Tacitus

Ornament

Übersetzung

1 [687] Derselbe Fall, welcher den Berichten der Pontifen zufolge, denen die Aufzeichnung der Begebenheiten zustand, nach dem Tode des Romulus, noch in der Kindheit Roms, sich ereignete, nämlich daß ein Zwischenreich eintrat, während man auf einen trefflichen Regenten nach einem andern trefflichen sich umsah, fand nach dem Tode Aurelians sechs ganze Monate lang Statt, indem Senat und Heer nicht in einem eifersüchtigen, nicht in einem beklagenswerthen, sondern einem gefälligen, einem achtungsvollen Wettstreite wegen der Wahl eines Kaisers sich befanden. Doch ist dieser Fall in mehrfacher Hinsicht von jenem verschieden. Zuvörderst wurden, als nach dem Tode des Romulus ein Zwischenreich eintrat, doch Zwischenkönige erwählt, und das ganze Jahr wurde von 5 zu 5, von 4 zu 4 oder von 3 zu 3 Tagen unter die 100 Senatoren so vertheilt, daß alle, wenn nicht Krankheit sie daran hinderte, Zwischenkönige wurden, jedoch auf einmal nicht mehr als einer. Daher kam es denn, daß das Zwischenreich auch mehrere Jahre dauerte, damit jeder dieser an Stand gleichen Senatoren einmal zur Regierung komme. Dazu kommt noch, daß es auch [688] unter den Consuln und den Kriegstribunen mit consularischer Gewalt, wenn ein Zwischenreich stattfand, Zwischenkönige gab und daß überhaupt der Staat niemalen dergestalt ohne Oberhaupt war, daß kein Zwischenkönig wenigstens auf zwei oder drei Tage gewählt worden wäre. Man könnte mir zwar entgegen halten, daß sich einst bei unsern Vorältern der Staat 4 Jahre lang ohne curulische Obrigkeiten befunden habe, allein damals gab es Volkstribunen mit tribunicischer Gewalt, welche einen Hauptbestandtheil der kaiserlichen Macht bildet; überdieß steht nirgends, daß damals keine Zwischenkönige gewesen seien. Ja, in den glaubwürdigern Geschichtschreibern ist zu lesen, daß hernach ein Zwischenkönig zuerst die Consuln gewählt habe, die hinwiederum Comitien für die Wahl der übrigen obrigkeitlichen Personen halten sollten.

2 So hielt es denn also – ein seltener und in der Geschichte nicht leicht zu findender Fall – Roms Senat und Volk aus, daß während man nach einem würdigen Regenten sich umsah, der Staat sechs Monate lang ohne Kaiser blieb. Wie groß war damals nicht die Einigkeit unter den Truppen, bei dem Volke die Ruhe und bei dem Senate das Ansehen und die Würde! Nirgends tauchte ein Thronanmaßer auf; die ganze Römerwelt wurde nach dem Willen des Senates, des Heeres und des Volkes gelenkt, und nicht Furcht vor einem Regenten oder der tribunicischen Gewalt, sondern Scheu vor sich selbst – bei den Menschen wohl das Beste – bestimmte sie zu Beobachtung ihrer Pflichten. Indeß muß ich doch die Ursache dieser so glücklichen Zögerung melden und insbesondere die Kunde dieser von der Nachwelt noch anzustaunenden Mäßigung in meinem Werke aufbewahren, damit diejenigen, welche nach der Obergewalt verlangen, einsehen lernen, daß man Throne nicht rauben, sondern verdienen müsse. Nachdem Aurelian, wie im vorhergehenden Buche erzählt [689] worden, durch die Hinterlist seines nichtswürdigen Sclaven und durch die Bethörung der Kriegsbedienten – wie diese denn allen Erdichtungen, wenn sie ihnen in einem aufgereizten Zustande vorgetragen werden, leicht Glauben schenken, öfters aber auch betrunken, jedenfalls beinahe immer einer vernünftigen Ueberlegung unfähig sind – sein Leben verloren hatte, so fieng man, als alle wieder zur Besinnung gekommen waren und von dem Heere die bittersten Vorwürfe hatten hören müssen, an darauf zu denken, wen man unter den sämmtlichen Befehlshabern zum Kaiser wählen wolle. Da erließ, voll Abneigung gegen die anwesenden Kriegshäupter, das Heer, das sonst gewohnt war aufs Eiligste einen Kaiser zu wählen, das Schreiben an den Senat, wovon ich im vorhergehenden Buche gesprochen habe, und forderte denselben auf, aus seiner Mitte einen Kaiser zu wählen. Der Senat aber, wohl wissend, daß die von ihm gewählten Kaiser bei den Truppen nicht beliebt seien, wies die Sache an das Heer zurück, und während dieß mehrmals geschah, verfloßen sechs Monate.

3 Uebrigens glaube ich die nähern Umstände von der Wahl des Tacitus hier mittheilen zu müssen. Der Senat hielt den 25. September (275 n. Chr.) in der Pompilianischen Curie Sitzung. Da nahm der Consul Velius Cornificius Gordianus das Wort und sprach: „Wir tragen euch, versammelte Väter, einen Gegenstand vor, den wir euch schon oft vorgetragen haben. Es muß ein Kaiser gewählt werden. Das Heer kann ohne Oberhaupt füglich nicht länger bestehen; überdieß drängt die Noth. Die Germanen haben, wie man uns meldet, die überrheinische Grenzwehr durchbrochen und mehrere wohlbefestigte, namhafte, wohlhabende und machtige Städte genommen. Und wenn auch nichts von Bewegungen der Perser berichtet wird, so bedenkt, daß der Charakter der Syrer so leichtsinnig ist, daß sie sogar lieber von Weibern sich beherrschen lassen, als der Heiligkeit [690] unserer Gesetze sich fügen wollen. Was soll ich von Africa, was von Illyricum, was von Aegypten und den in allen diesen Provinzen stehenden Truppen sagen, wie lange glaubt ihr denn, daß sie ohne Oberhaupt bestehen können? Wohlan denn also, versammelte Väter, erwählet ohne Aufschub einen Kaiser: entweder wird das Heer den, den ihr wählet, annehmen, oder es wird, wenn ihm derselbe nicht gefällt, einen andern wählen.“

4 Als hierauf Tacitus, der unter den Consularen zuerst seine Stimme zu geben hatte, seine man weiß nicht worin bestehende Meinung sagen wollte, rief der ganze Senat: „Tacitus Augustus, die Götter mögen dich erhalten! Dich erwählen wir, dich machen wir zu unsrem Oberhaupte, dir übertragen wir die Sorge für den Staat und die ganze Römerwelt. Empfange das Reich durch die Vollmacht des Senats! Dein Rang, dein Leben, deine Gesinnungen machen dich dessen würdig. Der Erste des Senats wird mit Recht zum Augustus erwählt. Und wer regiert besser als ein gesetzter Mann? Wer regiert besser als ein gebildeter Mann? Glück, Heil und Segen dir! Du hast lange im Privatstande gelebt. Du weißt, wie du regieren sollst, du, der du andere Regenten ertragen hast. Du weißt, wie du regieren sollst, der du über andere Fürsten geurtheilt hast.“ Tacitus erwiederte: „Ich wundere mich, versammelte Väter, daß ihr dem Aurelian, einem Kaiser voll Muth und Kraft, einen Greisen zum Nachfolger geben wollt. Sind das Glieder, welche den Wurfspieß zu werfen, welche die Lanze zu schwingen, mit den Schilden zu donnern und den Soldaten zum belehrenden Vorbild häufig die Rosse zu tummeln vermögen? Kaum bin ich im Stande, meine Senatorspflichten zu erfüllen, kaum meine Meinung, wozu uns dieser Ort auffordert, laut zu sagen. Bedenket wohl, welch einen schwachen alten Mann ihr aus seinem Schlafgemach und aus der Eingezogenheit [691] hinausschickt in Schneegestöber und Sonnengluth. Oder glaubt ihr, die Truppen werden der Wahl eines greisen Kaisers ihre Beistimmung geben? Hütet euch, dem Staate denjenigen zum Oberhaupte zu geben den ihr wünschet, und werdet nicht die Ursache daß gerade der einzige Umstand, daß ihr mich einmüthig zum Kaiser gewählt habt, mir Schaden bringe.“

5 Hierauf erschallten folgende Acclamationen des Senats: „Auch Trajanus ist als Greis zum Reiche gelangt (dieß wiederholte man 10mal). Auch Hadrianus ist als Greis zum Reiche gelangt (10mal). Auch Antoninus ist als Greis zum Reiche gelangt (10mal). Auch du hast gelesen: Und des römischen Königs grauendes Kinn1 (10mal). Und wer regiert besser als ein Greis (10mal). Wir wählen dich zum Kaiser, nicht zum Soldaten (20mal). Du befiehl, die Soldaten sollen kämpfen (30mal). Du hast Einsichten und einen guten Bruder (10mal). Severus hat gesagt, der Kopf herrsche, nicht die Füße (30mal). Deinen Geist, nicht deinen Körper, wählen wir (20mal). Tacitus Augustus, die Götter mögen dich erhalten!“

6 Als hierauf noch alle insbesondere um ihre Meinung befragt wurden, hielt der dem Tacitus zunächst sitzende Senator und Consular Metius Falconius Nicomachus folgende Rede: „Es hat zwar, versammelte Väter, dieser erlauchte Stand jederzeit mit Weisheit und Umsicht den Staat berathen und von keinem Volk der Erde hat man je die Ergebnisse größerer Weisheit erwartet: aber doch ist nie in diesem Heiligthume ein würdevollerer und weiserer Beschluß gefaßt worden als heute. Wir haben einen Mann von vorgerückten Jahren zu unserem Oberhaupte gewählt, einen Mann, der für Alle gleich einem Vater sorgt. Von ihm haben wir nichts Unüberlegtes, nichts Uebereiltes, nichts Hartes zu befürchten; vielmehr können wir [692] von ihm lauter überdachte, besonnene und gleichsam vom Staate selbst anbefohlene Handlungen uns versprechen. Denn er weiß, was für einen Regenten er sich selbst jederzeit gewünscht, und er kann uns in seiner Person nichts Anderes geben als wornach er sich selbst gesehnt, was er selbst gewollt hat. Denn wenn ihr jene Ungeheuer der älteren Zeit euch vergegenwärtigen wollt, die Neronen meine ich, die Heliogabale und die Commode, Leute, die vielmehr dem Staate incommode waren, so werdet ihr finden, daß die Quelle ihrer Laster eben so ihr Alter als ihr Naturell war. Die Götter mögen verhüten, daß Kinder Häupter des Staats, und unbärtige Knaben, denen ihre Lehrer die Hand beim Unterschreiben führen müssen und die man zu Verleihung von Consulaten durch Zuckerwerk, Ringeln und andere kindische Sinnenreize bewegen kann, Väter des Vaterlandes genannt werden. Wie, zum Henker, reimt sich das mit der Vernunft, einen Kaiser zu haben, der um seine Ehre nicht besorgt zu sein weiß, der von dem Wesen eines Staats gar keinen Begriff hat, der seinen Erzieher fürchtet, seiner Säugamme gehorcht und vor der Ruthe in der Hand des Lehrers bebt, auf der andern Seite aber zu Consuln, Heerführern und Statthaltern Männer ernennt, deren Aufführung, Verdienste, Alter, Familie und Thaten ihm völlig unbekannt sind? Doch wozu, versammelte Väter, lasse ich mich weiter fortreißen? Lasset uns lieber Glück dazu wünschen, daß wir einen bejahrten Fürsten haben als daß wir das wiederholen, was für diejenigen, die darunter leiden mußten, mehr als beweinenswerth war. Ich statte daher, und zwar im Namen des ganzen Staats, den unsterblichen Göttern den größten Dank ab und wende mich nun zu dir, Tacitus Augustus, und bitte und beschwöre dich, ja fordere mich hier offen und frei im Namen der Gesetze des gemeinschaftlichen Vaterlandes auf, ernenne ja nicht, sollte dich das Schicksal frühe [693] abrufen, ernenne ja nicht deine unerwachsenen Söhne zu Erben des römischen Reichs, hinterlasse ihnen nicht den Staat, den Senat und das römische Volk, wie etwa deine Villa, deine Colonen2 und deine Sclaven zum Erbe, sondern sieh dich nach einem Nachfolger um; ahme die Nerva, die Trajane, die Hadriane nach. Der glänzendste Ruhm eines sterbenden Fürsten ist, den Staat mehr zu lieben als seine Kinder.“

7 Diese Rede machte auf Tacitus den tiefsten Eindruck und brachte beim ganzen Senate eine erschütternde Wirkung hervor. Sogleich erscholl von allen Seiten der Ruf: Alle, Alle. Vom Senate aus begab man sich auf das Marsfeld, wo Tacitus das Comitialtribunal bestieg, der Stadtpräfekt Aelius Cesetianus aber folgende Worte sprach: „Ehrwürdige Krieger! erhabene Quiriten! Ihr habt nunmehr den Kaiser, welchen der Senat nach dem Wunsche aller Kriegsheere erwählt hat. Tacitus, dieser höchst ehrwürdige Mann, ist es, welcher, wie er bisher durch seine Rathschläge den Staat unterstützt hat, denselben jetzt durch seine Befehle und Beschlüsse unterstützen soll.“ Nun brach das Volk in den Zuruf aus: Glücklichster [694] Tacitus Augustus, die Götter mögen dich erhalten! und was sonst noch bei solchen Gelegenheiten gewöhnlich ist. Ich darf hier nicht verschweigen, daß mehrere Schriftsteller berichten, Tacitus sei, während er abwesend und in Campanien gewesen sei, zum Kaiser ernannt worden. Dieß ist allerdings richtig und kann nicht von mir in Abrede gezogen werden. Wie nämlich das Gerücht sich verbreitete, Tacitus werde zum Kaiser ernannt werden, so entfernte er sich aus Rom und blieb zwei Monate auf seinem Landgute bei Bajä: allein er wurde von da abgeholt und wohnte, noch als völliger Privatmann und den Thron auszuschlagen fest entschlossen, jenem Senatsbeschlusse bei.

8 Damit indessen Niemand glaube, ich sei irgend einem griechischen oder lateinischen Geschichtschreiber nur so auf Treu und Glauben gefolgt, so bemerke ich, daß in der Ulpischen Bibliothek im sechsten Schranke ein elfenbeinernes Buch sich befindet, worin dieser von Tacitus eigenhändig unterschriebene Senatsbeschluß steht. Es wurden nämlich die die Kaiser betreffenden Senatsbeschlüsse lange Zeit in elfenbeinerne Bücher eingetragen. Tacitus reiste hierauf zu den Heeren ab, an welche, als der Kaiser das Tribunal bestieg, der prätorische Präfekt Mösius Gallicanus folgende Anrede hielt: „Der Senat, erhabene Mitstreiter, hat euch den verlangten Kaiser gegeben, und diese erlauchte Versammlung hat den Vorschriften und dem Wunsche des Heeres sich gefügt. Mehr zu euch zu sprechen erlaubt mir die Gegenwart des Kaisers nicht. Hört also ihn, der uns beschützen soll, geziemend an.“ Auf dieß sprach der Kaiser Tacitus folgende Worte: „Auch Trajanus ist in vorgerücktem Alter zum Reiche gelangt, aber er überkam dasselbe von einem Einzigen; aber mich, ehrwürdigste Mitstreiter, habt zuerst ihr, die ihr den Kaisern euern Beifall zu schenken wißt, sodann der erlauchte Senat diefes Namens [695] für würdig gehalten. Ich werde es daher meine Sorge, mein Bemühen, mein Bestreben sein lassen, euch wo nicht durch tapfere Thaten, so doch wenigstens durch eurer und eines Kaisers würdige Rathschläge nützlich zu werden.“

9 Nach diesem versprach er dem Herkommen gemäß Sold und ein Geschenk und erließ folgendes erste Schreiben an den Senat: „Mein heißester Wunsch, versammelte Väter, ist, zu regieren, daß jedermänniglich sehe, daß ihr mich erwählt habt, wie ich auch alles eurem Wunsch und Gutachten gemäß zu thun beschlossen habe. Es ist nun an euch, das zu verordnen und zu befehlen, was eure eigene, was des so bescheidenen Heeres und des römischen Volkes Würde zu fordern scheinen wird.“ In demselben Schreiben verordnete er, dem Aurelian auf dem Capitol eine goldene, in der Curie aber, im Sonnentempel und auf dem Forum des göttlichen Trajan silberne Bildsäulen zu errichten. Indeß die goldene unterblieb, und bloß die silbernen wurden Aurelians Andenken gewidmet. Ferner enthielt dasselbe Schreiben die Verordnung, daß wer zum öffentlichen oder Privatgebrauche Silber mit Kupfer, Silber mit Gold oder Blei mit Kupfer vermischen würde, neben der Einziehung seines Vermögens noch am Leben gestraft werden sollte, so wie das Verbot, Sclaven gegen ihre Herren, selbst bei der Klage des Hochverraths, zur Untersuchung zu ziehen, und äußerte zugleich den Wunsch, daß Jedermann ein Gemälde von Aurelian haben möchte. Er befahl auch die Erbauung eines Göttertempels, um darin die Bildsäulen der guten Kaiser aufzustellen, um ihnen an ihren Geburtstagen, an den Parilien, am ersten Januar und bei den öffentlichen Gelübden Opfer darzubringen. Ueberdieß bat er in demselben Schreiben für seinen Bruder Florianus um das Consulat, erhielt es aber nicht, weil der Senat das Verzeichniß der Ersatzconsuln schon für das ganze Jahr geschlossen hatte. Diese Freimüthigkeit des [696] Senats, womit er ihm das für seinen Bruder erbetene Consulat abschlug, soll ihm viele Freude gemacht und er geäußert haben: der Senat weiß wohl, wen er zum Kaiser gemacht hat.

10 Denjenigen Theil seines Vermögens, der in liegenden Gründen und Renten bestand und 280 Millionen Sestertien3 betrug, schenkte er dem Staat, sein baares Geld aber verwandte er auf die Besoldung des Heers. Als Kaiser trug er dieselbe Kleidung wie im Privatstand. Bordelle wollte er nicht in der Stadt geduldet wissen, allein dieses Verbot war nicht von Bestand. Die Bäder mußten sämmtlich vor Nachtzeit geschlossen werden, um dadurch nächtlichen unruhigen Bewegungen vorzubeugen. Den Cornelius Tacitus,4 den Verfasser der Kaisergeschichte, ließ er, weil er ihn unter seine Vorfahren [697] rechnete, in allen Bibliotheken aufstellen und, um seine Schriften vor dem Untergange durch die Sorglosigkeit der Leser zu sichern, dieselben jährlich zehnmal abschreiben und solche in den öffentlichen Archiven5 und Bibliotheken niederlegen. Das Tragen ganz seidener Kleider verbot Tacitus allen Mannspersonen. Seinen Palast ließ er abbrechen und auf dem nämlichen Platze Bäder auf seine Kosten anlegen. Den Ostiensern schenkte er hundert 23 Fuß lange Säulen von numidischem Marmor und wies seine Besitzungen in Mauritanien zur Unterhaltung des Capitols an. Sein von ihm im Privatstande gebrauchtes Tafelgeschirr schenkte er zu den Opferschmäusen in den Tempeln. Alle Sclaven beiderlei Geschlechts, die er in Rom gehabt hatte, ließ er frei; doch nicht über hundert, um nicht das caninische Gesetz6 zu überschreiten.

11 Tacitus lebte äußerst mäßig; den ganzen Tag über trank er nie einen Sextarius7 Wein, oft aber noch weniger als eine hemina. Seine Mahlzeit bestand aus einem Huhn nebst einem Schweinskinnbacken und etlichen Eiern. Vor allen andern reichlich aufgetragenen Gemüsen liebte er den Lattichsalat ungemein; er erkaufe, pflegte er zu sagen, für diese Verschwendung den Schlaf. Bitterliche Speisen aß er gern. Des Bades bediente er sich selten, daher er in altern Jahren noch ein ziemlich kräftiger Mann war. An buntem und künstlich geschliffenem Glase fand er ein großes Wohlgefallen. Das Brod aß er nur altgebacken, mit Salz oder sonst gewürzt. Von Kunstwerken war er ein großer Kenner. Marmor und eine der Würde eines Senators angemessene Pracht liebte er. Für die Jagd war er sehr eingenommen. [698] Seine Tafel war immer nur mit ländlichen Speisen besetzt. Ein Fasan erschien auf derselben nur an seinem oder seiner Anverwandten Geburtstage und an hohen Festen. Die geschlachteten Opferthiere ließ er jedesmal in sein Haus zurückbringen8 und von seinen Leuten verzehren. An seiner Gemahlin duldete er Schmuck von Edelgestein ebenso wenig als mit goldenen Streifen besetzte Kleider. Er soll es auch gewesen sein, der dem Aurelian den Rath gab, alle Vergoldungen an Kleidern, Zimmern und Lederwerk zu verbieten. Man erzählt sich noch manches Andere von ihm, dessen Mittheilung aber hier zu weit führen würde. Wer umständliche Nachrichten über sein ganzes Leben zu wissen verlangt, den verweise ich auf den Suetonius Optatianus, der sein Leben mit großer Ausführlichkeit beschrieben hat. Zum Erstaunen konnte Tacitus noch in seinem Alter die kleinste Schrift lesen; auch ließ er keine Nacht vorüber gehen, ohne etwas zu schreiben oder zu lesen, die Nacht nach den Kalenden9 ausgenommen.

12 Ich darf es nicht mit Stillschweigen übergehen, sondern muß es vielmehr oft wiederholen, daß die Freude des Senats über seine Wiedererlangung des Rechts der Kaiserwahl so außerordentlich war, daß dieser erlauchte Stand Dankfeste beschloß und Hekatomben darzubringen versprach, daß jeder Senator nicht bloß seine Angehörigen und Freunde, sondern auch Ausländer davon benachrichtigte, und daß überdieß in alle Provinzen Schreiben abgiengen, um alle Bundesgenossen [699] und alle Völker davon in Kenntniß zu setzen, daß der römische Staat seine alte Verfassung wieder bekommen und daß der Senat das Recht zur Wahl eines Regenten wieder erhalten habe, ja selbst Regent geworden sei; Befehle müsse man in Zukunft vom Senate erwarten, an ihn müßten sich die auswärtigen Könige mit ihren Gesuchen wenden und von ihm würden Krieg und Frieden abhängen. Der Vollständigkeit wegen habe ich einige dieser Schreiben dem Schlusse dieses Buches (Cap. 18 f.) angehängt, die man, wie ich hoffe, interessant und unterhaltend finden wird.

13 Die erste Sorge des Tacitus, sobald er Kaiser geworden, war, alle Mörder Aurelians, gute wie schlechte, hinrichten zu lassen, obgleich dieser Kaiser schon gerächt war. Sodann nöthigte er viele Barbaren, die von dem mäotischen See her in das Reich eingebrochen waren, durch Klugheit und Heeresmacht zur Rückkehr in ihre Wohnsitze. Diese Anwohner des Mäotis hatten sich aber unter dem Vorwande eines von Aurelian an sie ergangenen Aufgebots, als sollten sie nöthigenfalls im persischen Kriege als Hülfstruppen dienen, versammelt. M. Tullius sagt, für ihn sei es ehrenvoller, von der Art und Weise, wie er sein Consulat verwaltet, als wie er dasselbe erlangt habe, zu reden;10 für Tacitus aber war es ehrenvoll, daß er mit so großem Ruhme zum Reiche gelangte. Wegen der kurzen Dauer seiner Regierung konnte Tacitus keine That von Bedeutung vollbringen. Denn schon im sechsten Monate derselben starb er, wie Einige sagen, durch die Hand der Soldaten, nach Andern aber an einer [700] Krankheit. So viel ist gewiß, daß Parteiungen den niederdrückendsten Einfluß auf seinen Geist und sein Gemüth äußerten und daß sein Tod dadurch herbeigeführt wurde. Den Monat September wollte er Tacitus nennen lassen, weil in diesen sein Geburtstag und seine Ernennung zum Kaiser fiel. Sein Nachfolger im Reiche war sein Bruder Florianus, von dem ich einiges Wenige hier anführen will.

1411 Dieser, ein leiblicher Bruder des Tacitus, riß nach seines Bruders Tode eigenmächtig, ohne Genehmigung des Senates, das Reich an sich, gleich als wäre dasselbe erblich, ungeachtet ihm wohl bekannt war, wie inständig man den Tacitus im Senate gebeten hatte, er möchte, wenn er stürbe, nicht seine Kinder, sondern irgend einen würdigen Mann zu seinem Nachfolger ernennen. Er war übrigens kaum zwei Monate im Besitze des Throns als er von seinen Soldaten, wie diese hörten, daß Probus, welchen das ganze Heer mit dem Purpur bekleidet hatte, Kaiser sei, zu Tarsus12 ermordet wurde. Probus war aber ein so trefflicher Krieger, daß ihn der Senat wünschte, das Heer wählte und das ganze römische Volk durch Acclamation forderte. Florian suchte seines Bruders Wesen und Betragen nachzuahmen, es gelang ihm aber nicht in allen Stücken. Denn sein wirthschaftlicher Bruder tadelte seine Verschwendung, und schon diese Herrschsucht beweist, wie verschieden sein Charakter von dem seines Bruders war. So waren denn also aus Einem Hause zwei Kaiser hervorgegangen, von denen der eine 6, der andere 2 Monate regierte. Man kann sie als [701] eine Art Zwischenkönige zwischen Aurelian und Probus betrachten, die nach geführtem Zwischenreiche den Kaisertitel erhielten.

15 Zwei marmorne Bildsäulen von ihnen, jede 30 Fuß hoch, standen zu Interamna, weil sie daselbst auf ihrem eigenen Grund und Boden ihre Kenotaphe hatten; sie wurden aber vom Blitz herabgestürzt und dergestalt zerschmettert, daß die Glieder davon überall zerstreut umher liegen. Als dieß geschah, thaten die Zeichendeuter den Ausspruch, es werde dereinst aus dieser Familie entweder männlicher oder weiblicher Seits ein römischer Kaiser erstehen, der über die Perser und Parther Richter setzen, die Franken und Alemannen den römischen Gesetzen unterwerfen, in ganz Africa keinen Barbaren übrig lassen, Taprobane13 einen Statthalter geben, nach der römischen Insel14 einen Proconsul schicken, alle Sarmaten beherrschen und die ganze Erde, so weit sie der Ocean umströmt, nach Unterjochung ihrer Einwohner sich gehorsam machen, sodann aber die Herrschaft wieder in die Hände des Senats niederlegen, nach den alten Gesetzen leben und erst nach 120 Jahren, und zwar ohne einen Erben, sterben werde. Dieß werde aber nach 1000 Jahren, von dem Tage der Herabwerfung und Zertrümmerung der Statuen durch den Blitz an gerechnet, geschehen. Dazu bedurfte es keiner sehr großen Feinheit bei diesen Zeichendeutern, einen solchen Regenten erst nach 1000 Jahren auftreten zu lassen, wo sich [702] die Kunde davon kaum mehr erhalten haben kann; hätten sie ihn aber in 100 Jahren versprochen, so könnten ihre Lügen entdeckt werden. Doch habe ich diesen Umstand nur deshalb hier anführen zu müssen geglaubt, damit meine Leser nicht glauben, derselbe sei mir unbekannt gewesen.

16 Tacitus konnte innerhalb seiner sechs Monate dem Volke kaum eine Spende geben. Eine Abbildung von ihm befindet sich im Palaste der Quintilier, wo ein Gemälde ihn auf fünferlei Art darstellt, nämlich in der Toga, in der Chlamys, in der Rüstung, im Mantel und im Jagdkleide. Ein Epigrammendichter verfertigte auf dieses Gemälde ein Sinngedicht, worin es unter Anderem heißt, nicht in der Rüstung erkenn’ ich den Alten und nicht in der Chlamys, aber in der Toga erkenne ich ihn. Florian und Tacitus hinterließen viele Kinder, deren Nachkommen, wie ich glaube, auf jenes tausendste Jahr warten werden. Man hat noch eine große Anzahl Sinngedichte, worin jene Zeichendeuter mit ihrem Versprechen der Herrschaft zur Zielscheibe des Witzes dienen müssen. Dieß ist das Denkwürdigste, was ich aus dem Leben der beiden Kaiser Tacitus und Florianus anzuführen weiß. Ich muß nun auf Probus übergehen, einen eben so ausgezeichneten Feldherrn als Staatsmann, der vor einem Aurelian, Trajan, Hadrian, den beiden Antoninen, einem Alexander und Claudius den Vorrang verdient, weil er die Vorzüge, welche diese Kaiser einzeln besaßen, alle in seiner Person vereinigte, der nach des Tacitus Tode durch die Wahl aller Rechtschaffenen zur Kaiserwürde gelangte und nach völliger Besiegung der barbarischen Völker und Vernichtung mehrerer Thronanmaßer, die unter ihm auftraten, die ganze Römerwelt im tiefsten Frieden beherrschte und von dem man sagt, man hätte ihn Probus nennen sollen, auch wenn er diesen Namen nicht gehabt haben würde; ja den auch nach der Behauptung vieler die sibyllinischen [703] Bücher der Welt versprochen und der, wäre er länger am Leben geblieben, das Reich von allen Barbaren befreit hätte. Diese Bemerkungen glaubte ich in Betreff des Probus in einer fremden Lebensbeschreibung aus dem Grunde voranschicken zu müssen, damit nicht Tag, Stunde oder Augenblick etwas für sich in Anspruch nehmen und ich vom Schicksal abgerufen aus der Welt scheide, ohne von diesem Kaiser gesprochen zu haben. Nun, da ich meiner Neigung und meinem Verlangen Genüge gethan habe, will ich vor der Hand in meinem Unternehmen inne halten.15

17 Folgende Vorzeichen versprachen dem Tacitus das Reich. Ein Wahnsinniger schrie unter starken Verzuckungen im Tempel des Silvanus:16 des Tacitus Purpur, des Tacitus Purpur! und zwar siebenmal, was in der Folge für eine Vorbedeutung angesehen wurde. Der Wein, den Tacitus als Trankopfer im Tempel des Hercules zu Fundi17 darbringen wollte, wurde plötzlich roth. Ein Weinstock, der sonst weiße aminische Trauben trug, wurde in dem Jahre, in welchem Tacitus zur Regierung gelangte, über und über purpurroth. Vorzeichen seines Todes waren folgende: An der Gruft seines Vaters sprangen die Thürflügel auf. Der Geist seiner Mutter erschien ihm und dem Florian bei hellem Tage so, wie sie im Leben gewesen war. Beide sollen nämlich Eine Mutter, aber verschiedene Väter gehabt haben. In seiner Hauskapelle fielen alle Götterbilder entweder durch eine Erderschütterung oder irgend einen Zufall zu Boden. Das von ihnen verehrte Bild Apollo’s, das auf dem Gipfel des Palastes gestanden, [704] fand sich, ohne daß jemand eine Hand daran gelegt hätte, auf seinem Ruhebette. Dieß alles melden mehrere Schriftsteller. Doch ich kehre zu Probus und seinen Großthaten zurück.

18 Weil ich indessen die Mittheilung einiger Briefe, welche die Freude des Senats über die Kaiserwahl des Tacitus ausdrücken sollten, versprochen habe18, so will ich noch diese hier anführen und sodann dieses Buch schließen. Schreiben im Namen des Senate. „Der sehr erlauchte Senat entbietet der Curie zu Karthago seinen Gruß. Heil, Glück und Segen dem römischen Staate und dem römischen Reiche! Das Recht, das Reich zu verleihen, ein Staatsoberhaupt zu erwählen und einen Kaiser zu ernennen, ist wieder auf uns übergegangen. An uns wendet euch daher in Sachen von Wichtigkeit. Alle Appellationen, welche nämlich von dem Proconsul und den ordentlichen Richtern erfolgen, sind an den Stadtpräfekten zu richten, wodurch, wie wir glauben, auch eure eigene Würde wieder ihren vorigen Glanz erhält, insofern der römische Senat als der erste derjenige ist, der dadurch, daß er sein Ansehen zurück gewinnt, die übrigen in ihren Rechten erhält.“ Ein anderes Schreiben: „Der sehr erlauchte Senat an die Curie zu Treviri. Wie sehr ihr über eure jetzige und vorige Freiheit erfreut seid, davon sind wir vollkommen überzeugt. Die Befugniß, das Staatsoberhaupt zu erwählen, hat der Senat wieder erhalten. Zugleich ist auch beschlossen worden, daß alle Appellationen an die Stadtpräfektur zu richten sind.“ Das Nämliche wurde nach Antiochia, Aquileja, Mediolanum, Alexandria, Thessalonika, Korinth und Athen geschrieben.

19 Privatschreiben aber sind folgende: „Seinem Vater Autronius Justus Autronius Tiberianus seinen Gruß. Jetzt, ehrwürdiger [705] Vater, sollst du den Sitzungen des sehr erlauchten Senates anwohnen, jetzt deine Stimme geben, da das Ansehen dieses erhabenen Standes wieder so sehr gestiegen ist, daß der Staat wieder seine alte Verfassung hat und wir dem Staate sein Oberhaupt geben, die Imperatoren erwählen und wir die Auguste ernennen. Suche also nur recht bald wieder gesund zu werden, damit du dem in seine alte Würde eingesetzten Senate beiwohnen kannst. Wir haben die proconsularische Gewalt zurück bekommen und die Appellationen von allen Gewalten und Würden haben wieder an den Stadtpräfekten zu gelangen.“ Ein zweites Schreiben: „Claudius Capellianus seinem Oheim Cerejus Metius seinen Gruß. Endlich, ehrwürdiger Vater, ist uns zu Theil geworden was wir von jeher gewünscht haben: der Senat hat seine alte Würde wieder. Wir ernennen die Kaiser; unser Stand verleiht die Aemter. Dank dafür den römischen, diesem ächtrömischen Heere: es hat uns die Gewalt, die wir von jeher gehabt haben, zurückgegeben. Entschwinge dich deiner Eingezogenheit zu Bajä und Puteoli. Schenke dich der Stadt, schenke dich der Curie wieder! Rom ist glücklich, das ganze Reich ist glücklich. Wir geben dem Reiche Kaiser, wir ernennen die Regenten. Wir können diejenigen, die wir erhoben haben, auch stürzen. Doch dem Weisen ist ein Wort genug.“ Es würde zu weitläufig sein, alle Briefe, die ich darüber gefunden und gelesen habe, hier anzuführen; ich bemerke daher nur dieß, daß alle Senatoren in eine so übermäßige Freude versetzt wurden, daß sie insgesammt in ihren Wohnungen weiße Opferthiere schlachteten, die Bilder ihrer Vorfahren häufig zur Schau ausstellten, in weißen Togen sich auf ihren Stühlen zeigten, es einander in kostbaren Gastmählern zuvorzuthun suchten, und sich die schöne alte Zeit zurückgegeben glaubten.

Anmerkungen

1 Virgils Aeneis VI, 809 f.

2 Die Colonen als eigener Stand genommen, so begriff man darunter alle jene dinglich unfreien, aber persönlich freien Landinsassen, welche auf den Gütern der reichen Landbesitzer seßhaft waren, sie bestellten und vom Ertrag derselben die Staatsabgaben leisteten, einige Dominialabgaben an ihren Grundherrn entrichteten und selbst ihre Familien unterhielten. Sie gehörten für immer dem Grund und Boden an, worauf sie hafteten; daher war ihre Person nicht blos in der Beschreibung ihrer Gehöfte, sondern auch in dem öffentlichen Staatskataster bei jedem Gehöfte namentlich aufgeführt. Die Besorgung aller ökonomischen Arbeiten bei einem Gehöfte verblieb gewöhnlich bei der Familie, welche es übernommen hatte, erblich, so daß der colonatus vom Vater auf den Sohn, Enkel u. s. w. übergieng.

3 Gegen 14 Millionen Thaler. Ein so ungeheures Vermögen war bei den damaligen Römern nichts Ungewöhnliches. „Der Geschichtschreiber Olympiodor – sagt Gibbon – der Roms Zustand zur Zeit der gothischen Belagerung darstellt, bemerkt, daß einige der reichsten Senatoren ein jährliches Einkommen von 4000 Pfund Gold (über 160,000 Pfund Sterling) von ihren Landgütern einnahmen, ohne die festgesetzten Lieferungen an Getreide und Wein, die, nach Gelde berechnet, ein Drittel der obigen Summe möchten betragen haben. Verglichen mit diesem unmäßigen Reichthum dürfte ein gewöhnliches Einkommen von 1000 oder 1500 Pfund Gold bloß als der Würde des Senatorrangs entsprechend betrachtet werden, der vielen öffentlichen und prunklichen Aufwand erforderte.“

4 Es ist ungewiß, ob hier die Werke des Tacitus gemeint sind oder seine Büste; denn die Büsten der Gelehrten in den Bibliotheken aufzustellen, war römische Sitte. Uebrigens könnte man die Verwandtschaft der Kaisers Tacitus mit dem Geschichtschreiber bezweifeln, da jener Claudius, dieser Cornelius hieß: doch zu den Kaiserzeiten wurden die Namen vermischt und äußerst ungewiß.

5 Ich lese mit Obrecht: demosiarchiis.

6 Die lex Furia Caninia beschränkte die Freilassungen.

7 Etwa ein Nösel, ein halbes Quart. Die Hälfte des sextarius ist eine hemina.

8 Was für ein Zeichen von Geiz galt. Denn in der Regel verzehrte man nach verrichtetem Opfer das Opferfleisch in Gesellschaft der Priester in den Tempeln, und nur genauere Leute ließen den Priestern einen Theil des Opferfleisches und nahmen das übrige mit nach Hause.

9 An den Tagen nach den Kalenden, Nonen und Iden etwas zu unternehmen, hielt der Aberglaube für bedenklich.

10 Die Stelle Cicero’s, auf welche hier angespielt wird, befindet sich in der Rede gegen Piso. Bei Uebersetzung unserer Stelle folgte ich der Verbesserung des Salmasius: magnificentius esse dicere quemadmodum gesserit consulatum quam quemadmodum ceperit.

11 Das Folgende, welches in den Ausgaben gewöhnlich als selbständige Biographie des Florianus steht, ist, wie sein Inhalt und Zusammenhang mit dem Vorhergehenden zeigt, vielmehr der Schluß der Biographie des Tacitus, daher wir sie an diese unmittelbar angereiht haben.

12 Hauptstadt der kleinasiatischen Landschaft Kilikien.

13 Eine indische Insel, wahrscheinlich Ceylon.

14 Hierunter ist Britannien zu verstehen. Ein großer Theil dieser Insel war zwar den Römern unterworfen, wurde aber oft von den Einfällen der nördlichen Bewohner heimgesucht, daher Britannien eine kaiserliche Provinz war, wohin Proprätoren etc. geschickt wurden. In die Senatsprovinzen, welche keine Heeresmacht erforderten, wurden Proconsuln geschickt, daher der Sinn unserer Stelle ist, Britannien werde noch ganz unterworfen und beruhigt werden.

15 Ich übersetze hier nach der Emendation von Obrecht. Sie lautet: Nunc quiescam interim in stadio meo, satis factum arbitrans studio et cupiditati meae.

16 Gott der Wälder.

17 Eine Stadt in Latium, jetzt Fondi.

18 Vgl. Cap. 12 a. E. (oben S. 699).