Die dreißig Tyrannen

Ornament

Übersetzung

1 [575] Nachdem ich bereits verschiedene Bücher nicht sowohl in einem der Würde der Geschichte angemessenen oder rednerischen Stile, sondern in schlichter Prosa verfaßt habe, so komme ich nun auf die Zeitfolge, in der unter Galliens und Valerians Regierung, während dieser in den gefährlichen persischen Krieg verwickelt war, jener aber, wie am gehörigen Orte gezeigt werden wird, nicht nur von Männern, sondern sogar von Weibern verachtet wurde, 30 Thronanmaßer1 aufgetreten sind. Weil indeß auf mehreren von den Männern, welche aus den verschiedenen Theilen des Reichs dem Throne zueilten, eine solche Dunkelheit liegt, daß in Betreff ihrer selbst von kenntnißreicheren Schriftstellern nicht viel gesagt oder gefordert werden kann, weil ferner einige von ihnen von allen griechischen und lateinischen Geschichtschreibern dergestalt mit Stillschweigen übergangen werden, daß man nicht einmal ihre Namen angeführt findet und sodann noch die Nachrichten [576] von den meisten so sehr verschieden sind, so habe ich sie insgesammt in ein Buch gebracht und mich dabei kurz gefaßt. Hauptsächlich deswegen, weil Manches von ihnen in dem Leben Galliens oder Valerians angeführt worden ist und ich eine Wiederholung desselben für überflüssig halte.

Cyriades

2 Dieser, ein reicher Mann von edler Geburt, raubte seinem tugendhaften Vater Cyriades, dessen Alter seine Schwelgerei und seine sittliche Verborbenheit tief betrübte, seine Schätze und entwich mit vielem Golde und unermeßlichen Summen Silbers nach Persien. Hier trat er mit dem Könige Sapor in Verbindung, veranlaßte diesen zu einem Kriege mit den Römern, und zog zuerst den Odenatus, und hierauf den Sapor selbst in die römischen Provinzen. Nach der Eroberung von Antiochia und Caesarea nahm er den Cäsar- und sodann den Augustustitel an, wurde aber, während er den ganzen Orient durch den Schrecken seiner Macht und seines kühnen Unternehmungsgeistes zittern machte und nachdem er seinen Vater umgebracht (wie wohl dieß einige Geschichtschreiber leugnen), als Valerianus bereits die Heerfahrt gegen die Perser angetreten hatte, von seinen eigenen Leuten hinterlistigerweise ermordet. Weiter weiß die Geschichte nichts Merkwürdiges mehr von diesem Manne zu melden, dem seine Entweichung, sein Vatermord, seine grausame Tyrannei und seine unmäßige Schwelgerei einen Namen in der Geschichte gemacht haben.

Postumus

3 Dieser Mann war im Kriege äußerst tapfer, im Frieden standhaft und benahm sich in allen Lebensverhältnissen auf eine [577] würdige Weise, daher ihm denn auch Gallienus seinen in Gallien befindlichen Sohn Saloninus anvertraute und ihn über dessen Leben und Sitten wachen und durch ihn denselben zu Regierungsgeschäften bilden ließ. Indeß später brach er einigen Schriftstellern zufolge (was aber seinem Charakter ganz widerspricht) die Treue, tödtete den Saloninus und bekleidete sich selbst mit dem Purpur. Allein mehrere Andere berichten auf eine glaubwürdigere Weise, daß die Gallier, selbst von Haß gegen Gallienus erfüllt und es unerträglich findend, in ihrem Lande einen Knaben als Kaiser zu wissen, den bisherigen Reichsverweser bei ihnen zum Kaiser ausgerufen und durch abgeschickte Soldaten den Saloninus getödtet haben. Nach dem Tode dieses jungen Fürsten wurde Postumus vom ganzen Heere und von allen Galliern mit Freuden als Kaiser anerkannt und regierte, während Gallienus der Genußsucht fröhnte, Garküchen besuchte und in den Armen seiner barbarischen Frau hinalterte, sieben Jahre lang so wohlthätig, daß Gallien sich wieder erholen konnte. Doch endlich bekriegte ihn Gallienus, wurde aber dabei von einem Pfeile verwundet. Die unbegrenzte Liebe aller Völkerschaften Galliens hatte sich Postumus namentlich dadurch erworben, daß er alle Einfälle der Germanen zurückgewiesen und dem römischen Reiche seine vorige Ruhe wiedergegeben hatte. Weil er aber mit großer Strenge regierte, so wurde er in Folge der Umtriebe des Lollianus von den Galliern nach ihrer gewöhnlichen Neuerungssucht getödtet. Wer die Verdienste des Postumus näher kennen lernen will, den kann folgendes, in einem Schreiben an die Gallier enthaltenes Urtheil Valerians über ihn darüber belehren: „Ich habe zum Befehlshaber2 [578] der überrheinischen Grenzwehr3 und zum Statthalter von Gallien den Postumus ernannt, einen Mann, wie ihn die Gallier wegen ihrer ernsten Mannhaftigkeit verdienen, dessen Gegenwart die Kriegszucht im Lager, das Recht vor Gericht, die Gerechtigkeit in den Gerichtshöfen und die Würde im Senat aufrecht erhalten und der Jedermann bei seinem Eigenthum und Vermögen zu schätzen wissen wird. Er ist ein Mann, den ich mehr als jeden andern bewundere, und der den Platz eines Fürsten einzunehmen mit vollem [579] Rechte würdig ist. Ich hoffe, ihr werdet mir für diese meine Wahl Dank wissen. Sollte ich mich in meiner vortheilhaften Meinung von ihm getäuscht haben, so vergeßt nicht, daß sich nirgends auf der Welt ein Mensch findet, der es in allen Beziehungen recht machen kann. Seinen gleichnamigen Sohn, einen jungen Mann, der den Charakter seines Vaters keine Schande machen wird, habe ich zum Tribunen der Vocontier4 ernannt.“

Postumus der Jüngere

4 Von diesem ist beinahe nichts weiter zu bemerken, als daß er von seinem Vater zum Cäsar und später auch zum Augustus ernannt wurde. Er soll, als Lollianus an des Postumus Stelle zum Kaiser erwählt wurde und die ihm von den Galliern übertragene Regierung annahm, mit seinem Vater getödtet worden sein. Das einzige Denkwürdige von dem jungen Postumus ist, daß er in den Declamationen eine solche Redefertigkeit entwickelte, daß seine Streitreden denen des Quintilianus, den schon die Lesung eines einzigen Hauptstücks gleich beim ersten Anblick als den scharfsinnigsten römischen Redekünstler zu erkennen gibt, einverleibt worden sein sollen.

Lollianus

5 In Folge der Empörung dieses Mannes wurde Postumus, ein wahrer Held, in Gallien erschlagen, als er bereits dem durch des Gallienus Schwelgerei dem Untergange nahen Reiche, seine alte Würde und Festigkeit wieder gegeben hatte. Es besaß zwar auch Lollianus eine sehr große Tapferkeit, allein in Anbetracht seiner Empörung [580] hatte er doch weniger Ansehen bei den Galliern, als er sonst bei der ihm zu Gebote stehenden Macht gehabt haben würde. Er wurde getödtet von Victorinus, dem Sohne der Victorina oder Victoria, welche in der Folge Lagermutter genannt wurde und den Titel Augusta führte, aber für sich selbst die Bürde der Regierung verschmähte und die kaiserliche Gewalt zuerst dem Marius und hierauf dem Tetricus und dessen Sohne übertrug. Indeß hat sich Lollianus doch einiges Verdienst um das Reich erworben. Er stellte nämlich mehrere gallische Städte, so wie auch einige Festen, welche Postumus innerhalb sieben Jahren in Feindesland angelegt hatte, die aber nach seiner Ermordung bei einem plötzlichen Einfalle der Barbaren geplündert und in Brand gesteckt worden waren, wieder her. Er wurde von seinen eigenen Soldaten ermordet, weil er ihre Thätigkeit zu stark in Anspruch nahm. So traten, während Gallienus den Staat zu Grunde richtete, in Gallien zuerst Postumus, hierauf Lollianus, sodann Victorinus und zuletzt Tetricus (denn von Marius will ich nichts sagen) als Schirmer und Vertheidiger des Römerreiches auf, und ich glaube, daß sie sämmtlich von den Göttern selbst in dieser Absicht sind erweckt worden, damit nicht, indessen jenes Scheusal unerhörter Schwelgerei fröhnte, die Germanen der römischen Provinzen sich bemächtigen möchten. Denn wären diese eben so wie die Gothen und Perser vorgedrungen, und hätten diese Völker bei ihren Angriffen auf die Provinzen nach einem gemeinschaftlichen Plane gehandelt, so hätte dieses so ehrwürdige Römerreich ohne Zweifel seinen Untergang gefunden. Auf dem Leben des Lollianus, wie auch auf dem des Postumus, ruht manches Dunkel: indeß haben sie ihren Ruhm ihrem persönlichen Verdienst, nicht dem Adel ihrer Herkunft zu verdanken.

Victorinus

6 [581] Wie Postumus der ältere sah, daß er es mit bedeutenden Streitkräften des Gallienus zu thun habe und der Hülfe nicht blos von Truppen, sondern auch eines andern Fürsten benöthigt sei, so nahm er den Victorinus, einen Mann voll kriegerischer Thätigkeit, zum Mitregenten an und stritt mit ihm wider Gallienus. Unterstützt von zahlreichen Hülfsvölkern der Germanen wußten sie geraume Zeit den Krieg in die Länge zu ziehen, bis zuletzt der Sieg sich gegen sie erklärte. Nachdem sodann auch Lollianus getödtet war, behauptete Victorinus noch allein die Herrschaft, wurde aber auch, weil er das Ehebett seiner Soldaten und Kriegsbedienten befleckte, von einem Actuarius5, dessen Frau er entehrt hatte, in Folge einer Verschwörung zu Agrippina6 ermordet. Dasselbe Schicksal erlitt unmittelbar auf den Tod seines Vaters auch sein noch sehr junger Sohn Victorinus, der kaum vorher von seiner Großmutter Victorina oder Victoria, gemeiniglich die Lagermutter genannt, den Cäsartitel erhalten hatte. Weil Victorinus ein sehr tapferer Mann und, seine Wollust abgerechnet, ein ausgezeichneter Kaiser war, so haben viele Schriftsteller ausführlich seiner gedacht. Indessen mag [582] die Anführung einer Stelle aus Julius Aterianus genügen, worin dieser sich über Victorinus folgender Maßen äußert: „Dem Victorinus, welcher nach Junius Postumus über Gallien geherrscht hat, ist meinem Dafürhalten nach Niemand vorzuziehen, nicht in Ansehung der Tapferkeit Trajanus, nicht in Ansehung der Milde Antoninus, noch in Ansehung der Würde Nerva, nicht in Verwaltung der Finanzen Vespasianus, noch in Betreff der Strenge seiner Grundsätze und der Kriegszucht Pertinax oder Severus: allein alle diese Vorzüge schändete seine Wollust und seine Leidenschaft für das weibliche Geschlecht dergestalt, daß Niemand die trefflichsten Eigenschaften eines Mannes auf die Nachwelt zu bringen wagt über dessen Strafwürdigkeit Jedermann einverstanden ist.“ Da das Urtheil der Schriftsteller über Victorinus sich so äußert, so glaube ich, mich nicht weiter über seinen Charakter verbreiten zu müssen.

Victorinus der Jüngere

7 Von diesem meldet die Geschichte weiter nichts, als daß er ein Enkel der Victoria und ein Sohn des Victorinus gewesen und in der nämlichen Stunde, in welcher sein Vater das Leben verlor, von diesem und seiner Großmutter zum Cäsar ernannt und als solcher alsbald von den Soldaten getödtet wurde. Die Gräber beider befinden sich noch bei Agrippina. Sie sind mit einer unscheinbaren Marmorplatte bedeckt und führen blos die Aufschrift: Hier liegen die beiden Thronanmaßer, die Victorine.

Marius

8 Nach der Ermordung des Victorinus, Lollianus und Postumus war Marius, vormals, wie man sagt, ein Waffenschmied, [583] drei Tage lang7 Kaiser. Von ihm weiß ich weiter nichts zu sagen, als daß ihn die kurze Dauer seiner Regierung um so merkwürdiger gemacht hat. Denn denselben Witz, den einst Marcus Tullius auf jenen Consul, der nur sechs Nachmittagsstunden lang Ersatzconsul gewesen war, gemacht hatte, nämlich: Wir haben einen so harten und strengen Consul gehabt, daß Niemand während seiner Amtsführung weder zu Mittag noch zu Abend gespeist noch geschlafen hat, konnte man, wie es scheint, auch auf Marius anwenden, der den einen Tag zum Kaiser ausgerufen wurde, den andern zu regieren schien und den dritten das Leben verlor. Uebrigens war Marius ein tapferer Mann, der sich durch alle Stufen des Kriegsdiensts bis zum Kaiserthron emporschwang. Viele nannten ihn, weil er ein Waffenschmied war, Mamurius8, Mehrere auch Vecturius. Doch dieß ist schon zu viel von ihm. Das will ich nur noch von ihm bemerken, daß er in seinen Händen sowohl zum Schlagen als zum Stoßen eine außerordentliche Kraft hatte, dergestalt, daß seine Finger nicht aus Adern, sondern aus Nervensehnen zu bestehen schienen. Er soll nämlich mit seinem Zeigefinger Transportwagen im Laufe zurückgehalten und den stärksten Männern mit einem Fingerschlage solche Schmerzen verursacht haben als wären sie von einem Stücke Holz oder einer eisernen Stange getroffen worden. Viele Körper zermalmte er zwischen zwei Fingern. Marius wurde von einem Soldaten getödtet, der einst in seiner Werkstätte gearbeitet und den er entweder noch als Befehlshaber oder schon als Kaiser verächtlich behandelt hatte. Der Mörder soll dabei die Worte ausgerufen [584] haben: Dieß ist das Schwert, das du selbst geschmiedet hast. Des Marius erste Rede an das Heer soll folgende gewesen sein: „Ich weiß, Kameraden, daß man mir mein früheres Gewerbe, um das ihr alle wisset, zum Vorwurfe machen kann. Mag man aber darüber sagen was man will – möchte ich nur immer mit Eisen mich beschäftigen und nie, wie Gallienus thut, zur Schande seines Vaters und seiner edeln Abstammung, bei Wein, unter Blumen, bei Weibsbildern und in Garküchen meine Tage liederlich verleben! Immerhin mag man mir mein Schmiedehandwerk vorwerfen – mögen nur auch fremde Völker durch ihre Niederlagen fühlen, daß ich Eisen in Händen gehabt habe! Ich will9 bewirken, daß ganz Alemannien, ganz Germanien und alle andere angrenzende Völker das römische Volk als eine Eisennation betrachten und daß sie namentlich in meiner Hand das Eisen fürchten. Doch wünschte ich, Kameraden, daß ihr bedächtet, daß ihr einen Mann zum Kaiser erwählt habt, der nie mit etwas Anderem sich abzugeben verstanden hat als mit Eisen. Dieß sage ich aus dem Grunde, weil ich weiß, daß jenes so wollüstige Ungeheuer mir sonst nichts vorwerfen kann, als daß ich Schwerter und Waffen geschmiedet habe.“

Ingenuus

9 Unter dem Consulate des Fuscus und Bassus10, während Gallienus sich dem Trunke ergab, Garküchen besuchte und seine Zeit in Gesellschaften von Kupplern, Mimen und liederlichen Dirnen zubrachte [585] und seine trefflichen Talente durch unausgesetzte Schwelgerei zu Grunde richtete, wurde Ingenuus, damals Statthalter von Pannonien, von den mösischen Legionen mit Beistimmung der übrigen pannonischen Truppen zum Kaiser ausgerufen. Und wirklich schienen noch bei keiner andern Kaiserwahl die Soldaten für den Staat besser gesorgt zu haben, als indem sie den andringenden Sarmaten einen Kaiser entgegenstellten, dessen Tapferkeit dem ermatteten Reiche wieder aufhelfen konnte. Zur Annahme des ihm angebotenen Purpurs bewog ihn die Furcht, er möchte, weil er ein sehr tapferer, dem Staate unentbehrlicher und beim Heere (der stärkste Grund zur Besorgniß bei einem Regenten) sehr beliebter Mann war, den Kaisern verdächtig werden. Allein Gallienus, obgleich ein verdorbener und nichtswürdiger Mensch, war doch, wenn die Umstände es erforderten, rasch, wüthend, wild, ungestüm und grausam. Er schlug den Ingenuus in einer Schlacht11 und verfuhr nach dessen Tode sowohl gegen die Soldaten als auch die Bewohner Mösiens auf das Unbarmherzigste und ließ Alle die Wirkungen seiner Grausamkeit fühlen, deren Härte und Unmenschlichkeit so weit gieng, daß in vielen Städten alles, was männlich war, das Leben verlor. Ingenuus selbst soll bei der Eroberung einer Stadt in ein Haus hinein gegangen sein, sich mit einem Dolche durchbohrt und so sein Leben geendet haben, um nicht in die Gewalt des grausamen Tyrannen zu fallen. Man hat noch ein Schreiben Gallien’s an Celer Verianus, das einen Beweis von seiner rücksichtslosen Grausamkeit liefert und das ich deswegen hier beibringe, damit Jedermann sich überzeuge, daß ein Schwelger, sobald [586] die Umstände es erfordern, auch ein großer Wütherich sein kann. „Gallienus an Verianus. Du wirst mich nicht befriedigen, wenn du blos Bewaffnete tödtest: denn diese hätte auch das Schicksal des Kriegs wegraffen können. Alles was männlich ist muß getödtet werden, wenn anders auch Greise und Knaben, ohne uns dem Tadel auszusetzen, umgebracht werden können. Jeder muß getödtet werden der uns übel gewollt, jeder der von uns, dem Sohne des Valerianus, dem Vater und Sohne so vieler Kaiser, übel gesprochen hat. Ingenuus ist zum Kaiser ausgerufen worden. Dies ist genug. Laß martern, tödten, zerfleischen! Du kennst nun meinen Willen: übe die Rache in meinem Geiste, der ich dieß eigenhändig geschrieben habe.“

Regillianus

10 Es war ein eigenes Verhängniß des römischen Staates unter Gallienus, daß Jeder, der da konnte, sich auf den Thron zu schwingen suchte. So wurde Regillianus, der eine Feldhauptmannsstelle in Illyricum bekleidete, von den Mösiern, die vorher auf Seiten des Ingenuus fechtend überwunden und deren Anverwandte von Gallienus auf das Grausamste behandelt worden waren, zum Kaiser ausgerufen. Er verrichtete viele tapfere Thaten gegen die Sarmaten, wurde aber auf Anstiften der Roxolaner, im Einverständnisse mit den Soldaten und weil die Provinzialen befürchteten, Gallienus möchte noch schwerere Rache üben, ermordet. Die Art wie Regillianus Kaiser geworden, dürfte vielleicht etwas Auffallendes haben. Denn ein bloßer Soldatenscherz war die Veranlassung dazu. Wie nämlich einige Kriegsleute mit ihm zu Abend speisten, warf ein Tribun, Namens Valerianus, die Frage auf, woher doch wohl der Name Regillianus abzuleiten sei? Ein Anderer entgegnete sogleich: meiner [587] Meinung nach von regnum. Auf dieß begann ein gerade anwesender Gelehrter nach der Grammatik zu dekliniren: rex, regis, regi, Regillianus. Die Soldaten, wie sie eine Menschenklasse sind, die alles, was sie denkt, frei heraussagt, fragten nun, der eine: also kann er König sein? ein anderer: also kann er über uns herrschen? ein dritter sagte: Gott selbst hat dir den Königsnamen verliehen. Kurz, wie Regillianus am folgenden Tag Morgens sich sehen ließ, wurde er von den Kriegshäuptern als Kaiser begrüßt. So erlangte Regillianus das, was Andern nur durch Kühnheit oder durch überlegte Wahl zu Theil wurde, durch die geschickte Wendung eines scherzhaften Einfalls. Uebrigens war Regillianus unleugbar ein Mann von bewährtem kriegerischem Verdienste und von Gallienus, weil er des Thrones würdig schien, schon längst beargwohnt. Er stammte aus Dacien und soll mit Decebalus selbst verwandt gewesen sein. Man hat noch einen Brief des göttlichen Claudius, worin er noch vor seiner Gelangung zum Reiche dem Regillianus, damaligem Befehlshaber in Illyricum, wegen seiner Wiedergewinnung dieser Provinz zu einer Zeit, wo durch die träge Unthätigkeit des Gallienus alles zu Grunde gieng, seinen Dank ausdrückt. Ich will dieses in den Archiven gefundene Schreiben, weil es ein öffentliches ist, hier mittheilen. „Claudius entbietet dem Regillianus seinen herzlichen Gruß. Es ist ein Glück für den Staat, daß ihm in diesen kriegerischen Zeiten in deiner Person ein so kriegskundiger Feldherr zu Theil geworden ist, und glücklich ist auch Gallienus, wenn gleich ihm nie weder verdienstvolle noch schlechte Männer der Wahrheit gemäß geschildert werden. Bonitus und Celsus, die Leibtrabanten unsers Kaisers, haben mir erzählt, mit welcher Tapferkeit du bei Scupi12 gekämpft, [588] wie viele Gefechte du an einem Tage und mit welcher Schnelligkeit du sie geliefert hast. Du hättest einen Triumph verdient, wenn noch die alten Zeiten wären13. Doch wozu viele Worte? Ich wünschte, du giengest, einer gewissen Person eingedenk, bei deinen Siegen mit mehr Behutsamkeit zu Werke. Ich bitte dich, mir sarmatische Bogen und zwei Kriegsmäntel, aber mit Agraffen, zu schicken; du erhältst hier welche von den unsrigen.“ Dieses Schreiben beweist, welch eine hohe Meinung Claudius, dessen Urtheil in der damaligen Zeit von großem Gewichte war, von Regillianus hatte. Indeß nicht Gallienus war es, welcher den Regillianus beförderte, sondern dessen Vater Valerianus, dem nach Claudius Macrianus, Ingenuus, Postumus und Aureolus, lauter Männer, welche Kaiser wurden, aber auch als solche ihren Tod fanden, ihre Beförderung zu verdanken haben. In Betreff Valerians aber ist es wirklich auffallend, daß Alle, welchen er Befehlshaberstellen ertheilte, in der Folge durch die Stimme der Soldaten auf den Thron erhoben wurden. Es springt somit in die Augen, daß dieser bejahrte Kaiser bei der Wahl seiner Befehlshaber und Statthalter einen Scharfblick bewies, wie ihn das Glück des römischen Staats, wenn dessen Fortsetzung der Wille des Schicksals gestattet hätte, unter einem guten Kaiser nur hätte erlangen können. Und hätten doch nur jene, die sich zu Kaisern aufwarfen, den Thron länger behaupten können oder wäre nur Valerians Sohn nicht länger auf dem Thron gesessen, damit das römische Reich sich frei und ungehindert in seinem Wohlstande hätte erhalten können! Allein das Schicksal, indem es uns den Valerian und andere [589] treffliche Fürsten entriß, den Gallienus aber länger als es recht war auf dem Thron beließ, glaubte seinen Launen zu sehr nachhängen zu müssen.

Aureolus

11 Auch dieser wurde als Befehlshaber der Truppen in Illyricum aus Verachtung gegen Gallienus, wie Alle zu der damaligen Zeit, von dem Heere zur Annahme des Purpurs gezwungen. Als nun Macrianus in Begleitung seines gleichnamigen Sohnes mit einem großen Heere gegen Gallienus zu Felde zog, nahm Aureolus einen Theil seiner Truppen gefangen, andere aber brachte er durch Verführung auf seine Seite. Dieß verstärkte14 die Macht dieses Kaisers, und Gallienus schloß nach einem verunglückten Versuche gegen Aureolus, im Begriffe den Postumus zu bekriegen, Frieden mit diesem tapfern Mann, wovon ich Mehreres schon gemeldet habe oder noch melden werde. Diesen Aureolus besiegte, als Gallienus schon ermordet war, Claudius in einer Schlacht an der jetzt den Namen des Aureolus führenden Brücke15 und ließ ihm daselbst als einem Thronanmaßer ein ziemlich unscheinbares Grabmal errichten. Man hat auch noch eine griechische Grabschrift auf ihn folgenden Inhalts:
Claudius, des Aureolus Feind, als Sieger beglückt nun,
Schenkt nach vielfältigem Kampf doch dem Besiegten ein Grab.
Er, der ihn überlebte mit Recht, beschenkt ihn und hätt’ ihm
Selbst das Leben geschenkt, wenn nur die Liebe zum Heer,
[590] Welches jedwedem Unwürd’gen, noch mehr dem Aureolus aber
Nicht zu leben erlaubt, solches ihm hätte vergönnt.
Doch der gnädige Sieger, bewahrend die Asche des Gegners,
Weiht dem Aureolus jetzt Brücke und Grabmal zugleich.
Ich habe diese Verse, wie sie ein Grammatiker übersetzt hat, mehrerer Richtigkeit wegen hier angeführt, nicht als wäre keine bessere Uebersetzung möglich gewesen, sondern um die historische Treue zu beobachten, die mir, der ich auch um die Schönheit der Darstellung mich nicht bekümmere, über Alles theuer ist. Denn Sachen sind es, nicht Worte, welche ich euch vorlegen will, besonders bei einer solchen Fülle von Begebenheiten, wie sie das Leben von dreißig Thronanmaßern enthält, die ich alle zumal zu schildern mir vorgenommen habe.

Macrianus

12 Nachdem Valerianus, dieser lange im Staate hochangesehene Mann, und später so tapfere, aber am Ende auch unglücklichste Kaiser, weil er nicht blos als Greis bei den Persern hinalterte, sondern auch seiner ganz unwürdige Nachkommen hinterließ, in Gefangenschaft gerathen war, traten Balista, sein Präfekt, und sein Oberfeldherr Macrianus, von des Gallienus Verächtlichkeit überzeugt, und auch durch die Truppen, welche nach einem Kaiser sich umsahen, dazu bestimmt, zusammen, um sich über die zu ergreifenden Maßregeln zu besprechen. Man sah ein, daß, da Gallienus weit entfernt war und Aureolus den Purpur genommen hatte, ein neuer und zwar vortrefflicher Kaiser gewählt werden müsse, um allen Thronermächtigungsversuchen vorzubeugen. Da sprach nach dem Berichte des Mäonius Astyanax, der selbst der Berathung beiwohnte, Balista folgende Worte: „Mein Alter, meine Lebensweise und meine Grundsätze halten jeden Gedanken an den Thron ferne von mir: aber ich wünsche – und dieß gestehe ich offen – [591] einen würdigen Kaiser auf demselben zu sehen. Aber wer ist wohl der Mann, der des Valerianus Platz auszufüllen vermöchte, wenn nicht ein Mann wie du, Macrianus, tapfer, standhaft, rechtschaffen, im Staatsdienste erprobt, und, was zur Behauptung des Thrones hauptsächlich gehört, reich? Eile daher, den deinen Verdiensten gebührenden Platz einzunehmen! Ich werde, so lange es dir beliebt, dein Präfekt sein. Regiere nur löblich und herrsche so, daß das ganze Römerreich sich über deine Thronbesteigung freue.“ Macrianus entgegnete hierauf: „Der Thronbesitz ist, ich bekenne es, Balista, für einen Mann von Einsicht keine Kleinigkeit. Ich habe zwar den besten Willen, dem Staate zu Hülfe zu kommen und jenes Scheusal vom Ruder des Staats zu entfernen: allein mein Alter ist nicht mehr dazu geeignet: ich bin ein Greis; ich vermag nicht mehr Andern zum Vorbild das Pferd zu tummeln. Ich muß mich häufiger baden, ich muß feiner essen. Mein Reichthum hat mich schon längst der kriegerischen Lebensweise entwöhnt. Man muß sich also nach einigen jungen kräftigen Männern umsehen, aber nicht nach einem, sondern nach zwei oder drei, welche dem römischen Staat, welchen Valerians Unglück und Gallien’s Lebensweise zu Grunde gerichtet haben, in den verschiedenen Provinzen wieder aufhelfen.“ Balista merkte wohl, daß es Macrianus auf seine Söhne anlege; er wandte sich daher mit folgenden Worten an ihn: „Deiner Ansicht überlassen wir den Staat. Gieb uns also deine tapfern, von Valerianus längst zu Tribunen ernannten beiden Söhne, den Macrianus und Quietus, die doch, so lange Gallienus regiert, nicht sicher sein können, weil sie gut sind.“ Sobald Macrianus sah, daß man ihn verstanden hatte, sprach er: „Ich lasse mir’s gefallen. Ich werde den Soldaten aus meinem Vermögen ein doppeltes Geschenk geben. Du aber widme mir deine Dienste als [592] Präfekt und sorge nöthigen Orts für Proviant. Ich meiner Seits will schon machen, daß Gallienus, dieser unfläthige, ganz entmannte Wollüstling, seines Vaters Feldherrn soll kennen lernen.“ So wurde Macrianus mit seinen beiden Söhnen Macrianus und Quietus unter allgemeinem Zujauchzen des Heers zum Kaiser ausgerufen und trat, nachdem er die Angelegenheiten im Orient so gut als möglich geordnet hatte, sogleich die Heerfahrt gegen Aureolus an der Spitze von 45000 Mann an, wurde aber in Illyricum oder auf der Grenze Thrakiens von diesem geschlagen und nebst seinem Sohne getödtet, worauf sich 30000 Mann seines Heers an Aureolus ergaben. Indeß sein eigentlicher Ueberwinder war der äußerst tapfere, thatkräftige Feldherr des Aureolus, Domitianus, der seine Abstammung vom Kaiser Domitianus und der Domitilla herleitete, gewesen. Ich würde es für unverzeihlich halten, Valerian’s in seinem von der persischen Grenze an den Senat erlassenen Schreiben über Macrianus gefälltes Urtheil hier mit Stillschweigen zu übergehen. „Ich habe, versammelte Väter“ – heißt es unter Anderem in diesem Schreiben des göttlichen Valerianus – „auf meinem Zuge gegen die Perser den ganzen Staat in militärischer Beziehung dem Macrianus anvertraut. Er ist euch getreu, versammelte Väter, mir ergeben und bei den Truppen ebenso beliebt als gefürchtet. Er wird diese gebrauchen, wie die Umstände es erfordern. Uebrigens sind mir, versammelte Väter, seine Verdienste nicht neu oder unbekannt. Als Knabe hat er seine Tapferkeit in Italien, als Jüngling in Gallien, als junger Mann in Thrakien, als gereifter Mann in Afrika, und als beginnender Greis in Illyrien und Dalmatien bewährt und in verschiedenen Schlachten eine nachahmungswürdige Bravheit an den Tag gelegt. Außerdem hat er noch zwei junge Männer zu Söhnen, die eurer Versammlung, unserer Freundschaft werth sind.“ etc.

Macrianus der Jüngere

13 [593] Dieser junge Mann, von dem schon Manches in seines Vaters Leben erzählt worden ist, würde nie Kaiser geworden sein, wenn nicht die Wahl seines Vaters Klugheit überlassen worden wäre. In Betreff der in seiner Jugend von ihm bewiesenen Tapferkeit erzählt man sich außerordentliche Dinge. Allein wie wenig vermag die Tapferkeit eines Einzigen gegen das Schicksal oder in den Kriegen16! Denn er wurde trotz seiner ungestümen Tapferkeit nebst seinem so einsichtsvollen Vater, der ihn auf den Thron erhoben, von Domitianus geschlagen und verlor, wie oben bemerkt, 30000 Mann seines Heers. Seine Mutter war eine Frau von Stande, sein Vater aber ein äußerst tapferer und kriegerischer Mann, der sich von der niedersten Stufe im Kriegsdienste bis zum Oberfeldherrn und endlich bis auf die Höhe des Thrones emporschwang.

Quietus

14 Dieser war, wie wir schon bemerkt haben, ein Sohn des Macrianus und wurde auf Balista’s Empfehlung zugleich mit seinem Vater und Bruder Kaiser. Wie aber Odenatus, schon längst Beherrscher des Orients, erfuhr, daß Aureolus die beiden Macriane, Vater und Sohn, geschlagen und ihr Heer sich an den Sieger ergeben habe, so tödtete er den jungen Quietus nebst dem gewesenen Präfekten Balista unter dem Scheine als vertheidige er die Sache des Gallienus. Auch dieser Jüngling verdiente als ein wahrer Sohn des [594] ältern und Bruder des jüngern Macrianus über das Römerreich zu herrschen: sie beide hätten den Staat aus seiner bedrängten Lage retten können. Von der heute noch blühenden macrianischen Familie glaube ich eine ihr von jeher eigenthümliche Gewohnheit anführen zu müssen. Die männlichen Mitglieder derselben haben nämlich das Bild Alexanders des Großen von Makedonien in ihrem Siegelring und an ihrem Silbergeschirr, die weiblichen aber an ihren Haarnetzen, Armbändern, Ringen und all ihrem Schmucke jederzeit geführt, ja es befinden sich noch jetzt weibliche Oberröcke, Unterkleider und Borduren in dieser Familie, auf denen das Bildniß Alexanders des Großen, mit bunten Fäden gestickt, zu sehen ist. Wir selbst haben erst vor Kurzem den Cornelius Macer aus der nämlichen Familie gesehen, wie er bei einem Schmause, den er im Tempel des Hercules gab, dem Oberpriester eine Trinkschale von Elektrum reichte, die in der Mitte Alexanders Kopf, auf der äußern Fläche herum aber dessen ganze Geschichte in ganz kleinen Figuren vorstellte, und solche bei den Gästen, die sämmtlich warme Verehrer dieses großen Königs waren, herumgehen ließ. Dieß führe ich deswegen an, weil diejenigen, welche Alexanders Bild in Gold oder Silber bei sich tragen, in allen ihren Unternehmungen Glück haben sollen.

Odenatus

15 Wenn nicht Odenatus, der Beherrscher von Palmyra, als nach Valerian’s Gefangennehmung der römische Staat in völliger Entkräftung sich befand, sich zum Kaiser erklärt hätte, so wäre im Orient Alles verloren gewesen. Odenatus nahm anfangs nebst seiner Gemahlin Zenobia und seinem ältesten Sohne Namens Herodes (denn Herennianus und Timolaus waren jünger) den Königstitel an, [595] sammelte sodann sein Heer und zog gegen die Perser. Zuerst bemächtigte er sich der Stadt Nisibis und eines großen Theils des Orients nebst ganz Mesopotamien, sodann schlug er den König Sapor selbst und zwang ihn zur Flucht, zuletzt verfolgte er ihn und seine Kinder bis Ktesiphon, bekam dessen Beischläferinnen gefangen und bemächtigte sich einer ansehnlichen Beute. Darauf wandte er sich nach dem Orient, in der Hoffnung, den Macrianus, der bereits als Gallien’s Gegenkaiser aufgetreten war, unterdrücken zu können. Dieser hatte aber bereits den Zug gegen Aureolus und Gallienus angetreten und seinen Tod gefunden, worauf Odenatus dessen Sohn Quietus tödten ließ, während einigen Nachrichten zufolge Balista, um einem gleichen Schicksale zu entgehen, den Purpur nahm. Nachdem nun Odenatus einen großen Theil des Orients beruhigt hatte, wurde er nebst seinem Sohne Herodes, der mit ihm nach seinem Rückmarsche aus Persien zum Kaiser ausgerufen worden war, von seinem Geschwisterkindsvetter Mäonius getödtet. Ich glaube, es war Fügung der über den Staat zürnenden Gottheit, daß sie nach dem Tode des Valerianus den Odenatus nicht erhalten wollte. Er hätte mit seiner Gemahlin Zenobia nicht blos im ganzen Oriente, den er bereits in seinen vorigen Stand gesetzt hatte, sondern in allen Theilen des ganzen Reichs wohlthätige Veränderungen hervorgebracht. Odenatus war ein ausgezeichneter Krieger, der sich nach vielen Schriftstellern auch durch die Jagd allezeit außerordentlichen Ruhm erworben hatte. Von seiner frühen Jugend an hatte er sich mit der Jagd von Löwen, Panthern, Bären und andern wilden Thieren mit der männlichsten Anstrengung abgegeben, sich immerfort in Wäldern und auf Gebirgen aufgehalten und Hitze, Regen und jegliches Ungemach, das mit dem Vergnügen der Jagd verbunden ist, ertragen. Dieß alles härtete ihn so ab, daß er in den Kriegen mit [596] den Persern Sonnenhitze und Staub ertragen konnte. Die nämliche Lebensart war seine Gemahlin gewöhnt, die nach der Meinung Vieler ihren Gemahl noch an Tapferkeit übertroffen haben soll und unter allen Orientalinnen wie der Herkunft nach die Edelste, so nach des Cornelius Capitolinus Aussage der Schönheit nach die Reizendste war.

Herodes

16 Herodes, ein Sohn nicht der Zenobia, sondern einer frühern Gemahlin Odenats, wurde zugleich mit seinem Vater Kaiser. Er war der allerüppigste und wollüstigste Mensch, ein vollendeter griechischer und orientalischer Schwelger. Seine Zelte waren mit kleinen Figuren geziert und sein Lustgezelt schimmerte von Gold: kurz alles war auf persische Weise eingerichtet. Daher überließ ihm Odenatus, seinem Geschmacke huldigend, aus väterlicher Zärtlichkeit und Liebe alle von Sapor erbeuteten Schätze und Edelsteine nebst dessen Beischläferinnen. Zenobia war jedoch ganz stiefmütterlich gegen ihn gesinnt, was aber nur die Liebe seines Vaters zu ihm erhöhte. Dieß ist alles, was man von Herodes berichten kann.

Mäonius

17 Dieser war ein Geschwisterkindsvetter des Odenatus. Sein einziger Beweggrund, diesen trefflichen Kaiser, dem man außer der üppigen Lebensweise seines Sohnes nichts mit Recht vorwerfen konnte, zu tödten, war ein verdammungswürdiger Neid. Man behauptet aber, anfangs sei Zenobia, weil es ihr unerträglich gefallen, daß ihr Stiefsohn Herodes mit einem höhern Range als ihre beiden eigenen Söhne Herennianus und Timolaus den Kaisertitel führen sollte, mit Mäonius einverstanden gewesen, Mäonius war aber auch noch ein [597] höchst schändlicher Mensch, der durch einen Irrthum den Kaisertitel erhielt, aber kurz darauf von den Soldaten wegen seiner ausschweifenden Lebensweise getödtet wurde.

Balista

18 Die Schriftsteller sind nicht einig darüber, ob dieser Mann wirklich Kaiser gewesen ist. Mehrere nämlich berichten, nach der Ermordung des Quietus durch Odenatus sei Balista von dem Letztern begnadigt worden, habe sich aber doch, weil er weder dem Gallienus noch dem Aureolus, noch dem Odenatus sich vertrauen wollte, zum Kaiser aufgeworfen. Dagegen behaupten Andere, er sei als Privatmann auf einem Landgute, das er sich bei Daphne gekauft, ermordet worden. Viele berichten auch, er habe den Purpur genommen, als römischer Kaiser regiert, ein Heer unter seinen Befehlen gehabt und große Erwartungen von sich erregt, sei aber von denjenigen, welche Aureolus zur Ergreifung von Macrians Sohn, Quietus, welchen jener seine Beute nannte, abgeschickt hatte, ermordet worden. Balista war ein ausgezeichneter Mann, sehr geschäftserfahren, rasch in seinen Planen, groß in seinen Feldzügen und vorzüglich geschickt in der Proviantversorgung der Truppen. Valerianus war ihm so gewogen, daß er sich einst in einem Schreiben folgendermaßen über ihn äußerte: „Valerianus dem Ragonius Clarus, dem Statthalter von Illyricum und Gallien, seinen Gruß. Wenn du klug bist – und das bist du, mein Vetter Clarus, ich weiß es – so befolge die Grundsätze des Balista. Dieser hat, wie du siehst, solche Anordnungen getroffen, daß er die Einwohner der Provinzen nicht belästigt; daß er die Pferde dahin verlegt, wo es [598] Futter für sie giebt; daß er in solchen Gegenden Proviantlieferungen für die Truppen ausschreibt, wo Frucht wächst; daß er nicht die Provinzialen und Eigenthümer zwingt, da Getreide herzugeben wo man keines hat, oder da Pferde zu verhalten wo sie es nicht können. Es ist keine Einrichtung zweckmäßiger als daß die Erzeugnisse da, wo sie wachsen, auch verzehrt werden, wodurch weder lästige Fuhren noch Ausgaben für den Staat erwachsen. Galatien hat Ueberfluß an Getreide, Illyricum ist dessen voll, Thrakien ist damit angefüllt. Dorthin verlege also das Fußvolk, wiewohl in Thrakien auch Reiterei ohne Belästigung der Einwohner überwintern könnte. Denn es wird dort viel Heu gesammelt, Speck und andere Lebensmittel müssen in solchen Gegenden verabreicht werden, welche mit dergleichen reichlich versehen sind. Dieß alles sind die Grundsätze Balista’s, der jede Provinz nur Einen Artikel, mit dem sie reichlich versehen ist, liefern läßt, sie aber mit Einquartirungen verschont, und diesen Plan hat man von Staatswegen genehmigt.“ Man hat auch noch ein anderes Schreiben des Valerianus, worin er gegen den Balista seinen Dank ausspricht, daß er ihm Grundsätze über die Staatsverwaltung mitgetheilt habe, und seine Freude bezeigt, daß er nach seinem Rathe keinen Aggregirten, d. h. keinen, der nicht im aktiven Dienste sei, oder keine Tribunen oder Leibtrabanten in seinem Gefolge habe, der nicht wirklich Kriegsdienste thue. Dieser so große Mann soll, während er in seinem Zelte ruhte, von einem gemeinen Soldaten aus dem Heere des Odenatus dem Gallienus zu Gefallen ermordet worden sein. Ueber seine Lebensumstände habe ich nicht die volle Wahrheit erkunden können, weil die Geschichtschreiber zwar viel von ihm als Präfekten, aber nur Weniges von ihm als Kaiser gemeldet haben.

Valens

19 [599] Dieser Mann war ein trefflicher Krieger, hatte sich aber auch durch Verdienste im Civilfache großen Ruhm erworben und bekleidete das ihm von Gallienus übertragene Proconsulat von Achaia. Da Macrianus, theils weil er seine in jeder Hinsicht ausgezeichneten Verdienste kannte, theils weil er ihn aus Eifersucht auf seine Verdienste als seinen Feind wußte, ihn sehr fürchtete, so schickte er den Piso, der einer damals sehr edeln und consularischen Familie angehörte, ab, ihn zu tödten. Allein Valens, der äußerst vorsichtig und auf seiner Hut war, nahm, als er sich nicht mehr anders helfen zu können glaubte, den Purpur, verlor aber in kurzer Zeit durch die Hand der Soldaten sein Leben.

Ein älterer Valens

20 Es gab auch noch einen ältern Valens, und die Erwähnung des vorhergehenden Valens erinnert mich noch zur rechten Zeit, auch von jenem, der schon unter den frühern Kaisern getödtet wurde, Einiges zu sagen. Er soll der Großoheim, nach Andern aber nur der Oheim des Valens, der sich unter Gallienus zum Kaiser aufwarf, gewesen sein. Indeß ihr Schicksal war dasselbe: denn auch jener wurde, nachdem er nur wenige Tage in Illyricum mit dem Purpur bekleidet gewesen, ermordet.

Piso

21 Dieser wurde von Macrianus abgeschickt, den Valens zu tödten, begab sich aber, wie er hörte, daß dieser, das ihm drohende [600] Geschick voraussehend, sich für unabhängig erklärt habe, nach Thessalien, warf sich daselbst unter Beihülfe einiger Weniger zum Kaiser auf, nahm den Namen Thessalicus an, und ward getödtet. Piso war ein Mann von dem unbescholtensten Charakter, dem man zu seinen Zeiten den Beinamen „der Rechtschaffene“ gab und der, wie man sagte von jener Familie der Pisonen abstammte, mit welcher Cicero, um sich dadurch Glanz zu verschaffen, sich verschwägert hatte17. Er war bei allen Regenten sehr beliebt. Selbst auch Valens, der doch, wie erzählt wird, Mörder gegen ihn abschickte, soll geäußert haben, er wisse vor den Göttern der Unterwelt nicht zu verantworten, daß er den Piso, wiewohl er sein Feind gewesen, habe tödten lassen, einen Mann, wie der römische Staat keinen mehr habe. Zum Erweise seines erhabenen Charakters will ich hier mit Freuden einen in Betreff des Piso verfaßten Senatsbeschluß anführen. Am 26sten Juni nämlich, als die Nachricht eingetroffen war, daß Piso von Valens getödtet, dieser aber selbst wieder von seinen eigenen Leuten umgebracht worden sei, erhob sich Arellius Fuscus, der zuerst abstimmende Consular, der Valerians Platz eingenommen hatte, forderte den Consul auf die Stimmen zu sammeln und sprach, wie man ihn um die seinige befragte: „Ich erkenne, versammelte Väter, dem Piso göttliche Ehrenbezeugungen zu und bin der Ueberzeugung, daß unsere Kaiser Gallienus, Valerianus und Saloninus dieses billigen werden. Denn nie hat es einen bessern, nie einen festern Mann gegeben als ihn.“ Als nach diesen Worten die übrigen Senatoren befragt wurden, so erkannten ihm diese eine Statue unter den triumphatorischen Standbildern und eine Quadriga zu. Die erstere ist noch zu sehen, die ihm zuerkannte Quadriga aber ist einstweilen an [601] einem andern Ort aufgestellt, mit dem Versprechen sie an ihren gehörigen Ort zu bringen, allein bis jetzt noch nicht wieder an ihre Stelle gebracht. Sie stand nämlich da wo die Thermen Diocletians18, ein ebenso ewiger als heiliger Name, sich befinden.

Aemilianus

22 Es ist ein eigenthümlicher Charakterzug der Aegypter, daß sie bei dem geringsten Anlaß wie rasend und unsinnig Empörungen erregen, die dem Staat äußerst gefährlich werden können. Schon mehr als einmal haben ein unterlassener Gruß, ein ihnen versagter Platz im Bade, das ihnen entzogene Fleisch oder Gemüse, Sclavenschuhe oder andere dergleichen Gegenstände eine für den Staat so gefährliche Empörung erregt, daß ganze Heere gegen sie bewaffnet werden mußten. Diese ihnen eigenthümliche Reizbarkeit war auch die Ursache, daß, als eines Tags zu Alexandria der Sclave des dortigen Curators, weil er mit seinen Schuhen, als seien sie schöner als die eines Soldaten, geprahlt hatte, auf ächt soldatisch geprügelt worden war, eine große Menge in bedenklicher Stimmung vor der Wohnung des Befehlshabers Aemilianus sich zusammen rottete und mit allen Waffen wie sie der Aufruhr darbot und in der größten Wuth auf ihn eindrang und mit Steinwürfen und gezückten Schwertern und mit allen Waffen der Empörung ihm zusetzte. Dadurch sah sich Aemilian [602] gedrungen die Kaiserwürde anzunehmen, da er wohl einsah, daß er auf die eine oder andere Art umkommen müßte. Das Heer in Aegypten erklärte sich einstimmig für ihn, hauptsächlich aus Haß gegen Gallienus. Uebrigens fehlte es ihm keineswegs an Thatkraft zur Regierung: Er durchzog die Thebais und ganz Aegypten und schlug mit kräftiger Hand so viel möglich die barbarischen Völker zurück. Wegen dieser Verdienste nannte man ihn Alexander oder Alexandrinus (denn man ist über den Namen nicht einig). Während er sich aber zu einem Zuge wider die Indier19 rüstete, fand er durch den von Gallienus zu seiner Bestrafung abgeschickten Heerführer Theodotus den Tod, indem er, wie in der Vorzeit gewöhnlich die Gefangenen, im Gefängnisse erdrosselt worden sein soll. Da ich gerade von Aegypten rede, so glaube ich einen Umstand aus der alten Geschichte, mit dem eine Thatsache aus Gallien’s Regierung in Verbindung steht, nicht übergehen zu dürfen. Dieser Kaiser wollte nämlich den Theodotus zum Proconsul von Aegypten ernennen, allein die Priester verhinderten dieß, weil, wie sie sagten, keine consularische Fascen nach Alexandria gebracht werden dürften. Auch Cicero thut, wie bekannt, in seiner Rede gegen Gabinius dieses Umstandes Erwähnung. Ueberhaupt findet sich kein Beispiel in der Geschichte, daß solches jemals geschehen wäre. Daher hätte euer Verwandter Herennius Celsus20 bei seiner Bitte um das Consulat billig bedenken sollen, daß der Gegenstand seines Verlangens unstatthaft sei. [603] Denn es soll bei Memphis auf einer vergoldeten Säule mit ägyptischen Buchstaben geschrieben stehen, Aegypten werde dann erst frei sein, wenn die römischen Fascen und das verbrämte Staatsgewand daselbst erscheinen würden, wie bei dem Grammatiker Proculus, dem gelehrtesten Manne seiner Zeit, da, wo er von fremden Ländern redet, zu lesen ist.

Saturninus

23 Einer der besten Heerführer unter Gallienus, aber schon bei Probus beliebt, war Saturninus. Auch dieser nahm, da ihm das liederliche Leben Gallien’s, der ganze Nächte hindurch öffentlich schwelgte, unerträglich fiel, während er die Soldaten nach seinem eigenen, nicht nach des Kaisers Beispiel bildete, den ihm vom Heere angebotenen kaiserlichen Purpur. Er war ein Mann von ungemeiner Klugheit, ausgezeichneter Würde, im Umgang liebenswürdig und durch seine Siege selbst den Barbaren überall bekannt. In seiner Anrede an das versammelte Heer, als ihn dasselbe mit dem Purpur bekleidete, soll er unter Anderem die Worte gesagt haben: ihr verliert einen guten Feldherrn und macht einen schlechten Kaiser. Saturninus wurde endlich nach vielen während seiner Regierung abgelegten Beweisen von Tapferkeit wegen seiner Strenge gegen die Soldaten von eben denen die ihn auf den Thron gehoben hatten getödtet. Zu bemerken ist von ihm, daß er die Soldaten, um den untern Theil des Körpers nicht entblößt zu zeigen, Winters in dicken, Sommers in dünnen Kriegsröcken sich zu Tische legen ließ.

Tetricus der Aeltere

24 Nach der Ermordung des Victorinus und seines Sohnes ermunterte dessen Mutter Victoria oder Victorina den Tetricus, [604] einen römischen Senator und damals Statthalter von Gallien, weil sie, wie die Meisten sagen, mit ihm verwandt war, zur Annahme des Purpurs und bewirkte daß er zum Augustus, sein Sohn aber zum Cäsar ausgerufen wurde. Tetricus war in vielen Unternehmungen glücklich und behauptete sich lange auf dem Throne, bis er, weil er die Ausgelassenheit und Frechheit seiner Truppen nicht länger ertragen konnte, sich von Aurelian besiegen ließ und an diesen harten strengen Kaiser freiwillig ergab. In seinem Schreiben an Aurelian soll er sich gleich im Anfang des Verses21 bedient haben:
Reiß mich, du Unbesiegter, aus diesem Jammer!
Da indessen Aurelian nicht leicht bieder, sanft und menschenfreundlich handelte, so führte er einen Senator des römischen Volks, der noch dazu Consul und Statthalter von ganz Gallien gewesen war, zu gleicher Zeit mit Zenobia, der Gemahlin Odenats, und mit dessen jüngern Söhnen Herennianus und Timolaus im Triumphe auf. Doch erwachte bei dem allzustrengen Manne das Schamgefühl über diese Handlung, und er machte den vormaligen Gegenstand seines Triumphs zum Corrector von ganz Italien, d. h. von Campanien, Samnium, Lucanien, Bruttien, Apulien, Calabrien, Etrurien, Umbrien, Picenum, Flaminien und der ganzen zu Naturallieferungen verpflichteten Gegend und schenkte ihm nicht blos das Leben, sondern ließ ihn auch im Besitze der höchsten Würden und nannte ihn oft College, zuweilen Mitstreiter, hie und da auch Kaiser.

Tetricus der Jüngere

25 Dieser wurde schon als ein kleiner Knabe von der [605] Victoria, welche bei dem Heere die Lagermutter hieß, zum Cäsar ernannt, aber später mit seinem Vater im Triumphe aufgeführt. In der Folge bekleidete er alle senatorische Ehrenstellen, behauptete sich immer in großem Ansehen und brachte, wie Gellius Fuscus berichtet, sein Vermögen unvermindert auf seine Nachkommen. Mein Großvater pflegte zu erzählen, daß dieser Tetricus mit ihm in vertraulichen Verhältnissen gelebt und bei Aurelianus und später den andern Kaisern in der höchsten Achtung gestanden habe. Der äußerst schöne Palast des Tetricus ist noch zu sehen; er befindet sich auf dem cölischen Berge zwischen den beiden Hainen, dem Isistempel des Metellus gegenüber. Man sieht darin ein Mosaikgemälde, den Aurelian vorstellend, wie er den beiden Tetricus die verbrämte Toga und die Senatorenwürde ertheilt, dagegen von diesem ein Scepter und die Bürgerkrone empfängt. Bei der Einweihung dieses Palastes soll Aurelianus selbst auf Bitten der beiden Tetricus dem Schmause beigewohnt haben.

Trebellianus

26 Nachgerade aber schäme ich mich zu erzählen, wie Viele unter Gallienus, und zwar durch die Schuld dieses Scheusals selbst, als Thronanmaßer aufgetreten sind. Denn er fröhnte so sehr der Schwelgerei, daß er eine so große Anzahl mit Recht verdiente, war aber auch so grausam, daß man ihn mit Recht fürchtete. Deswegen sahen sich die Isaurier nach einem Oberhaupte um und machten den Trebellian zu ihrem Kaiser, der zwar von Mehreren ein Räuberhauptmann genannt wird, sich selbst aber den Kaisertitel beilegte, Münzen schlagen und sich auf einer Burg Isauriens einen Palast erbauen ließ. Trebellian zog sich in die innersten, Sicherheit gewährenden [606] Gegenden dieses Landes zurück und behauptete sich, geschützt von den örtlichen Schwierigkeiten und den Bergen, eine Zeit lang in Kilikien als Kaiser. Doch einer der Feldherrn des Gallienus, Causisoleus mit Namen, von Geburt ein Aegypter und ein Bruder des Theodotus, der den Aemilianus gefangen genommen hatte, wußte ihn in die Ebene zu locken und schlug und tödtete ihn. Indeß konnten in der Folge die Isaurier, welche die Ausbrüche von Gallien’s Grausamkeit fürchteten, doch nicht durch alle mögliche menschenfreundliche Vorschläge der Kaiser zur Ruhe gebracht werden, und so gelten sie seit Trebellian für Barbaren, und ungeachtet ihr Land im Herzen des römischen Reiches liegt, so ist es von einer neuen Art von Wachen, wie einer Grenzwehr, eingeschlossen und wird nicht durch Menschen, sondern die Oertlichkeit geschützt. Denn sie sind weder schön von Wuchs, noch durch Tapferkeit gefährlich, noch mit Waffen versehen, noch in ihren Planen klug, sondern sie verdanken ihre Sicherheit einzig dem Umstande, daß sie in unzugänglichen Gebirgen wohnen: indeß dem göttlichen Claudius wäre es fast geglückt, sie aus ihren Wohnsitzen nach Kilikien zu versetzen, und er war gesonnen, um für die Folgezeit allen Empörungen vorzubeugen, ganz Isaurien einem seiner vertrautesten Freunde als Eigenthum zu überlassen.

Herennianus

27 Odenatus hinterließ bei seinem Tode zwei noch unerwachsene Söhne, den Herennianus und dessen Bruder Timolaus, unter deren Namen Zenobia sich die Regierung anmaßte und längere Zeit als eine Frau hätte sollen, sich im Besitze derselben behauptete. Sie ließ dieselben im Purpur der römischen Kaiser sich zeigen und neben sich vor dem versammelten Heere erscheinen, vor dem sie häufig [607] mit der Unbefangenheit eines Mannes auftrat und unter Andern der Dido, Semiramis und Kleopatra, der Letztern als ihrer Stammmutter, rühmend erwähnte. Ueber die Todesart dieser beiden Söhne Odenatus’ weiß man nichts Sicheres. Nach mehreren Nachrichten ließ Aurelian sie tödten, nach andern aber starben sie eines natürlichen Todes. Denn Nachkömmlinge der Zenobia befinden sich noch jetzt unter dem Adel zu Rom.

Timolaus

28 Was von seinem Bruder Denkwürdiges erzählt wurde gilt auch von diesem. Nur durch den Umstand unterscheidet er sich doch von seinem Bruder, daß er für die römische Litteratur so eingenommen war, daß er alles, was ihm sein Lehrer vortrug, sehr schnell faßte und ohne Zweifel einen der größten lateinischen Rhetoren hätte abgeben können.

Celsus

29 Nachdem Galliens, des Orients, ja auch des Pontus, Thrakiens und Illyrikums, während Gallienus in Garküchen, Bädern und bei Kupplern sich herumtrieb, Thronanmaßer sich bemächtigt hatten, veranlaßte auch die Afrikaner der Zuspruch des Vibius Passienus, des Proconsuls von Afrika, und des Fabius Pomponianus, des Befehlshabers der libyschen Grenzwehr, sich in der Person des Celsus einen Kaiser zu wählen, den sie mit dem Mantel der Göttin Urania schmückten. Celsus war früher Tribun gewesen, lebte aber jetzt im Privatstande auf seinen Gütern in Afrika, indeß seine Gerechtigkeitsliebe und sein hoher Wuchs ließen ihn des Thrones würdig erscheinen. Deshalb erwählte man ihn zum Kaiser, er war aber nur [608] sieben Tage im Besitze des Throns, als er auf Betrieb eines Frauenzimmers, Namens Galliena, einer Muhme des Kaisers Gallienus, getödtet wurde, daher ihm denn kaum unter den dunkeln Regenten ein Platz gebürt. Sein Leichnam wurde auf dringendes Begehren der dem Gallienus treugebliebenen Einwohner von Sicca den Hunden vorgeworfen, und seinem Bilde widerfuhr die neue Art von Beschimpfung, daß man es an ein Kreuz nagelte, unter dem Jubel des Volks, als wäre Celsus selbst an das Kreuz geschlagen.

Zenobia

30 Nun kann man sich nicht weiter schämen. Denn so weit war es mit der Zerrüttung des Reiches gekommen, daß während des liederlichen Lebens des Gallienus selbst Weiber auf’s Trefflichste regierten. Und zwar hatte eine Ausländerin, nämlich die schon oft erwähnte Zenobia, die sich der Abstammung von Kleopatra und den Ptolemäern rühmte, nach dem Tode ihres Gemahls Odenatus sich den kaiserlichen Purpur umgeworfen, als Dido22 gekleidet, mit einem Diadem geschmückt, und regierte im Namen ihrer beiden Söhne Herennianus und Timolaus länger als man von einem Weibe hätte vermuthen sollen. Die hochherzige Frau behauptete nämlich nicht blos unter Gallien’s Regierung, sondern auch unter der des von einem Kriege mit den Gothen in Anspruch genommenen Claudius ihre Herrschaft und wurde erst, und zwar nur mit Mühe, von Aurelianus besiegt, der sie zur Unterwerfung unter die Römer zwang und im Triumphe aufführte. Es ist noch ein Schreiben von Aurelian [609] vorhanden, worin dieser seiner Gefangenen volle Gerechtigkeit widerfahren läßt. Wie nämlich mehrere Stimmen tadelnd sich darüber äußerten, daß er, ein solcher Held, ein Weib gleich einem feindlichen Heerführer im Triumphe aufgeführt habe, erließ er ein Schreiben an den Senat und das römische Volk, worin er also sich rechtfertigt: „Ich höre, versammelte Väter, daß man mir den Vorwurf macht, daß ich mich durch den Triumph über Zenobia nicht als Mann betragen habe. Fürwahr, meine Tadler würden mir die gebürenden Lobsprüche nicht versagen, wenn sie wüßten, was für ein Weib Zenobia ist, wie klug in ihren Entwürfen, wie beharrlich in ihren Maßregeln, wie strenge gegen die Soldaten, wie freigebig, wenn die Umstände es erfordern, und wie ernst, wenn die Strenge es befiehlt. Ich kann in Wahrheit behaupten, daß es ihr Verdienst ist, daß Odenatus die Perser geschlagen und den Sapor zur Flucht genöthigt hat und bis nach Ktesiphon vorgedrungen ist. Ja, ich kann versichern, daß dieses Weib für alle Völker des Orients und Aegyptens ein solcher Gegenstand des Schreckens gewesen ist, daß weder die Araber, noch die Saracenen, noch die Armenier sich zu rühren wagten. Auch hätte ich ihr nicht das Leben geschenkt, wenn ich nicht gewußt hätte, daß sie dadurch, daß sie für sich oder ihre Söhne die Herrschaft über den Orient behauptete, dem römischen Staate sehr nützlich war. Mögen also jene, die überall zu tadeln finden, das Gift ihrer Zunge bei sich behalten. Denn wenn der Sieg und der Triumph über eine Frau unrühmlich ist, was werden sie dann erst von Gallienus sagen, zu dessen Schmach jene glorreich regiert hat? was von dem göttlichen Claudius, jenem tugendhaften und ehrwürdigen Heerführer, der, weil ihn selbst der Krieg mit den Gothen in Anspruch nahm, ihr zwar stillschweigend, aber klüglich zu regieren gewährt haben soll, um, während jene die Grenze des Orients schirmte, selbst um so unbesorgter [610] seine Entwürfe ausführen zu können?“ Dieses Schreiben beweist Aurelians hohe Achtung vor Zenobia. Ihre Keuschheit soll so groß gewesen sein, daß sie sich nie den Umarmungen ihres Gemahls überließ, als um Mutter zu werden. Nach einer einmaligen Umarmung enthielt sie sich einen Monat und wartete die Zeichen der Schwangerschaft ab; stellten sich diese nicht ein, so wiederholte sie den Versuch. An ihrem Hofe herrschte eine königliche Pracht, doch mehr nach persischer Sitte. Auch ließ sie sich gleich Persiens Königen anbeten: mit ihrer Tafel hielt sie es wie die römischen Kaiser. Vor den Heerversammlungen erschien sie mit einem Helm und in einem Purpurmantel, dessen unterster Saum mit Juwelen besetzt, vorn herunter aber mit einer Frauenzimmer-Agraffe von Perlenmutter23 befestigt war; ihre Arme trug sie dabei häufig entblößt. Ihr Gesicht hatte eine etwas dunkle bräunliche Farbe, ihre schwarzen Augen funkelten von einem gleichsam göttlichen Feuer und waren ungemein schön. Ihre Zähne waren so weiß, daß Manche sie für Perlen, nicht für Zähne hielten. Ihre Stimme war hell und männlich. Wo es die Umstände erforderten, bewies sie eine tyrannische Strenge, aber auch die Milde der besten Fürsten, wenn solche Menschenliebe erheischte. Sie war freigebig mit Klugheit, aber auch sparsamer mit ihren Schätzen als man es von einem Weibe hätte erwarten sollen. Sie bediente sich eines offenen, selten eines bedeckten Wagens, am häufigsten aber erschien sie zu Pferde. Häufig soll sie auch 3–4000 Schritte an der Spitze ihres Fußvolks marschiert sein. Nach Gold gierte sie gleich einem Hispanier. Obwohl sie sonst sehr mäßig war, so zechte sie doch häufig mit ihren Heerführern, sowie [611] auch mit Persern und Armeniern, und übertraf sie im Trinken. Bei ihren Gastmahlen erschien ein goldenes, mit Edelsteinen besetztes Tafelgeschirr, dergleichen auch Kleopatra gehabt hatte. Zu ihrer Bedienung hatte sie schon bejahrte Verschnittene, selten Mädchen. Ihre Söhne mußten lateinisch reden, daher sie denn auch griechisch mit Mühe oder selten sprachen. Zenobia selbst war zwar der lateinischen Sprache nicht ganz unkundig, doch solche zu sprechen zu schüchtern. Aegyptisch sprach sie vollkommen fertig. Die Geschichte Alexanders und des Orients kannte sie so genau, daß sie einen Auszug daraus verfertigt haben soll. Die römische Geschichte hatte sie in griechischer Sprache gelesen. Als sie nach ihrer Gefangennehmung vor Aurelian gebracht wurde, fragte sie dieser Kaiser: „Wie konntest du, Zenobia, es wagen, die römischen Kaiser so zu verhöhnen?“ Darauf soll sie entgegnet haben: „Dich, meinen Ueberwinder, erkenne ich für einen Kaiser. Den Gallienus aber und den Aureolus und die Uebrigen alle habe ich nicht für Kaiser gehalten. Mit der Victoria, weil ich sie mir ähnlich glaubte, hätte ich gewünscht den Thron zu theilen, wenn es die örtlichen Verhältnisse erlaubt hätten.“ Sie wurde nun also im Triumphe aufgeführt, und zwar mit einer Pracht, wie sie das römische Volk noch nie glänzender gesehen hatte. Zenobia war dabei mit ungemein großen Edelsteinen geschmückt, so daß ihr das Gewicht ihres Schmuckes drückend wurde, daher denn auch die Heldin zu wiederholten Malen still gestanden haben soll, weil ihr, wie sie sagte, die Schwere der Edelsteine zu lästig wurde. Ueberdieß trug sie an Hand und Füßen goldene Fesseln, auch hatte sie eine goldene Kette um den Hals; woran sie ein persischer Trabant führte. Aurelian schenkte ihr das Leben, und sie soll auf dem ihr geschenkten Gute bei Tibur, das noch jetzt Zenobia heißt und unweit des hadrianischen Palastes, und zwar des Platzes, der den Namen Concha [612] führt, mit ihren Söhnen wie eine Römerin von Stande gelebt haben.

Victoria

31 Victoria oder Victorina würde mit Recht keinen Platz in der Geschichte erhalten haben, wenn nicht Gallien’s Betragen bewirkt hätte, daß sogar Weiber für erwähnenswerth gehalten wurden. Wie nämlich Victoria sah, daß ihr Sohn und ihr Enkel von den Soldaten erschlagen, Postumus aber und weiter Lollianus und noch Marius, den die Soldaten zum Kaiser ausgerufen hatten, getödtet waren, forderte sie, um immer etwas Männliches zu unternehmen, den Tetricus, von dem ich oben gesprochen, zur Annahme des Purpurs auf. Ueberdieß machte sie sich auch dadurch bekannt, daß sie sich die Lagermutter nannte. Sie ließ bronzene, silberne und goldene Münzen schlagen, deren Stempel noch jetzt zu Treviri24 zu sehen ist. Uebrigens lebte sie nicht mehr lange, sondern sie wurde nach Einigen noch unter Tetricus getödtet, nach Andern aber starb sie eines natürlichen Todes. Dieß ist alles, was mir von den dreißig Thronanmaßern erwähnenswerth geschienen hat. Ich habe ihre Geschichte deswegen in Einem Bande umfaßt, damit ich nicht durch Anführung der kleinsten Umstände von jedem Einzelnen bei meinen Lesern einen widerwärtigen Ekel und unausstehliche Langeweile errege. Absichtlich habe ich dem Gallienus, diesem für den römischen Staat so verberblichen Ungeheuer, zum Hohne, mitten unter ihnen auch Weiber angeführt. Ich will jetzt noch zwei Thronanmaßer, die, weil sie einer andern Zeit angehören, [613] – der eine trat nämlich unter Maximin, der andere unter Claudius auf – so zu sagen überzählig sind, hinzufügen, um die Zahl von dreißig männlichen Thronanmaßern voll zu machen. Ich bitte dich, der du das schon geschlossene Buch in Empfang genommen hast, auch sie gut aufzunehmen und demselben beizufügen. Ich hatte im Sinne, sie, gleich wie ich diesem Buche den ältern Valens beigeführt habe, so hinter Claudius und Aurelianus unter die Kaiser, welche zwischen Tacitus und Diocletian sind, einzuschieben, allein meinem Mißgriffe hat deine größere Genauigkeit und Kenntniß in der Geschichte vorgebeugt. Ich danke dir daher, daß deine einsichtsvolle Güte zu der der Aufschrift dieses Bandes entsprechenden Vollständigkeit beigetragen hat. Niemand wird jetzt weiter im Tempel des Friedens25 sagen können, daß ich, wie man schon oft von mir hören konnte, unter den 30 Tyrannen Weiber oder, wie sie unter Spott und Gelächter sagen, Tyranninnen und Tyranniden habe auftreten lassen. Nun erhalten sie hier die vollständige Zahl dreißig aus minder bekannten geschichtlichen Urkunden. Denn Titus und Censorinus, von denen der Eine, wie schon gemeldet, unter Maximin, der Andere unter Claudius auftrat, wurden Beide von denselben Soldaten, die ihnen den Purpur umgelegt, erschlagen.

Titus

32 Dexippus berichtet, und auch Herodian und alle übrigen Geschichtschreiber erzählen, daß Titus, ein Tribun der Mauren, welchen Maximin außer Dienst gesetzt hatte, nach Einigen aus Furcht vor [614] einem gewaltsamen Tode, nach mehreren Andern aber nur mit Widerstreben und nur von den Soldaten dazu genöthigt als Kaiser aufgetreten, aber schon nach wenigen Tagen nach Bestrafung dieser von dem Consularen Magnus gegen Maximin veranstalteten Empörung von seinen eigenen Soldaten getödtet worden sei und seine ganze Regierung habe nur 7 Monate umfaßt. Titus hatte sich sowohl im Militar- als Civilfache ausgezeichnete Verdienste um den Staat erworben, war aber als Kaiser nicht glücklich. Einige Geschichtschreiber berichten, Titus sei von den armenischen Bogenschützen, welche, als dem Alexander zugethan, Maximin haßte und beleidigt hatte, zum Kaiser ausgerufen worden26. Indeß darf diese Verschiedenheit der Nachrichten von einem Manne, dessen Name kaum bekannt ist, nicht auffallen. Seine Gemahlin Calpurnia, eine tugendhafte und ehrwürdige Frau, stammte aus der Familie der Caesoniner, d. h. der Pisonen, und ward von unsern Vorfahren, weil sie nur einmal verheirathet gewesen, gleichsam als Priesterin unter den verehrungswürdigsten Frauen verehrt. Ihr vergoldetes Standbild, den äußern Theilen nach aus Marmor, den übrigen Theilen nach aber aus Holz bestehend, ist noch im Tempel der Venus zu sehen. Sie soll die Perlen der Kleopatra und eine silberne Schüssel von 100 Pfund, worauf die Geschichte ihrer Vorfahren abgebildet war und deren mehrere Dichter erwähnen, besessen haben. Doch es will mich bedünken als sei ich schon über Gebür weitläufig geworden. Allein was soll ich machen? Jedes Wissen gefällt sich gerne in vielen Worten. Ich gehe nun auf Censorinus über, einen Mann von edler Geburt, der aber nicht [615] sowohl zum Besten als zum Nachtheil des Staats sieben Tage lang Kaiser gewesen sein soll.

Censorinus

33 Censorinus, ein ächter Kriegsmann und in Senate von jeher in großem Ansehen, war zweimal Consul, zweimal prätorischer, dreimal Stadtpräfekt, einmal Proconsul, dreimal Consular, zweimal prätorischer, viermal ädilischer und dreimal quästorischer Legat, auch außerordentlicher Gesandter in Persien und Sarmatien gewesen. Während er nun nach Bekleidung aller dieser Ehrenstellen als ein Greis, der noch dazu wegen einer im persischen Kriege unter Valerian erhaltenen Wunde hinkte, auf seinem Landgute lebte, wurde er zum Kaiser ausgerufen und von den Spöttern Claudius27 genannt. Da er jedoch mit großer Strenge verfuhr, den Soldaten aber diese censorische Zucht unerträglich fiel, so wurde er von eben denselben, die ihn erhoben hatten, umgebracht. Sein Grabmal ist bei Bononia noch vorhanden. Es stehen auf demselben alle von ihm bekleidete Ehrenstellen mit großen Buchstaben, und die Inschrift schließt sich mit der Zeile: Glücklich in allem, nur sehr unglücklich als Kaiser. Seine Familie dauert noch fort, und zwar unter dem Namen der Censorine, doch begab sich aus Verdruß über die Verhältnisse zu Rom ein Zweig derselben nach Thrakien, ein anderer nach Bithynien. Auch sieht man noch ihren sehr schönen, an den flavischen28, dem Kaiser Titus, wie es heißt, einst zuständig gewesenen, anstoßenden Palast. [616] So hast du nun die vollständige Zahl von dreißig Thronanmaßern, über die du mit jenen Uebelwollenden, wiewohl aus guter Absicht, disputirtest. Du kannst nun Jedem das Buch, das weniger auf eine zierliche, als eine treue Darstellung Anspruch macht, in die Hand geben. Auch habe ich nicht schöne Rebensarten, sondern Thatsachen versprochen, ich, der ich die Bücher meiner Kaisergeschichte nicht selbst nieberschreibe, sondern diktire, und dieß mit der Eilfertigkeit diktire, auf welche du, wenn ich entweder etwas versprochen habe oder du etwas verlangst, dringst, so daß ich unmöglich zu Athem kommen kann. Ich gehe nun auf den Kaiser Claudius über, dessen Lebensbeschreibung ich seiner Verdienste wegen einen besondern, wiewohl nicht umfassenden Band, widmen zu müssen glaube. Ich werde derselben auch Nachrichten von seinem Bruder, einem ausgezeichneten Manne, beifügen, so daß der Leser diese so ehrwürdige und ausgezeichnete Familie wenigstens einigermaßen kennen lernen kann.

Anmerkungen

1 Man vgl. über dieselben die Abhandlung Manso’s über die 30 Tyrannen unter dem römischen Kaiser Gallienus, hinter seinem Leben Constantins.

2 Dux transrhenani limitis. Die Grenzgarden standen unter den Befehlen eines eigenen Oberfeldherrn, welcher zugleich auch das sämmtliche im Innern einer Provinz vertheilte Militär befehligte und mehrere Führer (duces limitis, limitanei) unter sich hatte. In jeder Provinz war aber gewöhnlich ein eigener Grenzcommandant bestellt, wie die bestimmten Ausdrücke der Alten: dux limitis raetici, transrhenani, pannonici etc. erweisen. Ein solcher Posten war von großer Wichtigkeit und verlieh hohe Würde.

3 Limes transrhenanus. Es war dieß eine aus Wall und Graben bestehende Linie, welche das Rheinuferland etwa von der Sieg oder Lahn an bis zum Untermain, und wiederum von da an querlaufend bis ungefähr nach Ingolstadt das Land zwischen Main und Donau bis zum Rhein hin einschloß. Spuren von dem erstern Theile der Linie finden sich noch heute in dem sogenannten Pfahlgraben, dessen Lauf über das Taunusgebirge und die nordwärts anstoßenden Höhen bis ins Neuwiedische sich nachweisen lassen; die Reste von letzterem Theile findet man an vielen Stellen im heutigen Franken und insbesondere in der sogenannten Teufelsmauer, einer alten Mauerlinie bei Phöring an der Donau. Die Linie selbst war hier und dort mit Wartthürmen versehen. Burgen und befestigte Städte lagen vor und hinter derselben, so wie auch quer durch das eingeschlossene Land bis zum Rhein- und Donauufer. Das von dem limes eingeschlossene Land wird häufig mit dem Namen agri decumates bezeichnet, von den Zehnten, den die Inhaber als Erbpacht bezahlten.

4 Eine Völkerschaft in Gallien, fast an der Rhone.

5 Die Actuarien bei den römischen Heeren hatten ungefähr dieselben Funktionen, wie die Proviantcommissäre neuerer Zeit.

6 Das jetzige Köln. Früher war diese Stadt ein unbedeutender Ort mit dem Namen Oppidum Ubiorum. Der Kaiser Claudius führte im J. 50. seiner Gemahlin Agrirpina zu Ehren, die hier geboren war. eine Colonie hieher, und nun nahm die Stadt zu, so daß sie in der Folge als die Hauptstadt des zweiten Germanien erscheint.

7 Dieß ist wohl kaum glaublich, da Münzen von ihm vorhanden sind.

8 So hieß eigentlich der Schmied, der das Ancile eilfmal nachmachte, um das rechte unkenntlich zu machen. Man nannte den Marius wohl nur durch eine Anspielung so.

9 Anstatt: suis cladibus recognoscant in Italia. Denique etc. lese ich mit Casaubonus: suis cladibus recognoscant. Efficiam denique etc.

10 J. Chr. 258. Statt Fuscus ist aber Tuscus zu lesen.

11 Sie fiel nach Eutrop 9,6 und Victors Kaisergesch. Cap. 33. bei Mursa (jetzt Essek), nach Zonaras 12,24 bei Sirmium (jetzt Mitrowitz) vor.

12 Hauptstadt von Dardanien, jetzt Uskub, Hauptstadt des gleichnamigen Sandschaks.

13 Unter den Kaisern war keinem siegreichen Feldherrn mehr der Triumph verstattet, sondern diese Ehre blieb dem Kaiser allein vorbehalten.

14 Anstatt: et cum factus esset invalidus Imperator lese ich mit Obrecht: et cum factus esset inde validus Imperator.

15 Sie führt über die Adda und ist noch jetzt unter dem verstümmelten Namen Ponterolo vorhanden.

16 Ich lese: Sed ad fata aut quantum in bellis unius valet fortitudo.

17 Durch die Verbindung seiner Tochter Tullia mit C. Piso.

18 Diese prächtigen Thermen waren in der sechsten Region Roms. Auf ihre Größe kann man schließen, wenn man bedenkt, daß einer von den 4 Thürmen, die auf jeder Ecke standen, die jetzige Kirche S. Bernardo ausmacht. Diocletian hatte den Bau unternommen, allein die Ausführung geschah erst unter Constantius und Galerius mit den dazu gehörigen Auszierungen. Auch waren es diese beiden Kaiser, welche diese Thermen unter dem Namen Diocletians einweihten.

19 Darunter sind wohl nur die Aethiopier zu verstehen, welche bei den Alten auch sonst Indier heißen.

20 Dieser Herennius Celsus war zu der Zeit, wo Pollio dieses schrieb, Statthalter von Aegypten und bat auf diesem Posten den Diocletian um das Consulat, und hatte also im Falle der Gewährung dieser Bitte die Ehre der Fascen erhalten.

21 Er ist von Virgil, und zwar Aeneide VI, 365.

22 Anstatt: habitu, donis ornata lese ich mit Salmasius: habitu Didonis ornata.

23 Anstatt: cyclade lese ich mit mehreren Handschriften und mit Salmasius: coclide.

24 Auch Augusta Trevirorum genannt, die Hauptstadt der Belgica prima, das heutige Trier.

25 In dem Tempel des Friedens war nicht blos eine Bibliothek, sondern es pflegen sich auch daselbst die Gelehrten zu wissenschaftlichen Gesprächen einzufinden.

26 Man vergleiche damit das eilfte Capitel im Maximin, wo aber dieser Titus unter dem Namen Tycus vorkommt.

27 Nämlich wegen seines Hinkens [claudicare] gaben sie ihm diesen Namen.

28 Statt: gentibus Flaviis lese ich aedibus Flaviis.