercus oder lycäischen Pans, das im Februar gefeiert zu werden pflegte.

237 Das heutige Modena.

238 Jetzt Perugia. Eigentlich wurde hier nicht M. Antonius selbst, sondern nur sein Bruder Lucius besiegt.

239 Ihr Vater war Ptolemäus XI. Auletes, ihr Bruder und Gemahl Ptolemäus XII.

240 Hier ist wieder Julius Cäsar zu verstehen, während in den vorhergehenden Capiteln stets Octavianus mit diesem Namen bezeichnet wird.

241 Oder vielmehr in dem prachtvollen Grabmale der ägyptischen Könige, worin sie auch den Leichnam des Antonius hatte beisetzen lassen.