Vita Iuvenalis
Übersetzung
[552] Junius Juvenalis, eines wohlhabenden Freigelassenen Sohn oder Pflegsohn, was man nicht sicher weiß, übte sich bis zu seinem mittleren Alter im rednerischen Vortrage, mehr aus Lust an der Sache, als weil er sich für das Lehramt oder das Forum hätte vorbereiten wollen. Dann dichtete er eine treffende Satire von nur wenigen Versen auf Paris, den Pantomimen und Dichter [des Claudius Nero, welcher sich auf sein Halbjährchen Kriegsdienst außerordentlich viel einbildete1] und vervollkommnete fortan dieses Gebiet der Dichtung mit großem Fleiß. Dennoch wagte er es ziemlich lange nicht, auch nur vor einem kleineren Publikum aufzutreten. Später dann ließ er sich zwei- bis dreimal hören, und hatte dabei solchen Zulauf und so großen Erfolg, daß er auch seine älteren Gedichte in seine neuen Dichtungen verwob, z. B. (VII, 90 f.):
Was dir der Adel nicht schafft, das erwirkt der Mime: du hältst dich
An Camerinus und Barea, an Vorsäle des Adels,
Doch Pelopea Präfecten macht, Philomela Tribunen.
Ein Schauspieler war damals der Liebling des Hofes, und Viele seiner Gönner kamen täglich zu Ehren. Daher kam Juvenalis in [553] Verdacht, daß er auf die dermalige Zeit angespielt habe, und wurde sogleich, obwohl achtzig Jahre alt, unter dem Schein einer Beförderung im Kriegsdienst aus der Stadt entfernt und als Befehlshaber zu einer Cohorte geschickt, die an der äußersten Grenze von Aegypten lag. Diese Strafart wurde gewählt, weil sie einem unbedeutenden und spaßhaften Vergehen angemessen schien. Er starb jedoch sehr bald aus Angst und Lebensüberdruß.
Anmerkungen
1 Die eingeklammerten Worte sind im Text verdorben.
