Didius Julianus

Ornament

Übersetzung

1 (1) [201] Didius Julianus, der Nachfolger des Pertinax auf dem Throne, hatte zum Urgroßvater den Salvius Julianus, der zweimal Consul, Stadtpräfect und ein großer Rechtsgelehrter gewesen war (welcher letztere Umstand hauptsächlich seinen Ruhm begründete1), (2) zur Mutter die Clara Aemilia und zum Vater den Petronius Didius Severus. Seine Brüder waren Didius Proculus und Nummius Sabinus, sein Oheim Salvius Julianus. Sein väterlicher Großvater war aus Mediolanum in Insubrien2, sein mütterlicher aus der Colonie Hadrumetum.3 (3) Julian erhielt seine Erziehung bei der [202] Domitia Lucilla, der Mutter des Kaisers Marcus, (4) durch deren Verwendung er unter die Zwanziger4 gewählt wurde. Ein Jahr vor dem gesetzlichen Alter wurde er zum Quästor ernannt. (5) Die Aedilität, sowie die Prätur erhielt er durch die Verwendung des Marcus. Nach Verwaltung des letztern Amtes bekam er den Oberbefehl über die 22. Legion, mit dem Beinamen Primigenia, in Germanien.5 (7) Hierauf verwaltete er tadellos und längere Zeit das belgische Gallien6 und wies einen Einfall der Chauken7, germanischer Völker am Flusse [203] Albis, mit einer in der Eile aus den Provincialen zusammengerafften Mannschaft zurück, (8) welcher Umstand ihm auf des Kaisers Empfehlung das Consulat verschaffte. (9) Auch die Chatten besiegte er. Nach diesem wurde er Statthalter in Dalmatien und sicherte diese Provinz wider die benachbarten Feinde. In der Folge war er Statthalter in Nieder-Germanien. Später erhielt er die Aufsicht über die Lebensmittel in Italien.

2 (1) Um diese Zeit wurde Julian von einem Soldaten, Namens Severus Clarissimus, als Theilnehmer an der Verschwörung des Salvius gegen Commodus angeklagt; weil aber Commodus bereits viele Senatoren, und zwar angesehene und einflußreiche Männer, wegen Hochverraths hatte hinrichten lassen, so gab er, um die Erbitterung gegen sich nicht noch höher zu steigern, den Didius frei und ließ den Ankläger verurtheilen. (2) Nach seiner Lossprechung wurde er wieder in eine Provinz als Statthalter geschickt; (3) darauf verwaltete er Bithynien8, aber keineswegs mit demselben Ruhme wie er früher die Provinzen verwaltet hatte. Consul war er mit Pertinax und in dem Proconsulat von Afrika dessen Nachfolger, weßhalb ihn Pertinax immer seinen Amtsgenossen und Nachfolger nannte, namentlich an dem Tage wo Julian den Pertinax von der Verlobung seiner Tochter mit einem seiner Verwandten benachrichtigte und ihm diesen vorstellte, bei welcher Gelegenheit denn Pertinax zu dem jungen Manne sagte:9 [204] erweise diesem die schuldige Ehrfurcht, denn er ist mein Amtsgenosse und Nachfolger. Unmittelbar darauf erfolgte der Tod des Pertinax. (4) Während nach dessen Ermordung Sulpicianus im Lager sich um die Kaiserwürde bewarb, wollte Julian mit seinem Tochtermann sich in den Senat begeben, von dessen Zusammenberufung er gehört hatte. Er fand die Thüre verschlossen und traf zwei Tribunen vor derselben an, den Publius Florianus und den Vectius Aper. Diese begannen ihm zuzureden, den erledigten Thron einzunehmen. (5) Auf Julians Entgegnung, es sei schon ein Anderer zum Kaiser ausgerufen, ließen sie ihn nicht fort, sondern führten ihn in das prätorianische Lager. (6) Wie sie dahin kamen, redete Sulpician, der Stadtpräfect und Schwiegervater des Pertinax, bereits die Soldaten an und suchte sich des Thrones zu versichern. Den Julian wollte, trotz der glänzendsten Versprechungen, die er von der Mauer herab machte, Niemand hineinlassen. Erst dann als er die Prätorianer warnte, sich vorzusehen, einen Mann zum Kaiser zu machen, der des Pertinax Tod rächen könnte, und als er noch die schriftliche Versicherung gab, er wolle das Andenken des Commodus wiederherstellen, (7) wurde er in das Lager aufgenommen und als Kaiser begrüßt: doch baten ihn die Prätorianer, er möchte dem Sulpician wegen seiner Bewerbung um die Kaiserwürde nichts zu leide thun.

3 (1) Julian ernannte hierauf unter Beistimmung der Prätorianer den Flavius Genialis und Tullius Crispinus zu prätorischen Präfecten und umgab sich mit der Kaiserwache unter Anführung des Maurentius, der vorher für Sulpician sich entschieden gehabt hatte. (2) Statt der versprochenen 25000 Sestertien gab Julian jedem Prätorianer 30000. (3) Nachdem er eine Rede an dieselben gehalten, verfügte er sich abends in den Senat und gab sich demselben ganz hin. Er wurde durch einen Senatsbeschluß als Kaiser anerkannt, in die [205] patricischen Geschlechter aufgenommen und ihm die tribunicische Gewalt und proconsularische Würde übertragen. (4) Seine Gemahlin Mallia Scantilla und seine Tochter Didia Clara erhielten den Titel Augustae. (5) Vom Senate aus begab sich Julian in den kaiserlichen Palast, wohin er seine Gemahlin und seine Tochter kommen ließ, die aber nur mit Widerwillen und Zittern dorthin giengen, gleich als ahneten sie schon das nahende Verderben. (6) Zum Stadtpräfecten ernannte er statt des Sulpicianus seinen Tochtermann Cornelius Repentinus. (7) Mittlerweile war das Volk äußerst aufgebracht gegen Didius Julianus, weil es von dem Ansehen des Pertinax Heilung der von Commodus geschlagenen Wunden erwartet hatte und es sah die Sache nicht anders an, als habe die Ermordung des Pertinax auf Julians Veranstaltung stattgefunden. (8) Außerdem verbreiteten die nunmehrigen Feinde Julians das Gerücht, dieser habe gleich am ersten Tage mit Verachtung der Mahlzeit des Pertinax einen schwelgerischen Schmaus von Austern, Geflügel und Fischen angestellt, was jedoch, wie Jedermann weiß, ungegründet war. (9) Denn Julian soll so sparsam gewesen sein, daß wenn ihm Jemand ein Ferkelchen oder einen Hasen überschickte, er drei Tage lang nach einander daran aß, oft auch, ohne daß ein religiöser Grund dazu vorhanden gewesen wäre, sich mit Gemüße und Hülsenfrüchten ohne Fleisch begnügte. (10) Ueberdieß hielt er die Mahlzeit nicht früher als bis Pertinax beigesetzt war, nahm auch nur voll Betrübniß über seinen Tod Speise zu sich, und brachte die erste Nacht ganz schlaflos, tief betrübt über das tragische Ende dieses Kaisers, zu.

4 (1) Gleich bei Anbruch des Tages gab er dem im Palaste sich einfindenden Senate und Ritterstande Gehör, und redete jeden auf das Schmeichelhafteste Vater, Sohn oder Vetter, je nach seinem Alter, an. (2) Allein das vor der Rednerbühne und Curie versammelte [206] Volk stieß die heftigsten Schmähungen gegen ihn aus, in der Hoffnung, er werde sich vielleicht entschließen können, den von den Soldaten empfangenen Purpur abzulegen. Auch warfen sie mit Steinen, (3) überhäuften ihn, als er unter Bedeckung von Soldaten in Begleitung des Senats hinab in die Curie gieng, mit Verfluchungen und wünschten ihm beim Opfern, er möchte keine günstigen Zeichen erhalten können. (4) Selbst während Julian sie immer mit der Hand zu beschwichtigen suchte, warfen sie noch Steine nach ihm. (5) In der Curie selbst hielt Julian eine Rede voll Sanftmuth und Klugheit. Er dankte für seine Erhebung auf den Thron und für den ihm, seiner Gemahlin und seiner Tochter ertheilten Augustentitel, auch nahm er den Namen eines Vaters des Vaterlandes an, dagegen lehnte er ein silbernes Standbild ab. (6) Wie er aus der Curie in das Capitol gehen wollte, stellte sich ihm das Volk entgegen, doch Schwerter, Wunden und Versprechungen von Goldstücken, die Julian selbst zu größerer Beglaubigung mit den Fingern zeigte10, verschafften ihm Platz und brachen ihm Bahn. (7) Von da begab man sich zu den Spielen des Circus, wo das Volk alle Plätze ohne Unterschied11 besetzte, die Schmähungen gegen Julian verdoppelte und den Pescennius Niger, der schon den [207] Purpur genommen haben sollte, der Stadt zur Hülfe herbeirief. (8) Julian ertrug dies Alles mit Ruhe, wie er denn überhaupt während der ganzen Dauer seiner Regierung sich höchst gelinde bezeigte. Das Volk aber schmähte aufs Heftigste auf die Soldaten, weil sie um des Geldes willen den Pertinax getödtet hätten. Um nun die Zuneigung12 des Pöbels sich zu gewinnen, führte Julian viele unter Commodus aufgekommene, von Pertinax aber abgeschaffte Mißbräuche wieder ein. (9) Von Pertinax selbst sprach Julian öffentlich weder Gutes noch Böses, was ihm Manche sehr verübelten13. (10) Es war aber gewiß, daß er aus Furcht vor den Soldaten nichts von den Pertinax zuzuerkennenden Ehrenbezeigungen sprach.

5 (1) Julian war wegen der Heere in Britannien und in Illyricum unbesorgt; nur das in Syrien stehende verursachte ihm große Unruhe. Er schickte daher einen Primipilaren14 ab, mit dem Befehle, den Niger zu tödten. (2) Aber nicht blos Pescennius Niger in Syrien, sondern auch Septimius Severus in Illyricum fielen mit den unter ihren Befehlen stehenden Heeren von Julian ab. (3) Auf die Nachricht von dem Abfalle des letztern, in den er durchaus kein Mißtrauen gesetzt hatte, kam Julian voll Bestürzung in den Senat und befahl, man solle ihn für einen Feind des Staats erklären. (4) Auch wurde [208] allen seinen Soldaten, die seinen Fahnen folgten, ein Termin anberaumt, nach Verfluß dessen sie, wenn sie noch bei Severus bleiben würden, als Feinde betrachtet werden sollten. (5) Ueberdieß schickte der Senat einige Consularen als Abgeordnete an die Truppen, um diese zu bewegen, den Severus aufzugeben und den vom Senat erwählten Kaiser anzuerkennen. (6) Einer dieser Abgeordneten war Vespronius Candidus, ein alter Consular, längst verhaßt beim Heere durch seine Strenge und seinen schmutzigen Geiz während seines Heerbefehls. (7) Als Nachfolger des Severus wurde Valerius Catulinus abgeschickt, als könnte man dem einen Nachfolger geben, der sich bereits der Truppen versichert hatte. (8) Außerdem wurde noch der durch die Hinrichtung vieler Senatoren berufene Centurio Aquilius zu Ermordung des Severus abgeschickt. (9) Julian seinerseits ließ die Prätorianer auf das Marsfeld ausrücken und Befestigungen anlegen; allein die trägen, durch die Ueppigkeit der Hauptstadt entnervten Soldaten unterzogen sich nur mit größtem Widerwillen den kriegerischen Uebungen und mietheten für das einem jeden vorgeschriebene Tagewerk Stellvertreter.

6 (1) Severus rückte indessen in drohender Haltung gegen die Hauptstadt. Didius Julianus aber richtete mit den Prätorianern gar nichts aus und wurde vom Volke von Tag zu Tag immer mehr gehaßt und verspottet. (2) Da er in Lätus einen Freund des Severus ahnte, so ließ er ihn, obgleich dieser ihn der Wuth des Commodus entrissen hatte, dieses Verdienstes um seine Person uneingedenk, hinrichten. Dasselbe Schicksal traf die Marcia. (3) Mittlerweile bemächtigte sich Severus der Flotte zu Ravenna15, und die Abgeordneten [209] des Senats, welche dem Julian ihre Dienste versprochen hatten, giengen zu Severus über. (4) Der prätorische Präfect Tullius Crispinus, der gegen Severus mit der Flotte auslaufen sollte, kehrte unverrichteter Dinge nach Rom zurück. (5) Bei solchen Umständen bat Julian den Senat, er möchte mit den vestalischen Jungfrauen16 und der übrigen Priesterschaft dem Heere des Severus entgegengehen und in ihrer Amtskleidung dasselbe um Schonung anflehen, wodurch er sich übrigens ein wenig wirksames Mittel gegen barbarische Krieger verschafft haben würde. (6) Allein diesem Vorhaben Julians widersetzte sich Faustus Quintillius, gewesener Consul und Augur, mit den Worten, daß der nicht zu herrschen verdiene, der seinem Gegner nicht mit den Waffen in der Hand Widerstand leisten könnte, (7) Worte, welchen viele Senatoren beistimmten. Dieß brachte den Julian dergestalt auf, daß er Soldaten aus dem Lager kommen lassen wollte, die den Senat entweder zum Gehorsam zwingen oder tödten sollten. Doch änderte er wieder diesen Entschluß, (8) weil es unpassend schien, daß derselbe Senat, der um Julians willen den Severus für einen Feind erklärt hatte, von Julian feindlich behandelt würde. (9) Julian erschien daher mit einem vernünftigeren Vorschlage im Senate; er bat nämlich, es möchte Severus durch einen Senatsbeschluß zum Mitregenten erklärt werden, was auch sogleich geschah.

7 (1) [210] Da erinnerten sich Alle des Vorzeichens, das Julian gleich beim Antritte seiner Regierung selbst veranlaßt hatte. (2) Als nämlich der designirte Consul bei der Abstimmung die Worte gesprochen hatte: ich bin der Meinung, daß man den Julianus als Kaiser anerkennen solle, rief dieser ihm zu: setze auch Severus hinzu, ein Beiname seines Großvaters und Urgroßvaters, welchen Julianus angenommen hatte. (3) Indeß behaupten mehrere Geschichtschreiber, daß die Ermordung des Senats, dem er so vieles zu danken gehabt, dem Julian nie in den Sinn gekommen sei. (4) Nach Abfassung des Senatsbeschlusses schickte Didius Julianus unverzüglich einen seiner Präfecten, den Tullius Crispus, damit ab (5) und ernannte noch einen dritten Präfecten, Veturius Macrinus, dem Severus diese Stelle bereits schriftlich übertragen hatte. (6) Indeß war es Volksgerücht und eigene Vermuthung des Severus selbst, daß die Friedensvorschläge nur Verstellung und daß der prätorische Präfect Tullius Crispinus mit der Ermordung des Severus beauftragt sei, (7) daher denn Severus mit Beistimmung des Heers lieber Julians offener Feind als sein Reichsgenosse sein wollte. (8) Er schrieb aber ohne Verzug an mehrere Personen nach Rom und schickte insgeheim seine Edicte in diese Stadt, welche daselbst angeschlagen wurden. (9) Die Sinnlosigkeit Julians ging überdieß so weit, daß er durch Zauberer allerlei Versuche machen ließ, die ihm seiner Meinung nach die Abneigung des Volks besiegen und das Waffenglück der Feinde aufhalten sollten. (10) Sie brachten nämlich gewisse den Religionsbegriffen der Römer zuwiderlaufende Opfer dar, sagten gottlose Zauberformeln her, und Julian ließ nach den Vorschriften der Katoptromantie einen Knaben, über den man Zaubersprüche hergesagt, mit verbundenen Augen aus dem Spiegel wahrsagen. (11) Dieser soll darin des Severus Ankunft und Julians Tod erblickt haben.

8 (1) Crispinus wurde, sobald er den Vortruppen des Severus [211] begegnete, auf Anrathen des Julius Celsus von Jenem getödtet (2) und die von ihm mitgebrachten Senatsbeschlüsse für ungültig erklärt. Julian versammelte nun den Senat und befragte ihn über die zu ergreifenden Maßregeln: allein da dieser zu keinem festen Entschluß kommen konnte, (3) so gab er selbst dem Lollianus Titianus den Befehl, die Gladiatoren zu Capua zu bewaffnen, und berief den Claudius Pompejanus von seinem Landgute bei Terracina zur Reichsgenossenschaft, weil er eines Kaisers17 Eidam und lange Zeit Befehlshaber der Truppen gewesen. Allein dieser entschuldigte sich mit seinem vorgerückten Alter und seinen schwachen Augen und lehnte den Antrag ab. (4) Mittlerweile waren die Truppen in Umbrien18 zu Severus übergegangen, (5) und dieser selbst hatte den schriftlichen Befehl nach Rom geschickt, daß man sich der Mörder des Pertinax versichern solle. (6) Julian sah sich in kurzer Zeit von Jedermann verlassen und blieb allein mit dem Präfecten Genialis und seinem Eidam Repentinus im Palaste zurück. (7) Endlich ward beschlossen, Julian solle durch einen förmlichen Senatsbeschluß der Regierung entsetzt werden. Dieß geschah, und Severus wurde ohne Verzug als Kaiser anerkannt. Man gab zwar vor, Julian habe sich vergiftet, (8) allein Abgeordnete des Senats ließen ihn, so sehr er des Kaisers, d. h. des Severus, Gnade anflehte, durch einen gemeinen Soldaten im Palaste tödten. (9) Julian hatte gleich nach seiner Thronbesteigung seine Tochter seiner Gewalt entlassen und ihr ihren Antheil am väterlichen Vermögen gegeben; dieß wurde ihr jetzt sogleich nebst dem Titel einer Augusta wieder genommen. (10) Der Leichnam Julians wurde von Severus seiner Gemahlin Manlia Scantilla und seiner Tochter zur Bestattung verabfolgt und in seines [212] Großvaters Gruft an der lavicanischen Straße, fünf Meilen von Rom, beigesetzt.

9 (1) Als Fehler warf man dem Julian Leckerhaftigkeit, Liebe zum Würfelspiel und zu gladiatorischen Uebungen vor, Fehler, die man ihm um so mehr übelnahm, weil er ihnen erst als Greis nachhieng, während er in seinen früheren Jahren sich immer frei davon erhalten hatte. Auch tadelte man seinen Stolz, da er doch selbst während seines Thronbesitzes sehr herablassend war. (2) Er war aber im Gegentheil bei der Tafel sehr gesprächig, bei seinen Unterzeichnungen sehr liebreich, und Freund eines offenen, ungezwungenen Umgange. (3) Julian hatte sein Leben auf 56 Jahre und vier Monate gebracht, seine Regierung aber hatte nur zwei Monate und fünf Tage gedauert. (4) Darauf gründete sich hauptsächlich die Anklage seines Namens, daß er Leuten, die er durch sein Ansehen hätte in Schranken halten sollen, die Oberleitung der Staatsgeschäfte anvertraute.

Anmerkungen

1 Er war nämlich Verfasser des berühmten immerwährenden Edikts.

2 Eine Landschaft in Oberitalien zwischen der Adda und dem Ticino.

3 Eine Seestadt in Nordafrika, westlich von Carthago. Sie war zuerst eine Pflanzstadt der Phönikier und später eine römische Colonie unter dem Namen Julia Hadrumetina Pia und soll jetzt Mahometa oder Hamaret heißen.

4 Zu den Zeiten der Republik waren nach Dio 54, 26 jährlich 26 Personen zu verschiedenen Aemtern aus den Söhnen der Senatoren von dem Volk gewählt worden. Von denselben waren drei triumviri capitales, drei triumviri monetales, vier quatuorviri viarum curandarum, zehn decemviri litibus judicandis, zwei duumviri viarum curandarum extra urbem und vier praefecti in Campania. Augustus nahm die beiden letzten Classen weg und verordnete, daß auch Personen aus dem Ritterstande zu diesen Aemtern sollten genommen werden können. Sie waren die Vorstufe zu den höheren Staatsämtern und durften von dem, der sich den letztern widmen wollte, wenigstens in den frühern Kaiserzeiten, wie aus Tacitus Annal. 3, 29 und Dio 60, 5 erhellt, nicht leicht übergangen werden.

5 Daß hierunter das römische Obergermanien zu verstehen sei, beweisen die von diesen Legionen noch vorhandenen Inschriften (z. B. in Stälin’s Geschichte Würtembergs, Th. 1).

6 Der Theil Galliens zwischen der Marne, der Seine, dem Rheine und dem Meere.

7 Sie wohnten östlich von der Ems bis zur Mündung der Elbe (Albis) und hinüber. Sie gehörten zu den zahlreichern und stärkern deutschen Völkerschaften. Die durch ihr Land strömende Weser theilte das Volk in die größern und kleinern.

8 Eine Landschaft im Nordwesten Kleinasiens zwischen der Propontis (Meer von Marmora) und dem Pontus euxinus (schwarzen Meere).

9 Ich lese mit Casaubonus: dixit tum juveni Pertinax: hunc tu observa debita reverentia.

10 Die Stelle ist doppelsinnig: Julian zeigte entweder wirklich Goldstücke in der Hand oder wollte er die Zahl der einem jeden auszuzahlenden Goldstücke durch die Zahl der aufgereckten Finger anzeigen.

11 Es herrschte nämlich unter den Kaisern bei der Vertheilung der Sitzplätze bei den öffentlichen Spielen immer eine gewisse Ordnung. So hatte z. B. schon Augustus den Kriegsleuten abgesonderte Sitze angewiesen und auch die Beweibten genossen diese Gunst, die Jünglinge von Stande hatten eigene Sitze etc. Die Sitze der Ritter und Senatoren waren ohnedies vom Volke gesondert.

12 Um den Spartian sich nicht selbst widersprechen zu lassen (man vgl. Cap. 3), so muß hier populus für gleichbedeutend mit Pöbel genommen werden.

13 Es war nämlich gebräuchlich, daß ein neuer Kaiser wegen der seinem Vorgänger zuzuerkennenden Ehren sogleich einen Antrag machte.

14 Jede Legion hatte 60 Centurionen. Der erste derselben, der der nächste am Tribunen war und die Adler bewachte, hieß primipilus, primipilaris und primipilarius.

15 Eine von den Thessaliern gegründete Stadt in Oberitalien, unweit des adriatischen Meers. Augustus, der die günstige Lage des Orts bemerkt hatte, legte drei römische Meilen von derselben einen geräumigen Hafen für 250 Kriegsschiffe an. Der Zwischenraum zwischen Stadt und Hafen wurde bald mit Gebäuden gefüllt, und diese drei Bezirke von Ravenna verschmolzen bald in eine einzige Stadt. Hier hatte eine der beiden Flotten des römischen Reichs ihre beständige Station, die andere aber zu Misenum in der Bai von Neapel, jene bestimmt die östliche, diese die westliche Hälfte des Mittelmeers zu beherrschen.

16 Die wegen ihrer Heiligkeit sehr viel vermochten, aber nur in den dringendsten Fällen gebraucht wurden.

17 Nämlich des Marcus Aurelius.

18 Eine Landschaft in Mittelitalien.