Diadumenus

Ornament

Übersetzung

1 (1) [324] In dem Leben des jungen Antoninus Diadumenus, welchen das Heer zugleich mit seinem Vater Opilius Macrinus zum Kaiser ausrief, nachdem Bassianus durch die Intriken des Letztern ermordet worden war, findet sich nichts Merkwürdiges, als daß er Antoninus genannt wurde und daß außerordentliche Vorzeichen einer, wie der Erfolg zeigte, nicht lange dauernden Regierung sich ereigneten. (2) Sobald nämlich die Nachricht von Bassians Ermordung unter den Legionen sich verbreitete, erfüllte die tiefste Trauer alle Gemüther, daß sie keinen Antoninus mehr hätten, und sie glaubten sämmtlich, sein Tod werde den Untergang des Römerreiches nach sich ziehen. (3) Kaum war aber der bereits zum Kaiser ausgerufene Macrinus von dieser Stimmung in Kenntniß gesetzt, als er, aus Besorgniß, das Heer möchte für irgend einen Antoninus, deren Viele aus der Verwandtschaft des Antoninus Pius unter den Kriegshauptleuten sich befanden, sich erklären, alsbald die Kriegsgemeinde zusammenrufen ließ, vor derselben [325] seinem damals noch jungen Sohne1 den Namen Antoninus beilegte (4) und folgende Rede hielt: „Ihr sehet hier, Mitstreiter, in mir einen bereits bejahrten Mann2, in meinem Sohne Diadumenus aber einen jungen Menschen, der, so die Götter es vergönnen, lange Zeit euer Kaiser sein wird. (5) Da ich aber wohl weiß, daß eine heftige Sehnsucht nach dem Namen Antoninus in euch lebt und ich in Anbetracht der Hinfälligkeit der menschlichen Natur auf keine große Zahl von Jahren mehr rechnen kann, so lege ich mit eurer Bewilligung diesem meinem Sohne den Namen Antoninus bei, der euch eine lange Reihe von Jahren das Bild des Antoninus vergegenwärtigen soll“. (6) Auf diese Worte erschallte der Zuruf: „Kaiser Macrinus, die Götter mögen dich erhalten! Antoninus Diadumenus, die Götter mögen dich erhalten! Zu dem göttlichen Antoninus3 richten wir insgesammt unser Flehen. (7) Größter, bester Juppiter, Heil und Leben dem Macrinus und Antoninus! Du weißt, Juppiter, daß Macrinus nicht überwunden werden kann. Du weißt, Iuppiter, daß Macrinus nicht überwunden werden kann. Wir haben einen Antoninus, wir haben Alles. (8) Den Antoninus haben uns die Götter zum Vater gegeben. Antoninus ist würdig zu herrschen“.

2 (1) Hierauf sprach der Kaiser Macrinus weiter: „Empfanget denn nun, Mitstreiter, jeder für den Thron drei und für des Antoninus Namen fünf Goldstücke und das bei einer Thronbesteigung gewöhnliche Geschenk, aber verdoppelt. Mögen die Götter geben, daß dieß öfter geschehe! Denn wir werden euch von fünf zu fünf Jahren [326] das heutige Geschenk allezeit wiederholen“. (2) Sodann nahm der noch sehr junge Kaiser Antoninus Diadumenus selbst das Wort und sprach: „Ich danke euch, Mitstreiter, für den mir ertheilten Purpur und Namen, da ihr mich und meinen Vater für würdig gehalten habt, uns zu Kaisern der Römer zu ernennen und uns die Regierung des Staats anzuvertrauen. (3) Mein Vater wird gewißlich alle seine Kräfte der Wohlfahrt des Reiches widmen, ich aber meinerseits werde dem Namen der Antonine Ehre zu machen mich bestreben. Denn ich weiß gar wohl, daß ich die Namen eines Pius, eines Marcus, eines Verus angenommen habe, Namen, welche Erwartungen erregen, denen zu entsprechen sehr schwer ist. (4) Indessen verspreche ich doch, in Betracht des mir verliehenen Purpurs und Namens, das Nämliche alles was mein Vater, und zwar eben so viel, und verdopple euch, wie mein verehrungswürdiger Vater allhier versprochen hat, das Ehrengeschenk“. (5) Der griechische Geschichtschreiber Herodianus berührt diese Umstände nicht, sondern berichtet nur, daß der junge Diadumenus von den Soldaten zum Cäsar ernannt und von diesen mit seinem Vater getödtet worden sei4. (6) Nach dieser Versammlung wurden zu Antiochien sogleich Münzen mit des Antoninus Diadumenus Namen geschlagen; wegen der mit des Macrinus Namen erwartete man erst die Genehmigung des Senats. (7) Auch wurde ein Schreiben an denselben abgeschickt, worin gemeldet wurde, daß Diadumenus den Namen Antoninus angenommen habe. Deßhalb soll der Senat sich diese Regierungsveränderung gerne haben gefallen lassen, wiewohl [327] Andere glauben, daß dieß aus Haß gegen Antoninus Caracallus geschehen sei. (8) Der Kaiser Macrinus war auch Willens, rothe Ueberröcke [paenulae], die, wie die Caracalle Bassians5, Antonianen heißen sollten, zu Ehren seines Sohnes Antoninus unter das Volk vertheilen zu lassen, mit der Bemerkung, daß sein Sohn mit mehr Recht Pänuleus oder Pänularius werde genannt werden als Bassianus Caracallus genannt worden sei. (9) Er versprach auch durch das antoninianische Edikt dem Volke eine Spende, (10) wie folgende Worte desselben beweisen: „Ich wünschte, Quiriten, wir wären bereits bei euch. Euer Antoninus würde euch dann eine Spende unter seinem Namen geben und überdieß eine Erziehungsanstalt für Knaben und Mädchen, die seinen Namen führen und zur weiteren Verherrlichung dieses so beliebten Namens dienen sollen, stiften“ u. s. w.

3 (1) Nach diesem ließ Macrinus Adler und Fahnen mit des Antoninus Namen und Bildniß unter das Heer vertheilen, Bildnisse des Bassianus aus Silber und Gold verfertigen und sieben Tage lang ein Dankfest für den Namen Antoninus halten. (2) Der junge Antoninus war von ausgezeichneter Schönheit, ziemlich langem Wuchs, hatte blonde Haare, schwarze Augen, eine spitzige Nase, ein sehr schön gerundetes Kinn, einen Mund zum Küssen, und war stark von Körper, zu Ertragung von Anstrengungen aber zu zart gebaut. (3) Wie er zum ersten Male im Scharlach- und Purpurgewand und dem übrigen kaiserlichen Kriegsschmuck vor dem Heere erschien, glänzte er als ein Stern von himmlischer Schönheit, so daß die Anmuth seiner Gestalt ihm alle Herzen gewann. (4) Dieß ist meiner Ansicht nach Alles, was sich von der Regierung dieses jungen Kaisers sagen läßt. Ich gehe nun auf die Vorzeichen seiner Thronbesteigung über, welche zwar [328] auch bei Andern erstaunenswerth, bei diesem aber dieß im höchsten Grade sind.

4 (1) Am Tage seiner Geburt untersuchte sein Vater, der damals gerade die Aufsicht über die große Schatzkammer führte6, den Purpur und ließ die von ihm ausgesuchten schönsten Stücke in das Zimmer bringen, worin zwei Stunden später Diadumenus geboren wurde. (2) Häufig kommen Kinder mit einem sogenannten Kleid7 auf die Welt, welches die Hebammen wegnehmen und an leichtgläubige Sachhwalter verkaufen, denen es in ihren Rechtshändeln treffliche Dienste thun soll: (3) allein dieses Kind brachte kein solches Kleid, sondern ein dünnes, aber so starkes Diadem mit auf die Welt, daß man es, weil sich die Adern gleich Bogensehnen hindurch zogen, nicht ablösen konnte. (4) Daher soll er in seiner Kindheit Diadematus [der Bediademte] und erst größer geworden nach dem Namen seines väterlichen Großvaters Diadumenus genannt worden sein, wiewohl im Grunde der Name Diadumenus von dem Namen Diadematus8 der Bedeutung nach nicht verschieden ist. (5) Auch erzählt man sich, daß auf dem Gute seines Vaters zwölf purpurfarbige Lämmer seien geworfen worden, von welchen nur eines gefleckt gewesen sei. (6) Ferner ist es gewiß, daß am Tage seiner Geburt ein Adler, während das Kind schlief, eine junge Königstaube ganz sanft auf die Wiege legte und ohne dasselbe [329] zu verletzen wieder fortflog. Auch hatten Vögel von glücklicher Vorbedeutung9 ihr Nest in seines Vaters Wohnung gebaut.

5 (1) Die Wahrsager, als sie bei seiner Geburt sein Horoskop gestellt hatten, riefen voll Verwunderung aus, daß dieses Kind der Sohn eines Kaisers sei und selbst Kaiser werden würde, gleichsam als hätte ihn seine Mutter im Ehebruch erzeugt, ein Gerücht, das sich lange erhielt. (2) Einst nahm ihm ein Adler beim Lustwandeln auf dem Felde seine Filzmütze, flog damit auf das Geschrei der Begleiter des Kindes nach einem königlichen, in der Nähe des Landhauses, wo sein Vater damals sich befand, gelegenen Monumente, und setzte dieselbe auf den Kopf der königlichen Statue. (3) Es wollten dieß zwar Viele für ein unglückliches, den Tod verkündigendes Vorzeichen halten, allein die wahre Bedeutung desselben enthüllte erst der Erfolg. (4) Diadumenus wurde außerdem an dem nämlichen Tage, zur nämlichen Stunde und fast unter derselben Constellation wie Antoninus Pius geboren, daher denn auch die Sterndeuter sagten, er werde der Sohn eines Kaisers und selbst Kaiser sein, aber nur eine kurze Zeit. (5) An seinem Geburtstage soll eine Frau aus der Nachbarschaft, weil dieß auch der Geburtstag des Antoninus gewesen, gerufen haben, man nenne ihn Antoninus, allein Macrinus habe aus Bedenken, weil einestheils Niemand aus seiner Familie diesen Kaisernamen geführt, anderntheils der Ruf von der so glücklichen Constellation des Kindes sich verbreitet hatte, dieß unterlassen. (6) Diese und andere Vorzeichen finden sich bei [330] mehreren Schriftstellern aufgezeichnet. Das Merkwürdigste unter allen aber ist wohl dieß, daß ein Löwe, und zwar ein noch ungezähmter, der seine Ketten zerrissen hatte, an die Wiege des Diadumenus, während dieser darinnen lag, kam, den Kleinen beleckte und ohne ihm etwas zu Leide zu thun, weiter gieng, dessen Säugamme aber, die sich eben damals allein mit dem Kinde in dem Hofe befand und sich auf den Löwen losstürzte, zerrieß.

6 (1) Dieß ist das Merkwürdigste, was sich von Antoninus Diadumenus sagen läßt. Ich würde seine Lebensbeschreibung mit der Geschichte seines Vaters verbunden haben, wenn mich nicht der Name Antoninus dringend bewogen hätte, das Leben dieses jungen Kaisers besonders zu beschreiben. (2) Dieser Name war damals so beliebt, daß wer sich nicht durch denselben empfahl, des Kaiserthrons nicht für würdig gehalten wurde. (3) Daher glauben denn auch Viele, man müsse den Severus, Pertinax und Julianus mit dem Vornamen der Antonine beehren, wie denn auch in der Folge die beiden Gordiane, Vater und Sohn, zubenannt worden seien. (4) Allein etwas Anderes ist es, wenn man einen Vornamen annimmt, etwas Anderes, wenn man einen eigentlichen Namen gibt. (5) Des Pius eigentlicher Name war wirklich Antoninus und sein Zuname Pius; Marcus hieß eigentlich Verissimus, allein er legte diesen Namen ganz und gar ab und bekam an dessen Statt den des Antoninus, nicht als Beinamen, sondern als wirklichen Namen. (6) Verus hieß eigentlich Commodus, er entsagte aber diesem Namen und erhielt auch den Namen Antoninus, aber wieder nicht zum Vornamen, sondern zum eigentlichen Namen. (7) Seinen Sohn Commodus aber nannte Marcus „Antoninus“ und ließ ihn auch unter diesem Namen in die öffentlichen Geburtslisten eintragen. (8) Von Caracallus Bassianus ist bekannt, daß ihm sein Vater in Folge eines Traumgesichtes, dem zufolge ihm ein Antoninus auf dem Throne [331] folgen sollte, erst in seinem dreizehnten Jahre den Namen Antoninus beilegte, zu einer Zeit, wo er ihm auch noch die Kaiserwürde verliehen haben soll. (9) Und eben so gewiß ist es auch, daß auch Geta, obgleich ihm Viele den Namen Antoninus absprechen, denselben aus dem nämlichen Grunde wie Bassianus erhalten hat, daß er nämlich seinem Vater Severus auf dem Throne nachfolge, was aber keineswegs geschehen ist. (10) Endlich gab man denn auch dem Diadumenus, um ihn dem Heer, Senate und Volk bei der heftigen Sehnsucht nach Bassianus Caracalla zu empfehlen, wie allbekannt, den Namen Antoninus.

7 (1) Es ist noch ein Schreiben von Opilius Macrinus, dem Vater des Diadumenus, vorhanden, worin er nicht sowohl darauf stolz ist, daß er zum Throne gelangt sei, auf dessen nächster Stufe er bisher gestanden10, sondern vielmehr darauf, daß er eines Antoninus Vater geworden, welcher Namen damals jeden andern, selbst den der Götter, an Glanz verdunkelte. (2) Ehe ich jedoch dasselbe mittheile, will ich hier einige auf Commodus, der den Namen Hercules angenommen hatte, bezügliche Verse anführen, um Jedermann dadurch zu beweisen, daß der Name Antoninus so ruhmvoll gewesen sei, daß er selbst in Verbindung mit einem Götternamen nicht wohl füglich schien genannt werden zu können. (3) Die gegen Commodus gerichteten Verse sind folgende:
Commodus wünscht des Hercules Namen; der Antonine
Dünket ihm nicht gut genug, ihm der nicht kennet der Menschheit
Noch des Herrschers Rechte. Ja, wahrlich herrlicher scheint’s ihm
Gott zu sein, denn als trefflicher Fürst auf dem Throne zu walten.
Aber nicht Gott, nicht Mensch wird er sein: nein, keines von beiden.

(4) Diese Verse, die irgend ein Grieche verfaßt hat, sind von einem [332] schlechten Dichter in das Lateinische übersetzt worden; ich glaubte sie aber doch deßwegen beibringen zu müssen, auf daß Jedermann sehe, daß man die Antonine höher stellte als die Götter, und dieß wegen der Liebe zu den drei Regenten, wodurch ihre Weisheit, ihre Güte und ihre Menschenliebe, die letztere an Pius, die zweite an Verus und die dritte an Marcus vergöttert wurde. (5) Ich komme nun wieder auf das Schreiben des Opilius Macrinus. Es ist folgendes: „Opilius Macrinus seiner Gattin Nonia Celsa seinen Gruß. Das Glück, das uns widerfahren ist, ist unschätzbar, theuerste Gattin. Du glaubst aber vielleicht, daß ich von unserer Gelangung zum Throne rede. Diese schlage ich nicht sehr hoch an; denn auch Unwürdigen hat solche das Schicksal verliehen. (6) Nein, ich bin Vater, du bist Mutter eines Antoninus geworden. Welches Glück für uns, welches Glück für unser Haus, welcher herrliche Ruhm für unsern jetzt erst beglückt werdenden Thron! (7) Möchten doch alle Götter und die gute Juno, die du verehrst, es gewähren, daß unser Sohn den Antoninen an Verdienst gleich komme und ich der Ehre, eines Antoninus Vater zu sein, von Jedermann für würdig erachtet werde“.

8 (1) Dieser Brief dient zum Beweise, wie sehr sich Macrinus dadurch, daß sein Sohn den Namen Antoninus erhielt, geehrt fühlte. (2) Indessen wurde Diadumenus im 14. Monat seines Thronbesitzes nicht aus persönlichem Haße gegen ihn, sondern wegen der strengen und harten Regierung seines Vaters mit diesem getödtet, (3) wiewohl mehrere Schriftsteller berichten, er habe eine von seinen Jahren nicht zu erwartende Grausamkeit gegen eine große Anzahl von Personen bewiesen. Einen Beweis dieser Behauptung liefert ein Schreiben von ihm an seinen Vater. (4) Macrinus hatte nämlich einige Männer, die sich einer Verschwörung gegen ihn verdächtig gemacht hatten, auf das [333] Grausamste bestraft. Sein Sohn war gerade abwesend. Wie dieser erfuhr, daß zwar die Urheber des Unternehmens hingerichtet, hingegen einer derselben, Statthalter von Armenien, deßgleichen die beiden Legaten von Asien und Arabien wegen ihrer alten Freundschaft mit Macrinus begnadigt worden seien, soll er sich mit folgendem Schreiben an seinen Vater und einem ähnlichen an seine Mutter gewendet haben, das ich hier zur Beglaubigung meiner Geschichte mittheilen zu müssen glaube. (5) „An seinen Vater Augustus sein Sohn Augustus. Du scheinst, mein Vater, in deiner Liebe zu uns deinen Grundsätzen nicht getreu genug geblieben zu sein, da du die Mitwisser jener versuchten Thronumwälzung begnadigt hast, in der Meinung entweder sie werden dir, wenn du ihrer schonen würdest, um so zugethaner sein, oder sie dürften wegen deiner alten vertrauten Verhältnisse mit ihnen nicht gestraft werden. (6) Allein beides konnte und sollte nicht geschehen. Denn zuvörderst können sie, durch Verdacht bereits erbittert, dich nicht lieben; sodann aber gibt es keine fürchterlicheren Feinde als solche, welche, der alten freundschaftlichen Verhältnisse vergessend, sich mit deinen Todfeinden verbunden haben. Weiter gebe ich dir aber noch zu bedenken, daß sie noch an der Spitze von Heeren stehen.
(7) Wenn nicht ferner der Glanz dich entflammt so hohen Berufes,
O so schau den Ascanius doch, den wachsenden Erben
Großer Hoffnungen an, dem die Italerlande gebüren
Und das romanische Reich11.

(8) Sie müssen fallen, wenn du sicher sein willst. Denn bei der Bosheit der Menschen wird es an Verschwörern nicht fehlen, wenn diese am Leben gelassen werden“. (9) Als Verfasser dieses Briefs geben [334] Einige den Diadumenus selbst, Andere aber seinen Lehrer Coelianus, einen ehemaligen Redekünstler aus Africa, an; jedenfalls beweist er, wie grausam dieser Jüngling, wenn er am Leben geblieben wäre, regiert haben würde.

9 (1) Es ist auch noch ein anderes Schreiben an seine Mutter folgenden Inhalts vorhanden: „Unser Gebieter und Augustus liebt weder dich noch sich selbst, da er unsere Feinde leben läßt. Sorge daher, daß Arabianus, Tuscus und Gellius hingerichtet werden, damit sie nicht bei schicklicher Gelegenheit uns tödten“. (2) Diese Briefe sollen nach einer Nachricht, welche Lollius Urbicus in der Geschichte seiner Zeit gibt, durch einen Schreiber bekannt geworden sein und dem Diadumenus bei dem Heere sehr geschadet haben. (3) Als ihn nämlich nach der Ermordung seines Vaters Einige am Leben lassen wollten, trat sein Kämmerling auf und las diese Briefe dem versammelten Heere vor. (4) Man tödtete also Beide, ihre Köpfe wurden auf Speeren herumgetragen, und das Heer erklärte sich aus Vorliebe für den Namen für Marcus Aurelius Antoninus, den das Gerücht zu einem Sohne Bassians machte. (5) Er war Priester im Tempel des Heliogabalus, allein der unzüchtigste Mensch, den es je gegeben hat und der durch ein gewisses Verhängniß den römischen Kaiserthron befleckte. (6) Da aber Vieles von ihm zu sagen ist, so werde ich am geeigneten Orte von ihm reden.

Anmerkungen

1 Anstatt filiumque suum hunc puerum lese ich mit Obrecht: filiumque suum tunc puerum.

2 Macrinus war damals gegen 53 Jahre alt.

3 Hierunter ist Caracalla zu verstehen.

4 Die von Lampridius berücksichtigte Stelle Herodians befindet sich im 4. Kap. des 5. Buches von dessen Geschichte, allein daselbst steht keineswegs, die Soldaten haben den Diadumenus zum Cäsar ernannt, sondern im Gegentheil seinen Vater.

5 Man sehe oben im Caracalla Kap. 9.

6 Der Aufseher über die große Schatzkammer, procurator aerarii majoris, hatte nicht nur die Aufsicht über das Gold, Silber, Garderobe und andere für den Kaiser bestimmte Gegenstände, sondern es stand auch das ganze damit beschäftigte Hofpersonal unter ihm.

7 D. i. dem Häutchen, womit sie im Mutterleibe umgeben sind.

8 Anstatt diadematis lese ich mit Salmasius: diademati.

9 Pantagathi. Es läßt sich nicht angeben, was dieß eigentlich für Vogelarten sind; es scheinen hier die Ausdrücke der Augurn und Zeichendeuter zu sein, die, wie z. B. bei uns die Jäger, ihre eigene Bezeichnungsweise hatten. So viel erhellt aus dem Zusammenhange, daß glückverkündigende Vögel gemeint sind.

10 Nämlich als prätorischer Präfect.

11 Virgils Aeneis Ges. 4, V. 272 u. f.