10. Buch

Ornament

Übersetzung

1 (1) Zu eben jener Zeit ungefähr stießen Cleander und Sitalces nebst Heracon und Agathon zu ihm, die auf seinen Befehl den Parmenio getödtet hatten, (2) 5000 Mann zu Fuß nebst 1000 Reitern. Aber es folgten ihnen zugleich Ankläger aus der Provinz, die sie befehligt hatten, und die vielen Schandthaten, die sie begangen, ließen sich nicht durch den äußerst willkommenen Dienst aufwiegen, den sie durch jene Ermordung dem Könige geleistet hatten. (3) Denn nach Plünderung alles weltlichen Besitzthumes hatten sie nicht einmal die Heiligthümer verschont, und Jungfrauen und Frauen der vornehmsten Stände, die sie geschändet, bejammerten das mit ihrer Person getriebene Gespött. (4) Zum Gegenstand des Hasses war der Name der Macedonier durch ihre Habsucht und Wollust bei den Barbaren geworden. (5) Vor Allen jedoch machte Cleanders wahnsinniges Beginnen Aufsehen, der eine von ihm geschändete edle Jungfrau seinem Sklaven zur Beischläferin gegeben hatte. (6) Die meisten unter Alexanders Freunden hatten weniger die Abscheulichkeit der jenen offen vorgeworfenen Anschuldigungen vor Augen, als die Erinnerung an den von ihnen gemordeten Parmenio, was im Stillen den Angeklagten beim Könige hätte Vorschub leisten können, und freuten sich, daß sein Zorn die Diener seines Zornes getroffen habe, und daß Keinem eine durch Verbrechen erworbene Gewalt von Bestand sei. (7) Nach Untersuchung der Sache erklärte der König, es sei von den Anklägern noch ein Vorwurf, und zwar der wichtigste, übergegangen worden, daß sie nämlich sein Leben ganz und gar aufgegeben. Denn nie würde Jemand dergleichen Dinge gewagt haben, der entweder seine wohlbehaltene Rückkehr aus Indien gewünscht, [365] oder daran geglaubt hätte. (8) Sie selbst ließ er also ins Gefängniß werfen, 600 Soldaten aber, die ihnen als Werkzeuge ihrer Gewaltthaten gedient hatten, hinrichten. (9) Am gleichen Tage wurde auch an denen die Todesstrafe vollzogen, die Craterus als Anstifter des Abfalles der Perser eingeliefert hatte. (10) Nicht lange darauf stießen Nearchus und Onesicritus zu ihm, die er hatte weiter in den Ocean vordringen lassen. (11) Sie meldeten theils Gehörtes, theils Selbsterfahrenes: eine vor der Mündung des Stromes liegende Insel habe Ueberfluß an Gold, aber Mangel an Rossen; man bezahle daher jedes derselben denen, die sie vom Festlande herüberzusetzen wagten, mit einem Talente. (12) Das Meer wimmle von Ungeheuern: mit der Fluth schwämmen sie daher, an Größe mächtigen Schiffen vergleichbar, und habe man sie durch wildes Geschrei zurückgeschreckt der Flotte zu folgen, so seien sie unter lautem Wogengebrause wie untersinkende Schiffe in die Tiefe gefahren. (13) Sonstiges hatten sie von den Einwohnern auf Treu und Glauben, unter anderm, daß das rothe oder erythräische Meer1 nicht, wie man mehrentheils glaube, von der Farbe seines Wassers, sondern von dem Könige Erythrus seinen Namen habe. (14) Nicht weit vom Festlande sei eine dicht mit Palmen bewachsene Insel, wo ungefähr aus der Mitte des Gebüsches eine Säule hervorrage, ein Denkmal des Königs Erythrus, mit einer Inschrift in der Schrift jenes Volkes. (15) Sie fügten hinzu, es seien Fahrzeuge mit Marketendern und Kaufleuten, deren Steuerleute dem Gerücht vom Golde nachgegangen, nach jener Insel übergesetzt, seien ihnen aber dann nicht mehr zu Gesicht gekommen. (16) Voll feurigen Eifers, noch mehr zu erforschen, befahl ihnen der König, wieder an der Küste hin zu schiffen, bis sie mit der Flotte an der Euphratmündung landeten: von da sollten sie den Fluß hinauf nach Babylon fahren. (17) Er selbst, schrankenlos in seinen Entwürfen, war entschlossen, nach Unterwerfung des ganzen gegen Morgen liegenden Küstenlandes von Syrien aus nach Africa zu segeln, um Carthago zu bekriegen2, dann die Wüsten Numidiens zu durchziehen und den Weg nach Gades einzuschlagen. Dort nämlich, wie die Sage erzählte, befanden sich die [366] Säulen des Hercules. (18) Hierauf gedachte er Spanien zu besuchen, das die Griechen nach dem Flusse Iberus3 Iberien nannten, und an den Alpen und der Küste Italiens vorüberzusegeln, von wo nur eine kurze Fahrt bis nach Epirus ist. (19) Er gebot also den Befehlshabern über Mesopotamien, auf dem Gebirge Libanon Holz fällen, es nach der syrischen Stadt Thapsacus herabschaffen und siebenhundert Schiffskiele auf die Werften legen zu lassen: lauter Siebenruderer, die dann nach Babylon den Fluß hinabgebracht werden sollten4. Den cyprischen Königen wurde geboten, Kupfer und Werg und Segeltuch zu liefern. (20) Während er damit beschäftigt war, brachte man ihm einen Brief der Könige Porus und Taxiles, Abisares sei an einer Krankheit, Alexanders Statthalter Philippus an einer Wunde gestorben, die aber, welche ihn verwundet, seien umgebracht worden. (21) Er ersetzte also den Philippus durch den Anführer der Thracier Eudämon. Des Abisares Reich gab er dessen Sohne. (22) Darauf kam man nach Pasargada5. Es ist ein persischer Stamm, dessen Satrap Orsines war, unter allen Barbaren durch Geburt und Reichthum hervorragend. (23) Sein Geschlecht leitete er von Cyrus, dem einstigen Könige der Perser, ab; die Schätze hatte er theils von den Vorfahren ererbt, theils sie selbst im langen Besitze der Gewalt zusammengehäuft. (24) Dieser nun zog dem Könige mit aller Art Geschenken entgegen, die er nicht nur ihm, sondern auch seinen Freunden überreichen wollte. Hinter ihm Heerden gezähmter Rosse, mit Silber und Gold verzierte Wägen, kostbarer Hausrath, vorzügliche Edelsteine, schwere goldene Gefäße, purpurne Gewänder und 300 Talente geprägten Silbers. (25) Doch wurde eben diese große Freigebigkeit Veranlassung zum Tode des Barbaren. Während er nämlich alle Freunde des Königs, reichlicher als sie selbst erwartet, mit Geschenken bedacht hatte, [367] erwies er dem Eunuchen Bagoas, der Alexander durch Preisgebung seiner Person an sich gefesselt hatte, nicht die geringste Ehre. (26) Und als ihm Einige bemerklich machten, wie werth diesen Alexander halte, erwiderte er, die Freunde des Königs, nicht seinen unzüchtigen Buhlen ehre er, und es sei nicht Sitte der Perser, die für Männer zu achten, die sich durch Unzucht zu Weibern machten. (27) Dies hörte der Eunuch und wandte nun seine durch Schmach und Schande gewonnene Macht gegen das Leben eines so edeln und schuldlosen Mannes an. Er stiftete nämlich einige Taugenichtse aus eben jenem Stamme zu falschen Anklagen an, die sie aber erst dann hinterbringen sollten, wenn er es beföhle. (28) Unterdeß lag er, so oft er ohne Zeugen war, dem leichtgläubigen König in den Ohren, wobei er jedoch die Ursache seiner Gereiztheit verbarg, damit seine Anschuldigungen desto mehr Gewicht hätten. (29) Noch war zwar Orsines nicht verdächtig, doch stand er bereits in geringerem Ansehen. Denn ohne daß er die verborgene Gefahr ahnete, wurden heimlich gegen ihn Anklagen geführt; und der unverschämte Buhlschafter, der nicht einmal während seiner Unzucht und schmachvollen Preisgebung des Truges vergaß, zeihte, so oft er die Liebe des Königs gegen sich entzündet hatte, den Orsines bald der Habsucht, bald sogar der Abtrünnigkeit. (30) Jetzt war das Lügencomplot zum Verderben des Unschuldigen reif, und es nahte ihm die unvermeidliche Schickung des Verhängnisses. Zufällig nämlich ließ Alexander das Grabmal des Cyrus öffnen, worin dessen Leichnamn beigesetzt war, dem er ein Todtenopfer bringen wollte. (31) Er hatte es mit Gold und Silber angefüllt geglaubt, weil so die allgemeine Sage bei den Persern ging; doch fand er nichts als den morschen Schild desselben, zwei scythische Bogen und einen Säbel. (32) Daher legte er auf den Sarg, worin sich der Leichnam befand, eine goldene Krone und bedeckte ihn mit dem Mantel, den er selbst zu tragen pflegte, voll Verwunderung, daß ein König von solcher Berühmtheit und an so ungeheuren Schätzen reich, nicht kostbarer begraben sei, als wenn er einer aus dem Volk gewesen wäre. (33) Zunächst an seiner Seite befand sich der Eunuch: „Was Wunder“, rief dieser, den König anblickend, „wenn die Königsgräber leer sind, da die Paläste der Satrapen das daraus fortgeschleppte Gold nicht zu fassen vermögen? (34) [368] Was mich anlangt, so hatte ich selbst dies Grabmal früher nicht gesehen; aber von Darius hörte ich, daß mit Cyrus 3000 Talente begraben worden seien. (35) Daher diese Freigebigkeit des Orsines gegen dich, um sich durch Schenkung dessen, was er nicht ungestraft besitzen konnte, noch deine Gunst zu erwerben.“ (36) So hatte er schon seinen Zorn gereizt, als noch die dazukamen, denen er den gleichen Auftrag gegeben hatte. Hier bemächtigte sich Bagoas, dort die von ihm Angestifteten des Königs. (37) Bevor noch Orsines seine Anklage argwohnte, sah er sich in’s Gefängniß geworfen. Und der Eunuch, nicht zufrieden mit der Hinrichtung des Unschuldigen, legte selbst Hand an ihn, als er zum Tode geführt wurde. Da sagte Orsines ihn anblickend: „Daß ehedem in Asien Weiber regiert haben, war mir bekannt; das aber ist neu, daß ein Verschnittener regiert!“ (38) So endete der Vornehmste unter den Persern, der nicht allein unschuldig6, sondern auch von außerordentlich freundlicher Gesinnung gegen den König gewesen war. (39) Gleichzeitig wurde auch Phradates7 getödtet, der im Verdacht stand, nach der Herrschaft gestrebt zu haben. Alexander hatte begonnen, voreilig zu werden, um sogleich zu strafen, sowie leicht das Schlimmere zu glauben. (40) Denn freilich die Gunst des Geschickes vermag den Charakter zu ändern, und selten ist Jemand seinem Glücke gegenüber vorsichtig genug. Denn er, der vor kurzem den Lyncestier Alexander trotz der Anklage zweier Zeugen nicht zu verurtheilen gewagt, (41) der es selbst bei geringeren Angeklagten hatte geschehen lassen, daß sie gegen seinen Willen, weil sie den Uebrigen unschuldig erschienen, freigesprochen wurden, der besiegten Feinden ihre Reiche zurückgegeben, (42) artete damals zu guter Letzt in seiner Sinnesweise so aus, daß er, der ehedem den Lüsten gegenüber Unbesiegliche, nach dem Willen seines Buhlen den Einen Reiche verschenkte, Andern das Leben raubte. (43) In denselben Tagen ungefähr erhielt er brieflichen Bericht über die Ereignisse in Europa und Asien, während er Indien unterjochte. (44) Der Befehlshaber über Thracien, Zopyrio, war auf einem [369] Zuge gegen die Geten in Folge plötzlich eingebrochener Ungewitter und Stürme mit seinem ganzen Heere umgekommen. (45) Und auf die Nachricht von dieser Niederlage hatte Seuthes seine Landsleute, die Odryser, zum Abfalle veranlaßt. Nachdem so Thracien fast verloren war, blieb selbst Griechenland…8

[…von Erschütterungen nicht unberührt. Dadurch nämlich, daß Alexander den Uebermuth mehrerer Statthalter gestraft, womit sie sich, während er im äußersten Indien dem Kriege oblag, die äußersten Schandthaten gegen ihre Untergebenen erlaubt hatten, waren auch die übrigen in Schrecken gerathen. Da sie nun für die gleichen Vergehen den gleichen Lohn ihrer Thaten erwarteten, so begaben sie sich unter den Schutz ihrer Söldner, um, wenn sie zur Bestrafung vorgefordert würden, ihr Leben durch diese vertheidigen zu lassen; oder sie rafften so viel Schätze, wie möglich, zusammen und ergriffen die Flucht. Davon benachrichtigt, ließ Alexander Schreiben an alle Befehlshaber Asiens ergeben, daß sie Angesichts dessen sofort alle unter ihnen dienende fremde Söldner entlassen sollten. Unter diesen Statthaltern befand sich Harpalus, den Alexander, weil er einst wegen seiner Freundschaft zu ihm von Philipp in die Verbannung getrieben worden war, zu seinen Treuesten rechnete, und ihn nach Mazäus’ Tode mit der Satrapie Babylonien belehnt, sowie auch zum obersten Schatzmeister gemacht hatte. Da dieser bei der Größe seiner Schandthaten auf die ihm so wohlgeneigte Gesinnung des Königs keine Zuversicht mehr setzen konnte, so raubte er 5000 Talente aus dem königlichen Schatze, warb eine Schaar von 6000 Söldnern und entwich nach Europa. Denn schon lange hatte er, in den Strudel der Ueppigkeit und Lüste gezogen und an der Verzeihung des Königs verzweifelnd, angefangen, sich nach fremder Hülfe gegen jenes Zorn umzuschauen, und hatte eifrig die Gunst der Athener gesucht, deren nicht verächtliche Macht, ihren Einfluß bei den übrigen Griechen, sowie ihren geheimen Haß gegen die Macedonier er wohl kannte. Darum machte er den [370] Seinigen Hoffnung. die Athener würden sich, sobald sie seine Ankunft erführen, und mit eigenen Augen seine mitgebrachten Truppen und Geldmittel sähen, sofort an seinen Unternehmungen und Planen betheiligen. Denn bei der unerfahrenen und leicht erregbaren Volksmenge meinte er durch schlechte und aus Habsucht käufliche Menschen Alles mittelst Geschenken erreichen zu können.]

2 (1) Sie9 setzten also mit dreißig Schiffen nach Sunium, einem Vorgebirge Attica’s, über, von wo aus sie entschlossen waren, sich nach dem Hafen der Stadt zu begeben. (2) Auf diese Nachricht befahl der König, voll gleichen Zornes gegen Harpalus wie gegen die Athener, eine Flotte zu rüsten, um sofort gegen Athen zu ziehen. (3) Doch während er sich ins Geheim mit diesem Plane beschäftigte, wurde ihm ein Brief überbracht, Harpalus sei zwar nach Athen gekommen und habe durch Bestechung die Häupter des Volkes für sich gewonnen, doch bald von einer Volksversammlung den Befehl erhalten, die Stadt zu verlassen. Er sei zu seinen griechischen Söldnern gegangen, mit diesen nach Creta übergesetzt und dort durch einen gewissen Thimbron hinterlistiger Weise umgebracht worden. (4) Erfreut darüber, gab er den Entschluß, nach Europa überzusetzen, auf, befahl aber, daß die Verbannten, nur mit Ausnahme derer, die sich mit Bürgerblut befleckt hatten, von allen griechischen Staaten, aus denen sie vertrieben worden waren, wieder aufgenommen würden. (5) Und die Griechen, die nicht wagten, diesem Gebote ungehorsam zu sein, obwohl dies nach ihrer Ansicht der Anfang zum Umsturz ihrer Verfassungen war, stellten sogar den Verurtheilten ihre Güter zurück, soweit dieselben vorhanden waren. (6) Die Athener allein, als Vertheidiger nicht nur der eigenen, sondern auch der allgemeinen Freiheit, hielten sie, unzufrieden über die Vermengung aller Classen und nicht gewohnt, sich durch königliche Machtgebote, sondern durch ihre vaterländischen Gesetze und Sitten regieren zu lassen, (7) von ihren Grenzen zurück, und wollten eher alles dulden, als diesem Auswurf vormals ihrer Stadt, jetzt auch des Exiles Zutritt gestatten. (8) Der König beabsichtigte, die älteren Soldaten in die Heimath zurückzusenden und ließ nur 13,[^000] Mann zu Fuß und 2000 Reiter auswählen, um sie in Asien zurückzubehalten. Denn er meinte, Asien [371] mit einem nur mäßigen Heere im Zaum halten zu können, weil er an mehreren Orten Besatzungen vertheilt hatte; wie er auch erwartete, daß die neuerdings von ihm gegründeten und mit Ansiedlern besetzten Städte für Unruhestifter ein Hinderniß sein würden. (9) Bevor er jedoch diejenigen, welche er zurückbehalten wollte, ausschied, ließ er bekannt machen, daß alle Soldaten ihre Schulden anmelden sollten. Wie er nämlich erfahren, waren die Meisten schwer damit belastet, und obwohl sie dieselben in Folge ihrer eigenen Ueppigkeit gemacht hatten, war er doch entschlossen, sie seinerseits zu bezahlen. (10) Sie meinten jedoch, er wolle sie nur prüfen, um desto leichter die Verschwender von den Unverschuldeten unterscheiden zu können, und hatten es daher eine ziemliche Zeit hinausgezögert. Daher ließ der König, der wohl wußte, daß sie nicht aus Ungehorsam, sondern aus Scham ihre Schulden nicht anmeldeten, im ganzen Lager Tische aufstellen und darauf zehn Tausend Talente auslegen. (11) Nun erst trauten sie und brachten ihre Anmeldung, und es blieben von dieser großen Geldsumme nicht mehr als 130 Talente übrig. So brachte also dieses Heer, das so viele der reichsten Nationen besiegt hatte, dennoch mehr Siegesruhm als Beute aus Asien zurück. (12) Wie jedoch bekannt ward, daß ein Theil in die Heimath entlassen, ein Theil zurückbehalten würde, wähnten sie, er wolle den dauernden Sitz seiner Herrschaft in Asien nehmen, und erfüllten wie besessen und der militärischen Zucht uneingedenk das Lager mit aufrührerischem Geschrei: trotziger als je stürmten sie auf den König ein und huben an, allesammt ihre Entlassung zu fordern, indem sie ihre von Narben entstellten Gesichter und ihr ergrautes Haupthaar wiesen. (13) Und ohne sich durch das Schelten ihrer Führer noch durch die Ehrfurcht vor dem Könige abhalten zu lassen, ließen sie diesen, als er sprechen wollte, durch Toben und Brüllen und soldatische Gewaltthätigkeit nicht zum Worte kommen, indem sie laut riefen, sie wollten von der Stelle nirgendswoandershin einen Schritt setzen als nach der Heimath10. (14) Als sie endlich still geworden, mehr weil sie glaubten, er habe seinen Sinn geändert, als weil sie selbst hätten andres Sinnes [372] werden können, erwarteten sie, was er mit ihnen verhandeln würde. (15) Er sprach: „Was kündigt dieser plötzliche Aufruhr und dieser freche und zügellose Uebermuth an? Ich scheue mich, es auszusprechen: ganz offen habt ihr das Regiment gebrochen, und ich bin nur noch König aus Barmherzigkeit, dem ihr nicht das Recht gelassen, euch anzureden, zu unterscheiden, zu ermahnen, anzusehen. (16) Entschlossen, einen Theil in die Heimath zu entlassen, einen andern etwas später mit mir dahin zurückzubringen, sehe ich sowohl die ein Geschrei erheben, welche abziehen sollen, als die, mit denen ich den Vorausgeschickten zu folgen gewillt bin. (17) Was soll das nun heißen? bei ungleichen Verhältnissen stimmen Alle in das gleiche Geschrei ein! Wohl möchte ich wissen, ob die Abziehenden oder Zurückbehaltenen sich über mich beschweren.“ (18) Als ob ihr Geschrei aus einem Munde sich erhöbe, so einstimmig erschallte von der ganzen Versammlung die Antwort: sie alle beschwerten sich. (19) Hierauf der König: „Unmöglich, bei Gott, kann ich mich überzeugen, daß ihr alle zusammen die Ursache zur Klage habt, die ihr angebt, weil der größere Theil des Heeres gar nicht in der Lage ist, da ich ja mehr von euch entlassen habe, als ich zurückbehalten will. (20) Nein, dahinter verbirgt sich ein tieferes Uebel, das euch alle von mir abwendig macht. Denn wann hat je ein ganzes Heer seinen König im Stiche gelassen? Nicht einmal Sklaven entfliehen alle mit einander ihren Herren, sondern eine Art Scham wohnt in ihnen, die zu verlassen, die von den übrigen preisgegeben sind. (21) Doch ich versuche, eures wahnsinnigen Aufruhres vergessend, meine Mittel an Unheilbaren. Nein, jede Hoffnung wahrlich, die ich auf euch gesetzt hatte, verwerfe ich, und mein Entschluß ist, mit euch nicht mehr als meinen Soldaten, die ihr bereits aufgehört habt zu sein, sondern als den undankbarsten Taglöhnern zu verfahren. (22) Das Glück, das euch rings umfluthet, hat euch der Vernunft beraubt, daß ihr jener Lage vergeßt, aus der euch mein Verdienst gerissen, werth, wahrhaftig in eben jenem Zustande zu ergrauen, weil es euch leichter ist, durch Unglück als durch Glück zu steuern. (23) Seht mir doch! Die noch kürzlich Illyriern und Persern zinspflichtig waren, sind jetzt Asiens und der Beute von so vielen Nationen überdrüssig. Die noch unter Philipp halbnackt gingen, denen dünken Purpurgewänder gering, und der Anblick von Gold und Silber [373] ist ihnen zuwider: sie sehnen sich nach ihren hölzernen Schüsseln, nach den geflochtenen Schilden und rostigen Schwertern. (24) In so glänzender Lage habe ich euch überkommen; dazu 500 Talente Schulden, während der ganze königliche Hausrath nicht mehr als 60 Talente werth war: das war die Grundlage für mein Gebäude. Und doch errichtete ich darauf, ohne mich zu rühmen, die Herrschaft über den größten Theil des Erdkreises. (25) Asien also ekelt euch an, das euch durch den Ruhm eurer Thaten den Göttern gleich gestellt hat: nach Europa eilt ihr zu ziehen und euren König im Stiche zu lassen, obwohl der Mehrzahl unter euch das Reisegeld fehlen würde, hätte ich nicht eure Schulden getilgt, und das trotz der asiatischen Beute. (26) Und ihr, die ihr den Raub der besiegten Nationen in eurem unersättlichen Bauche herumtragt, schämt euch nicht zu Weib und Kind zurückkehren zu wollen, denen nur wenige von euch einen Lohn ihres Sieges zeigen können? Denn ihr übrigen habt, indem ihr noch eurer Hoffnung entgegenzogt, selbst eure Waffen verpfändet. (27) Schöne Soldaten fürwahr werde ich entbehren, die nichts als Buhlen ihrer Beischläferinnen sind, und denen von so reichen Schätzen allein das übrig ist, wofür sie Alles verschwenden. Verlaßt ihr mich also, so sollen euch die Thore offen stehen; macht nur schnell fort von hier; ich mit den Persern werde euch beim Abzug den Rücken decken! Keinen halte ich: befreiet meine Augen von eurem Anblicke, ihr undankbaren Pfahlbürger. (28) Hocherfreut werden euch Aeltern und Kinder empfangen, wenn ihr ohne euren König zurückkehrt! Entgegenziehen werden sie den Ausreißern und Fahnenflüchtigen! (29) Ich wahrlich werde über eure Flucht triumphiren und mich, wo ich immer bin, dadurch rächen, daß ich die, mit welchen ihr mich zurücklaßt, ehre und euch vorziehe. Dann aber werdet ihr erfahren, wie viel ein Heer ohne seinen König vermag, und welche Mittel ich in mir allein trage!“ (30) Hierauf sprang er knirschend von der Tribüne, stürzte sich mitten in den Haufen der Bewaffneten, und faßte zugleich einige, die am trotzigsten widersprochen, und die er sich gemerkt hatte, mit der Hand und übergab sie, ohne daß sie wagten sich zu widersetzen, dreizehn an der Zahl, den Leibwächtern in Gewahrsam.

3 (1) Wer hätte es glauben sollen? Die kurz zuvor so wüthende Versammlung gerieth [374] plötzlich in starre Furcht11, (2) als sie die, die nichts schlimmeres als die übrigen gewagt hatten, zur Bestrafung fortschleppen sah. (3) Mochte sie nun die Scheu vor der königlichen Würde, welche die unter Königen stehenden Völker wie eine göttliche verehren, oder die vor seiner eigenen Person, oder der Muth, womit er so kräftig seine Gewalt ausübte, in Schrecken setzen: (4) jedenfalls gaben sie ein merkwürdiges Beispiel von Fügsamkeit, und so wenig wurden sie durch die Hinrichtung ihrer Kameraden aufgebracht, als man erfuhr, sie seien nächtlicher Weile getödtet worden, daß sie alles, was jeder nur konnte, auf die gehorsamste und pflichtmäßigste Weise thaten. (5) Denn als am folgenden Tage welche kamen, denen der Zutritt zum König versagt worden war, während nur asiatische Soldaten zugelassen wurden, so erhoben sie im ganzen Lager ein klägliches Geschrei, und gaben kund, sie wollten auf der Stelle sterben, wenn der König fortfahre zu zürnen. (6) Doch er, hartnäckig in allem, was sein Gemüth in Bewegung setzte, ließ eine Versammlung der asiatischen Soldaten berufen, während die Macedonier das Lager nicht verlassen durften, und als sie in großer Zahl zusammengekommen waren, hielt er vermittelst eines Dolmetschers folgende Rede: (7) „Als ich aus Europa nach Asien übersetzte, hoffte ich viele berühmte Völkerschaften, eine große Masse von Menschen meinem Reiche hinzuzufügen. Und ich fand nicht unrichtig, was ich den Nachrichten über dieselben geglaubt hatte. (8) Doch dazu kam außerdem noch dieses, daß ich tapfere Männer von unbestechlicher Treue gegen ihre Könige finde. (9) Ich hatte gemeint, Alles zerfließe in Ueppigkeit, und aus allzugroßem Wohlstande sei man in Wollüste versunken. Statt dessen ertragt ihr wahrlich mit eurer geistigen und körperlichen Kraft gleich unverdrossen die Mühen des Kriegsdienstes, und da ihr tapfere Männer seid, haltet ihr ebenso sehr auf Treue als auf Tapferkeit. (10) Das spreche ich jetzt zum ersten Male aus, doch weiß ich es längst. Darum habe ich nicht nur eine Aushebung aus euern jungen Mannschaften [375] veranstaltet, sondern euch auch meinem Heereskörper einverleibt. Ihr tragt dieselbe Kleidung, dieselben Waffen, an Gehorsam und Fügsamkeit gegen die Befehle aber thut ihr es den Uebrigen weit zuvor. (11) Ich selbst habe mich daher mit der Tochter des Perser Oxyartes vermählt und es nicht verschmäht, von einer Kriegsgefangenen Kinder zu erhalten. (12) Bald nachher habe ich, um den Stamm meines Geschlechtes noch weitere Sprossen treiben zu lassen, die Tochter des Darius12 zur Gemahlin genommen und meine nächsten Freunde veranlaßt, mit den Töchtern der unterworfenen Nationen Kinder zu zeugen: um nämlich durch dieses heilige Bündniß jeglichen Unterschied zwischen den Besiegten und Siegern zu entfernen. (13) Demnach, glaubt es mir, geltet ihr mir für eingeborene, nicht aus der Fremde entlehnte Soldaten. Asien und Europa bilden jetzt ein einziges Reich. Ich gebe euch macedonische Waffen, und habe damit dem Fremden und Neuen die Gestalt des Alten gegeben, so daß ihr mir sowohl Bürger als Soldaten seid. (14) Alles nimmt die gleiche Farbe an: weder den Persern ist es unziemlich, macedonische Sitte nachzunahmen, noch den Macedoniern die der Perser. Die unter dem gleichen Könige leben sollen, müssen gleiches Recht haben…13

4 (1) „Wie lange noch,“ sprach er, „wirst du deinem Zorn in Hinrichtungen, und zwar nach ausländischem Brauch, den Zügel lassen? Deine Soldaten, deine Bürger werden, ohne vor Gericht gehört zu sein, von ihren eigenen Kriegsgefangenen zur Bestrafung geschleppt. Glaubst du, daß wir den Tod verdient, so wähle wenigstens zur Hinrichtung andere Diener.“ (2) Der Rath kam aus freundlichem Herzen, wenn er noch für Wahrheit empfänglich gewesen wäre, allein sein Zorn hatte sich zur Wuth gesteigert. Daher gebot er auf’s Neue – denn die damit Beauftragten hatten einen Augenblick gezögert – sie, gefesselt wie sie waren, im Flusse zu ersäufen. (3) Selbst diese grausame Hinrichtung [376] erregte keinen Aufruhr unter den Soldaten. Denn haufenweise kamen sie zu den Führern der Truppen und seinen Freunden mit der Bitte, wenn er noch welche mit begangener Schuld behaftet glaubte, so solle er sie tödten lassen, sie böten sich seinem Zorne als Opfer dar, er möge sie niedermetzeln…14

[Endlich rannten sie, vor Schmerz kaum mehr der Besinnung mächtig, sämmtlich zum Palaste des Königs, warfen ihre Waffen vor den Pforten hin und flehten, so entblößt dastehend, unter Thränen, er solle sie nackt und jeder Strafe gewärtig einlassen. Sie weigerten sich nicht, durch den Tod der Schuldigen zu sühnen, was sie durch ihren Trotz verbrochen hätten; denn des Königs Zorn sei ihnen bitterer als der Tod. Obwohl sie aber Tag und Nacht vor dem Palaste aushielten und durch ihren kläglichen Aufzug und ihr Jammern ihre Reue bethätigten, beharrte dennoch der König den demüthigsten Bitten der Seinen gegenüber zwei Tage lang in seinem Zorne. Am dritten Tage endlich trat er, überwunden von der Standhaftigkeit der Flehenden, hervor und erklärte, nachdem er in milder Weise die Zuchtlosigkeit des Heeres gerügt hatte, nicht ohne vieles Thränenvergießen von beiden Seiten, sich wieder mit ihnen ausgesöhnt. Doch schien es der Sache angemessen, ein großes Versöhnungsopfer zu veranstalten. Dies wurde in großartigem Maßstabe vollzogen und die vornehmsten Macedonier und Perser zusammen zum Mahle geladen. Neun Tausend an der Zahl soll sie der König bewirthet haben, wobei sie auf seine Aufforderung alle aus demselben Mischkruge spendeten, während griechische und barbarische Seher unter andern Glück verheißenden Gebeten, namentlich die Bitte an die Gottheit richteten, daß diese Verschmelzung beider Reiche in eines von beständiger Dauer sein möge.

Hierauf wurde die Entlassung beschleunigt und alle, welche nicht mehr recht kräftig waren, verabschiedet. Auch einige bejahrtere unter seinen Freunden erhielten Urlaub, darunter der sogenannte weiße Clitus, Gorgias, Polydamas und Antigenes. Beim Abmarsch zahlte er ihnen nicht nur den Sold für die vergangene Zeit aus, sondern fügte auch noch für jeden Soldaten ein Talent als Reisegeld hinzu. Die [377] ihnen von asiatischen Frauen geborenen Kinder – es sollen gegen zehn Tausend gewesen sein – hieß er sie bei ihm zurücklassen, damit sie nicht, wenn sie mit ihren Vätern nach Macedonien hinüberkämen und mit den früheren Weibern und Kindern derselben zusammenwohnten, in die einzelnen Familien Streit und Zwietracht brächten: er wolle, versprach er, Sorge tragen, daß sie nach macedonischer Weise und für den Kriegsdienst erzogen würden. So wurden über zehn Tausend Veteranen entlassen, und ihnen aus den nächsten Freunden des Königs Craterus als Anführer beigegeben. Stieße diesem etwas Menschliches zu, so sollten sie Polyperchon’s Befehl gehorchen. Auch gebot er in einem Briefe an Antipater, daß den ausgedienten Kriegern die Ehre zu Theil würde, bei allen öffentlichen Spielen und Wettkämpfen bekränzt in den vordersten Reihen der Zuschauer zu sitzen, und daß die noch unmündigen Kinder der Verstorbenen in den Sold der Väter eintreten sollten. Craterus, so lautete der Befehl, solle als Oberbefehlshaber über Macedonien und die angrenzenden Länder gesetzt sein, Antipater mit jungen macedonischen Ergänzungsmannschaften zu Alexander marschiren. Er fürchtete nämlich, die Zwietracht dieses Statthalters mit der Olympias möchte zu irgend einem schweren Verluste führen. Denn häufig hatte er von seiner Mutter, häufig von Antipater Briefe erhalten, worin sie sich gegenseitig einer Menge hochmüthiger und harter Handlungen anschuldigten, die dem königlichen Ansehen zur Unehre und Einbuße gereichen mußten. Denn als ein fälschlich verbreitetes Gerücht vom Tode des Königs nach Macedonien gelangt war, hatten seine Mutter und seine Schwester Cleopatra Unruhen angefangen, und letztere auf ihr väterliches Reich, Olympias auf Epirus Anspruch erhoben. Als einmal Alexander einen solchen Brief erhielt und ihn eröffnet hatte, blickte Hephästion, der sich gewohnt war als eingeweiht in alle Geheimnisse zu betrachten, zugleich mit ihm hinein. Auch wehrte ihm der König nicht, doch zog er seinen Ring vom Finger und drückte ihn auf die Lippen des Lesenden, um anzudeuten, daß er Nichts von dem darin Geschriebenen an Andere mittheilen solle. Er soll jedoch beiden Schuld beigemessen und unwillig über die Anmaßung seiner Mutter ausgerufen haben, sie lasse sich für die zehnmonatliche Beherberbung in ihrem Schooße einen schweren Zins von ihm zahlen. Den Antipater dagegen hatte er in Verdacht, als überhebe er sich wegen [378] seines Sieges über die Lacedämonier und als habe er in Folge der ihm schon auf so viele Jahre verlängerten Gewalt die Grenzen als Statthalter überschritten. Als daher Einige die Besonnenheit und Unbescholtenheit desselben priesen, versetzte er, von Außen zwar sehe er weiß aus, inwendig aber sei er ganz purpurn. Doch verbarg er sein Mißtrauen und ließ kein offenbares Zeichen seiner Entfremdung bliden. Dennoch haben Viele geglaubt, Antipater sei, in der Meinung, er sei vorgefordert, um hingerichtet zu werden, durch treulose Anschläge Veranlassung zu dem kurz darauf erfolgten Tode des Königs geworden.

Unterdeß nahm der König, um die Verminderung seines Heeres zu ersetzen, die tüchtigsten Perser in die Reihen der Macedonier auf, bildete auch aus Tausend der Vorzüglichsten ein besonderes Corps zur nähern Bewachung seiner Person, und ließ eine andre Abtheilung von Speerträgern, mindestens 10,[^000] Mann stark, den Wachtdienst um das königliche Zelt übernehmen. Während er damit beschäftigt war, stieß Peucestes zu ihm mit 20,[^000] Bogenschützen und Schleuderern, die er aus seiner Provinz zusammengebracht hatte. Sie wurden unter das Heer vertheilt, und hierauf der Marsch nach Medien angetreten. Zu jener Zeit war zwischen Eumenes und Hephästion heftige Feindschaft ausgebrochen. Letzterer nämlich hatte die Sklaven des Eumenes aus dem Quartier, das sie für ihren Gebieter in Beschlag genommen hatten, verjagt, um den Flötenspieler Euius dahin einzuquartieren. Und kurz darauf war ihr scheinbar schon erloschener Haß durch einen neuen Streit wieder dermaßen angefacht worden, daß er sogar in wilden Zank und bittere Schmähungen von beiden Seiten ausartete. Durch Alexanders Dazwischenkunft und Gebot wurde ihre Zwietracht wenigstens dem Anscheine nach ausgeglichen; doch hatte er dem Hephästion sogar drohen müssen, der im Gefühl seiner hohen Gunst beim Könige dem Eumenes, der eine Aussöhnung wünschte, hartnäckiger grollte.

Hierauf erreichte man die medischen Ebenen, wo äußerst zahlreiche Heerden von Rossen weideten, die man nisäische nennt, und die sich durch Größe und Schönheit auszeichneten. Ueber fünfzig Tausend derselben fanden sich, als Alexander dorthin kam, wie seine Begleiter berichten: doch sollen es früher dreimal mehr gewesen sein, [379] da während der Kriegsunruhen Räuber den größten Theil weggetrieben hatten. Hier machte der König einen Halt von dreißig Tagen. Der Satrap von Medien, Atropates, brachte dorthin hundert Weiber barbarischen Stammes, die des Reitens gewohnt und mit Schild und Streitaxt bewaffnet waren; weshalb Manche geglaubt haben, es sei ein Rest vom Stamme der Amazonen gewesen. In sieben Tagemärschen gelangte er dann in die Hauptstadt von Medien, Ecbatana, und brachte daselbst den Göttern feierliche Opfer, veranstaltete Spiele und gönnte dem Geiste bei Schmaus und Festlichkeiten Erholung, um ihn bald für die Vorbereitung und den Dienst neuer Unternehmungen um so stärker anzuspannen. Aber während er solches im Sinn hatte, zog ihn des Schicksals mächtige Hand anderswohin und raubte erst seinem theuersten Freunde und bald darauf ihm selbst das Leben. Er sah in der Rennbahn dem Wettkampfe von Knaben zu, als ihm gemeldet wurde, es gehe mit Hephästion zu Ende, der in Folge eines Rausches in eine Krankheit verfallen war und bereits den siebenten Tag darniederlag. Erschreckt durch des Freundes Gefahr, erhob er sich sogleich und eilte schnell nach dessen Quartier; doch kam er zu spät, als bereits der Tod eingetreten war. Ohne Zweifel war dies für den König unter allen Unglücksfallen, die ihn während seines Lebens betroffen hatten, der betrübteste, und überwältigt von der Größe seines Schmerzes, gab er sich seinen Thränen und Wehklagen hin und ließ viele Zeichen tiefer Entmuthigung blicken. Doch darüber sind die Nachrichten verschieden: gewiß ist, daß er, um ihm ein Leichenbegängniß mit allen gebührenden Ehren zu veranstalten, ihn nicht in Ecbatana begraben haben wollte, sondern ihn durch Perdiccas nach Babylon bringen ließ, wohin er selbst zu gehen im Begriff war, und dort verwandte er für die Leichenfeier, was bis dahin noch nicht erhört war, zwölf Tausend Talente. Im ganzen Reiche gebot er um ihn zu trauern, und damit sein Andenken in der Armee nicht erlöschte, gab er den Reitern, die jener befehligt hatte, keinen Führer, sondern verordnete, daß sie das Geschwader Hephästion heißen, und daß auch die von diesem gewählten Feldzeichen unverändert bleiben sollten. Da er Leichen-Kämpfe und Spiele beabsichtigte, wie sie noch nicht dagewesen, brachte er drei Tausend Künstler zusammen, die dann bald nachher bei seinem eigenen Leichenbegängniß [380] um den Preis kämpften. Auch seine Freunde versäumten nicht, seine grenzenlose Trauer zu benutzen, um sich ihm angenehm zu machen, und ersannen um die Wette, wie das Andenken des Verstorbenen noch herrlicher und geehrter werden könnte. Daher veranlaßte Eumenes, der wohl merkte, daß er sich durch seine Feindschaft mit Hephästion des Königs Unwillen zugezogen habe, Viele, sich und ihre Waffen dem Hephästion zu weihen, wie er auch eine große Geldsumme zur Verschönerung der Leichenfeier beitrug. Seinem Beispiele folgten die Uebrigen, und bald stieg die Unverschämtheit der Schmeichler so weit, daß der von Trauer und Sehnsucht nach dem Verstorbenen fast wahnsinnige König endlich sich überredete, Hephästion sei zum Gott geworden.

Um übrigens den Geist einigermaßen von der Trauer abzuziehen, unternahm er einen Zug gegen das Volk der Cossäer, welche die an Medien grenzenden Gebirge bewohnen, und von wildem und kriegerischem Charakter ihren Lebensunterhalt durch Raub gewinnen. Die persischen Könige pflegten von ihnen durch einen jährlichen Tribut den Frieden zu erkaufen, damit sie nicht durch räuberische Einfälle in die Niederungen das Land unsicher machten. Denn so oft die Perser Gewalt versuchten, hatten sie dieselben, durch die Unzugänglichkeit ihrer Schlupfwinkel, in die sie sich nach jeder Niederlage zurückzogen, geschützt, leicht zurückgetrieben. Ebenso gewann man sie jedes Jahr durch Geschenke, dem Könige bei seiner Rückreise von Ecbatana, wo er den Sommer zuzubringen pflegte, nach Babylon sichern Durchzug durch ihre Gegend zu gewähren. Diese also griff Alexander mit zwei getrennten Heerhaufen an und bewältigte sie innerhalb vierzig Tagen. Denn nach mehrmaligen Niederlagen durch den König selbst und Ptolemäus, der den einen Theil des Heeres führte, ergaben sie sich dem Sieger, um ihre Gefangenen wieder zu erhalten. Er ließ an geeigneten Plätzen feste Kastelle aufführen, damit sich das wilde Volk nach Abmarsch des Heeres nicht wieder des Gehorsams entschlüge. Dann brach er auf, und rückte, um den durch den eben gemachten Feldzug erschöpften Soldaten Erholung zu gönnen, in langsamen Märschen nach Babylon. Kaum war er noch dreißig Stadien von der Stadt entfernt, als ihm Nearchus, den er durch den Ocean und die Euphratmündung nach Babylon vorausgesandt [381] hatte, entgegenkam und ihn bat, die für ihn verhängnißvolle Stadt nicht zu betreten. Er habe dies von den Chaldäern erfahren, die durch häufige Bestätigung ihrer Voraussagen die Sicherheit ihrer Kunst in genügendster Weise bewährt hätten. Durch den Ruf dieser Leute und Nearch’s unablässige Versicherung bewogen, entließ der König den größten Theil der Freunde in die Stadt und zog auf einem andern Wege bei Babylon vorbei, worauf er in einer Entfernung von 200 Stadien ein Standlager aufschlug. Der Philosoph Anaxarchus belehrte ihn jedoch eines andern, so daß er, die Warnungen der Chaldäer verachtend, deren Kunst er für nichtig und hohl hielt, dennoch in die Stadt ging. Dort waren Gesandtschaften fast aus der ganzen Welt zusammengeströmt, denen er mehrere Tage hindurch eifriges Gehör schenkte. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit der Todtenfeier Hephästions zu, die unter allgemeinster Theilnahme in einer Weise begangen wurde, daß sie der Bestattung eines jeden Königs bis dahin durch Größe des Aufwandes und Herrlichkeit der Pracht den Rang ablief. Hernach kam den König das Verlangen an, auf dem Euphrat-Kanal Pallacopas nach dem Gebiete der Araber zu schiffen. Dort angelangt, fand er einen bequemen Platz zur Gründung einer Stadt und siedelte daselbst die Griechen an, die durch Alter oder Wunden dienstuntauglich waren, und wer sonst noch Lust hatte, dort zu bleiben. Als dies nach Wunsch beendigt war, verlachte er, über die Zukunft nun ganz unbesorgt, die Chaldäer, daß er ohne Nachtheil nicht nur nach Babylon hinein, sondern auch herausgegangen sei. Jedoch bei seiner Rückkehr durch die Sümpfe, welche der Euphrat bei der Ausmündung des Pallacopas bildet, ereignete sich ein schlimmes Vorzeichen. Herabhängende Zweige nämlich streiften ihm das Diadem vom Haupte und warfen es in die Fluthen. Als hierauf immer mehr drohende Wunderzeichen gemeldet wurden, veranstaltete man, um ihnen zu wehren, unausgesetzte Opfer, sowohl nach griechischem als persischem Brauch. Allein nur durch den Tod des Königs konnten sie gesühnt werden. Er hatte den Nearch bei sich zur Tafel gehabt und war im Begriff, zur Ruhe zu gehen, dennoch gab er den inständigen Bitten des Larissäer Medius nach, noch zu ihm zum Schmause zu kommen. Nachdem er hier die ganze Nacht durchzecht, begann er sich unwohl zu fühlen. Die Krankheit steigerte [382] sich immer mehr und mehr und erschöpfte innerhalb sechs Tagen alle seine Kräfte soweit, daß er kaum mehr zu sprechen vermochte. Indeß erlangten es die Soldaten, die die Sorge und Sehnsucht nach ihm ängstigte, trotz der Vorstellungen der Feldherrn, die Krankheit des Königs nicht noch zu verschlimmern, zu ihm eingelassen zu werden.]

5 (1) Die Thränen, in die sie bei seinem Anblicke ausbrachen, machten, daß es aussah, als ob das Heer nicht mehr seinen König, sondern dessen Leiche sähe. (2) Doch groß war vor Allem der Schmerz der um das Lager Stehenden. Als er diese so erblickte, sprach er: „Werdet ihr, wenn ich gestorben, einen König finden, der solcher Männer würdig sei?“ (3) Unglaublich scheint es, wenn man hört, er sei in derselben Lage des Körpers, die er angenommen, als er die Soldaten einlassen wollte, verblieben, bis er durchgängig vom ganzen Heere diesen letzten Gruß erhalten hatte, und habe erst nach ihrer Entlassung, gleich als ob er sich nun aller Pflichten des Lebens entledigt, die ermatteten Glieder zurückgelehnt. (4) Er ließ die Freunde näher herantreten – denn auch die Stimme begann ihm schon zu versagen – zog seinen Ring vom Finger und übergab ihn an Perdiccas, mit dem Auftrage, seinen Leichnam zum Jupiter Ammon bringen zu lassen. (5) Auf ihre Frage, wem er das Reich hinterlasse, erwiderte er: „dem Tüchtigsten“. Doch sehe er schon voraus, daß sich um dieses Wettstreites willen große Leichenkämpfe für ihn vorbereiteten. (6) Als Perdiccas auf’s Neue fragte, wann er wolle, daß ihm göttliche Ehren erwiesen würden, sagte er, dann, wenn sie selbst glücklich wären. Dies war das letzte Wort des Königs, und bald darauf verschied er15. (7) Und zuerst durchtönte den ganzen Palast Schluchzen, Wehklagen und Ausbrüche des Jammers: bald verstummte Alles wie in einer wüsten Einöde in düsterem Schweigen, indem sich der Schmerz dem Gedanken zuwandte, was nun werden solle. (8) Die Edelknaben, die gewöhnlich den Wachtdienst um seine Person versahen, vermochten weder [383] ihren heftigen Schmerz in sich zu verschließen, noch sich in der Vorhalle des Palastes zu verhalten, sondern wie unsinnig einherrennend hatten sie bald die ganze Stadt mit Trauer und Betrübniß erfüllt, wobei keine der Klagen verschwiegen blieb, welche bei einem solchen Falle der Schmerz eingiebt. (9) Es strömten also, die draußen vor dem Palaste gestanden hatten, Macedonier wie Barbaren zusammen, und man konnte Besiegte und Sieger in ihrem gemeinsamen Schmerze nicht unterscheiden. In einem wahren Wetteifer der Betrübniß riefen ihn die Perser als ihren gerechtesten und gnädigsten Gebieter, die Macedonier als ihren besten und tapfersten König. (10) Aber nicht nur Stimmen der Trauer, sondern auch des zornigen Schmerzes wurden laut, daß er in so frischer Kraft und in der Blüthe der Jahre und des Glückes durch den Neid der Götter seiner irdischen Wirksamkeit entrissen worden sei. Vor ihren Augen schwebte sein Feuer und sein Blick, wenn er das Heer zum Kampfe führte, Städte belagerte, Mauern erstieg, tapfere Männer vor der Versammlung belohnte. (11) Jetzt bereuten die Macedonier ihm göttliche Ehren verweigert zu haben, und klagten sich als pflichtvergessen und undankbar an, daß sie seinen Ohren die ihm gebührende Benennung vorenthalten. Und als sie sich lange sowohl mit der Verehrung für ihren König, als mit dem Schmerze über seinen Verlust beschäftigt hatten, wandten sich ihre Klagen ihrem eigenen Schicksale zu. (12) Von Macedonien bis über den Euphrat hergekommen, sahen sie sich mitten unter Feinden, die der neuen Herrschaft noch widerstrebten, verlassen preisgegeben: ohne entschiedenen Erben des Königs werde jedweder die Staatsgewalten an sich ziehen wollen. (13) Dann sahen sie die Bürgerkriege, die bald folgten, im Geiste voraus: aufs Neue, nicht für die Herrschaft über Asien, sondern um des Herrscherthrones willen, würden sie ihr Blutvergießen, durch frische Wunden die alten Narben aufreißen müssen, (14) und alt und schwach, nachdem sie eben von ihrem rechtmäßigen Könige den Abschied begehrt, jetzt für die Macht vielleicht irgend eines unbekannten Trabanten den Tod finden. (15) Mit solchen Vorstellungen beschäftigt überkam sie die Nacht und vermehrte noch die Bestürzung. Die Soldaten durchwachten sie unter Waffen; [384] die Babylonier schauten, der eine von den Mauern, der andere vom Dach seines Hauses aus, ob sich etwas Bestimmteres bemerken ließe. (16) Niemand wagte Licht anzuzünden; und weil sich mit den Augen nichts mehr wahrnehmen ließ, lauschte das Ohr nach jedem Gemurmel und jeder Stimme, und meist durch leere Furcht erschreckt, eilten sie ängstlich und mißtrauisch und oft gegen einander rennend durch die dunkeln Gassen. (17) Die Perser schoren nach Landessitte ihr Haar und betrauerten den König mit ihren Weibern und Kindern in Trauerkleidern, nicht wie ihren Besieger und eben noch gewesenen Feind, sondern mit wahrem Schmerze als den gerechtesten Herrscher ihres Stammes. Gewohnt unter Königen zu leben, rühmten sie, daß kein Anderer würdiger sei über sie zu herrschen. (18) Aber die Trauer beschränkte sich nicht auf die Stadt, sondern bald hatte die Kunde von dem großen Unglück erst die nächste Umgegend derselben, dann auch einen großen Theil Asiens diesseits des Euphrat durchflogen. (19) Auch zu Darius’ Mutter war sie schnell gebracht worden. Diese zerriß das Kleid, das sie anhatte, und nahm ein Trauergewand, zerraufte ihr Haar und warf sich zur Erde nieder. (20) Bei ihr saß die eine von ihren Enkelinnen, die noch um ihren kürzlich verlorenen Gatten Hephästion trauerte16, und nun bei der allgemeinen Betrübniß wieder zu der Veranlassung ihres besondern Schmerzes zurückkehrte. (21) Das Unglück aller der Ihrigen aber vermochte allein Sisygambis zu fassen. Sie beweinte ihr Schicksal und das ihrer Enkelinnen. Der neue Schmerz hatte auch die Vergangenheit wieder wachgerufen. Man konnte glauben, sie habe eben erst den Darius verloren, und die doppelt Bejammernswerthe müsse die Leichen zweier Söhne zu Grabe geleiten. Ihre Thränen galten zugleich den Todten wie den Lebenden. (22) Denn wer werde für die jungen Wittwen Sorge tragen? welcher andere Alexander erstehen? Zum zweiten Mal seien sie gefangen, zum zweiten Mal der Herrschaft beraubt. Nach Darius’ Tode sie zu schützen, habe sich Einer gefunden, einen, der sich nach Alexander um sie kümmerte, würden sie sicherlich nicht finden. (23) Dabei trat ihr wieder vor die Seele, wie der Wütherich Ochus an ein [385] und demselben Tage ihre achtzig Brüder hatte hinschlachten und dem Morde seiner vielen Söhne auch den des Vaters hatte folgen lassen! wie von den sieben Söhnen, die sie selbst geboren, nur noch einer17 übrig sei; wie Darius selbst auf kurze Zeit zur Macht gelangt sei, um dann desto grausamer umgebracht werden zu können. (24) Zuletzt erlag sie ihrem Schmerze, und verhüllten Hauptes und unbekümmert um die ihre Kniee umfassenden Enkelkinder, nahm sie weder Speise, noch wollte sie das Tageslicht sehen. Am fünften Tage, nachdem sie sich vorgesetzt hatte zu sterben, verschied sie. (25) Ihr Tod ist in der That ein großes Zeugniß für Alexanders Güte gegen sie und seine Gerechtigkeit gegen alle Gefangenen: denn nach Darius am Leben zu bleiben hatte sie vermocht, Alexander zu überleben galt ihr zu schmachvoll. (26) Und wahrlich, für einen gerechten Beurtheiler ist es klar, daß die guten Eigenschaften in ihm seiner Natur, die Fehler seinem Glücke und seiner Jugend entstammten. (27) Die unglaubliche Geisteskraft, die fast übermäßige Ausdauer bei Beschwerden, die nicht nur unter den andern Königen, sondern selbst unter denen hervorstrahlende Tapferkeit, deren einziger Vorzug dies ist; (28) seine Freigebigkeit, die oft Größeres austheilte, als von den Göttern erbeten wird, seine Milde gegen die Besiegten, das Wegschenken so vieler Reiche oder deren Zurückgabe an die, welchen er sie im Kriege entrissen hatte; (29) seine stetige Todesverachtung, während die Furcht davor Andern die Besinnung raubt, seine Begierde nach Ehre und Ruhm, vielleicht größer als billig, jedoch ihm als jungem Manne und in so großartigen Verhältnissen zu verstatten; (30) ferner seine Sohnesliebe gegen die Eltern, womit er der Olympias die Unsterblichkeit zu eröffnen entschlossen war und Philipp’s Tod gerächt hatte, (31) weiter seine Güte gegen fast alle seine Freunde, sein Wohlwollen gegen die Soldaten; die der Größe seines Muthes gleichkommende Klugheit und eine Geschicklichkeit, wie sie kaum seinem Alter zuzutrauen war; (32) das Maßhalten in unmäßigen Begierden, der geschlechtliche Genuß innerhalb des natürlichen Bedürfnisses, und kein Vergnügen außer in den Schranken des Erlaubten: das waren sicher außerordentliche Tugenden. (33) Von seinem [386] Glücke dagegen rührte her: daß er sich den Göttern gleichstellte, himmlische Ehren für sich veranstaltete, den Orakeln, die solches anriethen, Glauben schenkte, und denen, die ihm die Anbetung verweigerten, allzu heftig zürnte; daß er im Aeußern ausländische Tracht annahm, und die Sitten der besiegten Nationen nachahmte, die er vor seinem Siege verachtet hatte. (34) Denn der Jähzorn und die Liebe zum Wein hatten sich, wie von der Jugendhitze erregt, so durch das Alter mäßigen lassen. (35) Gestehen muß man jedoch, wieviel er auch seiner Tüchtigkeit verdankte, so verdankte er doch noch mehr dem Glücke, über das er allein unter allen Sterblichen gebot. Wie oft hat es ihn vom Tode zurückgerufen? wie oft, wenn er sich unbesonnen in Gefahren gestürzt, ihn mit unausgesetzter Gunst beschützt? (36) Selbst seinem Leben steckte es die gleiche Grenze wie seinem Ruhme. Das Verhängniß wartete mit ihm, bis er nach Bezwingung des Orientes und Erreichung des Ocean alles erfüllte, was ein sterbliches Geschick in sich zu fassen vermag. (37) Diesem Könige und Führer suchte man einen Nachfolger: allein die Last war zu groß, als daß ein Einziger ihr gewachsen gewesen wäre. Und daher hat auch sein Name und der Ruhm seiner Thaten fast über den ganzen Erdkreis Könige und Reiche verstreut, und für hochberühmt haben gegolten, die sich auch nur einen sehr kleinen Theil dieser großen Erbschaft aneigneten.

6 (1) Zu Babylon jedoch – denn von dort schweifte unsre Betrachtung ab – beriefen die Generaladjutanten die hauptsächlichsten seiner Freunde und die Führer der Truppen in den Palast. Ihnen nach strömten Schaaren von Soldaten, die wissen wollten, auf wen Alexanders Würde übergeben werde. (2) Viele Führer konnten vor der Menge der Soldaten nicht in den Palast gelangen, obwohl ein Herold allen mit Ausnahme der namentlich Aufgerufenen den Zutritt versagte. Doch man achtete des angemaßten Befehles nicht. (3) Und zuerst brach von Neuem ein grenzenloses Jammern und Schluchzen aus, dann that die Erwartung dessen, was geschehen würde, den Thränen Einhalt und bewirkte Stillschweigen. (4) Hierauf ließ Perdiccas den königlichen Thronsessel, worauf sich das Diadem, das Gewand und die Waffen Alexanders befanden, vor den Augen der Menge aufstellen, und legte darauf auch den ihm gestern vom Könige übergebenen Fingerring nieder: ein Anblick, der wiederum Aller [387] Thränen hervorrief und ihre Trauer erneute. (5) Nun sprach Perdiccas: „Ich gebe den Fingerring, womit er gewohnt war die Befehle des Reiches und der Herrschaft zu besiegeln, und den er selbst mir übergeben hat, an euch zurück. (6) Obwohl nun kein Verlust, der dem unsrigen gleichkäme, vom Zorne der Gottheit ersonnen werden kann, so darf man doch beim Hinblick auf die Größe der von ihm vollbrachten Thaten glauben, daß die Götter diesen großen Mann in die irdischen Geschicke nur eintreten ließen, um ihn, nachdem er deren Bestimmung erfüllt, sofort wieder zu ihrem Geschlechte zurückzufordern. (7) Weil demnach nichts Anderes von ihm übrig ist, als was stets von der Unsterblichkeit ausgeschlossen bleibt, so wollen wir dem Leichname und irdischen Menschen so bald als möglich die schuldigen Ehren erweisen, wohl eingedenk, in welcher Stadt, und unter welchem Volke wir uns befinden, und was für eines Oberhauptes und Königs wir beraubt sind. (8) Zu überlegen ist, Kameraden, und darauf zu sinnen, daß wir den errungenen Sieg inmitten derer, über welche er errungen ist, behaupten können. Es bedarf eines Hauptes: ob dies einer oder mehrere sein sollen, steht bei euch. Das nur müßt ihr wissen, daß ein Haufen Soldaten ohne Führer ein Körper ohne Seele ist. (9) Seit sechs Monaten ist Roxane schwanger: wir wünschen, daß sie einen Knaben gebäre, welchem mit Bewilligung der Götter die Herrschaft zufalle, sobald er erwachsen sein wird. Bestimmt nun, von wem ihr unterdeß regiert sein wollt.“ So Perdiccas. (10) Hierauf sprach Nearchus: daß nur ein Sohn und Sprößling Alexanders sich für die königliche Würde eigne, könne Niemand wunderbar erscheinen; (11) doch einen noch nicht geborenen König zu erwarten und den schon vorhandenen zu übergehen, das sei weder dem Charakter der Macedonier, noch den Zeitverhältnissen angemessen. Sei doch ein Sohn des Königs von der Barsine18 da: dem müsse [388] man die Krone geben. (12) Seine Rede gefiel Niemand, so daß sie nicht aufhörten, wie es Brauch war, durch Schlagen der Speere an die Schilde dagegenzutoben. Und schon wäre es beinahe zu einem Aufruhr gekommen, da Nearchus seine Ansicht hartnäckiger verfocht, (13) als Ptolemäus so das Wort nahm: „Traun, ein würdiger Sprößling ist das, um über das macedonische Volk zu herrschen, ein Sohn der Roxane oder Barsine! Schon seinen Namen, zum guten Theil eines Sklavensohnes, wird Europa mit Unwillen nennen, (14) haben wir darum die Perser besiegt, um ihren Abkömmlingen zu dienen? wonach ja eben ihre rechtmäßigen Könige Darius und Xerxes mit ihren Hunderttausenden und ihren gewaltigen Flotten vergebens gerungen haben. (15) Meine Meinung ist die: man stelle den Thronsessel Alexanders im Palaste auf; an ihm mögen sich die, welche er zu Rathe zu ziehen pflegte, versammeln, so oft eine Berathung für das gemeine Beste Noth thut, und was dann die Mehrzahl derselben beschließt, soll gelten, und die Führer und Generale ihnen Folge leisten.“ (16) Dem Ptolemäus stimmten Einige, eine noch geringere Zahl dem Perdiccas bei; da hub Aristonus an: Alexander habe auf die Frage, wem er das Reich hinterließe, gewollt, man solle den Tüchtigsten wählen. Er selbst aber habe den Perdiccas für den Tüchtigsten erklärt, da er ihm seinen Siegelring übergeben habe. (17) Denn nicht allein sei derselbe bei dem Sterbenden gesessen, sondern unter der Menge der Freunde sich umschauend, habe er diesen erkoren, ihm den Ring einzuhändigen. Es dünke ihm daher recht, den Oberbefehl auf Perdiccas zu übertragen. (18) Auch zweifelte man nicht, daß seine Meinung die richtige sei, und das gesammte Volk rief, Perdiccas solle vortreten und den Siegelring des Königs an sich nehmen. Dieser schwankte zwischen Verlangen und Scheu und glaubte, je bescheidener er nach dem trachte was er erwartete, desto beharrlicher werde man es ihm entgegenbringen. (19) Er zögerte also, und lange unschlüssig, was er thun solle, zog er sich doch schließlich zurück und stellte sich hinter die, welche ihm zunächst saßen. (20) Meleager aber, einer von den Feldherrn, rief trotzigen Muthes, der durch Perdiccas’ Zögerung noch erhöht war: „Das mögen auch die Götter verhüten, daß Alexanders Macht und die Obergewalt über ein so großes Reich sich auf jene Schultern dort wälze; die Menschen [389] sicherlich werden es sich nicht gefallen lassen. Ich rede gar nicht von Vornehmeren als der da ist, sondern nur von Männern überhaupt, für die es kein Muß giebt, etwas gegen ihren Willen zu ertragen. (21) Es ist aber ganz einerlei, ob ihr den Sohn der Roxane, wann immer einer geboren wird, oder den Perdiccas zum Könige habt, da er sich unter dem Scheine der Vormundschaft der Herrschaft bemächtigen wird. Darum gefällt ihm kein anderer König als ein noch nicht geborener, und während Alles nicht nur gerechter, sondern auch nothwendiger Weise zur größten Eile drängt, wartet er allein auf den Ablauf der regelmäßigen Monde und prophezeit uns schon die Geburt eines Knäbleins, das er – zweifelt ihr wohl? – bereit ist selbst unterzuschieben. (22) Nein wahrhaftig, hätte Alexander uns diesen an seiner Statt als König hinterlassen, so wäre nach meiner Ansicht von allem, was er befohlen, dies allein nicht zu befolgen. (23) Warum also stürzt ihr nicht zur Plünderung der Schatzhäuser? denn von diesen königlichen Schätzen wenigstens ist das Volk der Erbe.“ (24) Nach diesen Worten brach er sich mitten durch die Bewaffneten Bahn, und die, welche dem Abgehenden Raum gegeben, folgten ihm zu der verheißenen Beute.

7 (1) Und schon befand sich um Meleager ein zahlreicher Haufe Bewaffneter, indem sich die Versammlung in Aufruhr und Zwietracht auflöste; da rief ein den meisten Macedoniern Unbekannter von niedrigstem Range: (2) „Was bedarf es der Waffen und des Bürgerkrieges, da ihr den König, den ihr suchet, habt? Arrhidäus19, der Sohn Philipp’s, des eben verstorbenen Königs Alexander Bruder, bisher der Theilhaber seiner Opfer und Familiengottesdienste, jetzt sein alleiniger Erbe, wird von euch übergangen. Durch welche Schuld von seiner Seite? oder was hat er gethan, daß man ihn selbst um das bei allen Völkern gültige Recht betrügt? Sucht ihr einen Alexander Aehnlichen, so werdet ihr nie einen finden; wenn aber seinen nächsten Verwandten, so ist es dieser allein.“ (3) Auf diese Worte beobachtete die Versammlung, als wäre es ihr geboten, zuerst Stillschweigen; [390] dann schrieen Alle zusammen, man solle den Arrhidäus rufen; die hätten den Tod verdient, die die Versammlung ohne ihn abgehalten hätten. (4) Hierauf begann Pithon unter strömenden Thränen, jetzt sei Alexander im höchsten Grade beklagenswerth, da er um die Freude an so braven Bürgern und Soldaten und um ihren Anblick gebracht sei. Denn nur im Hinblick auf den Namen und das Andenken ihres Königs seien sie für das Uebrige blind. (5) Die dann ganz offenbar gegen den jungen Mann, den man zum König wollte, gerichteten Verunglimpfungen trugen ihm jedoch selbst mehr Unwillen, als dem Arrhidäus Verachtung ein; denn das Mitleid für diesen ließ ihn sogar in ihrer Gunst steigen. (6) Sie erklärten also mit beharrlichem Schreien, sie würden keinen andern König dulden, als den seine Geburt zu dieser Stellung berechtigte, und verlangten, daß man den Arrhidäus rufe. (7) Schleunigst führte diesen Meleager voll Feindschaft und Haß mit Perdiccas in den Königspalast, und die Soldaten begrüßten ihn mit dem Namen Philipp und nannten ihn König. (8) Doch war dies nur die Stimme der Menge, die Häupter waren anderer Meinung. Unter diesen begann Pithon Perdiccas’ Rathschlag zur Ausführung zu bringen, und schlug als Vormünder für den von der Roxane zu erwartenden Sohn den Perdiccas und Leonnatus vor, die aus königlichem Geschlechte stammten; (9) ferner, daß Craterus und Antipater die Angelegenheiten in Europa leiten sollten. Dann mußte jeder Einzelne einen Eid leisten, dem von Alexander erzeugten Könige unterthänig sein zu wollen. (10) Meleager, nicht ohne Grund von Furcht erschreckt, daß man ihn mit dem Tode bestrafen werde, hatte sich mit seinem Anhange von den Andern getrennt. Da brach er aufs neue, den Philipp mit sich schleppend, in den Palast ein und schrie: für die auf den neuen König kurz zuvor gesetzte Hoffnung spreche die Reife seiner Jahre; einen Versuch nur solle man mit dem Sprossen Philipp’s und dem Sohne und Bruder zweier Könige machen, und denselben vorzugsweise ihm und den Seinen anvertrauen. (11) Kein tiefes Meer, keine weite und stürmische See wirft so viele Wogen, als es in einer Volksmenge wechselnde Bewegungen giebt, zumal wenn sie im Rausche einer ungewohnten und kurz dauernden Freiheit schwelgt. (12) Nur wenige sprachen dem eben erkorenen Perdiccas, die Mehrzahl dem Philipp die Herrschaft zu, den sie erst wieder verschmäht hatten. Auf [391] lange vermochten sie weder etwas zu wollen, noch nicht zu wollen, und bald gereute sie ihr Entschluß, bald sogar ihre Reue selbst. Schließlich jedoch wandten sie ihre Neigung dem Sprossen des Königshauses zu. (13) Arrhidäus war, durch das Ansehen der Häupter des Heeres in Schrecken gesetzt, aus der Versammlung entwichen; aber durch seinen Weggang war die Gunst der Soldaten mehr zum Schweigen gebracht, als erkaltet. Man rief ihn daher zurück und zog ihm das Gewand seines Bruders an, dasselbe, was auf den Thronsessel hingelegt gewesen war, (14) während Meleager den Harnisch nahm und die Waffen ergriff, als erster Trabant des neuen Königs. Es folgte die Phalanx, mit den Speeren auf die Schilde schlagend und bereit sich mit dem Blute derer zu sättigen, die nach dem Reiche getrachtet hatten, das ihnen doch nicht gebühre. (15) Man freute sich, daß die Herrschergewalt bei dem gleichen Hause und Geschlechte verbleiben solle, daß ein Abkömmling ihrer Könige die erbliche Herrschaft aufrecht erhalten werde: der Königsname selbst sei ihnen von jeher ehrwürdig und heilig, und Niemand dürfe ihn annehmen, den nicht seine Geburt dazu berechtige. (16) Hierdurch erschreckt, gebot Perdiccas, den Saal, wo der Leichnam Alexanders lag, zu verrammeln. Bei ihm waren sechs Hundert von erprobter Tapferkeit; auch Ptolemäus hatte sich ihm angeschlossen und das Corps der königlichen Pagen. (17) Doch von so vielen Tausend Bewaffneter ward der Verschluß ohne große Mühe erbrochen, und der König selbst war eingedrungen, umgeben von einer Schaar Trabanten, die Meleager anführte. (18) Zornig rief Perdiccas die, welche den Leichnam Alexanders schützen wollten, hinweg; allein die Eingedrungenen schleuderten von Weitem Geschosse nach ihm. Endlich, nachdem Viele verwundet waren, nahmen die Veteranen, um leichter erkannt werden zu können, die Helme ab und huben an die Anhänger des Perdiccas zu bitten, vom Kampfe abzustehen und dem Könige und der Mehrzahl zu weichen. (19) Zuerst legte Perdiccas die Waffen nieder, und die übrigen thaten das Gleiche. Meleager rieth ihnen hierauf bei dem Leichname Alexanders zu bleiben; doch da sie wähnten, man suche Gelegenheit sie zu überlisten, so machten sie sich durch die Hinterseite des Palastes nach dem Euphrat auf die Flucht. (20) Die Reiterei, die aus den vornehmsten jungen Männern bestand, folgte in großer Zahl dem Perdiccas und Leonnatus, und man beschloß die Stadt zu verlassen [392] und im Freien zu lagern. (21) Perdiccas gab jedoch die Hoffnung noch nicht auf, daß ihm auch das Fußvolk folgen werde; und um daher den Schein zu vermeiden, als habe er durch Wegführung der Reiter dieselben vom übrigen Heere getrennt, machte er in der Stadt Halt.

8 (1) Meleager aber ließ nicht ab dem Könige zuzureden, daß er sein königliches Recht durch den Tod des Perdiccas besiegeln müsse: komme man dessen ungezügeltem Ehrgeize nicht zuvor, so werde er eine Umwälzung bewirken: er wisse recht wohl, was er um den König verdient habe, Niemand aber sei dem recht treugesinnt, den er fürchte. (2) Der König verhielt sich mehr passiv, als daß er zugestimmt hätte. Daher deutete Meleager sein Stillschweigen als einen Befehl und schickte im Namen des Königs, den Perdiccas herbeizuholen. Zugleich gab er den Auftrag ihn zu tödten, wenn er zu kommen zögerte. (3) Als dem Perdiccas die Ankunft der Trabanten gemeldet wurde, stellte er sich, von nur sechzehn königlichen Pagen begleitet, auf die Schwelle seines Hauses, nannte sie unter Schelten wiederholt Sklaven des Meleager und erschreckte sie durch seinen festen Muth und Blick dermaßen, daß sie, kaum noch der Besinnung mächtig, die Flucht ergriffen. (4) Nun hieß Perdiccas die Pagen zu Pferde steigen und gelangte in Begleitung einiger wenigen Freunde zu Leonnatus, um nunmehr mit stärkerer Macht jeden gewaltsamen Angriff zurückzuweisen. (5) Am folgenden Tage erschien es den Macedoniern als ein unwürdiges Beginnen, daß man Perdiccas’ Leben bedroht hatte, und sie waren entschlossen sich aufzumachen, um Meleagers Verwegenheit mit bewaffneter Hand zu rächen. (6) Als dieser einen Aufstand kommen sah, ging er zum Könige und stellte ihm die Frage, ob er nicht selbst befohlen habe den Perdiccas zu ergreifen. Dieser erwiderte, auf Meleagers Antrieb habe er es befohlen; doch sei kein Grund für sie in Aufruhr zu gerathen, da Perdiccas am Leben sei. (7) Nach Entlassung der Versammlung also verbrachte Meleager, der sich hauptsächlich durch den Abfall der Reiter in großer Bestürzung und rathlos befand, da die Gefahr, die er so eben seinem Feinde bereitet, auf ihn selbst zurückgefallen war, fast drei Tage lang mit dem Brüten über unbestimmten Entschlüssen. (8) Und der frühere [393] Anblick des Palastes blieb zwar: denn es kamen Gesandte der Völker zum Könige, und die Führer der Truppen waren zugegen, und die Vorhalle war mit Trabanten und Bewaffneten angefüllt. (9) Allein eine ungemeine, von selbst entstandene Niedergeschlagenheit gab Zeugnis von einer äußerst verzweifelten Stimmung: voll gegenseitigen Mißtrauens wagte man sich nicht einander zu nähern und sich zu besprechen, da jeder in seiner Brust geheime Gedanken hegte, und bei Vergleichung mit dem neuen König erhob sich mächtig die Sehnsucht nach dem verlorenen. (10) Wo sei der, fragten sie, dessen Oberbefehl und Leitung sie gefolgt wären? Bloßgegeben seien sie inmitten feindlicher und ungebändigter Völkerschaften, die die vielen Niederlagen der Ihrigen rächen würden, sobald sich ihnen Gelegenheit böte. (11) Solche Gedanken nagten an ihren Herzen, als die Nachricht kam, die Reiter unter Perdiccas hätten die Gegend um Babylon besetzt und das Getreide, das zur Stadt gebracht wurde, zurückgehalten. (12) So entstand erst Mangel, dann Hungersnoth; und die in der Stadt waren der Ansicht, man müsse sich entweder mit Perdiccas aussöhnen oder kämpfen. (13) Durch Zufall geschah es, daß die auf dem Lande, aus Furcht vor Plünderung der Landgüter und Dörfer, in die Stadt flohen, die Einwohner der Stadt dagegen wegen Mangel an Nahrungsmitteln dieselbe verließen, und beiden Theilen ein anderer Aufenthalt sicherer däuchte, als der gewohnte. (14) Wegen deren Bestürzung in Unruhe, kamen die Macedonier in den Palast zusammen und legten daselbst ihre Ansichten dar. Man hielt aber für das Beste, an die Reiter wegen Beendigung des Zwiespaltes und Niederlegung der Waffen Gesandte zu schicken, (15) und der König sandte also den Pasas aus Thessalien, den Amissus aus Megalopolis und den Perilaus. Als diese den Auftrag des Königs ausgerichtet hatten, erhielten sie die Antwort, die Reiterei werde unter keiner andern Bedingung die Waffen niederlegen, als wenn ihnen der König die Urheber des Zwiespaltes auslieferte. (16) Wie dies zurückgemeldet wurde, griffen die Soldaten aus eigenem Antriebe zu den Waffen. Durch ihren Tumult veranlaßt, trat Philipp aus dem Palaste und sprach: „Es bedarf keines Aufstandes; denn streiten wir mit einander, so werden die den Nutzen ziehen, welche sich ruhig verhalten. (17) Gedenket auch, daß ihr es mit Mitbürgern zu thun habt, und daß diesen [394] vorschnell die Hoffnung auf Versöhnung abschneiden, sich in den Bürgerkrieg stürzen heißt. (18) Laßt uns durch eine zweite Gesandtschaft versuchen, ob sie sich nicht nachgiebiger stimmen lassen; und ich habe die Zuversicht, daß sich, da noch nicht der Leichnam des Königs bestattet ist, Alle vereinigen werden, ihm die gebührenden Ehren zu erweisen. (19) Was mich selbst anlangt, so will ich lieber diese Gewalt zurückgeben, als sie durch Bürgermord in Ausübung bringen; und giebt es keine andere Hoffnung auf Einigung, so bitte und beschwöre ich euch, wählt einen Geeigneteren.“ (20) Hierauf zog er unter hervorquellenden Thränen das Diadem vom Haupte und hielt es mit der Rechten vor sich ausgestreckt, damit es nähme, wer sich größerer Würdigkeit rühmen könnte. (21) Seine bescheidene Rede erregte mächtige Hoffnung auf seine Trefflichkeit, die bis dahin durch den glänzenden Ruhm seines Bruders in Schatten gestellt war. Sie huben daher sämmtlich an in ihn zu dringen, er möchte das ausführen, was er beabsichtigt hätte. (22) Er sandte dieselben Boten noch einmal mit dem Verlangen, daß sie den Meleager zum dritten Führer annähmen. Und ohne Schwierigkeit ward dazu der Befehl gegeben; denn Perdiccas wünschte den Meleager vom Könige zu trennen, und meinte, daß jener allein ihnen beiden nicht gewachsen sein werde. (23) Also begegnete Perdiccas an der Spitze der Reitergeschwader dem Meleager, der ihnen mit der Phalanx entgegengerückt war. Beide Haufen vereinigten sich nach wechselseitiger Begrüßung, und Eintracht und Friede waren, wie man glaubte, für die Dauer hergestellt.

9 (1) Doch schon nahten nach dem Willen des Schicksals dem macedonischen Volke die Bürgerkriege. Denn die Herrschaft leidet theils keine Theilnehmer, theils wurde sie von zu Vielen begehrt. (2) Zuerst also concentrirten sie20 die Staatsgewalt, dann zersplitterten sie dieselbe; und als sie den Staatskörper durch mehr Eroberungen belastet hatten, als er zu fassen vermochte, begannen die übrigen Glieder abzusterben: und so stürzte das Reich, das unter einem Einzigen hätte Bestand haben können, indem es Mehrere zu stützen suchten, zusammen. (3) Demnach bekennt das römische Volk mit vollem [395] Rechte, daß es seinem Fürsten21 die Rettung verdanke, ihm, der in der Nacht, die beinahe unsre letzte geworden wäre, uns strahlend als ein neues Gestirn aufging. (4) Dieses Gestirnes wahrlich, nicht der Sonne Aufgang hat der im Dunkeln liegenden Welt das Licht wiedergegeben, als ohne ihr gesetzliches Haupt die entzweiten Glieder erzitterten. (5) Wie viele Brandfackeln hat er damals ausgelöscht, wie viel Schwerter in die Scheide gebracht, welch gewaltiges Ungewitter durch den heitern Glanz seiner plötzlichen Erscheinung zerstreut! Es erstarkt also nicht nur, sondern es blüht auch das Reich. (6) Neiden es uns nur nicht die Götter, so wird auf dieses unser Zeitalter eine, wollen wir wünschen nie erlöschende, oder doch wenigstens lange dauernde Nachkommenschaft aus eben diesem Regentenhause folgen. (7) Doch um zu dem Gange der Ereignisse, wovon mich die Betrachtung unsrer glücklichen Staatszustände abgelenkt hat, zurückzukehren, Perdiccas setzte die einzige Hoffnung seiner Sicherheit auf den Tod Meleagers: denn zugleich eitel und treulos, werde derselbe schnell wieder Unruhen stiften, und da er ihm vor Allen feind sei, so müsse man ihm zuvorkommen. (8) Doch verbarg er seinen Plan unter der sorgfältigsten Verstellung, um ihn unvermuthet zu überraschen. Heimlich stiftete er also Einige aus den von ihm befehligten Truppen an, daß sie scheinbar ohne sein Wissen sich öffentlich über die Gleichstellung Meleagers mit Perdiccas beschweren sollten. (9) Sobald ihre Reden dem Meleager hinterbracht worden waren, legte er schäumend vor Zorn dem Perdiccas das, was er erfahren hatte, vor. Dieser, als habe ihn die Neuigkeit erschreckt, verwundert sich, beklagt es, giebt sich den Anschein des Bedauerns: schließlich kommt man überein, sich derer, welche so aufrührerische Reden geführt, zu bemächtigen. (10) Meleager dankt dem Perdiccas, umarmt ihn und lobt seine Treue und sein Wohlwollen gegen ihn. (11) Hierauf entwerfen sie in gemeinsamer Berathung einen Plan, die Schuldigen zu überraschen. Man beschließt eine Entsühnung des Heeres nach vaterländischem Brauch, und als passender Grund dafür erschien [396] die stattgehabte Entzweiung. (12) Die macedonischen Könige pflegten ihre Soldaten auf die Art zu entsühnen, daß man die Eingeweide eines zerlegten Hundes an den Enden des freien Platzes, auf den das Heer geführt werden sollte, zu beiden Seiten hinwarf, und daß alle Bewaffneten innerhalb dieses Raumes zu stehen kamen, auf der einen Seite die Reiterei, auf der andern die Phalanx22. (13) An dem Tage also, den sie für diese Feierlichkeit bestimmt hatten, hatte sich der König mit den Reitern und Elephanten dem Fußvolke, das Meleager befehligte, gegenüber aufgestellt. (14) Bereits setzte sich der Reiterzug in Bewegung: da gerieth das Fußvolk, aus plötzlicher Furcht wegen des neuerlichen Zwiespaltes nichts gerade sehr Friedliches erwartend, einen Augenblick in Zweifel, ob sie nicht ihre Schaaren weg in die Stadt führen sollten, da die Ebene für die Reiterei günstig war. (15) Aus Scheu jedoch, ohne Grund die Treue ihrer Kameraden zu verurtheilen, blieben sie stehen, voll kampffertigen Muthes, wenn sie Jemand angreifen würde. Schon näherten sich die Züge einander, und es war nur noch ein geringer Zwischenraum, der die beiden Reihen trennte: (16) da begann der König mit einem Reitergeschwader das Fußvolk entlang zu reiten, und forderte von ihnen auf Perdiccas’ Antrieb die Urheber des Zwiespaltes, die er doch selbst hätte schützen müssen, zur Bestrafung heraus, indem er zugleich drohte, im Weigerungsfalle alle Schwadronen sammt den Elephanten auf sie loszuführen. (17) Starr vor Bestürzung über die unerwartete Gefahr, stand die Phalanx, und auch bei Meleager selbst fand sich nicht mehr Entschlossenheit oder Muth. Das Sicherste unter den gegenwärtigen Umständen schien, lieber abzuwarten, als das Schicksal herauszufordern. (18) Wie sie daher Perdiccas betäubt und wehrlos sah, sonderte er ungefähr 300 aus, die sich dem Meleager, als er aus der ersten Versammlung, die man nach Alexanders Tode hielt, fortgestürzt war, angeschlossen hatten, und gab sie vor den Augen des ganzen Heeres den Elephanten preis. Sie wurden sämmtlich von den Füßen der Ungethüme zerstampft, ohne daß es Philipp gehindert oder befohlen hätte, (19) und es war offenbar, daß er nur das als seinen eigenen Entschluß [397] beanspruchen würde, was der Erfolg rechtfertigte. Dies war für die Macedonier das Vorzeichen und der Anfang der Bürgerkriege. (20) Meleager, der zu spät des Perdiccas Hinterlist erkannte, blieb zwar jetzt, weil gegen ihn persönlich nichts Gewaltsames geschah, ruhig im Heereszuge, (21) bald jedoch, als er wahrnahm, wie seine Feinde den Namen dessen, den er selbst zum Könige gemacht hatte, zu seinem Verderben mißbrauchten, gab er die Hoffnung auf Rettung auf und floh in einen Tempel: dort wurde er, ohne selbst in der Heiligkeit des Ortes einen Schutz gefunden zu haben, getödtet.

10 (1) Nachdem das Heer in die Stadt geführt war, hielt Perdiccas einen Rath der obersten Häupter, wo man die Herrschaft so zu vertheilen beschloß, daß allerdings der König die höchste Stellung behielt. Statthalter aber von Aegypten und der unterthänigen Völkerschaften Africa’s ward Ptolemäus, (2) dem Laomedon wurde Syrien und Phönicien gegeben, dem Philotas Cilicien bestimmt; Lycien nebst Pamphylien und Großphrygien sollte Antigonus erhalten, nach Carien ward Cassander, nach Lydien Menander geschickt. Das an den Hellespont grenzende Kleinphrygien sollte Leonnatus’ Provinz sein, (3) Cappadocien nebst Paphlagonien dem Eumenes zufallen, dem der Auftrag wurde, jene Gegend bis nach Trapezunt hin zu schützen und den Ariarathes, der allein noch den Gehorsam verweigerte, zu bekriegen. (4) Pithon wurde mit Medien, Lysimachus mit Thracien und den Thracien benachbarten Völkerschaften am schwarzen Meere belehnt. Die endlich, welche über Indien, Bactra, Sogdiana, und die übrigen Anwohner theils des Ocean, theils des rothen Meeres gesetzt waren, sollten dem Beschlusse gemäß, jeder in seinem bisherigen Gebiete, den Oberbefehl behalten, Perdiccas aber beim Könige bleiben und die Truppen befehligen, welche dem Könige folgten. (5) Manche haben geglaubt, die Provinzen seien nach Alexanders Testamente vertheilt worden; doch habe ich in Erfahrung gebracht, daß dies, obwohl von Geschichtschreibern überliefert, ein falsches Gerücht gewesen ist. (6) Und zwar behauptete nach Theilung des Reiches jeder seine eigne Macht, die sie sich selbst begründet hatten, soweit es nämlich je gegen maßlose Begierden eine feste Grenzmarke giebt. (7) Denn kurz zuvor Diener ihres Königs, hatten sie, unter dem Vorwande für einen Andern die Herrschaft zu verwalten, jeder sich eines gewaltigen Reiches bemächtigt, [398] ohne daß es Veranlassung zu Streitigkeiten gegeben hätte, da einestheils alle gleichem Stamme angehörten, anderntheils die Ausdehnung ihrer Gebiete einen von den andern getrennt hielt. (8) Allein es hielt schwer mit dem zufrieden zu sein, was ihnen eine günstige Gelegenheit dargeboten, da stets der erste Besitz Ueberdruß erregt, sobald man auf Größeres hofft. Daher dünkte es allen noch leichter ihre Reiche zu erweitern, als es ihnen geworden war sie in Besitz zu nehmen. (9) Es war der siebente Tag, seitdem des Königs Leichnam im Sarge lag, da sich Aller Sorge von dieser feierlichen Pflicht der Gestaltung der staatlichen Angelegenheiten zugewendet hatte. (10) Und zwar steigert sich nirgends anders die Hitze zu solcher Glut, wie in den Landschaften Mesopotamiens, so daß sie sehr häufig Thiere, die ihr auf freiem Boden ausgesetzt sind, tödtet: so arg ist die Hitze der Sonne und der Luft, durch die Alles wie vom Feuer ausgedörrt wird. (11) Wasserquellen sind theils selten, theils werden sie von den schlauen Einwohnern versteckt, denen ihre Benutzung offen steht, während sie dem Fremdling unbekannt sind. (12) Wie endlich den Freunden Zeit blieb den entseelten Leichnam zu besorgen, fanden sie ihn bei ihrem Eintritt nicht nur von keiner Fäulniß, sondern nicht einmal durch die geringste Mißfärbung entstellt. Selbst die Lebendigkeit, die vom Geiste abhängt, war nicht aus der Miene gewichen. (13) Daher wagten die Aegypter und Chaldäer, die beauftragt waren den Leichnam ihrer Sitte gemäß zu behandeln, zuerst gar nicht Hand an ihn zu legen, gleich als athme er noch; dann beteten sie, daß es ihnen, den Sterblichen, ohne Frevel erlaubt sein möge ihn zu berühren, und reinigten den Körper, worauf der goldene Sarg mit Wohlgerüchen angefüllt und auf das Haupt das Abzeichen der königlichen Würde gesetzt wurde. (14) Sehr Viele haben geglaubt, er sei durch Gift getödtet worden: Antipaters Sohn unter seinen Dienern, Namens Jollas, habe es ihm auf seines Vaters Geheiß beigebracht. Oft wenigstens hatte man Alexander sagen hören, Antipater strebe nach der Königswürde und sei für einen Statthalter zu mächtig, und vom Ruhme seines spartanischen Sieges aufgebläht, schreibe er sich alles, was er ihm verliehen, selbst zu. (15) Auch glaubte man, Craterus sei mit der Schaar von Veteranen abgeschickt worden ihn zu tödten. (16) Die Schärfe [399] des Giftes aber, das in Macedonien erzeugt wird, ist bekanntlich von der Art, daß es selbst Eisen zerfrißt, und nur der Huf eines Zugthieres davon nicht angegriffen wird. (17) Die Quelle, der die tödtliche Feuchtigkeit entfließt, führt den Namen Styx. Dies Gift, sagt man, sei durch Cassander herbeigeschafft und seinem Bruder Jollas gegeben worden, der es dem letzten Tranke des Königs beigemischt habe. (18) Diese Gerüchte, geglaubt oder nicht geglaubt, unterdrückte bald die Machtstellung derer, die von dem Gerede betroffen waren. Denn Antipater bemächtigte sich der Herrschaft über Macedonien, sowie auch Griechenlands: (19) auf ihn folgte dann sein Sohn23, nachdem er Alle umgebracht hatte, die auch nur durch entfernte Verwandtschaft mit Alexander verknüpft waren. (20) Uebrigens wurde dessen Leichnam von Ptolemäus, dem Aegypten zu Theil geworden war, nach Memphis und von da einige Jahre später nach Alexandria hinübergebracht, wo seinem Andenken und Namen jegliche Ehre erwiesen wird.

Anmerkungen

1 S. 8, 30 Anm. 24.

2 Vgl. 4, 19.

3 Jetzt Ebro.

4 Dies widerspricht dem obigen Feldzugsplane. Alexanders Absicht ging aber nach Arrian (7,1) und Plutarch (Al. 68) dahin, aus dem persischen Meerbusen um Arabien und Afrika herumzuschiffen und bei den Säulen des Hercules in das Mittelmeer einzufahren.

5 S. 5, 20 Anm 24. Nach Herod. 1,125 führte auch der edelste Stamm der Perser den Namen Pasargaden.

6 Die Nachrichten über Orsines’ Schuld sind verschieden. Das Grabmal des Cyrus war allerdings ausgeplündert worden, doch nicht durch ihn. Dagegen wurden viele sonstige Klagen über seine Verwaltung laut. Arr. 6,30.

7 Vgl. 8, 13.

8 Hier ist eine größere Lücke im Text, die wir nach Freinsheim ergänzt geben. Doch stand in dem verlorenen Abschnitt wahrscheinlich mehr, besonders der Bericht von dem feierlichen Beilager Alexanders mit Darius’ Tochter zu Susa, von der Einverleibung der asiatischen Truppen in das Heer (vgl. Cap. 12) u. A., was Curtius schwerlich mit Stillschweigen übergangen hat.

9 Harpalus mit seinen Söldnern.

10 Dieser Aufstand ereignete sich nach Arrian (7,8 ff.) zu Opis am Tigris.

11 In den Handschriften steht et cum ad supplicium videret trahi nihil ausos graviora quam ceteros, und man nimmt, weil auf diese Weise der Nachsatz fehlt, gewöhnlich eine Lücke hinter ceteros an. Streicht man jedoch mit Modius jenes et, so läßt Sinn und Zusammenhang nicht das Geringste vermissen.

12 Arrian nennt sie Barsine, Diodor Statira.

13 Der Schluß der Rede, sowie die nächstfolgende Erzählung ist verloren. Alexander gab nun wirklich die Bewachung seiner Person den Persern und ließ durch sie viele der aufrührerischen Macedonier greifen und gefesselt fortschleppen, um im Flusse ersäuft zu werden. Einer von diesen spricht die Worte im Beginn des 13. Capitel. Zu bemerken ist jedoch, daß Arrian von dieser Scheußlichkeit nichts berichtet.

14 Wieder folgt eine sehr bedeutende Lücke, welche wir durch Freinsheim’s Ergänzung ausfüllen.

15 Am 11. Juni des Jahres 323 v. Chr.

16 Ihre Vermählung war gleichzeitig mit der Alexanders zu Susa gefeiert worden.

17 Oxathres, s. 7, 24.

18 Dieser Sohn hieß Hercules. Ob seine Mutter Barsine die Wittwe Memnon’s (s. 3, 35 Anm. 57) oder die ältere Tochter des Darius, mit der sich Alexander zu Susa vermählte, die aber bei Curtius (4, 21) Statira genannt wird, gewesen sei, ist ungewiß. Indeß scheint C. ersterer Ansicht gewesen zu sein. Denn war Hercules aus rechtmäßiger Ehe Alexanders, so war durchaus kein Grund zu größerer Mißbilligung als bei bei dem erst zu erwartenden Kinde der Roxane.

19 Er war der Sohn Philipp’s von einer thessalischen Tänzerin und schwach an Körper und Geist, was man einem von der Olympias erhaltenen Gifte zuschrieb.

20 Die Macedonier unter Philipp’s und Alexanders Herrschaft.

21 Diese für die Bestimmung der Zeit, in welcher Curtius schrieb, äußerst wichtige Stelle ist nach der wahrscheinlichsten Deutung auf den Kaiser Claudius und dessen Regierungsantritt zu beziehen. Das Nähere darüber siehe in der Einleit. S. 3 ff.

22 An diese Feierlichkeit schloß sich zugleich eine Musterung des Heeres, verbunden mit militärischen Manövern.

23 Der vorher erwähnte Cassander. Dieser ließ nicht nur die Olympias, sondern auch die Roxane nebst ihrem Sohne Alexander, sowie den Sohn der Barsine, Hercules, umbringen.