Septimius Severus

Ornament

Übersetzung

1 [213] Nach der Ermordung des Didius Julianus überkam das Reich Severus, aus der Stadt Leptis1 in Afrika gebürtig. Seine Vorfahren waren römische Ritter schon vor der allgemeinen Ertheilung des Bürgerrechts2 gewesen. Sein Vater hieß Geta, seine Mutter Fulvia Pia. Seine Oheime waren Marcus Agrippa und Severus, beide gewesene Consuln; sein mütterlicher Großvater Macer, und sein väterlicher Fulvius Pius. Severus wurde unter dem zweiten Consulate des Erucius Clarus und dem ersten des Severus3 den 8. April geboren. [214] In seiner ersten Jugend, bevor er noch in der lateinischen und griechischen Sprache, worin er in der Folge ausgezeichnete Kenntnisse sich erwarb, Unterricht erhielt, spielte er mit seinen Altersgenossen kein anderes Spiel als das Richterspiel, da er denn sich die Fascen mit den Beilen vortragen ließ und im Kreise der um ihn hermstehenden Knaben da saß und recht sprach. In seinem 18. Jahre hielt er öffentlich Uebungsreden. Später begab er sich seiner wissenschaftlichen Ausbildung wegen nach Rom und erhielt daselbst auf seine Bitte durch die Verwendung eines seiner Anverwandten, des Septimius Severus, der schon zweimal Consul gewesen, von dem göttlichen Marcus die Senatorswürde. Bei seiner Ankunft in Rom traf er seinen Hauswirth, wie er gerade das Leben des Kaisers Hadrian las, was denn Severus als ein Vorzeichen seines künftigen Glückes aufgriff. Doch hatte er auch noch eine andere Vorbedeutung seiner Gelangung zum Reiche. Als er einst zur kaiserlichen Tafel eingeladen statt in der Toga im Mantel erschien, so gab man ihm die Gerichtstoga des Kaisers selbst. In derselben Nacht träumte ihm, er werde, ein Romulus oder Remus, von einer Wölfin gesäugt. Auch setzte er sich einst, ohne zu wissen daß es verboten sei, auf den kaiserlichen Sitz, den ein Diener aus Versehen hingestellt hatte. Einmal wand sich auch, als er in einer Herberge schlief, eine Schlange um seinen Kopf und gieng, als seine Diener erwachten und ihm zuriefen, von ihm, ohne ihm etwas zu leide zu thun.

2 Severus hatte eine sturmbewegte Jugend, die sich nicht immer rein von Verbrechen erhielt. So wurde er des Ehebruchs angeklagt, von dem Proconsul Julianus aber, dessen Nachfolger im Proconsulat, Amtsgenosse im Consulat und Nachfolger auf dem Throne er war, freigesprochen. Als Quästor entwickelte er eine große Thätigkeit, da er von Natur zu Allem äußerst geschickt [215] war.4 Sodann erhielt er als Kriegsquästor Bätica5, von wo er sich nach Afrika begab, um nach dem Tode seines Vaters seine häuslichen Angelegenheiten zu ordnen. Während er in Afrika sich aufhielt, wurde ihm statt Bätica Sardinien übertragen, weil die erstere Provinz von den Mauren verheert wurde. Nach seiner Quästur in Sardinien wurde er Legat bei dem Proconsul in Afrika. Während er diese Stelle bekleidete, geschah es, daß, wie er unter Vortragung der Fascen ausgieng, einer seiner Landsleute aus Leptis, ein gewöhnlicher Bürger, ihn als einen alten Kameraden umarmen wollte. Allein Severus ließ ihn prügeln und dabei durch den Herold ausrufen: Hüte dich in Zukunft als ein gemeiner Mann einen Legaten des römischen Volks nur so zu umarmen! Daher kommt es, daß auch die Legaten, die vorher zu Fuße gegangen, sich eines Wagens bedienten. Damals befragte Severus, voll unruhiger Neugierde, in einer afrikanischen Stadt einen Wahrsager, der, als er aus der ihm gegebenen Geburtsstunde außerordentliche Dinge wahrnahm, zu ihm sagte: deine Geburtsstunde will ich, nicht die eines Andern, und als Severus ihm betheuerte, er habe ihm die seinige angegeben, ihm seine ganze Zukunft enthüllte.

3 Das Volkstribunat erhielt er durch die Gunst des Marcus und bekleidete dasselbe mit großer Strenge und Genauigkeit. Damals vermählte er sich mit der Marcia, von welcher er zwar in der [216] Geschichte seines Privatlebens6 schweigt, der er aber in der Folge als Kaiser Bildsäulen errichten ließ. Zweiunddreißig Jahre alt wurde Severus von Marcus zum Prätor ernannt, indeß nicht aus der Zahl der Candidaten7, sondern unter der Menge der übrigen Mitbewerber. Hierauf wurde er nach Hispanien geschickt, wo er verschiedene Träume hatte. Zuerst träumte ihm, er solle den bereits verfallenden Tempel des Augustus zu Tarracona wieder herstellen; sodann, er sehe von der Spitze eines sehr hohen Berges herab auf das römische Reich und auf Rom selbst, und die Provinzen des Reichs führten mit Gesängen, Lauten und Flöten ein Concert auf. Die Volksspiele gab er in seiner Abwesenheit. Sodann bekam er den Oberbefehl über die vierte skythische Legion in der Gegend von Massilia8. Hierauf besuchte er Athen, um seine Kenntnisse zu bereichern und sich einweihen zu lassen, sowie um die dortigen Werke der Kunst und die Alterthümer kennen zu lernen. Einige ihm von den Athenern zugefügte Beleidigungen brachten ihn so sehr gegen diese auf, daß er noch als Kaiser durch Schmälerung ihrer Vorrechte [217] Rache übte. Auf dieß erhielt er die Statthalterschaft des lugdunensischen Gallien.9 Da er nach dem Tode der Marcia sich mit einer zweiten Frau zu verbinden wünschte, so forschte er, auch selbst der Sterndeuterei kundig, nach der Nativität seiner künftigen Braut, und wie er erfuhr, daß eine weibliche Person in Syrien vermöge ihres Horoskops zum Throne bestimmt sei, so warb er um dieselbe – es war aber die Julia – und erhielt durch die Vermittlung seiner Freunde die Hand. Es stand nicht lange an, so machte sie ihn zum Vater.

4 Die Liebe der Gallier erwarb sich Severus durch seine Strenge, seine Ehrenhaftigkeit und seine Uneigennützigkeit in einem höheren Grade als irgend ein Anderer. Nach der Verwaltung überkam er mit der Gewalt und Würde eines Proconsuls die Statthalterschaft über beide Pannonien10, sodann durch das Loos das Proconsulat in Sicilien. Mittlerweile wurde ihm zu Rom ein zweiter Sohn geboren, aber er selbst auch angeklagt, in Sicilien Wahrsager und Sterndeuter wegen der künftigen Thronbesetzung befragt zu haben, jedoch von den prätorischen Präfecten, die ihn hatten verhören sollen, weil Commodus bereits sich verhaßt machte, losgesprochen, sein Ankläger dagegen gekreuzigt. Sein erstes Consulat, das ihm Commodus unter einer großen Anzahl von Mitbewerbern übertrug, bekleidete [218] er mit Appuleius Rufinus. Nach demselben blieb er fast ein ganzes Jahr zu Rom ohne Anstellung. Hierauf erhielt er auf die Empfehlung des Lätus den Heerbefehl in Germanien. Ehe er dorthin abreiste, kaufte er sich weitläuftige Gärten, während er bis dahin nur eine sehr unscheinbare Wohnung zu Rom und ein einziges Landgut gehabt hatte. Eines Tages hielt Severus in diesen Gärten mit seinen Söhnen, auf dem Boden liegend, ein frugales Mahl, und der ältere, damals fünfjährig, vertheilte unter die Knaben, die mit ihm spielten, mit gar freigebiger Hand von dem auf den Tisch gesetzten Obste. Wie nun sein Vater ihm dieß mit den Worten verwies: gieb etwas sparsamer; denn du hast keine königlichen Schätze, entgegnete der fünfjährige Knabe: Aber ich werde solche bekommen. In Germanien angekommen, erwarb sich Severus auf seinem Posten solche Verdienste, daß er seinen schon vorher berühmten Namen noch gefeierter machte. Bis hierher geht die kriegerische Laufbahn des Severus, ehe er zum Reiche gelangte.

5 Wie aber die Nachricht einlief, daß Commodus getödtet worden sei und daß Julianus zur allgemeinen Unzufriedenheit den Thron einnehme, so wurde Severus von den Legionen in Germanien auf vieles Zureden, wiewohl gegen seinen Willen, zu Carnutum11, den 13. August12, zum Kaiser ausgerufen. Severus gab jedem Soldaten [219] 1000 Sestertien13, eine Summe, wie sie bisher noch kein Kaiser gegeben hatte. Nachdem er in den Provinzen, die er in seinem Rücken ließ, die nöthigen Sicherheitsmaßregeln getroffen, setzte er sich gegen Rom in Marsch, auf dem sich Alles, wohin er kam, unterwarf. Bereits hatten auch die Legionen in Illyricum und in Gallien, von ihren Befehlshabern dazu genöthigt, auf seinen Namen geschworen. Denn überall wurde er als Rächer des Pertinax aufgenommen. Zugleich aber wurde Septimius Severus auf Julians Geheiß vom Senat für einen öffentlichen Feind erklärt und im Namen dieses Körpers Abgeordnete an das Heer geschickt, mit der Aufforderung an die Soldaten, sie sollten ihn auf Befehl des Senats verlassen. Severus wurde zwar Anfangs, als er hörte, daß die Abgeordneten mit Einstimmung des ganzen Senats abgeschickt worden seien, von großen Besorgnissen erfüllt, später aber wußte er es durch deren Bestechung dahin zu bringen, daß sie vor dem Heere zu seinen Gunsten redeten und auf seine Seite übertraten. Auf die Nachricht von diesem Vorfall ließ Julian einen Senatsbeschluß abfassen, vermöge dessen er und Severus die Regierung gemeinschaftlich führen sollten. Es ist ungewiß, ob es dem Julian wirklich damit Ernst war oder ob er es aus List that. Wenigstens hatte er schon früher einige Männer, von denen bekannt war, daß durch ihre Hand mehrere Feldherren ermordet worden, abgeschickt, um sowohl den Severus als den Niger aus dem Wege zu räumen, welcher Letztere ebenfalls, von den syrischen Legionen dazu aufgefordert, sich für unabhängig erklärt hatte. Allein Severus entgieng den Nachstellungen derer, welche Julian zu seiner Ermordung abgeschickt hatte und stellte an die Prätorianer das schriftliche [220] Ansinnen, denselben entweder zu verlassen oder zu tödten. Man gehorsamte ohne Verzug. Julian wurde im Palaste getödtet und Severus nach Rom eingeladen. So bedurfte es – ein Glück, wie es noch nie Jemandem zu Theil geworden – von Seiten des Severus nur eines Winkes, um Sieger zu sein und an der Spitze eines Heeres nach Rom zu ziehen.

6 Als nach dem Tode Julians Severus immer noch, als zöge er durch Feindesland, in förmlichem Lager unter Zelten campirte, schickte der Senat hundert Männer aus seiner Mitte an ihn ab, um ihn zu begrüßen und nach Rom einzuladen. Diese trafen ihn zu Interamna14, wo er sie, nachdem er sie vorher hatte durchsuchen lassen, ob sie nicht etwa Dolche bei sich trügen, in völliger Rüstung inmitten von Bewaffneten empfieng. Den folgenden Tag erschien die ganze Hofdienerschaft vor ihm. Severus ließ jedem der Abgeordneten 90 Goldstücke geben und schickte nach Rom voraus, ertheilte aber jedem, der wollte, die Erlaubniß bei ihm zu bleiben und in seinem Gefolge nach Rom zurückzukehren. Er ernannte auch sogleich den Flavius Juvenalis, den auch Julianus zum dritten prätorischen Präfect sich gesetzt hatte, zum prätorischen Präfecten. Mittlerweile herrschte zu Rom unter Soldaten und Bürgern eine unbeschreibliche Angst, da sie den Severus, den sie für einen Feind erklärt hatten, mit den Waffen in der Hand gegen sich anrücken sahen. Dazu kam noch, daß Severus die Nachricht erhalten hatte, daß Pescennius Niger von den Legionen in Syrien zum Kaiser ausgerufen worden sei, dessen Edicte und Schreiben an Senat und Volk er durch besonders dazu abgeschickte Leute auffangen ließ, um ihren öffentlichen Anschlag und ihre Vorlesung im Senate unmöglich zu machen. Um dieselbe Zeit [221] dachte Severus darauf, den Clodius Albinus, dem bereits die Cäsarwürde und die Thronfolge von Commodus ertheilt worden war, zu seinem Nachfolger zu ernennen. Allein da er selbst diejenigen fürchtete, von denen er sonst eine gute Meinung hatte, so schickte er den Heraclitus ab, um sich Britanniens zu bemächtigen15, und den Plautian, um sich der Kinder des Severus zu versichern. Bei seiner Ankunft zu Rom gab er den Befehl, daß die Prätorianer in ihrer Staatskleidung vor ihm unbewaffnet erscheinen sollten und so berief er sie vor sein Tribunal, während Bewaffnete sie von allen Seiten umstellten.

7 Severus hielt hierauf seinen Einzug in Rom und begab sich in voller Rüstung an der Spitze bewaffneter Krieger auf das Capitolium und sodann ebenso in den Kaiserpalast, wobei die den Prätorianern abgenommenen Feldzeichen gesenkt, nicht aufrecht, vor ihm hergetragen werden mußten. Auf dieß schlugen die Soldaten durch die ganze Stadt hin in Tempeln, Säulenhallen und kaiserlichen Gebäuden wie in gemeinen Herbergen ihre Wohnung auf. Ein solches Einrücken des Severus in Rom erregte ebenso viel Entrüstung als Schrecken. Der Soldat nahm Alles ohne zu bezahlen und drohte mit Plünderung der Stadt. Am folgenden Tage kam Severus nicht nur mit Soldaten, sondern auch seinen Freunden, und zwar sämmtlich bewaffnet, in den Senat. Hier erklärte er sich über die Gründe, die ihn zur Annahme des Purpurs bewogen und brachte unter Anderem vor, daß Julian mehrere bekannte Mörder von Feldherren zu seiner Ermordung abgeschickt habe. Er erzwang auch einen Senatsbeschluß des Inhalts, es solle kein Kaiser einen Senator ohne Wissen des Senates tödten lassen können. Allein während er sich in der [222] Curie befand, forderten seine Soldaten von dem Senate mit aufrührerischem Geschrei 10000 Sestertien für den Mann, weil ehemals die Truppen, welche den Augustus Octavianus nach Rom geführt, eben so viel bekommen hatten16. So sehr sie auch Severus zu beschwichtigen suchte, so vermochte er es doch nicht; er konnte sie erst zum Weggehen bewegen, als er sie durch das Versprechen eines reichlichen Geschenks beruhigt hatte. Hierauf veranstaltete Severus dem Bilde des Pertinax ein kaiserliches Leichenbegängniß und ließ ihn unter die Götter versetzen, verordnete ihm auch einen Eigenpriester nebst der helvianischen Brüderschaft, die sonst die marcianische geheißen hatte, und nahm selbst den Namen Pertinax an, den er jedoch in der Folge auf Anrathen seiner Freunde17 wieder ablegte.

8 Nunmehr bezahlte Severus seine Schulden, steuerte seine beiden Töchter aus und verheiratete sie an den Probus und Aetius. Ersterem trug er die Präfectur von Rom an, welche derselbe aber ausschlug, mit den Worten: Präfect zu sein dünke ihm eine geringere Ehre als des Kaisers Eidam. Seine beiden Schwiegersöhne ernannte er unverzüglich zu Consuln machte sie zu reichen Männern. Den folgenden Tag erschien Severus im Senate, beschwerte sich über die Freunde Julians und bestrafte sie mit Vermögenseinziehung und Tod. Mit der Rechtspflege beschäftigte er sich sehr eifrig. Die von den Provincialen angeklagten Beamten bestrafte er, wenn die Klage sich als gegründet erwies, strenge. Für den Getreidevorrath, den er höchst unbedeutend vorgefunden hatte, sorgte er so angelegentlich, daß er bei seinem Tode dem römischen Volk Getreide auf sieben Jahre hinterließ. [223] Nunmehr trat er seine Heerfahrt nach dem Oriente an, um die dortigen Verhältnisse zu ordnen, ohne daß er sich bisher öffentlich über Niger geäußert hätte. Doch hatte er schon einige Legionen nach Afrika geschickt, damit nicht Niger von Libyen18 und Aegypten her sich zum Herrn von Afrika mache und durch Zurückhaltung der Lebensmittel das römische Volk in Noth versetze. Den Domitius Dexter ließ er anstatt des Bassus als Stadtpräfecten zu Rom und trat seinen Zug einen Monat nach seinem Einrücken in Rom an. Kaum war er bis Saxarubra gekommen19, als er mit einem sehr heftigen Aufstande seines Heeres wegen des Lagerplatzes zu kämpfen hatte. Hier kam auch sein Bruder Geta ohne Verzug zu ihm, den er aber, obgleich derselbe ganz andere Hoffnungen hegte, in der Verwaltung seiner Provinz fortfahren hieß. Die zu ihm gebrachten Kinder des Niger behandelte er mit derselben Rücksicht, wie seine eigenen. Um dem Niger in der Besetzung von Griechenland und Thrakien zuvorzukommen, hatte Severus eine Legion vorausgeschickt; allein dieser war bereits Herr von Byzantium. Niger suchte sich auch der Stadt Perinthus20 zu bemächtigen und tödtete sehr viele Soldaten, allein er wurde deßhalb nebst dem Aemilianus für einen Feind erklärt. Seine Vorschläge zu gemeinschaftlicher Regierung wies Severus mit Verachtung zurück: doch versprach er ihm, wenn er wolle, einen sichern Aufenthaltsort [224] außerhalb Italien, allein dem Aemilianus wollte er nicht verzeihen. Der Letztere erlitt hierauf im Hellespont durch die Feldherren des Severus eine Niederlage und floh zuerst nach Kyzikus, hierauf aber in eine andere Stadt, wo er auf ihren Befehl getödtet wurde. Auch Nigers Truppen wurden von eben denselben Feldherren geschlagen.

9 Auf die davon erhaltene Nachricht schrieb Severus Pertinax an den Senat so wie wenn der ganze Krieg geendigt wäre. Sodann lieferte er dem Niger selbst eine Schlacht, tödtete ihn bei Kyzikus und ließ seinen Kopf auf einem Speere umhertragen21. Nun verbannte er die Kinder des Niger, die er gleich seinen eigenen hatte behandeln lassen, nebst ihrer Mutter, und benachrichtigte den Senat von seinem Siege. Doch wurde von allen Senatoren, die es mit Niger gehalten hatten, nur Einer am Leben gestraft. Ueber die Antiochener war Severus sehr aufgebracht, theils weil sie über ihn während seiner Statthalterschaft im Orient sich lustig gemacht, theils weil sie den Niger mit Lebensmitteln unterstützt hatten, weßhalb er sie auch wieder ihrer Vorrechte beraubte. Den Einwohnern von Neapolis22 in [225] Palästina nahm er das Bürgerrecht, weil sie für Niger lange die Waffen getragen hatten. Ueberdieß bestrafte er, Mitglieder des Senats ausgenommen, nicht nur viele andere einzelne Männer, die es mit Niger gehalten hatten, sondern ließ auch manche Städte ihre Theilnahme an Nigers Partei hart und theuer büßen. Diejenigen Senatoren, welche als Heerführer oder Tribunen unter Niger gedient hatten, ließ er tödten. Hierauf führte er in Arabien mehrere Thaten aus und bezwang die Parther und Adiabener23, welche es insgesammt mit Pescennius gehalten hatten. Dieser Thaten wegen wurde ihm ein Triumph zuerkannt und ihm die Beinamen Arabicus, Adiabenicus und Parthicus gegeben: allein den Triumph lehnte er ab, um den Schein zu vermeiden, als triumphire er wegen eines über Bürger erhaltenen Sieges, so wie er auch, um nicht die Parther zu reizen, den Titel Parthicus zurückwies.

10 Wie Severus aus dem Bürgerkriege mit Niger nach Rom zurückkehrte, erhielt er die Nachricht von einem neuen Bürgerkriege mit Clodius Albinus, der in Gallien sich zum Kaiser aufgeworfen hatte. Dieß war die Ursache, daß er nachher die Kinder des Niger mit ihrer Mutter tödten ließ. Severus erklärte alsbald den Albinus, sowie alle diejenigen, welche vertraut an ihn geschrieben oder ihm so geantwortet hatten, für Feinde des Staats. Auf seinem Heerzuge gegen Albinus ernannte er zu Viminacium24 seinen älteren Sohn [226] Bassianus zum Cäsar und gab ihm den Namen Aurelius Antoninus, um seinem eigenen Bruder Geta alle Hoffnung zum Throne, die er sich gemacht hatte, abzuschneiden. Antoninus nannte er aber seinen Sohn deßwegen, weil ihm geträumt hatte, ein Antoninus werde sein Nachfolger sein. Dieß war auch, wie Einige glauben, der Grund, warum er auch dem Geta25 diesen Namen gab, um auch diesen zu seinem Nachfolger zu haben. Einige glauben, jener sei deßwegen Antoninus genannt worden, weil Severus selbst in des Marcus Familie habe adoptirt sein wollen. Anfänglich waren des Severus Feldherren unglücklich gegen die des Albinus. Dadurch in Sorgen gesetzt, befragte Severus pannonische Wahrsager. Von diesen erfuhr er, er werde zwar Sieger sein, aber sein Gegner weder in seine Gewalt kommen, noch entrinnen, sondern neben einem Wasser seinen Tod finden. Bald darauf verließen den Albin viele seiner Freunde und mehrere seiner Heerführer wurden gefangen, welche letztere Severus zur Strafe zog.

11 Nach verschiedenen von wechselndem Glücke begleiteten Vorfällen in Gallien kämpfte zuerst Severus bei Trinurtium26 mit dem glücklichsten Erfolge wider Albinus, wiewohl er durch den Sturz seines Pferdes in die größte Gefahr gerieth, so daß man ihn von einer Bleikugel getödtet glaubte und das Heer beinahe schon zur Wahl eines andern Kaisers schreiten wollte. Als Severus um diese Zeit die Senatsverhandlungen über ein dem Clodius Celsinus, einem Verwandten des Albinus aus Adrumetum, zu ertheilendes Lob zu lesen bekam, so verordnete er, voll Zorns auf den Senat, der, wie er [227] glaubte, dem Albinus sich dadurch gefällig bezeigen wollte, daß Commodus den Göttern beigezählt werden solle, gleich als könnte er sich dadurch am Senate rächen. Er selbst war der Erste, der vor den Soldaten dem Commodus den Beinamen des Göttlichen gab. Dies schrieb er an den Senat und legte einen Bericht von seinem Siege bei. Sodann ließ er die Leichname der im Kampfe gefallenen Senatoren in Stücke hauen. Dem Albinus, der noch nicht ganz todt vor ihn gebracht wurde, ließ er den Kopf abschlagen und schickte ihn, von einem Schreiben begleitet, nach Rom. Albinus war den 18. Febr. besiegt worden. Seinen Rumpf ließ Severus vor seiner eigenen Wohnung zur Schau ausstellen und zerstücken. Ueberdieß sprengte er mit seinem Pferde über Albins Leichnam hin und spornte dasselbe, wie es scheute und sich bäumte, daß es sich keck darauf herum tummelte. Einige Geschichtschreiber wissen noch, Severus habe den Leichnam Albins, sowie dessen getödtete Frau und Kinder in den Rhodanus werfen lassen.

12 Nun wurden unzählige Personen von der Partei des Albinus, worunter sich viele der angesehensten Männer und viele vornehme Frauen befanden, getödtet und das Vermögen Aller zum Besten der Staatskasse eingezogen. Damals fand auch eine große Anzahl hispanischer und gallischer Edler ihren Tod. Nun gab Severus seinen Soldaten den höchsten Sold, den je ein Kaiser gegeben hatte. Auch seinen Söhnen hinterließ er aus diesen Vermögenseinziehungen größere Schätze als noch je ein Kaiser, besonders da er schon seit seiner Thronbesteigung ansehnliche Summen Goldes aus Gallien, Hispanien und Italien zusammengebracht hatte. Damals ward zuerst eine Verwaltung des kaiserlichen Privatvermögens27 errichtet. [228] Noch nach Albins Tode wurden viele seiner ihm treu gebliebenen Anhänger mit Waffengewalt überwältigt. Um dieselbe Zeit lief auch die Nachricht ein, die arabische Legion habe sich für Albinus erklärt. Da bestrafte Severus die Empörung des Albinus mit der äußersten Strenge, ließ eine Menge seiner Anhänger hinrichten, seine ganze Familie ausrotten und kam höchst aufgebracht über Senat und Volk nach Rom. Dem Commodus hielt er vor dem Senat und Volk Lobreden, nannte ihn einen Gott und sagte, nur niederträchtige Menschen hätten diesen Fürsten hassen können, kurz man sah deutlich, daß er offenbar rasete. Sodann sprach er weitläufig von seiner Gelindigkeit, da er doch höchst grausam gewesen war und die sogleich anzuführenden Senatoren hatte tödten lassen.

13 Die Namen der Edlen aber, die er unverhörter Sache tödten ließ, sind folgende: Mummius Secundinus, Asellius Claudianus, Claudius Rufus, Vitalius Victor, Papius Faustus, Aelius Celsus, Julius Rufus, Lollius Professus, Arunculejus Cornelianus, Antoninus Balbus, Postumius Severus, Sergius Lustralis, Fabius Paulinus, Nonius Gracchus, Mustius Fabianus, Casperius Agrippinus, Cejonius Albinus, Claudius Sulpicianus, Memmius Rufinus, Casperius Aemilianus, Coccejus Verus, Erucius Clarus, Lucius Stilo, Clodius Rufus, Egnatulejus Honoratus, Petronius Junior, die Pescennier Festus, Neratianus, Aurelianus, Materianus, Iulianus [229] und Albinus, die Cerellier Macrinus, Faustinianus und Julianus, sodann Herennius Nepos, Sulpitius Canus, Valerius Catulinus, Novius Rufus, Claudius Arabianus und Marcus Asellio. Und der Mörder so vieler und so erlauchter Männer (denn viele darunter waren Consuln, manche Prätoren, alle in jedem Falle vom höchsten Stande gewesen) wird von den Afrikanern als ein Gott verehrt. Den Cincius Severus beschuldigte er, er habe ihn vergiften wollen, und ließ ihn so tödten.

14 Hierauf ließ Severus den Narcissus, der den Commodus erwürgt hatte, den Löwen vorwerfen. Ueberdieß wurden außer den im Kriege Umgekommenen noch viele andere geringere Leute auf seinen Befehl hingerichtet. Um sich sodann wiederum beim Publicum beliebt zu machen, ließ er den Fiscus das Postwesen von den Privatpersonen übernehmen. Hierauf mußte der Senat seinen Sohn Bassianus Antoninus als Cäsar begrüßen und ihm die kaiserlichen Ehrenzeichen28 zuerkennen. Wie es vom parthischen Krieg wiederum stille geworden war, errichtete er für sich29 seinem Vater, seiner Mutter, seinem Großvater und seiner ersten Gemahlin Standbilder. Auf den Plautianus, seinen besten Freund, warf er, als er dessen Aufführung erfuhr, einen solchen Haß, daß er ihn einen Feind des Staats nannte, seine Bildsäulen niederwerfen ließ und ihn dadurch im ganzen Reiche auf die empfindlichste Weise beschimpfte. Hauptursache dieses Zornes war, daß Plautianus unter die Bildsäulen der Verwandten und Angehörigen des Severus auch seine eigene gesetzt hatte. Den Einwohnern Palästina’s erließ Severus die Strafe, in die sie wegen ihrer Anhänglichkeit an Niger verfallen waren. Später versöhnte [230] er sich wieder mit Plautianus, zog mit ihm wie im Triumphe in die Stadt ein und auf das Capitol hinauf, ließ ihn aber doch in der Folgezeit tödten. Seinem jüngeren Sohne Geta legte er die männliche Toga an und vermählte seinen ältern mit der Tochter des Plautianus. Wer diesen einen Feind des Staats genannt hatte, wurde deportirt. So ist alles in der Welt wie nach einem Naturgesetze dem Wechsel unterworfen. Hierauf ernannte er seine Söhne zu Consuln und hielt seinem Bruder Geta das Leichenbegängniß. Auf dieß trat er seine Heerfahrt gegen die Parther an, nachdem er noch dem Volke ein Fechterspiel und eine Spende gegeben hatte. Mittlerweile ließ er aber auch Viele theils aus gegründeten theils ungegründeten Ursachen tödten. Mehrere wurden verurtheilt, weil sie gescherzt, Andere, weil sie geschwiegen, wieder Andere, weil sie sich anzügliche Anspielungen erlaubt hatten, z. B. er sei ein Herrscher der seinen Namen mit Recht führe, ein wahrer Pertinax, ein wahrer Severus.

15 Es war übrigens allgemeine Meinung, Septimius Severus bekriege die Parther ganz ohne Noth blos aus Ruhmsucht. Nachdem er das Heer von Brundusium übergeführt hatte, setzte er seinen Marsch bis nach Syrien fort und brachte die Parther zum Weichen. Indeß später gieng er nach Syrien zurück, um weitere Rüstungen zu machen und seine Waffen nach Parthien zu tragen. Mittlerweile setzte Severus auf den Rath des Plautianus die Verfolgung gegen die noch übrigen Anhänger des Pescennius fort und behandelte selbst einige seiner Freunde so als hätten sie ihm nach dem Leben getrachtet. Viele ließ er auch unter der Beschuldigung, sie hätten die Chaldäer oder Wahrsager wegen der Dauer seines Lebens befragt, hinrichten. Namentlich war ihm Jeder, der der Regierung fähig schien, verdächtig, und dieß weil seine beiden Söhne noch sehr [231] jung waren, worauf sich auch, wie er glaubte oder erfahren hatte, diejenigen, welche sich das Reich versprachen, beriefen. Nachdem eine Anzahl getödtet war, entschuldigte sich Severus und behauptete, das Geschehene sei ohne seinen Befehl geschehen, und dieß, wie Marius Maximus berichtet, namentlich in Betreff des Lätus. Als ihn seine Schwester aus Leptis, welche kaum lateinisch sprechen konnte30, besuchte, schämte sich Severus ihrer so sehr, daß, nachdem er ihrem Sohne die Senatorswürde und ihr selbst viele Geschenke gegeben, er ihr die Rückkehr in ihr Vaterland befahl, und zwar mit ihrem Sohne, der bald darauf starb.

16 Der Sommer neigte sich bereits zu Ende als Severus in Parthien einfiel. Er schlug den Partherkönig, erschien vor Ktesiphon31 und nahm diese Stadt, als beinahe schon Winter war, eine Jahreszeit, welche in diesen Gegenden für das Kriegführen die bessere ist. Da aber seine Soldaten von Wurzeln leben mußten und dadurch unwohl wurden und erkrankten, namentlich durch die ungewohnte Nahrung die rothe Ruhr entstand und auch die Parther Widerstand leisteten, so war zwar ein weiteres Vordringen für Severus unmöglich, allein er hielt doch aus, eroberte die Stadt, brachte den Partherkönig zum Weichen und tödtete eine große Anzahl Feinde, und erhielt daher den Beinamen Parthicus. [232] Wegen dieser ruhmvollen Thaten riefen die Soldaten den Bassianus Antoninus, der bereits zum Cäsar ernannt, aber erst dreizehn Jahre alt war, zum Mitregenten aus, dessen jüngern Bruder aber zum Cäsar und nannten, wie die meisten Schriftsteller erzählen, den Letztern zugleich Antoninus. Wegen dieser seinen Söhnen ertheilten Ehrennamen gab Severus dem Heere ein sehr reiches Geschenk und überließ den Soldaten, was sie eigentlich damit bezweckten, die ganze Beute der feindlichen Stadt. Auf dieß kehrte Severus als Sieger nach Syrien zurück, lehnte aber den Triumph über die Parther, welchen der Senat ihm zuerkannte, aus dem Grunde ab, weil er wegen der Gicht nicht aufrecht im Wagen stehen konnte. Indeß gestattete er seinem Sohne, dem der Senat wegen der von Severus auch in Syrien erfochtenen Siege einen jüdischen Triumph32 zuerkannt hatte, zu triumphiren. Wie Severus nach Antiochien kam, legte er seinem Sohne die männliche Toga an und ernannte ihn zu seinem Amtsgenossen im Consulate, das sie alsbald in Syrien antraten. Nachdem er hierauf den Soldaten ihren Sold bedeutend erhöht hatte, begab sich Severus nach Alexandrien.

17 Auf seiner Reise gab er den Einwohnern Palästina’s sehr viele neue Gesetze. Er verbot bei schwerer Strafe ein Jude zu werden; dasselbe Verbot erließ er auch in Betreff der Christen33. [233] Den Alexandrinern, welche bisher wie unter den Königen ohne einen öffentlichen Rath gewesen waren und sich mit einem vom Kaiser ernannten Richter34 hatten begnügen müssen, gab er das Recht eines eigenen Senats und traf überdieß mehrere Abänderungen in ihrer Verfassung. Noch in späteren Jahren äußerte Severus häufig, wie viel Vergnügen ihm diese Reise nach Aegypten gemacht habe wegen der daselbst üblichen Verehrung des Gottes Serapis und wegen der mancherlei ungewöhnlichen Thiere und Gegenden. Er hatte nämlich Memphis35, den Memnon36, die Pyramiden und das Labyrinth37 in genauen Augenschein genommen. Weil indeß die Herzählung des minder Wichtigen zu weit führen würde, so will ich nur das als rühmlich von ihm berichten, daß er nach der Besiegung und dem Tode des Julianus die prätorianischen Cohorten abdankte, den Pertinax gegen den Willen des Heers unter die Götter versetzte, und die Verordnungen des Salvius Julianus für ungültig erklärte, welches letztere ihm jedoch nicht gelang. Außerdem scheint es, daß der Beiname Pertinax nicht sowohl freiwillig von ihm angenommen, [234] als ihm wegen seiner Kargheit gegeben worden sei: denn die dadurch herbeigeführten Hinrichtungen setzten ihn in den Ruf der Grausamkeit. Einst hatte einer seiner Feinde demüthig bittend sich vor ihn gestellt und unter Anderem zu ihm gesagt, was würdest du in meinen Verhältnissen gethan haben? allein Severus ließ sich durch diese vernünftige Frage so wenig erweichen, daß er vielmehr den Befehl zu seiner Hinrichtung gab38. Severus suchte überdieß die Parteien zu vernichten. Das Schlachtfeld verließ er in der Regel als Sieger.

18 Severus besiegte den Partherkönig Abgarus, zwang die Araber zur Unterwerfung und machte Adiabene zinspflichtig. Britannien – und dieß ist der Glanzpunkt seiner Regierung – sicherte er durch eine Mauer, welche er durch die ganze Breite der Insel von einem Ende des Oceans bis zum andern zog, daher er auch den Beinamen Britannicus Bekam. Tripolis39, sein Geburtsland, beruhigte er dadurch vollständig, daß er höchst kriegerische Völker bezwang und verschaffte dadurch dem römischen Volke unentgeltliches Oel zum täglichen Gebrauche und einen sehr fruchtbaren Strich Landes. So groß seine Unversöhnlichkeit gegen Verbrechen war, so ausgezeichnet war sein Scharfblick in der Wahl brauchbarer Männer. Severus beschäftigte sich viel mit Philosophie und Beredtsamkeit; von der Gelehrsamkeit [235] war er ebenfalls ein sehr großer Freund. Die Räuber haßte er unter jeder Gestalt. Sein Privat- und öffentliches Leben beschrieb er selbst mit Wahrheitsliebe, nur suchte er darin sich gegen den Vorwurf der Grausamkeit zu rechtfertigen. Das Urtheil des Senats über Severus sprach sich dahin aus, er hätte entweder nie geboren werden oder nie sterben sollen, weil er einestheils ein höchst grausamer, anderntheils aber auch ein dem Staate sehr ersprießlicher Mann war. In Betreff seiner Familie war jedoch seine Aufmerksamkeit minder strenge. Denn er behielt seine Gemahlin Julia bei, obgleich sie wegen ihrer Buhlereien sehr berüchtigt und Mitwisserin einer Verschwörung gegen Severus war. Als er einst das Podagra hatte und der Fortgang der kriegerischen Unternehmungen dadurch gehemmt wurde, so riefen die darüber ungehaltenen Soldaten seinen zugleich im Lager anwesenden Sohn Bassianus zum Augustus40 aus. Da ließ sich Severus von seinem Bette weg auf das Tribunal tragen und Alles, die Tribunen, Centurionen, Befehlshaber der Cohorten, welche den ersten Anstoß dazu gegeben hatten, vor sich erscheinen und sodann auch noch seinen zum Augustus ausgerufenen Sohn sich stellen. Wie er nun Alle, welche Veranlassung zu dem gethanen Schritt gegeben hatten, mit Ausnahme seines Sohnes, zur Strafe ziehen wollte, Alle aber vor dem Tribunal sich zu Boden warfen und um Gnade baten, rief Severus, mit der Hand den Kopf berührend, aus: Jetzt seht ihr einmal, daß nicht die Füße, sondern der Kopf regiert. Bekannt ist, [236] nachdem ihn das Glück aus beschränkten Verhältnissen durch verschiedene Zweige der Wissenschaft hindurch und über verschiedene Stufen des Kriegsdienstes bis auf die Höhe des Thrones geführt hatte, sein Ausspruch: Ich bin Alles gewesen, und es hat doch Nichts Werth.

19 Severus starb zu Eboracum41 in Britannien, nachdem er die diese Insel gefährdenden Völker42 bezwungen, in bereits weit vorgerücktem Alter, im 18. Jahr seiner Regierung, an einer sehr schmerzhaften Krankheit. Er hinterließ zwei Söhne, den Antoninus Bassianus und den Geta, welchem Letzteren er dem Marcus zu Ehren auch den Namen Antoninus beigelegt hatte. Seine Leiche wurde im Grabmal des Marcus Antoninus beigesetzt, welchen er vor allen andern Kaisern so sehr verehrte, daß er nicht nur den Commodus unter die Götter versetzte, sondern auch glaubte, alle folgenden Kaiser sollten diesen Namen wie den Namen Augustus annehmen. Der Senat, seine Landsleute und seine Kinder hielten ihm eine höchst glänzende Leichenfeier, und er selbst wurde unter die Götter versetzt. Oeffentliche von ihm aufgeführte Gebäude, namentlich zu Rom, sind das Septizonium43 und die severianischen Bäder; von ihm auch sind jene Pforten in der transtiberinischen Region44, am Thore seines Namens, deren hemmendes Aussehen sogleich den Eindruck machte, als wären sie mit Mißgunst45 gegen den öffentlichen Gebrauch angelegt. [237] Nach seinem Tode sprach sich das allgemeine Urtheil sehr günstig über ihn aus, was hauptsächlich der Umstand bewirkte, weil lange Zeit dem Staate nichts Ersprießliches durch seine Söhne erwuchs und später, als so Viele die Obergewalt an sich zu reißen suchten, das römische Reich Räubern zur Beute wurde. In der Kleidung war Severus höchst einfach; an seiner Tunica sah man nur ein klein wenig Purpur, und ein grober Mantel deckte seine Schultern. Im Essen war er sehr mäßig; sein Lieblingsgericht waren afrikanische Hülsenfrüchte; dem Genusse des Weins war er zuweilen sehr ergeben, dagegen enthielt er sich häufig des Fleisches. Seine Gestalt war schön und hochragend, sein Bart lang, seine Haupthaare grau und kraus, seine Miene achtunggebietend, und seine Stimme wohltönend, doch hatte seine Aussprache bis in sein höchstes Alter einen afrikanischen Accent. Nach seinem Tode wurde Severus sehr geliebt, entweder [238] weil der Haß oder weil die Furcht vor seiner Grausamkeit verschwunden war.

20 Ich erinnere mich, bei Aelius Maurus, einem Freigelassenen des Phlegon von Tralles, gelesen zu haben, daß Septimius Severus, als er starb, eine ungemessene Freude geäußert habe, daß er gleich dem Pius, der seine beiden Adoptivsöhne Verus und Marcus Antoninus dem Staate hinterließ, zwei Antonine in gleichem Machtbesitze dem Staate hinterlasse, daß er aber in der Beziehung noch glücklicher sei als Pius, indem er, während diesem Adoptivsöhne folgten, seine eigenen Söhne dem Staate zu Lenkern schenke, nämlich den Antoninus Bassianus, die Frucht seiner erften Ehe46, und den Geta, den Sohn der Julia. Allein Severus täuschte sich sehr in seinen Hoffnungen. Denn der eine derselben gieng durch den Tod, den er durch seines Bruders Hand erlitt, der andere durch seine Aufführung für den Staat verloren, und jener ehrwürdige Name ruhte auf keinem längere Zeit mit Glück. Und wirklich erscheint es mir, Kaiser Diocletianus, wenn ich darüber nachdenke, als eine ausgemachte Wahrheit, daß fast kein großer Mann einen würdigen und tüchtigen Sohn hinterlassen hat. Denn solche Männer sterben entweder [239] kinderlos oder hatten viele derselben solche Kinder, daß es ein größeres Glück für sie gewesen wäre, ohne Nachkommenschaft aus der Welt zu scheiden.

21 Um gleich von Romulus anzufangen, so hinterließ dieser keine Kinder, die dem Staate hätten nützlich sein können; eben so wenig Numa. Was soll ich von Camillus sprechen? hatte er Kinder, die ihm glichen? Was von Scipio, was von den Catonen, die doch große Männer waren? Ferner was soll ich von Homer, von Demosthenes, Virgil, Crispus, Terenz, Plautus und noch manchen Andern sprechen? Was von Cäsar, was von Tullius, für welchen Letzteren noch Kinderlosigkeit ein größeres Glück gewesen wäre? Was von Augustus, der, ungeachtet er die freie Wahl hatte, nicht einmal einen würdigen Adoptivsohn hinterließ? Selbst Trajan täuschte sich bei der Wahl seines Landsmannes und Neffen. Doch lassen wir die Adoptivsöhne, damit uns nicht die beiden Schutzgötter des Staats, die Antonine Pius und Marcus, begegnen, und gehen wir auf die wirklichen Söhne über! Wer wäre glücklicher als Marcus gewesen, wenn er nicht einen Commodus zum Erben hinterlassen? Wer glücklicher als Severus Septimius, wenn er nicht einen Bassianus zum Sohne gehabt hätte? einen Bassianus, der gleich nach seines Vaters Tode seinen einer Verschwörung gegen ihn fälschlich beschuldigten Bruder tödtete, der sich mit seiner Stiefmutter, ja Mutter, in deren Schooß er ihren Sohn Geta gemordet hatte, vermählte, und der den Papinianus47, diese Zufluchtsstätte des Rechts und diesen Schatz der [240] Rechtsgelehrsamkeit, der noch dazu, damit es dem an sich und durch sein Wissen großen Mann nicht an äußerer Auszeichnung fehle, prätorischer Präfect war, weil er den Brudermord zu entschuldigen sich geweigert, hinrichten ließ! Ja, ich glaube, daß, um anderer Dinge nicht zu gedenken, das Betragen des Bassianus es bewirkte, daß Severus, ein allweg harter, ja selbst grausamer Mann, für gütig und der göttlichen Verehrung würdig gehalten wurde. Severus soll noch von seinem Krankenlager aus jene herrliche Rede bei Sallust, worin Micipsa seine Söhne zur Eintracht ermahnt48, seinem älteren Sohne geschickt haben, allein vergebens …49 Antoninus lebte lange Zeit gehaßt vom Volke, und dieser lange so heilige, so ehrwürdige Name ward weniger beliebt, ungeachtet Bassianus Kleidungsstücke – daher sein Beiname Caracallus50 – unter das Volk austheilen und höchst prachtvolle Bäder erbauen ließ. Auch ist zu Rom eine Säulenhalle des Severus noch vorhanden, wo seine Thaten abgebildet sind und welche sein Sohn mit der größten Pracht errichten ließ.

22 Vorzeichen seines Todes waren folgende. Ihm selbst träumte, er werde in einem mit vier Adlern bespannten und mit Edelsteinen besetzten Wagen, dem eine Menschengestalt in Riesengröße voranflog, in den Himmel entrückt und er zähle während dieses Vorgangs bis auf 89 (dieß war ganz genau die Zahl seiner Lebensjahre51); [241] denn er war schon ein bejahrter Mann, als er die Regierung antrat) sodann sei er in einen ungemein großen, ehernen Kreis versetzt worden, wo er lange Zeit allein und verlassen stehen blieb. Wie er aber befürchtete herabzustürzen, habe Juppiter ihm gerufen und ihm einen Platz unter den Antoninen angewiesen. An den Circusspielen, als, wie gewöhnlich, drei aus Gyps verfertigte Siegesgöttinnen mit Palmenzweigen in den Händen waren aufgestellt worden, fiel die mittlere, welche eine mit Palmzweigen umwundene Erdkugel, worauf des Severus Name stand, in den Händen hatte, durch einer Windstoß aufrecht schwebend herab von dem Podium52 auf den Boden und blieb stehen; die aber, worauf Geta’s Name sich befand, brach beim Herunterfallen in Stücke zusammen, und die mit Bassians Namen verlor durch den Windstoß den Palmzweig und blieb kaum auf ihrem Platze. Als Severus, nachdem er die Mauer neben dem Walle53 in Britannien aufgeführt hatte, nicht blos als Sieger, sondern auch als Begründer eines ewigen Friedens, voll gespannter Neugierde, was für ein Vorzeichen ihm werden würde, zur nächsten Station zurückkehrte, begegnete ihm ein unter dem Heere dienender Mohr, der als Possenreißer allgemein bekannt und seiner Schwänke wegen sehr berufen [242] war, mit einem Cypressenkranze. Wie ihn nun Severus, unwillig und betroffen über das Unheilverkündende der Farbe des Menschen und des Kranzes, fortschaffen ließ, soll jener ihm beim Weggehen, um noch etwas Witziges zu sagen, zugerufen haben: Du bist Alles gewesen, du hast Alles besiegt; was bleibt dem Sieger noch übrig? du sollst ein Gott sein. Bei seiner Ankunft in der Stadt wollte er opfern. Da führte ihn erstlich ein Eingeweidebeschauer aus Unkenntniß des Orts in den Tempel der Bellona und sodann wurden schwarze Opferthiere herbeigebracht. Severus verwarf dieselben und begab sich in den Palast, allein durch Nachlässigkeit der Diener folgten ihm diese schwarzen Opferthiere bis an die Schwelle des kaiserlichen Palastes.

23 In sehr vielen Städten befinden sich ausgezeichnete Gebäude von Severus. Sehr ehrenvoll für ihn ist der Umstand, daß Rom alle öffentliche Gebäude, welche durch die Länge der Zeit verfielen, wiederherstellen ließ, und zwar unter dem Namen ihrer ersten Erbauer, ohne fast irgendwo den seinigen hinsetzen zu lassen. Bei seinem Tode hinterließ er einen Getreidevorrath auf sieben Jahre, so daß täglich 75,000 Scheffel ausgetheilt werden konnten, und eine solche Menge Oel, daß es auf fünf Jahre nicht blos für die Bedürfnisse der Hauptstadt, sondern auch aller Theile Italiens, die kein Oel hatten, zureichte. Seine letzten Worte sollen folgende gewesen sein: „Ich habe den Staat durchweg zerrüttet überkommen; ich hinterlasse ihn, selbst Britannien nicht ausgenommen, in Frieden, und ich alter, vom Podagra gequälter Mann übergebe meinen Söhnen einen Thron, der fest sein wird, wenn sie gut, wankend aber, wenn sie das Gegentheil sein werden.“ Sodann ließ er den Tribunen die Parole geben: laßt uns arbeiten, weil Pertinax bei seiner Thronbesteigung die Losung gegeben hatte: Laßt uns Krieger sein. Severus hatte [243] im Sinne gehabt, ein zweites Bild der kaiserlichen Fortuna, welche sich jederzeit im Gefolge der Kaiser zu befinden und in ihrem Schlafgemach aufgestellt zu werden pflegte, verfertigen zu lassen, um jedem seiner beiden Söhne ein so heiliges Bild zu hinterlassen; allein da er seine Todesstunde schnell herannahen fühlte, soll er den Befehl ertheilt haben, daß sie jeder der kaiserlichen Brüder abwechslungsweise je einen Tag um den andern in seinem Schlafgemache haben sollte, welchen Befehl aber Bassianus schon vor seinem Brudermorde außer Augen setzte.

24 Die Leiche des Severus wurde auf dem ganzen Wege von Britannien bis nach Rom in allen Provinzen mit Bezeigung der größten Ehrfurcht eingeholt, wiewohl Mehrere berichten, es sei nur eine kleine goldene Urne gewesen, welche des Severus Asche enthielt, und diese sei in der Gruft der Antonine beigesetzt worden, da der Leichnam des Septimius Severus Pertinax an dem Orte seines Todes verbrannt worden sei. Bei der Erbauung des Septizoniums war seine Hauptabsicht, daß diese seine Anlage Jedem, der aus Afrika komme, gleich in die Augen fallen sollte. Auch würde er, wie man sagt, den Zugang zu den palatinischen Wohnungen, d. h. den Vorhof der kaiserlichen Residenz, auf dieser Seite gemacht haben, wenn nicht während seiner Abwesenheit der Stadtpräfect mitten auf diesem Platze seine Bildsäule hätte aufstellen lassen. Als in der Folge auch Alexander Severus diesen Plan hatte, sollen es ihm die Opferschauer widerrathen haben, weil er beim Opfern kein günstiges Vorzeichen für dieses Unternehmen erhalten hatte.

Anmerkungen

1 Eine sehr alte und bedeutende Stadt in Nordafrika, j. Lebida im Gebiet von Tunis.

2 Spartian scheint hier, wie mehrere andere Geschichtschreiber, anzunehmen, das römische Bürgerrecht sei schon von Severus allen Unterthanen des Reichs ertheilt worden: allein er irrt; dieß geschah erst unter Severs Sohn Caracalla.

3 J. Chr. 146.

4 Ich lese: omnibus artibus natus. Militari post quaestura sorte etc.

5 Spanien war von Augustus in drei Theile, nämlich Lusitania, Bätica und Tarraconensis, eingetheilt worden. Bätica umfaßte den größten Theil von Andalusien, fast ganz Granada, etwas von Neukastilien, wie auch von dem spanischen Estremadura und der portugisischen Provinz Alenteja.

6 Severus hatte nämlich selbst sein Leben beschrieben. Nicht nur Spartian rühmt Cap. 18 die Wahrheitsliebe, mit der es geschrieben sei, sondern auch Aurelius Victor sagt im 20. Cap. seiner Kaisergeschichte, es sei mit eben so viel Geschmack als Wahrheitsliebe abgefaßt; allein Dio urtheilt davon minder günstig.

7 Man sehe die Anm. zu Hadrians Leben Cap. 3.

8 Diese Legion stand nach Dio 55,23, ja noch, wie die notitia utriusque imperii beweist, in viel späteren Zeiten in Syrien, daher schlägt Salmasius Syriam statt Massiliam zu lesen vor. Doch könnten sich die Worte circa Massiliam auf die Gegend beziehen, wo Severus die Nachricht seiner Ernennung erhielt. Oder ist vielleicht zu lesen: circa Assyriam? Syrien und Assyrien werden bei den Alten häufig verwechselt.

9 Der Theil Galliens zwischen der Loire und Seine, von seiner Hauptstadt Lugdunum (Lyon) so genannt.

10 Pannonien wurde in zwei Theile, in das obere und das untere, getheilt. Jenes faßte große Landestheile des heutigen Ungarn und Croatien, vom Lande Unterösterreich, von der Steiermark und von Krain in sich. Alle unterhalb des obern Pannonien gelegenen Landestheile zwischen der Donau, der Drave und Save bis zur Mündung des letztern Stromes in die Donau gehörten zum untern oder niedern Pannonien.

11 Oder Carnuntum, lag in Oberpannonien und wird für das jetzige Hainburg oder Petronel im Lande unter der Ens im Oesterreichischen gehalten.

12 Idibus Augustis. Diese Zeitangabe ist offenbar falsch, sei es aus einem Versehen Spartians, oder durch einen Fehler der Abschreiber. Denn die Wahl des Severus mußte allen Umständen nach im Mai oder spätestens im Juni vor sich gegangen sein.

13 Ich lese mit dem codex palatinus und der editio princeps: qui etiam sestertia, quod nemo unquam principum, militibus dedit.

14 Eine Stadt in Umbrien, jetzt Terni.

15 Unten in dem Leben des Pescennius Niger Cap. 5 heißt es, Heraclius habe sich Bithyniens bemächtigen sollen, und dieß ist wohl das Richtigere.

16 Man vgl. darüber Dio Cassius 46,46.

17 Statt querimonia amicorum lese ich mit Obrecht: idque monitu amicorum.

18 Im weitern Sinn oft ganz Afrika, im engern aber, wie hier, das Land zwischen Aegypten und den Syrten.

19 Neun römische (nicht ganz zwei deutsche) Meilen von Rom am Cremera, jetzt la Grotta Rossa im Kirchenstaate.

20 Später auch Heraklea, an der Propontis (Meer von Marmora), ehemals eine große, volkreiche Stadt, jetzt ein unbedeutender Ort unter dein Namen Erekli. Man sieht noch daselbst die Trümmer eines von Severus aufgeführten Amphitheaters.

21 Spartianus ist hier wie im Leben des Niger bei Darstellung der Kriegsereignisse ungenau und weicht von Dio und Herodianus bedeutend ab. Nach diesen Geschichtschreibern fiel die erste Schlacht bei Kyzikus vor und Nigers Oberfeldherr Aemilian wurde in derselben geschlagen. Eine zweite Niederlage erlitt Niger bei Nikäa in Bithynien, und eine dritte vollständige bei Issus in Kilikien, nach welcher Niger floh und bei Antiochia getödtet wurde.

22 Das alte Sichem in Samaria am Fuße des Berges Garizin. Weil es von Vespasianus oder Titus zu einer römischen Colonie gemacht wurde, so erhielt es den Namen Flavia Neapolis. Der jetzige Name ist Naplusa.

23 Adiabene hieß ein Theil Assyriens, in der Gegend des heutigen Mosone; oft wird aber auch mit diesem Worte ganz Assyrien bezeichnet.

24 Eine Stadt in Obermösien, nach Einigen das heutige Widdin an der Donau in Bulgarien, nach Andern das Städtchen Vieneretz in Servien zwischen Widdin und Semendria.

25 Zu Verhütung von Mißverständnissen bemerke ich, daß unter dem hier zuerst genannten Geta Severs Bruder, unter dem andern Geta aber Severs zweiter Sohn (C. 14) zu verstehen ist.

26 Ein Ort, unweit Lyon an der Saone.

27 Procuratio rerum privatarum. Diese res privatae gehörten zum Staatsgut, waren aber, als einer besonderen Administration bedürftig, vom Kassenwesen gesondert. An Familiengut des Kaisers, das mit der Familie auf dem Throne wechseln konnte, ist nicht zu denken. Der procurator rei privatae sorgte für die kaiserlichen Privateinkünfte, zu welchen die Forste sammt den Jagden, die Vorwerke, die confiscirten Güter, alles herrenlose Besitzthum und die Einkünfte der Tempel und besondere Ländereien etc. gehörten.

28 Z. B. Scharlach- und Purpurmantel, aber ohne Gold.

29 D. h. ohne Genehmigung des Senats, welche eigentlich bei öffentlicher Aufstellung von Bildsäulen einzuholen war.

30 Was freilich auf ihre Bildung kein günstiges Licht warf. Nordafrika war zwar von den Römern im Laufe der Zeit auch der Sprache nach romanisirt worden, allein die alte Landessprache war, besonders auf dem Lande, noch lange nicht verschwunden. Noch zu Augustins Zeiten, im fünften Jahrhundert, wurde sie häufig gesprochen.

31 Eine auf der Ostseite des Tigris von den Makedoniern angelegte Stadt, die gewöhnliche Winterresidenz der parthischen Könige.

32 Nach Eusebius hatten die Juden und Samaritaner unter Severus zu den Waffen gegriffen; andere Schriftsteller wissen Nichts davon.

33 Severus war im Anfange seiner Regierung den Christen nicht abgeneigt; erst später ließ er sich, vielleicht durch montanistische Uebertreibungen, umstimmen, daß er nicht nur, wie hier gemeldet wird, den Uebertritt zum Christenthum verbot, sondern sogar eine so heftige Verfolgung gegen die Christen verhängte, daß nach Euseb’s Kirchengesch. 6,7 ein damaliger christlicher Schriftsteller, Namens Judas, die Erscheinung des Antichrists nahe glaubte.

34 Dem sogenannten Juridicus Alexandriae. Er stand unter dem Praefectus Augustalis als Vorgesetztem der Provinz.

35 Eine der Hauptstädte Aegyptens oben im Winkel des Delta, sehr volkreich und mit trefflichen Gebäuden und Tempeln versehen. Gegenwärtig ist auch nicht eine Spur mehr davon vorhanden.

36 Eine kolossale Bildsäule des Memnon in Oberägypten, welche, von den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne getroffen, einen Ton von sich gab.

37 Ein großes Gebäude mit 3000 Zimmern, wovon die eine Hälfte über, die andere unter der Erde sich befand. Es stand unweit des Sees Möris in Mittelägypten.

38 Diesen Vorgang erzählt Aurelius Victor in seiner Kaisergesch. Cap. 20 vollständiger also: Einst verantwortete sich einer seiner Feinde, welchen nur örtliche Verhältnisse zur Ergreifung der Partei des Albinus bestimmt hatten, vor Severus und schloß seine Vertheidigung mit der Frage: was würdest du gethan haben, wenn du an meiner Stelle gewesen wärest? Ich würde, entgegnete Severus, dasselbe Schicksal über mich haben ergehen lassen, das jetzt dich trifft.

39 Eine Landschaft in Nordafrika, in welcher die drei Städte Oea, Sabrata und Groß-Leptis lagen, daher der Name.

40 Es ist – die Wahrheit der vorliegenden Erzählung vorausgesetzt – in der That auffallend, wie die Soldaten den Bassianus wider seines Vaters Willen zum Augustus ausrufen konnten, da er doch nach Cap. 16 schon gleich nach dem Parthischen Kriege mit Beistimmung seines Vaters von denselben als Reichsgenosse, d. h. als Augustus, begrüßt worden war.

41 Jetzt York, die ehemalige Hauptstadt des römischen Britannien.

42 Es waren dieß die Caledonier im Norden der Insel.

43 Es lag in der zwölften Region und war nach Angabe Einiger ein aus sieben Stockwerken bestehender, thurmähnlicher Palast. Pabst Sixtus V. soll die Steine desselben zum Bau der Peterskirche angewandt haben.

44 Augustus hatte Rom in vierzehn Regionen oder Districte eingetheilt, wovon der eine jenseits des Tiber lag.

45 „Man wollte – heißt es in Platner, Beschreibung Roms Th. 1, S. 645 über diese Stelle – aus diesen Worten schließen, Severus hätte Thor und Mauern zur Befestigung des Janiculus angelegt. Die Sache ist so zu verstehen: Jener Kaiser hatte große Anlagen in Trastevere unweit des Tiber gemacht, von denen Biondo noch ungeheure Trümmer, namentlich Reste von Wasserbehältern, sah. Um nun diese Anlage zwischen dem Berge und dem Ufer nicht unterbrechen zu dürfen, hatte er Pforten über der Straße angelegt, die natürlich hier in der Tiefe immer laufen mußte, um Travestere mit dem Vatican und dem Ende des Janiculus zu verbinden. Diese Pforten verengten den öffentlichen Weg und machten die Anlage dem Volke verhaßt. Als nun bei der aurelianischen Befestigung hier ein Thor die Schenkelmauern unterbrach, nannte man es nach dem Namen der Anlagen und wahrscheinlich des ganzen Bezirks Septimiana, und so nennt Spartian das Thor augenscheinlich nur, um den Ort der Anlage jenes engen Straßendurchgangs deutlich zu machen.“

46 Die beiden griechischen Geschichtschreiber Dio und Herodianus, von denen der eine zu dieser Zeit lebte, der andere ihr sehr nahe stand, wissen nichts davon, daß Bassianus eine andere Mutter gehabt als Geta und daß Julia nur seine Stiefmutter gewesen. Ebenso ist ihnen die unten berichtete Vermählung des Bassianus mit seiner Mutter unbekannt, wiewohl sie sonst dem Bassianus nicht gewogen sind und Alles anführen, was ihm zur Schande gereicht. Beide Nachrichten finden sich erst bei Spartian und nach diesem bei Aurelius Victor Cap. 21, weßhalb dieselben wenn nicht völlig unwahr, doch wenigstens sehr zweifelhaft sein dürften. Vgl. auch oben Cap. 3 f. (S. 217).

47 Er war aus Syrien gebürtig und der ausgezeichnetste praktische Jurist. Alle von ihm in den Pandekten erhaltenen Fragmente zeichnen sich durch vorzüglichen Stil, Fülle und Reichthum der Gedanken und Tiefsinn aus. Die Kaiser setzten den Papinian über alle Andern. Seinem großen Ansehen bei den Römern gleich dem des Paulus und Ulpian kam gewiß noch der äußere Umstand zu Statten, daß er prätorischer Präfect war und entweder in höchster Instanz entschied, oder, wenn der Kaiser entschied, doch an der Entscheidung Antheil hatte.

48 Sie steht im Jugurtha, Cap. 10.

49 Hier befindet sich eine Lücke im Texte.

50 Man sehe darüber das 9. Cap. im Leben Caracalla’s.

51 Mehrere wollen hier mit Berufung auf die Nachrichten anderer Schriftsteller sexaginta quinque lesen: allein abgesehen davon, daß die Worte ad imperium senex venit dieß nicht gestatten (denn wenn wir seine 18 Regierungsjahre von den 65 Lebensjahren abziehen, so war Severus 47 Jahre alt als er zum Reiche gelangte, so daß er senex höchstens nach römischen Begriffen war), so wird auch im Leben des Niger Cap. 5 dem Severus ein Alter von 89 Jahren zugeschrieben. Dieser Fehler ist also dem Schriftsteller, nicht den Abschreibern, zur Last zu legen.

52 Im Circus oder Amphitheater der Erker, worin der Kaiser nebst den Vornehmsten saß.

53 Severs steinerne Mauer ward nämlich neben dem Walle Hadrians und diesem parallel aufgeführt.